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Welt im ki!a. ^L^L^I^^iX2^L^2^2^2<rL^2^2^2^2^>L^S^2< am Abend noch mit meinem Advokaten spre chen und ihm Anweisungen geben, die auf alle Fälle vorbeugen werden, daß mein Eigentum in die Hände solcher Leute fällt." Ernst hatte ich Nicholas Bunce oft ge sunden, doch niemals erbittert. Es dauerte mich, ihn in dieser Stimmung zu sehen, denn daß er empfindlich getroffen war, leuchtete mir ein, und wenn er den Jüngling nicht so lieb gehabt hätte, würde Charleys Betragen wohlkaum die Macht besessen haben, ihn so zu verwunden. Nun, wo einst Liebe ge herrscht, da ist immer noch Raum zur Aus söhnung, und sobald Onkel Bunce um die Ecke herum war, nahm ich einen Hansom und fuhr nach der Sword und Gun Office. Vor einiger Zeit bereits war verabredet worden, daß mein Partner und ich am näch sten Abend zusammen in des erstern Haus speisen sollten. So kam es auch. Sonst war auch Charley dazu geladen, doch das war i nun natürlich alles aus. Onkel Bunce war ! an diesem Tag nicht nach der City gekommen. Bei seiner tragischen und melancholischen Gemütsart hatte er sich sicher in etwas Pein liches und Unangenehmes vertieft, ich zwei felte wirklich nicht daran, daß er seinen letzten Willen niedergelegt hatte. Trotzdem mich der alte Herr nicht im geringsten erfreute, war ich entschlossen ein gutes Gesicht zu der Sache zu machen. „Auf Ihre Gesundheit!" sagte ich, als er mir nach dem Essen mit einem Glas Wein zutrank. „Und auf Charleys Gesundheit!" Onkel Bunce fuh? zusammen, als wenn er gestochen worden wäre. „Ich wünsche nicht, daß der Name des jungen Mannes vor meinen Ohren Erwäh nung findet," bemerkte er. „Später werden Sie ihn nicht mehr hören, wenn Sie cs nicht wünschen," sagte ich. „Doch um diese eine Sache muß ich reden. Ich habe es Ihnen gestern bereits gesagt, und auch ihm hab« ich am gestrigen Abend dasselbe ver sprochen. Dann Werde ich mein Gewissen er leichtert fühlen, und wenn Sie es vorziehen sollten, Ihren Neffen an den Bettelstab zu bringen, so wird das nicht mein Verschulden sein. Ich werde ihn weder beschönigen noch rechtfertigen ' „Das ist auch ganz unnötig," schaltete Onkel Bunce ein. „Ihre Meinung gründet sich auf ganz fal sche Mitteilungen. Ich habe keine Rechtfer tigungen und- keine Beschönigungen für ihn vorzubringen, weil er keine nötig hat." „Keine nötig hat?" wiederholte der alte Mann, und obschon er bei diesen Worten einen verächtlichen Ton anzuschlagen bemüht war, glaubte ich doch einen schwachen Hoffnungs schimmer darin wahrnehmen zu können. „Ich bleibe bei dem, was ich behauptet habe, alter Freund," erwiderte ich ruhig. „Der Junge hat sich verhalten, ich will nicht sagen, wie cs irgend ein andrer junger Mann unter den gleichen Umständen getan hätte, denn diese Phrase wird oft nur gebraucht, um eine Unbesonnenheit zu entschuldigen, nein — wie ein richtiger Gentleman und spe ziell wie ein guter Kaufmann hat er sich in der ganzen Sache benommen." Ich brachte mein Glas zwischen das Licht und mein Auge und schnalzte mit den Lippen, wie einer, der, nachdem er seine Gesinnung klar an den Tag gelegt hat, sich nun an seiner eignen Sache erfreut. Onkel Bunce schien nach Luft zu schnappen. „Was zum Henker