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UlÄlß Warandt, Aossen, Sieöenteßn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund Sei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorb Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzsche«, Muszia, Neukirchen, Neutcmnebers, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bet Kefselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildoerg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonuabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.b4 Ps.« Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro Viergespann« KorpuSzeile. Druck und Verlag von Martin Beraer L- Friedrich in Wilsdruff. — Verantwortlich für Oertliches und den Inseratenteil: Martin Berger, für Politik und die übrigen Rubriken: Hugo Friedrich. No. 15. Donnerstag, den 2. Februar 1WS. 64. Jahrg. I entfernteren Gegenden täglich in Scharen zu dem Tischler- gesellen Ansmeier, der im Harn der Kranken alle Leiden erkennen und diese heilen will. Im Wartezimmer wird jeder Patient numeriert. Dem einen Omnibusverkehre von und zum Bahnhöfe Arenshausen ist jetzt schon der zweite gefolgt. Die Wirte und andere Geschäftsleute in Kirchgandern schmunzeln. Das beste Geschäft macht aber Ausmeier selbst; sein monatliches Einkommen soll sich auf 3000 Mark belaufen! Das ist soviel wie ein preußisches Ministergehalt. Ausmeier ist schon heute ein gemachter Mann und wird, wenn sein Doktor-Geschäft so weiter blüht, wohl auch noch einmal Rsttersgulsbesttzer werden, wie sein „Kollege" Ast in Rabbruch. — Sollte der Staat keine Handhabe besitzen, diesem Unfug zu steuern? Ausland. Zwei Bombenatteutate in Paris. Vor oem Palais, das einer der russischen Botschafts- sekretäre in Paris, Fürst Trubetzkoi, bewohnt, ist am Sonntag abend eine Bombe gefunden worden. Der Ge danke liegt nahe, daß irgend einer der russischen Ter roristen hier entweder nur eine Demonstration oder ein Verbrechen gegen einen Vertreter des russischen Staates geplant hat. Es wird denn auch aus Parts gemeldet, baß die Polizei vermutet, daß die Bombe von irgend einem exaltierten russischen Flüchtling hingelegt worden sei, der dieses Hotel für seinen Anschlag auswählte, weil das Gebäude der russischen Botschaft zu sorgfältig überwacht wird. Hat dieser Bombenfund ein verhältnismäßig harm loses Aussehen, so ist leider ein anderer Anschlag umso besser geglückt. Ueber diesen wird berichtet: Paris, 31. Jan. Gestern abend fand eine von Sozialisten einberufcne Versammlung statt, in der gegen die Ereignisse in Petersburg protestiert wurde. Als die Teilnehmer der Versammlung, dar unter die Deputierten Jaurös, Pressensä und Vaillant die Sitzung verlassen hatten, wurde gegen das Haus der Avenue de la Republique Nr. 13 eine Bombe geschleudert, die mitten unter eine Gruppe Polizisten und republikanische Garden fiel. Zwei Nationalgardisten wurden verwundet. Der Polizei präfekt und mehrere Kommissare trafen alsbald am Tatorte ein zur Vornahme einer Untersuchung. In der im Erdgeschoß des Nebenhauses gelegenen Wirtschaft richtete die Explosion großen Schaden an. Sämtliche Spiegel- und Fensterscheiben wurden zertrümmert. Die Polizei nahm gegen 2 Uhr in einer kleinen Schänke in der Avenue de la Republique, die als Versammlungs ort der Anarchisten gilt, mehrere Verhaftungen vor. Unter den Verhafteten befindet sich ein den Behörden seit langer Zeit bekannter Anarchist namens Francois, ferner ein Angestellter einer Zementfablik namens Bailly und der Student der Rechte Chevalier, der eine kleine Brand wunde an der Hand hat. Die Verhafteten leugnen entschieden, irgendwelchen