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V«I> ro vir«. v<s^i^^^?^v^^^^s^o^2<2v<22^o-22^v^^ Maaeira alr Kurort. Von jeher galt die portugiesische Insel Madeira als einer der köstlichsten Punkte der Erde. Sie besitzt ein Klima, wie wir es sonst nur an wenigen Orten wieder- siudcn, jedenfalls an keinem, der von Europa aus gleich leicht und verhältnismäßig schnell zu errei chen ist. Denken wir uns, daß der Wmter in Madeira noch um einige Grade wärmer ist als un ser Sommer, daß aber auch der dortige Sommer nicht heiß ist, jedenfalls nicht mehr als 30 bis 32 Gr. C. anfweist, so verstehen wir, wenn dieses Klima uns als Paradiesisch erscheinen muß, umso wehr, als Regentage seltener als bei uns sind, der Himmel also fast das ganze Jahr über ein wunder bares Blau zeigt. Auch die Tem peratur des Meeres ist immer warm, sie sinkt nie unter 16 Gr. C. und bietet sonnt während des gan zen Jahres die Möglichkeit zu Bädern. Unter diesen Umständen ist es erklärlich, daß Madeira schon seit langem ein hochgeschätzter Kurort ist, ja daß Funchal, die Hauptstadt der Insel, als der kli matisch günstigste Kurort aller be kannten Krankenstationen gilt. Trotzdem wurde Madeira von Deutschen verhältnismäßig wenig ausgesucht, denn einmal stand Funchal iu dem Rus, daß cs für den geistig regen Kranken keine Unterhaltung bietet, daun sind die Kosten des Aufenthalts und auch der Reise recht bedeutende, so daß sich nur sehr Wohlhabende den Luxus einer Madeirafahrt erlauben können. Hinzu kommt noch, daß auf manche Konstitutionen das Klima auf die Dauer — und nur ein längerer Aufenthalt ist erfolgreich — erschlaffend wirkt. Madeira soll jetzt aber auch für Deutsch land als Kurort erschlossen werden. Cs hat sich zu diesem Zweck eine Gesellschaft gebildet, welche auf der Insel Lungenheilstätten cin- richten will, die speziell mir für Deutsche, auch sttr weniger Bemittelte, gedacht sind. Der Lungenschwindsucht wird ja seit Robert Kochs epochemachender Entdeckung mit aller Energie entgegengearbeitet, Heilung durch Me dikamente ist freilich bisher nicht erzielt worden, wohl aber hat eine systematische Luft- und Diät behandlung in den Lungenheilstätten außeror dentlich segensreich gewirkt. Das Klima Ma deiras hat nun einen ganz besonders heilsamen Einstuß auf die Schwindsucht, und so ist es begreiflich, wenn man vor allem hier eine Heilstätte errichtet, hat sich doch h.'rausgestellt, daß dort selbst noch dann vollständige Hei lung erzielt wird, wenn das Leiden vorgeschritten und tiefere Zerstö rungen der Lunge stattgefunden haben. Man darf also hoffen, daß die deutschen Lungenheilstätten in Madeira unsern Kranken iu ganz besonderer Weise zugute kommen werden. An der Spitze des segens reichen Unternehmens steht der Prinz Friedrich Karl von Hohen- lohe-Oehringen und der auf dem Gebiete des LungcuheilstättenwesenS als Autorität geltende Professor Panewitz, beide zwei tatkrästige Männer, von denen mau erwarten darf, daß sie daS vm ihnen ins Leben gerufene Werk auch in ge eigneter Weise durchführen werden. Nicht ohne Bedeutung ist, daß sich die Königin Amalia von Portugal, die bekanntlich selbst Medizin stu diert hat, in hervorragender Weise für die deutschen Heilstätten inter essierte und daß sie es war, die die Sch vierig- keiten zur Erlangung der nöligen Konzessionen beseitigte. Auf jeden Fall darf man erwarten, daß etwas Mustergiltiges geschaffen wird, das nicht nur den Kranken zum Vorteil gereicht, sondern auch ein Ansporn für andre Nationen ist, dem deutschen Vorgehen in dieser Be ziehung nachzueifern. Madeira: Bergbahn (im Vordergründe einer der ortsüblichen Schlitten). Madeira: Ansicht der Hauptstadt Funchal von Osten