ja, wollen Sie mich zum Besten haben?" rief er gereizt aus. „Wollen Sie mir vielleicht erzählen, 'daß er nicht nach dem Derby hinuntergegangeu ist?" „Natürlich ist er hinuntergegangen. Das Government entsandte ihn." „Das — Governement — entsandte — ihn?" sprach mein Freund, meine Worte wie im Traum wiederholend, vor sich hin. „So war cs," sagte ich. „Aber, ich will Sie nicht stören mit den Einzelheiten eines Gegenstandes, der, wie ich weiß, Ihnen miß fällig ist und über den Sie sich ganz aufge regt haben. Ich habe meine Pflicht in der Sache getan und damit soll's ein Ende neh men. — Sie haben einen vorzüglichen Wein. Wenn es kein Geheimnis ist, möchte ich mir die Frage erlauben, was Sie dafür zahlen pro Dutzend?" „Fünfzig Pfund, fünfzig zu zehn gegen Palmyra," murmelte der alte Mann. Dann rief er plötzlich: „Es ist alles Schwindel, Coe, wie dürfen Sie es wagen, mir zu er zählen, daß das Go —" „Herr Bunce," unterbrach ich ihn da. „Ich dulde solch« Sprache nicht. Seien Sie meinetwegen Ihrem eignen Fleisch und Blut gegenüber so brutal und ungerecht, wie Sie wollen — aber schimpfen Sie mich nicht. Ich bin nicht in der Verfassung, Ihnen Lügen zu erzählen. Wenn Sie die wirklichen wahrhaftigen Tatsachen zu hören wünschen und nicht bloß um Ihrer voreingenommenen Meinung zu schmeicheln, nun denn: Charley Thornton konnte nicht vermeiden doch halt, erst beantworten Sj« mir etwas. Wenn Sie bei Messr. Bar und Bullion angestellt wären und diese Firma Ihnen einen Feiertag bewilligen würde unter der Bedingung, daß Sie diesen Tag zu einem Besuch der Renn bahn benutzen, würden Sie das Anerbieten akzeptiert haben oder nicht?" „Gewiß, ich glaube, ich würde cs annehmen," sagte Onkel Bunce mit Wider willen. „Nein, Sie würden es sicher annehmen. Wie der Blitz hätten Sie zugegriffen. So, nachdem Sie das zugegeben haben, befinden Sie und Ihr Neffe sich in der gleichen Lage. Das Government gab seinen Angestellten den Derby-Tag frei unter der Bedingung, die ich vorher erwähnt hab«. Alle, die sich das An erbieten zu Nutze machen wollten, mußten ihr Wort geben, daß sie den Tag wie angeregt verbringen werden. Wenn Charley nicht nach Epsoms Ground gegangen wäre, nachdem er seinen Urlaubstag erhalten, dann hätte er nicht wie ein Ehrenmann gehandelt, das ist Ihnen klar, hoffe ich." „Das Government sollte sich schämen," bemerkte Onkel Bunce. „Ganz gleich, Ihr Neffe ist nicht das Government. Trotzdem ich von seinem Ab teilungsvorsteher ein ausgezeichnetes Zeugnis über den jungen Mann eingezogen habe, ist es ja nicht gesagt, daß er. immer so bleibt. Doch, um damit zu beginnen: Sie sehen, Charley, weit entfernt davon seine Pflicht zu vernachlässigen, befolgte vielmehr diese nur, und ich zweifle keinen Augenblick an der gro ßen Freud«, mit welcher er seinen Befehlen nachkam. — Das ist ein ausgezeichneter Wein." „Veranlaßte ihn denn das Government mit fünfzig zu zehn gegen Palmyra zu wet ten?" erkundigte sich der alte Herr grimmig nach einer längern Pause. „Das Government nicht, aber die Offi ce," sagte ich. „Unter den Angestellten dec Sword und Gsin Office hatten, sich viele An hänger des Derbys zu einer kleinen Gesell schaft zusammengetan, wie es ja in jeder Go vernment Office der Fall ist, und auch Char- ley hatte seinen Sovereign eingezahlt. Vielleicht war das nicht recht von ihm, aber, lieber Freund Nicholas, wenn Sie in Ihren jungen Tagen niemals ein Unrecht begangen hätten, dann wären Sie zu gut für ein Leben auf dieser Welt und ich glaube, daß Sie über diesen «inen Fehler nicht gleich sterben wer den." Ich erhob mich und trat an das auf die Straße hinausgehende Fenster, öffne!