Anteil am Bombenattentat zu haben. Gegen 3 Uyr früh wurde der Sekretär des Arbeiterverbandes für die Nahrungsmittelbranche, Autour- Ville, als verdächtig in Haft genommen. Weiter wird aus Paris noch gemeldet: Außer den beiden verwundeten Nationalgardisten wurde durch die Bombe einem dritten Nationalgardisten das Gewehr zerschmettert; ferner wurden zwei Frauen leicht verletzt. Obgleich die Bombe mit Schuhnägeln und anderen alten Eisenstücken gefüllt j)sttti-che Rundschau. Wilsdruff, 1. Februar 1905. Deutsches Reich. Im B-stud-u des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen ist seit Montag eine entschiedene Wend- nng zum Bessern eingetreten. Die Komplikation, die dadurch eingetreten ist, daß auch die rechte Lunge von der Entzündung ergriffen worden ist, bedingt eine längere Dauer der Krankheit, als ursprünglich angenommen wer den durfte. Dazu kommt, daß sich auf der linken Seite zu der Entzündung der Lunge eine foctgeleitete entzünd liche Ausschwitzung im linken Brustfell hinzugesellt hat, wie das oft bei der Lungenentzündung geschieht. Hingegen ist sehr wichtig und erfreulich, daß, dank der jugendlichen und kräftigen Konstitution des Prinzen sein Allgemein- befinden im Ve hältnis zu der Erkrankung gut ist, denn der befriedigende Stand der Nahrungsaufnahme und des Klagezustandes wird von den Aerzten des Prinzen be sonders hervorgehoben. . ... Das Kriegsgericht in Glogau verurteilte den rteurnanl o Specht aus Jauer, einen Sohn des Generalmajors v Specht aus Lichterfelde, wegen Ueverschrettung des Urlaubs um mehr als 7 Tage zu 3 Monaten Gefängnis und Dienstentlassung. Die Verhandlung und die Verkündigung der Urteilsgründe fanden unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Von Herrn Szmula auf der Titeljagd erzählt die „Disch. Zig. ein amüiaates Geichrqtchcn. Danach ist Herr szmula, bekanntlich Mawr a D und Zentrumsabgeordneter für den Reichstagswahlkrei's Oppeln, kürzlich auf der Jagd nach dem Titel eines päpstlichen Geheimlämmerers einem Schwindler in die Hände gefallen. Dieser Schwindler, ein Dr. v. Orlowski, der es selbst zum Kom manveur des päpstlichen St. Gregor- Ordens gebracht hatte, versprach, der Titclnot des 74jähr- igen Reichstagsabgeordneten abzuhelfen und ihm die Er nennung zum Geheimkämmerer des St. Gregor-Ordens zu verschaffen. Szmula gab dem Dr. V. Orlowski denn auch erst 4000 und dann nochmals 2000 Mark, ohne den Titel zu erhalten. Der Schwindel kam bei einer Gerichtsverhandlung in Wien zur Sprache, wogegen Dr. v. Orlowski wegen anderer betrügerischer Manipula tionen verhandelt wurde. — Alter schützt vor Torheit nicht! Vom Dreschgrafen. In einem neuen Flugblatt letzt Graf Pückler seine Hetzereien gegen die Juden fort, indem er schreibt: „Wir müssen das Hinausschmelßen der Juden jetzt betreiben nach ganz bestimmten Statutem Ec fordert auf, die jüdischen Rechtsanwälte in tue Spree zu werfen, die jü- bischen Aerzte mit Stockschlägen zu regalteren die Laternen von Berlin mit Juden zu „garnleren , die Mischen Pro fessoren mit Backpfeifen und Fußtrstttn zu „erfreuen und „Lärm, Tumult und Radau zu machen, daß die «Straßen in Berlin in den Grundfesten erzittern. Vom „Wunderdoktor" in Kirchgandern. Daß die Dummen nicht alle werden, kann man aus dem gewaltigen Zulauf ersehen, den der „Hettkunstler Ausmeier in Kirchgandern (Eisfeld) jetzt hat. Trotz aller ausklärenden Zeitungsnotizen laufen die Kranken vom Eichsfelde, aus Hessen und Hannover, ja aus noch weiter Freibank Wilsdruff. Donnerstag, -en 2. M., nachm. von 2 Ahr ab Verpfundung von S ch n i tt o ch s en f l ei l ch in teils