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MM, si, «W Hharandt, Hlossm, Sieömtehn und die Amgegenden. Ro. 13 Lonnabcnv, de« 28. Januar 190S «4. Jahrg erklärte, diese seien aus dem gleichen Grunde nicht in der Lage, objckliv Recht zu sprechen. Der Vorsitzende hob hierauf die Verhandlung auf. Eine Menge unglaublicher Gerüchte sind in Peters burg im Umlaufe, die alle zu dementieren unmöglich ist. Unter anderen ist die Meldung von der Abreise der Kaiserin- Witwe vollständig unbegründet. Auch baS Gerücht von der Verhaftung Maxim Gorkis ist nicht wahr. Es geht das Gerücht, daß Foullon zum General-Gouverneur von Warschau ernannt werden wird. General Tscherkow hat jedoch seine Entlassung noch nicht gegeben. Der Arbeiteraufstand kann als völlig gescheitert gelten. Die Arbeiter haben ihre Ohnmacht eingesehen, aber sie sind, soweit die Führer in Betracht kommen, ent schlossen, zu anderen Mitteln zu greifen. . - Die Mark"-Münze ist zu einem kleinen Teile schon ausgegeben worden, ^as Geldstück ist genau Aus Stadt und Land. Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 27. Januar 1905. — Des Königs Dank. Nachdem am DienStag abend der Fack.lzug der studierenden Jugend vor dem König vorbeigezogen war und den Schloßplatz in Dresden verlassen hatte, ließ es sich die Dresdner Einwohnerschaft nicht nehmen, dem Monarchen durch eine spontane Huldigung ihre Liebe zu beweisen. Begeisterte Hochrufe brausten auS der tausendköpfigen Menge zum Gcorgentore empor, auf dessen Balkon sich der König immer wieder zeigte, um sichtlich erfreut nach allen Seiten hin huldvoll für diesen herzlichen Ausdruck des Volksempfindens zu danken. Wie sympathisch der König durch die Ovation berührt worden ist, geht daraus hervor, daß er noch am DienStag abend an Oberbürgermeister Beutler folgendes Telegramm ge sandt hat: Nach Beendigung des von den Studierenden der akademischen Lehranstalten Mir gebrachten Fackelzuger habe Ich von seiten des Publikums auf dem Schloß- Platze eine aus dem Herzen des Volkes hervorge- gangene begeisterte Huldigung empfangen, wie eine solche seit langer Z.lt nicht in Meiner Residenzstadt erfolgt ist. Dieses Zeichen von Liebe hat Meinem Herzen überaus wohlgetan. Ich bitte Sie, diesen Meinen Dank in einer Ihnen angemessen erscheinenden Art und Weise zur Kenntnis Meiner lieben Dresdner zu bringen. Friedrich August. Der Fackelzug, auf den König Friedrich August Bezug nimmt, war eine glänzende Veranstaltung. Dec feierliche Aufzug ordnete sich um 7 Uhr amHauwbahnhofe. Gegen 1/28 Uhr setzte sich das Heer der Fackelträger und ein gewaltiger Wagentroß mit kostbarem Fahnenschmuck, um geben und gefolgt von Chargierten zu Pferde in Bewegung. Vorauf zog ein berittenes Musikchor in Landsknechtlracht. Es folgten, den Zug durchsetzend, noch vier Kap.llen zu Fuß. Rote Flammen flackerten empor und mischten sich mit dem reinweißen Lichte der Magnestum-Leuchten. Im Zuge bewegten sich über 30 vierspännige Wagen und nahe an 500 Fackelträger zu Fuß. An allen Straßen drängten sich tausende von Zuschauern. Vor dem Georgenthor erfolgte die Ovation, die der König vom Balkon seines Schlosses entgegen nahm. Die Huldigung an den König sprach Kandidat rer. techn. Joh. Großmann auS. Der König dankte und versicherte die akademische Jugend seines Wohlwollens. Mit dem Gesang der Sachsenhymne hatte die Huldigung, der auch die Prinzen beiwohnten, ihren Abschluß erreicht. Die Wagen und der Zug ordneten sich zum Abmarsch und wendeten sich dem Onragehcge zu, wo auf dem sportlichen Spielplatz die Fackeln zusammenge worfen wurden. Kerker lautete, bei dem Obersten Gerichtshöfe Berufung eingelegt. Der Oberste Gerichtshof Hal jenes Urteil jedoch bestätigt. Die Ereignisse in Rußland. In Petersburg ist die Erbitterung über das Blutvergießen, das bei einer Halbwegs besseren Organi sation unbedingt zu vermeiden gewesen wäre, noch immer ungeheuer. Auf den