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veit >m kua. L^i^sevixvV^L<rs^L<rL-r2ess^v^o^»^2<22<rixvv^»» ÄsenvabnunkSHe. Die Zeiten sind vorüber, da eine Fahrt auf der Eisenbahn für halben Selbstmord angesehen wurde und selbst hervor ragende Staatsleute und Gelehrte offen gegen diese Beförderungsart Front machten, die Bahn hat sich schon längst zum Haupt- verkehrsmitiel des Fest landes emporgeschwungen, und im großen ganzen denkt jetzt niemand daran, bevor er eine Eisenbahn fahrt unternimmt, erst sein Testament zu machen. — Natürlicherweise sind bei dem kolossalen Umfang des heutigen Verkehrswesens Unfälle nicht ansgeschlos sen, denn einmal ist der Mensch eben doch nicht unfehlbar und außerdem spielen die sogenannten „höherenMächte , das sind besonders Naturereignisse, eine zu große Rolle. Durch welche eigentümliche Ur sachen oftmals ein Eisen bahnunfall hervorgerufen werden kann, beweist ein kürzlich passierter Vorfall: In Oberreitnau, einer Nachbarstation des bekannten bayrischen Kno tenpunktes Lindau, entliefen in der Richtung nach letzterer Stadt auf dem ziemlich starken Gefälle plötzlich 14 Güterwagen. In immer schnellerem Tempo rasten sie vorwärts und da es wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht mehr möglich war, die Flüchtlinge aufzuhalten, rannten sie in Lindau an der Trajektanstalt vorbei und mit furcht barer Wucht gegen die Trajektbrücke. Neun Wagen wurden vollständig zertrümmert und bedeckten, wie es unsere Abbildung recht deut lich veranschaulicht, das Ufer bis weit in den See hinein. Ein Glück ist es noch zu nennen, daß wenigstens Verluste an Menschenleben nicht zu beklagen warm, der entstandene Ma terialschaden ist allerdings ein bedeutender. Lum -Mental aut aen Sultan. Wenn auch in Bezug auf Attentate das heilige Rußland im letzten Jahre an der Spitze derartiger Staaten marschiert und Revolu tionen und Revolutiönchen an der Tages ordnung, ja, man möchte fast nachgerade an nehmen, dem Russen in Fleisch und Blut ttbergegaugen sind, so braucht sich doch der Beherrscher der Türkei keineswegs hinter Väterchen zu verstecken; denn was der Russe seit langem sein eigen nennt, hat der kranke Mann am Bosporus seit uralten Zeiten. Abdul Hamid sitzt eigentlich permanent auf dem Pulverfaß, und daß eS nicht immer an der richtigen Stelle explodiert, liegt im wesentlichen an der großen Vorsicht, mit der er sich gewiffen- haft umgibt. Wie peinlich er aber m dieser Beziehung auch auf Ordnung hält, davon legen die nicht nur im tiefsten Dunkel der Nacht über die Mauern des Serails, sondern auch vor allem wider ihren eigenen Willen plötzlich und lautlos in den Bosporus beförderten mehr oder weniger Verdächtigen resp. Unschuldigen — so genau schießt kein Muselmann — beredtes Zeug nis ab. Auch bei dem letzten Attentate, dessen Schauplatz wir unsern Lesern im untenstehenden Bilde vor Augen führen, haben viele daran glauben müssen, Beteiligte und Unbeteiligte, denn nicht nur die bei der Bom- ben-Explosion Getöteten — und deren waren es lei der nicht wenige — haben auf so entsetzliche Weise ihr Leben lassen müssen. Daß man übrigens in dem beinahe an ihm zum Mörder gewordenen Manne einen Bulgaren, der, wie man zur Be ruhigung annimmt selbst bei der Explosion mit verunglückt sein soll — vermutet, paßt augenblick lich gerade in die politische Lage — wie's trefft, sagen wir. — Der anläßlich dieses Vorkommnisses zwi schen den beiden Regie rungen, der Türkei und Bulgarien, ausgetauschte Notenwechsel zeitigte weni ger Höflichkeitsphrasen, denn eine beiderseitig im Ausdruck unzweifelhaft klare und biedere Rede weise, wie das so zwischen nachbarlich freundschaftlich stehenden Staaten Sitte ist. Daß aber beide in ihrem gegenseitigen Ge- sühlsaustausch nur ein Körnchen von der Wahr heit abgewichen sind, dazu haben wir — von der Höflichkeit übertünchten Europäer — nicht die geringste Veranlassung Zweifel zu hegen. Eisenbahnunglück in Lindau (Bodensee): Die Trajeltanstalt mit den zertrümmerten Wagen. Zum Attentat auf den Sultan in Konstantinopel: Ansicht des Tatortes.