rohem u. teils gekochtem Zustande. Preis ä Pfund: roh - Mk. 40 Pfg., gekocht -- Mk. 30 Pfg. Wilsdruff, am 1. Februar 1905. Dev Stadtvat. Kahlenberger. Bekanntmachung. Donnerstag, den 2. Februar d. I., nachmittags 6 Uhr, öffentl. ^tadtgemeinderatssitzung Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Wilsdruff, den 1. F.bruar 1905. Dev Vüvgevnreistev. Kahlenberger. war, richtete sie nur wenig Schaden an. Die Ladung der Bombe flog etwa 20 bis 30 Meter weit. Man sagt, daß die Bombe ebenso zusammengesetzt war, wie diejenige, die vor dem Hotel Long, der Wohnung Trubetzkois, gefunden wurde. Diese war klein und mit Glas gefüllt. Sie hatte die Form einer Flasche mit zwei Röhren, von denen die eine von Metall, die andere von Glas war und Säure enthielt. Die Bombe war schlecht konstruiert; man ist der Meinung, daß sie keinen großen Schaven angerichtet hätte. Die Vorgänge in Rußland. Beim Zaren ist, wie die „M. N. N." aus „sonst ausgezeichnet unterrichteter Stelle" erfahren, der Einfluß der Gcoßfürstenparlei derzeit hinter dem der Zarin zurück getreten, welche einen Wechsel der Stimmung beim Zaren veranlaßt hat. Die Zarin soll durch den Herzog von Leuchtenberg über die wahre Situation aufgeklärt worden sein und ihren Gemahl unterrichtet haben. Infolgedessen habe sich der Zar entschlossen, nur im äußersten Falle Gewalt anzuwenden und den Versuch zu machen, durch Eingehen auf die Wünsche des Volkes die Ruhe wieder herzustellen. (?) Weder Witte noch Fürst Mlrsky hätten dies früher versucht oder erreicht; doch seien die Gerüchte über den Rücktritt Mirskys unrichtig. Von anderer Seite wird gemeldet: Es scheint, daß dem General Trepow Mäßigung auferlegt worden ist. Die verhafteten Intelligenzen werden etner nach dem anderen wieder freigelassen. Avstcht war, sie während der Unruhen festzuhalten, da keine Schuld auf ihnen lastet, als daß sie ihre Sympathie für die Arbeiter zum Ausdruck brachten. Der Schriftsteller Poschechonow steht jedoch einem schweren Schicksale entgegen; er verfaßte einen Aufruf an dieTruppen und forderte sie zur Meuterei auf. Hunderte von verhafteten Arbeitern werden ent lassen, nachdem sie einer Züchtigung mit Ruten unter worfen worden sind, ob sie an den Unruhen beteiligt oder nur zufällig Zuschauer waren, ist gleichgültig. Die Presse darf hierüber nicht schreiben, alle Details der Unruhen werden unterdrückt. In Warschau dauert der Ausstand fort, alle Fabriken und Werkstätten sind geschlossen. Der Verkehr in der Stadt ist vollständig eingestellt. Sämtliche Restaurants und Cafss sowie die Läden find geschlossen. In vielen Läden, Jastituten und Bureaus sind die Fenster eingeschlagen. Die Zahl der Opfer bei den vorgestrigen Unruhen ist nicht genau bekannt; man schätzt sie auf 160 Tote vezw. Verwundete. Auch in Mttau dauert der Ausstand fort. Von der Garnison ist eine Kampagnie nach Windau geschickt worden. Bei den Unruhen ist ein Polizeibeamter verwundet worden. Die Truppen haben von der Waffe noch keinen Gebrauch gemacht. Von Wilna wird ein Bataillon Infanterie und eine Batterie nach Libau geschickt werden. Der Krieg zwischen Rußland und Japan. Zu der mißglückten neuen Offensive Kuropalkms wird aus Kurokis Hauptquartier gemeldet, daß der Versuch der Russen, den japanischen linken Flügel zu umgehen mit einem gänzlichen Mißerfolg endete. Aus Tokio erfahrt das „Reutersche Bureau", daß nach einer dort aufgestellten Schätzung die Verluste in den Gefechten bei Chenchiehpo und Helkontai auf japanischer Setter 5000 und auf russischer Seite 10000 Mann betragen. - Vom Kriegs schauplatz wird ferner berichtet, daß 40000 russische