Straßen steht man nur tiefernste Gesichter; kein lautes Sprechen ist zu vernehmen — es herrscht förmliche Kirchhofsruhe in der Stadt. Die Schaufenster vieler Magazine sind immer noch mit Brettern vernagelt, die Geschäfte werden bei künstlicher Beleuchtung abgewickelt, da das Tageslicht nicht in die Verkaufsräume hineindringt. Die Polizei hat befohlen, daß abends schon von 5 Uhr an sämtliche Haustüren und Torwege zu schließen sind; die Theater sind schon seit drei Tagen geschlossen, ebenso alle anderen Vergnügungsstätten. Die Lebensmittel steigen gewaltig im Preise. Die Nacht zum Mittwoch ist ruhig verlaufen, nur in dem Stadtteil Wassili. Ostrow wurden Schöffe gehört. Den Petersburger Stadtteil durch zogen die ganze Nacht hindurch Patrouillen, welche die Passanten anhielten und ausfragtcn. Arbeiterhaufen durch- zogen bis Mitternacht die Hauptstraßen. Die Zeitungen erscheinen noch nicht, ausgenommen Regierungsbote und Invalid. An den höheren Lehranstalten werden keine Vorlesungen gehalten. Alle Professoren dcS Polytechnikums wohnten mit dem Rektor der Beerdigung der am Sonntag getöteten Studenten und Arbeiter bei. Auf der Newski- werft erscheinen die Arbeiter, um den Rest ihres Lohnes in Empfang zu nehmen, sie verhalten sich ruhig. Die Szenen in den Leichenhallen der Spitäler sind grauenerregend. Weinen und Wehklagen der ihre Angehörigen agnoszierenden Männer und Frauen ist nicht gestattet. Wer die unheimliche Stille durch einen Laut unterbricht, wird hinausgeführt. Die meisten der Leichen zeigen mehrere Schußwunden, viele der erstarrten Hände weisen Kugelspuren auf, offenbar wurden die Hände ge troffen, als die Opfer instinktiv damit das Gesicht zu schützen suchten. Diese Hände sind nicht durchwegs ungepflegt und Zeugen schwerer Arbeit, man sieht vielmehr auch solche mit wohlgepflegten Nägeln, aber ohne Ringe. Diese ver schwanden während des Transportes. DiePolizei, welche Sonntag und Montag ein wenig in den Hiuter- Krau von H-rvay, j hatte der Verteidiger ausgesprochen, als der Obmann der i die vielgenannte Tocyier Bell ichims, halte gegen das Ur-1 Geschworenen sich erhob und namens der Geschworenen teil deS Leobener Kriegsgerichts, das auf vier Monate « politische Run-schau. Wilsdruff, 27. Januar 1905. Deutsches Reich. Prinz Eitel-Friedrich von Preußen ist an Lungenentzündung eikraukt. Die Krankheit steht noch im Stadium der Entwicklung; Grund zur Besorgnis ist bisher nicht vorhanden. — Wegen Erkrankung des Prinzen hat der Kaiser jede Feier seines Geburts tagsfestes abgesagt und alle hohen Gäste telegraphisch ersuchen lassen, die freundlichst beabsichtigte Herreise auf zugeben. Ein Hohenzollernprinz als Abiturient. Prinz August Wilhelm von Preußen, der vierte Sohn des Kaiserpaares, hat in Plön sein Abiturienten examen bestanden. Außer dem Prinzen legten auch drei Mitschüler die Prüfung ab. Prinz August Wilhelm wird nach Vollendung seines 18. Lebensjahres am 29 d. M. nach Potsdam übersiedeln, um sich dort auf die Offiziers- Prüfung vorzubereiten. Im Reichstag erklärte Staatssekretär Graf Posavowsky, am Mittwoch abend sei der deulsch-österreichisch-ungarische Handels vertrag von den Bevollmächtigten unterschrieben worden, 1- Februar würden die bisher abgeschlossenen steoen Handelsverträge dem Reichstage zugehen. Du?^ Fürsten Automobil fahren! -rinn-» Slualsmiutsterium Yul eine Ver- chlde»^'^ dem Kraftwagen des Grobherzogs k. S"dr»-rl °u« -°m W°«, sond-rs kcnnt^ sroßherzogliche Kraftwagen ist be- einAn?^^ Oldenburg kann sich jetzt also Nnen' Hoffentlich^^ politischen Rechten zu Untertanen 8 die treuen Oldenburger auch recht eifrig! großherzoglichen Automobils Eine eigenartige „Militär«»-" Anreiae fiadel stch dcm mrau. vu " 'F* la.