« es und ließ die warme Sommerluft herein sluten. „Na, kommen Sie schon; daß er der Gesellschaft beitrat, werden Sie ihm ver zeihen können," fuhr ich fort. „Ich bitte Sie, nicht großmütig, sondern gerecht zu sein." „Natürlich will ich ihm das vergeben, aber die Wette verzeihe ich ihm nicht. Wie konnte die Office denn etwas mit seiner Wette zu tun haben, die er noch nicht einmal zu be zahlen vermochte, wenn er sic verlor?" „Er hat sie gewonnen," bemerkte ich ruhig. „Und es wäre ein von keinem großen Ge schäftssinn zeugender Handel gewesen, wenn er das Geld nicht gewagt hätte. Während der ganzen Sache sind Sie erzürnt gewesen und auch jetzt noch ist dies der Fall. Ich sage Ihnen aber, Charley hätte sich Ihrer Ver wandtschaft unwert gezeigt, wenn er nicht auf Palmyra gesetzt hätte, und ich will es Ihnen beweisen. Die Sach« war einfach so: Char ley zog in dieser Vereinigung Palmyra. Wenn das Pferd gewann, würde er, falls sich alle Angestellten angeschlossen hätten, schließlich hundert Pfund erhalten haben. Seine selbst verständliche Pflicht als Geschäftsmann war natürlich: «inen Teil des Geldes sicher stellen. Darum setzte er fünfzig zu zehn gegen das Pferd. Gewann das Pferd, so heimste er fünfzig Pfund ein. Doch er hatte kein Glück. Obgleich aber das Pferd verlor, ge wann der schlaue jung« Mann durch seine schlaue Einrichtung doch zehn Pfund. Da von geht nun allerdings noch der Sovereign ab, den er zurrst eingezahlt hatte." „Ach, so war es also," sagte Onkel Bunce, ich muß sagen, etwas sehr verlegen drein schauend. „Doch Sie müssen mir bestätigen, daß der Augenschein erst sehr gegen den Jun gen war." „Nicht im geringsten," war meine Entgeg nung. „Im Gegenteil, er zeugte sehr zu seinem Gunsten. Kommen Sie ans Fenster und richten Sie selbst. Da unten an der Eck« steht er, darauf wartend, daß ich ihn herbei rufe. Sieht er aus, wie einer der von Ihnen als verschmitztes Galgengesindel beschriebenen Rasenbummler — so wie Sie ihn bezeichmi — ja in welchem Licht Sie ihn sogar gleich hinstellen wollten. Wenn nicht der Fall ein tritt, daß er in einer zweiten Wett« einen Favoriten zieht — was ja gerade nicht sehr einfach ist — so will ich für ihn antworten, daß er niemals in seinem Leben wieder eine Wette einaehen wird. Kommen Sie, rufen Sie ihn!" Und Onkel Bunce winkte ihm mit freudestrahlendem Gesicht und als der junge Mann an unserm Fenster vorbeischritt, streckte ihm durch dasselbe On kel Bunce seine Hand entgegen und ließ ihm dadurch schon wissen, daß alles aufgeklärt und vergeben war. Und dann trat er ein. Bald darauf folgte etwas nach, was ich unten in der Küche hatte Herrichten lassen — Bunces Köchin hatte den jungen Mann sehr gern — und das bei dem nachfolgenden Dine^ auf getragen wurde. Nach alledem verlebten Onkel Bunce, Charley und ich einen ver gnügten Abend beisammen.