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VrII I» »II«. >20^2<SI>^^2^I^>7>IxrL^V-22^>^r2^0>^iXV2<L2^v^> Moaernes cierausrtopfen. Nur wenige Großstädte sind heute in dem Besitz eines zoologischen Gartens, aus dem ein- fachen Grunde, weil eine derartige Sammlung lebender Tiere ein sehr kostspieliges und schwer zn unterhaltendes Schauobjekt ist. Infolge dessen ist man dazu iibergegangen, dem wissens- dnrstigen Volke die Tiere der Erde in mög lichst vollständigen Sammlungen in Museen zu zeigen. Ersetzt natürlich das tote Objekt dos lebendig vorgeführte Tier nur mangelhaft, ft ist doch heutzutage die Kunst des Präpa rierens nnd Ausstopfens zu so hoher Vollkom menheit gelangt, daß gut geleitete zoologische Sammlungen als Bildungsstätten allerersten Ranges bezeichnet werden müssen. Säugetiere anszustopfen versteht man schon lange, aller dings geschah das zuerst in primitiver Weise, indem man einfach die abgezogene Haut mit Stroh, Hcn oder ähnlichem weichem Material regelrecht anSstopfte. Daß dabei viel Gutes herauskam, kann man nicht gerade sagen, man findet noch jetzt in manchen Sammlungen aus gestopfte Tiere, die wohl das Fell des Origi nals anfweisen, sonst aber in Form und Stellung nur herzlich wenig Aehnlichkeit mit dem leben den Tiere haben. Man macht sich darum die Sache heute wesentlich schwerer, man „stopft" Ansetzen des Torfs. nicht mehr aus, sondern sucht das Tier durch eine komplizierte, künstlerische Arbeit der Natur direkt nachzubilden. Wie es gemacht wird, das zeigen unsere Bilder. Auch heute wird selbst verständlich die Haut des auszustopfenden Ob jektes benutzt, aber ein wirkliches Ansstopsen findet nicht mehr statt. DaS Fell wird viel mehr über ein sorgfältig der Natur abgelausch tes Skelett aus Holz und Torf gespannt, so daß man durch diese feste Einlage erreicht, das Bildwerk — um ein solches handelt es sich ja schließlich — hochähnlich. gemacht zu haben. Wie hier im einzelnen verfahren wird, wollen wir kurz beschreiben. Der Präparator, der eigentlich mehr Bildhauer sein muß, fertigt zuerst, möglichst nach einem lebenden Modell, aus Gips eine Vorlage, die zeigt, wie das zu präparierende Tier — in unsern Bildern stellt es eine Giraffe dar — aufgestellt werden soll. Dann sägt der Tischler oder Drechsler roh aus Holz die einzelnen Körperteile, Beine, Hals, Leib n., die nnn anein andergeschraubt werden. Jetzt beginnt die Haupt arbeit des Präparators: er muß mit dem Mei ßel ans dem Holz die Muskulatur des Tieres formen. Das ist natür lich eine langwierige Schnitzarbeit, die aber sehr akkurat gemacht werden will, weil sich sonst nicht die Haut der Natur entsprechend über das künstliche Skelett legt. Dann gilt es den Kopf herzustellen. Er wird nicht aus Holz, sondern aus Torf ver fertigt, da sich dieser leichter bearbeiten und znrichten läßt. Nach der Zusammenstellung des Ganzen und dem Prä parieren des Holzes folgt dann die außerordent lich schwierige Arbeit des lleberzichens der Haut. Diese muß vorher genü gend weich und dehnbar sein, damit sie sich dem Skelett in allen Teilen sauber änschmiegt. Die einzelnen Stücke werden nun sorgfältig vernäht, gleich zeitig wird aber die Haut auch durch Nadeln an das Jnnenholz geheftet. So bleibt das Tier zum Trocknen — denn die Haut wird naß aufgespannt — stehen. Dann wird es gereinigt und schließlich ist es fertig, um der Sammlung einverleibt zu werden. Bei großen Tieren, wie hier bei der Giraffe, dauert das Ausstopfen mehrere Monate, dafür bietet diese Kunst aber auch ein Exemplar, wie es die Natur nicht prächtiger herzu stellen vermag. Vie eftarreult a'Httlque. Die fortgesetzten Unruhen in Marokko lenken auch die Auf merksamkeit aus die Heeresmacht der Franzosen in ihren nordafrikanischen Ko lonien, besonders in Oran. Wenn, was in absehbarer Zeit eintreten muß, die marokkanische Frage akut wird, dann werden die Fran zosen sicher ein ernstes Wort mit reden, trotz Spanien und Eng land, denn sie sind an der Lösung der ewigen Krisis im Mauren reiche als Grenznachbarn direkt interessiert. Natürlich werden sie sich dann auf ihre Fremdenlegionen mehr als wie auf ihre Eingebore nentruppen stützen müssen, denn diese sind als Mohammedaner doch mehr oder weniger mit ihren ma rokkanischen Glaubensbrüdern be freundet. Schon jetzt haben die Legionäre häufig Zusammenstöße mit maurischen Räuberbanden und es bedarf großer Energie der leitenden Kreise, um einen Grenzkrieg zu vermeiden. Die Zu stände in der französischen Fremdenlegion sollen sich übrigens in der letzten Zeit wesentlich ge bessert haben. Man ist in der Auswahl der eingestellten Elemente wählerischer als früher geworden und infolgedessen herrscht mehr Manneszucht und Disziplin in der Truppe. Daß die französische Regierung bemüht ist, ihren Soldaten das Leben in dem heißen Lande auch angenehm und erträglich zu machen, zeigt unser Bild, daß die Kasernen der Chasseurs d'Afrique in Oran wiedergibt. Die Gebäude sind im maurischen Stil erbaut und zweck mäßig der Sitte des Landes angepaßt, gleich zeitig aber auch mit europäischem Komfort ein gerichtet. Die französische Regierung hat auch sonst für das Wohlbefinden dieser Kolonial- trnppc mehr getan als früher. Vor allem gilt der Dienst in Afrika für die Offiziere nicht mehr als eine Strafversetzung, und man sucht im Gegensatz zu ehedem nicht minderwertige sondern die besten Elemente des Offizierkorps zu dem Kolonialdienst aus. So kann inan denn die Truppe für den Ernstfall — zu dem es wohl früher oder später einmal kommen wird — im Gegensatz zu ehedem als vollständig zuverlässig ansehen. Die fertig ausgestellte Giraffe. Kasernen der Chasseurs d'Afrique in Oran.