^ Frau Hauptmann Schmidt in Celle such 2 zum1 April e ne einfache stutze, die selbständig^^ Hilfe eines dienstfreien Bursen Nusarbe verrichtet." Es wäre von Interesse zu ers^n 0^ Hauptmannsbursche eigenS zu dem Zwecke vom'Dienste befreit ist, um der Frau Hauptmann in der Küche zu helfen. Der Schulbesuch bei Straf- v-rbot-u. Daß in einem Dorfe der Schulbesuch bei Strafe verboten wird, ist wohl noch nicht dagewesen. Im Dorfe Bückelte bei Meppen starb vor einigen Monaten der Lehrer Schuir, der 30 Jahre dort gewirkt hatte. Da sonst zurzeit keine Lehrkraft verfügbar war, wurde der Sohn des alten Lehrers, der das bischöfliche Seminar in Osnabrück absolviert halte, aber wegen eines körperlichen Leidens zunächst auf feste Anstellung verzichten mußte, Provisorisch mit der Erteilung des Unterrichts in Bückelte beauftragt. Da erließ dec Gemeindevorsteher eine Ver fügung des Inhalts, niemand dürfe sein Kind zur Schule schicken bei Strafe von 3 Mark, denn der kranke Lehrer bilde eine Gefahr für die Kinder. Dieser „Streik" wurde tatsächlich durchgeführt bis zum kürzlich erfolgten Tode des Lehrers. Ausland. Unfälle iu der spanischen KSnigsfamili-. . Der Madrider Heraloo meldet, der König habe am Mittwoch auf einer Spazierfahrt einen Unfall mit seinem Automobil gehabt, der aber ohne Bedeutung gewesen sei Und nur einen kurzen Aufenthalt veranlaßte. Die Königin- Mutter erlitt ebenfalls an dem Tage einen Stoß im Fahrstuhl des Schlosses, doch ohne Beeinträchtigung der Gesundheit. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk mrdtswalde Groitzsch, Grumbach, Grund der Moyor», Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorst Kaufbach, KeffelSdorf, Kleinschönberg, Klipphaufen, Lampersdorf, Limbach, Losen, Mohorn, Miltitz-Roitzsche«, Minztg, Neukirchen, Neutannebera, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, RöbrSdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KeffelSdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildoerg grund trat, arbeitet jetzt wieder gemeinsam mit den Militär behörden. In WasstU-Ostrow, wo zahlreiche „Intellektuelle" wohnen, ist die Zahl der Verhaftungen bedeutend. Re dakteur Jessen wurde um vier Uhr morgens aus dem Bette geholt, dessen Freund Professor Karejew gleichfalls in früher Morgenstunde und nach der Peter-Paulsfestung gebracht, wohin der Historiker Semewsky, Gemeinderat Schedrin, Universitälsdozent Niakotin, Schriftsteller Psssar- rew, Advokat Sifitnikow folgten. Die meisten von ihnen ff"? verheiratet und Väter mehrerer Kinder. Die Ver schickung dieser Männer im administrativen Wege ist, so heißt es, nicht beabsichtigt, man will sie als die tätigsten Mitglieder des liberalen Aktionskomitees in diesen kritischen Tagen festhallen und ihnen später angeblich freistellen, ins Ausland zu reisen. Witte empfing Verwandte der Verhafteten und erklärte ihnen, es sei richtig, daß alle ge nannten Herren kürzlich als Deputation bei ihm vorsprachen. Er und Fürst MirSky seien persönlich durch deren Ver haftung überrascht, beide würden alles aufwenden, sie freizubekommen, vorausgesetzt, daß sie kein anderes Ver schulden treffe. Welchen tiefen Eindruck die Ereignisse auch auf den geordneten Gang der Rechtspflege gemacht haben, zeigt folgender Vorfall: Gestern fand in Petersburg im Bezirksgericht eine Sitzung statt, in der die Mörder zweier reicher Damen adgeurteilt werden sollten. Im Laufe der Verhandlung erklärte der Verteidiger, er fei infolge der aufregenden Vorgänge der letzten Tage nicht in der Lage, » die Verteidigung ruhig und sachgemäß zu führen. Kaum I so groß wie das Fünfzigpfennigstück, aber nahezu dreimal Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mt. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M! 54 Pf.. Inserate werden Montags, MittwosS und Freitags bis spätesten« mittag« 12 Uhr angenommen Jnferttonsprei« 15 Pfg pro viergefpallene KorpuSzetle. Druck und Verlag von Martin Berger St Friedrich in Wilsdruff. — Verantwortlich für OertlicheS und den Inseratenteil: Marti» Berger, für Politil und die übrigen Rubrik«'. Hnzo Friedrich.