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1878 -1- 32 Ireitag, den 19. April Nicht zagen sollen wir, wenn Nebelgrau'n Des Kummers und der Trauer uns umfängt. Wir sollen gläubig hoffend aufwärts schau'n Zu jenem Strahl, der allen Gram verdrängt. Des Winters Oede muß dem Frühling Weichen — Und ob ein Wesen auch dem Schmerz erlag, Nicht ist's verloren; in des Lichtes Zeichen Winkt ihm ein froher Auferstehungstag. Murr blühen bald im milden Sonnenschein Des Lenzes zarte Kinder wieder auf Und jubelnd zieh'n des Waldes Sänger ein, Vom Süden her im frohen Wanderlauf. Es feiert die Natur ihr Auferstehen, Des Winters Nacht zu goldnem Licht sich kehrt; O, möchten wir die Mahnung recht verstehen, Die uns das Osterfest von Neuem lehrt. Des Heilands Grab hat einst sich aufgethan, Beendet war der Prüfung schwere Zeit, In göttlicher Verklärung himmelan Stieg der Erlöser, zur Unendlichkeit. — So lautet unsres Glaubens fromme Sage, Wir aber missen ihre Deutung nicht; Noch zeigt uns die Natur am Ostertage Die Bahn des wahren Heils: Durch Nacht zum Licht! Auch unser Volk, deß beste Söhne oft Ein künftig Aufersteh'n ihm prophezeit, Es hat vergebens nicht geharrt, gehofft, Auf feines Reiches Kraft und Herrlichkeit. Wohlan, so sei uns dieser Osternwrgen Ein neuer Weckruf, zu vertrauen dem Licht, In dessen Segensstrahl wir wohl geborgen, Wenn es das letzte Sturmgewölk durchbricht. Und wie dem waltenden Gesetz der Welt Das scheinbar Ewige selbst unterthan, So bietet uns des Lebens weites Feld Manch' Aufersteh'n auf dichtverschlungner Bahn. Schweift auch die Hoffnung in die fernsten Räume Nach dem ersehnten, ost begehrten Ziel, Es naht die Stunde, wo die kühnsten Träume Gestalt gewinnen in der Stunden Spiel. land und Rußland schweben, sind zwar noch immer vorhanden, in dessen neigt man sich aller Orten der Ansicht zu, daß es Deutschland gelingen werde, eine Vermittelung anzubahnen, die, wie es den An schein hat, in den Verhandlungen Oesterreichs,mit Rußland bereits von Erfolg begleitet gewesen ist. Wenigstens sprechen sich mehrere der Wiener Blätter in diesem Sinne aus. Nach den Anschauungen der betreffenden österreichischen Zeitungen wäre jetzt nicht mehr die Rede von einem Anschlusse Oesterreichs an England, zu welcher Wandelung wohl sicher die im englischen Parlamente geschehenen Aeußerungen Lord Derby's über Oesterreich Manches beigetragen haben mögen. Die Wiener „Montags - Revue" schreibt: Die neueste Phase, welche die diplomatische Situation aufweist, hat unleugbar einige be ruhigende Momente des Friedensbedürfnisses. Die Bedenken Europa's, sich die Verantwortung des Friedensbruchs aufzuladen, haben sich als kräftige Faktoren im internationalen Leben erwiesen, als daß nicht der Egoismus der Nation damit rechnen müßte. Nach der umfassenden Kritik, welche Salisbury an dem Frieden geübt, werde sich Rußland zu weitgehenden Zugeständnissen bequemen müssen, wenn es zu einem Einverständniß mit England gelangen wolle, aber dazu werde es vor- Noch sind die Pfade nicht so blumenreich, Die wir im neuen Staatenbunde geh'n; Doch nirgends labt uns ja die Frucht sogleich, Wo wir die Knospe sich gestalten sehn. Mit frohem Muthe laßt uns weiter streben Und nimmer bleibet der Erfolg uns aus. Beharrlichkeit wird einst den Preis uns geben, Der uns erfreuen soll in Staat und Haus. (WaldH. Anz.) Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Localitäten bleibt das hiesige Königliche Gerichtsamt Sonnabend, den 27. April dieses Jahres, geschlossen. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, dm 16. Apru 1878. Dr. Gangloff. Bekanntmachung, die Vertilgung der Feldmäuse betr. Das zahlreiche Auftreten von Feldmäusen in einzelnen Theilen des Bezirks veranlaßt die König!. Amtshauptmannschaft, den be treffenden Grundstücksbesitzern unter Bezugnahme auf die in den Gemeinden verbreitete Anleitung zur Vertilgung der Feldmäuse die sofortige Anwendung von Vertilgungsmitteln dringend anzuempfehlen, wobei auf die Gülich'schen Räucheröfen, welche durch das Bureau desLandes- culturrathes in Dresden (Porticusstraße 10, III.) und aus der Metallwaarenfabrik von Bernhard Rösch in Borna bezogen werden können, noch besonders aufmerksam gemacht wird. Meißen, am 12. April 1878. Königliche Amtshauptmannschaft. von Boffe. für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Achtunddreißigfter Jahrgang. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal (Dienstag u. Freitag) und kostet vierteljährlich 1 Mark. — Annoncen-Annahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag 12 Uhr. Tagesgeschichte. In ärztlichen Kreisen agitirt man lebhaft für die Ergreifung umfassender Schutzmaßregeln gegen die Einschleppung epide mischer Krankheiten aus Rußlaud durch die in Deutschland Heilung suchenden verwundeten und erkrankten Militärs. Da die russische Regierung namentlich im Anfänge des Krieges alle sanitäts polizeilichen Vorschriften in geradezu gewissenloser Weise vernach lässigte und auch jetzt noch die Desinfektion der vom Kriegsschauplätze heimkehrenden Truppen m keineswegs genügendem Maße betreibt, ist die Besorgniß nur zu begründet, daß die vorhandenen Epidemien, welche in der russischen Feldarmee grassiren, ihren Weg auch nach Deutschland finden werden. Schon jetzt findet man in Petersburger Blättern zahlreiche Aufforderungen an die Verwundeten, die Heilkraft i der deutschen Bäder zu erproben. Diesem Rathe wird voraussichtlich ! vielfach entsprochen werden, ohne daß die Betreffenden bei Passirung ! der deutschen Grenzen irgend welche Quarantäne durchzumachen haben werden. , ! Die Hoffnung auf eine friedliche Beilegung des Orientkon- i fliktes hat sich bis jetzt erhalten, die Differenzen, welche zwischen Eng- j Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt