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WchMilN fiir WilÄM Hßarandt, Aossen, Sieömteßn und die Amgegenden. Amtsblatt Dienstag, den 2S. März 1gv5 64. Jahrg No. 33 am 15. März 1905. Groß Morgenstern. * * mehr zu ungunsten der Russen. Kuropatkin sah aber schon in den ersten Märztagen, daß seine Situation unhaltbar geworden war und gedachte sich nach Ticling zurückzuziehen. Beweis dafür ist, daß er am 7. März den Befehl zur Fortschaffung der schweren Artillerie nach Tieling gab. Selbstverständlich hätte das Heer so fort folgen müssen. Statt dessen blieb es in den alten Stellungen, bis die Katastrophe cintrat. Zweifellos war hierbei nicht Kuropatkins Wille entscheidend. Er griff auch persönlich mit allen verfügbaren Truppen ein, als Nogi mit seiner Umgehungsarmee im Nordwesten von Mulden auftauchte, um durch einen energischen Hegenschlag die Gefahr derEinschließung abzuwenden. Aber er wird jetzt als Südenbock behandelt. General Gripenberg, der sich als Untergebener ungehorsam gegen denOberbefehlshabergezeigt hat. wird nickt bestraft, sondern bekommt sein Kommando wieder. Das Oberkommando über die russische Mandschurei- Armee wird nach Meldungen aus Petersburg in folgender Weise verteilt worden: Oberstkommandierender Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch, Leiter der militärismen Operationen General Lienewitsch, Oberster Generalstabschef Suchomltnow, Unter chef des Generalstabes Sacharow, Befehlshaber der ersten Armee General Kaulbars, der zweiten Armee General Gripenberg und der dritten Armee Hörschelmann. Man nimmt nun in Petersburg den Mund sehr voll mttNcurüstungen; man wirft frische Armeekorps nach der Mandschurei, als ob es Schneebälle wären. Man tut so, als ob 14 Tage, höchstens 4 Wochen genügen würden, um eine neue Armee von 180000 Mann den Japanern entgegenzustellen. Aber nach den Leistungen derstdirischen Bahn können diese 180000 Mann mit allem erforderlichen Material etwa erst in 7 Monaten auf dem Kriegsschau plätze sein und dann ist mit einer so kleinen Armee, da die in der Mandschurei befindlichen Truppen inzwischen zu Grunde gehen, auch noch nichts getan. Dieser Krieg ist entschieden. Kolonnen, vermutlich die fünfte Armee, haben schon vor einigen Tagen den Ort Aingpan (Jngan) am Zusammen fluß des Hunho und des Schutsu (Sutsiho) besetzt, auf den die Bergstraßen von Kirin münden und der gleich zeitig die Straße von Tieling nach Kirin beherrscht. Das Ausweichen nach Kirin wird also wohl schon vereitelt sein. Ucbrigeu würde eine Armee Wochen gebrauchen, ehe sie von Kirin nach Wladiwostock gelangte. Am Ende fänden die Russen bei der Ankunft Wladiwostok bereits in japanischen Händen. ES bleibt also wohl nur die trostlose Flucht durch die weite Ebene nach Charbin, bedrängt von den Japanern, welche die Schwierigkeit der Verproviantierung schon durch ihre treffliche Verpflegungs- organifation zu überwinden wissen werden. Wo die Japaner nicht schnell genug erscheinen können, werden die Lschungusen auftauchen. Der Rückzug nach Charbin dürfte mit dem Rück,uge Napoleons auS Rußland im Jahre 1812 eine verzweifelte Aehnlichkeit gewinnen. Vielleicht löst sich derRest des russischen Heeres in zahllose Räuber- banden auf. 4b Am Freitag ist die schon früher angekündigte Ent hebung Kuropatkins vom Oberkommando und die Ernennung des Generals Lienewitsch zum provi sorischen Oberbefehlshaber erfolgt. Diese Maßnahme bedeutet deu Sieg der Kriegspartei. Kuropatkins Schicksal erinnert an das, das im Jahre 1866 Benedek ereilte, der auch an dem damals in Oesterreich herrschenden System zugrunde ging. Der abgesetzte Oberbefehlshaber war ja gewiß den japanischen Feldherren nicht gewachsen, aber die Schuld an den schweren Niederlagen trug er sicher nur zum Teil; man hat ihn von Petersburg aus immer wieder von seinen zweckmäßigeren Plänen abgebracht, oder seine Unterbefehlshaber, am Jalu Sassulitsch, bei Liaujang Stackeiberg, bei Mulden Gripenberg, haben ihn durch zweckwidriges Vorgehen in die Tinte gerissen. Es war ein schwerer Fehler, nach dem Verlust von Liaujang sich in Mukden festzusetzen. Tieling war die stärkste Position in der Mandschurei, an deren Befestigung die Russen seit Beginn des Krieges, also seit einem Jahre, gearbeitet hatten. Die Werke waren viel stärker als die bei Liaujang, so daß der Ort den Charakter einer bleibenden Festung erhalten hatte. Hier mußte sich Kuropatkin konzentrieren und das war auch jedenfalls seine Absicht; wie sich aus den zuerst getroffenen Maßnahmen ergab, sollte Mukden nur die Durchgangsstation sein. Erst mehrere Tage nach den Kämpfen am Schaho wurde klar, daß Mukven gehalten werden sollte. Das Aufgeben der alten Mandschustadt erschien dem" unverständigen Hochmut in Petersburg zu unerhört, weil sich damit Rußlands An sehen bei den asiatischen Völkern minderte. Kuropatkin hat jedenfalls getan, was er konnte, um die russischen Positionen vor Mukden so stark als möglich zu machen, das zeigt der Verlauf der Winterszeit. Nachdem aber Gripenberg durch seinen Vorstoß im Westen sich eine schwere Niederlage zugezogen und den Japanern ermöglicht hatte, dort um die russischen Befestigungen herumzukommen, entwickelten sich die Kämpfe rings um Mukden mehr und Vorm. ^10 Uhr: 122 h. u. 1143 w. Stämme, 349 h. u. 288 w. Klötzer, 620 w. Dcrb- u. 160 w. Reisstangen, 3 rm h. Nutzknüppel, 167,5 rm h. u. 6 rm w. Brennscheite, 85,5 rm h. u. 46,5 rm w. Brennknüppel, 4,5 rm h. Zacken, 73 rm h. u. 21 rm w. Aeste, 4 Lnghfn. h. Brennreisig, 178,5 rm w. Slöcke; Kahlschläge der Abt. 15 u. 22, sowie einzeln in Abt. 12, 18, 19, 21, 33, 35, 37 bis 39, 42 bis 49 u. 61. Kgl. Forstreviervemaltung u. Kgl. Forstrentamt Tharandt, Politische Rundschau. Wilsdruff, 20. März 1905. Deutsches Reich. Vier Nachtrags-Etats verabschiedete am Sonnabend der Bundesrat. Es befindet sich darunter je ein Nachtrags-Etat für Südwest-Afrika, wovon der eine im Betrage von rund 27 Millionen Mark noch zum Rechnungsjahre 1904, der andere im Betrage von 33 Millionen Mark zum Rechnungsjahre 1905 gehört. Ein dritter NachtragS-Etat betrifft die Kriegsveteranen. Beihilfen und beläuft sich auf 265000 Mark. Das geeinte Deutschland. Wie das „Leipz. Tagebl." mittelst, hatte ein Leipziger an die Polizeidirektion in München eine Anfrage letrcffend Wohnungsaufschluß gerichtet und ihr 50 Pfennige n Reichsmarken bcigefügt. Daraufhin ist ihm folgende Zuschrift zugegangen, der die erwähnten Reichspostwert- zeichen wieder beigelegt waren: „Für den nachgesuchten Wohnungsaufschluß ersuch- ich die erwachsenen Gebühren und Auslagen zu 50 Pfennigen durch Postanweisung oder bayrische Briefmarken anher gelangen lassen zu wollen, Die Ortsvehörden des hiesigen Verwaltungsbezirks werden hierdurch veranlaßt, das Verzeichnis der in ihren Orten wohnhaften kathoüschcn Glaubensgenossen nach dem vorgeschriebenen Schema, bezw. Fehlschcin, bis spätestens Ende Marz dieses Jahres Melk-», d-n II. Mirz UM. 372 c. Lossow. Z^_ für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lotatbtan für Wtt»dr»n, «Mannen Birkenhain Blankenstein, Braunsdorf, Burkaardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, HühndoA « c^ a ch Ä Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzsche«, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg^ Niederwartha, Oberhermsdorf, Kaufbach Kess« ^itzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KeffelSdorf, Steinbach bei Mohorn. Pohrsdorf, ^oyrsoori o ,, Aeligstadt, Svechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildoerg. Der Arieg zwischen Ruhland und Japan. Der Rückzug der Russen aus Tieling ist, wie auS den weiteren Meldungen hervorgeht, noch miteinerneuen schweren Niederlage verbunden gewesen. Man darf aber annehmen, daß es sich nicht um eine heiße Schlacht ge handelt hat, sondern daß die Niederlage lediglich so groß wurde, weil das russische Heer sich in völliger Auflösung befand. Marschall Oyama berichtet, daß in Tieling sich gwbe Eisenbahn-Anlagen befinden, ähnlich denen in Liaujang. Große Mengen Proviant und Futter waren in de: Nähe gelagert, wovon zwei Drittel durch die Russen verbrannt sind. Die Beute ist groß, aber noch nicht gezählt. Zahlreiche Gefangene sind auf dem rechten Mgel gemacht worden, die genaue Anzahl aber noch nicht gemeldet. Die „Times" melden aus Petersburg, daß die Russen eine große Niederlage bei Tieling erlitten. Sir wurden gezwungen, die sämtlichen militärischen Vor räte, welche sie hei sich trugen, im Stich zu lassen. Die Ruffen verloren auch ihre Artillerie. Weiter wird berichtet, daß die Japaner die Eisenbahn nördlich von Tschangtu abgeschnitten haben. Ferner meldet man aus Petersburg noch, daß ein von den Russen besetztes von den japanischen Granaten in Brand gesetzt wurde, worauf Kuropatkin wiederum gezwungen war, bedeutende Lzorraie und Kriegsmaterial zurückzulaffen, die verbrannt ^"-Auß^dem soll er 80 Geschütze verloren » »k. Todten und Verwundeten bei diesem Kampfe soll sich auf wooo Mann belaufen. Nachdem die Rassen so überraschend schnell aus Tieling ^""^.ü^orfen worden sind, woraus sich ja mit aller Deutlichkeit ergibt, daß sie zu irgendwelchem Wider stande fernerhin absolut unfähig sind, ist ja gar nicht daran zu denken, daß sie Charbin oder einen anderen Sammelpunkt erreichen. Es handelt sich jetzt um das Zurücklegen von riesigen Entfernungen ohneVer- pflegung. Man glaubt in Petersburg, ein großer Teil der Armee beabsichtige, über Kirin nach Wladiwostok zu gehen, und der Rest nach Charbin. Kuropatkin hat jetzt alles in allem 300000 Mann einschließlich der Bahnwachen, der Besatzung von Wladiwostok und des eben cintreffenden vierten Armeekorps. Kirin liegt ca. 100 Kilometer östlich von der Bahn und ca. 200 Kilometer südlicher als Charbin. Der Weg von Tieling nach Kirin soll etwa 250 Kilometer betragen. Aber die weit im Osten operierenden japanischen MMrsltiMW, UmMer SiWMstttMr. Gasthof „zur Tanne" in Tharandt, Mittwoch, den 29. März 1995, Nicht am Mittwoch, sondern bereits , morgen Dienstag abend erscheint die nächste Nummer. Inseraten-Annahme für diese Nummer bis Dienstag mittag 11, 'pätestens 12 Uhr. Verlag des Wilsdruffer Wochenblattes. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. - Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Poft bezöge« 1 Mk. 54 Pf.. ** Inserate werden Montags. Mittwochs und Freitag« bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnserÜonspreiS 15 Pfg. vro viergespaltene KorpeSzelle^ Druck und Verlag von Martin Berger L- Friedrich in Wilsdruff. — Verantwortlich für Oertliches und den Inseratenteil: Martin Berger, für Politik und die übrigen Rubriken: Hnzo Friedrich.