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Beratung legislativer Entwürfe hcranzuziehen, In Erwägung der besonderen Verhältnisse des Vaterlandes, der Mannigfaltigkeit seiner Völkerstämme und der in einigen seiner Teile schwachen Entwicklung des Bürgertums haben russische Herrscher in ihrer Weisheit dem Lande Reformen je nach den gereiften Bedürfnissen, aber nur in folgerichtiger Ordnung geschenkt. Dabei haben sie auch die Kontinutät deS festen historischen, an die Vergangenheit anknüpfenden Bandes beobachtet, welches das Unterpfand für Dauer haftigkeit und Festigkeit in der Zukunft bildet. Indem ich gegenwärtig diese Reform unternehme, bin ich über zeugt, daß die Kenntnis der örtlichen Bedürfnisse, die Lebenserfahrung und das besonnene, aufrichtige Wort der gewählten Männer die Fruchtbarkeit der gesetzgeberischen Arbeiten sichert zum wahren Nutzen des Volkes, und ich sehe gleichzeitig voraus die ganze Kompliziertheit und Schwierigkeit der Verwirklichung der Reform unter un bedingter Wahrung der Unerschütterlichkeit der Grundgesetze des Reiches. Ich habe es daher, da ich Ihre langjährige administrative Erfahrung kenne und Ihre ruhige Sicher heit schätze, für gut befunden, unter Ihrem Vorsitz eine besondere Konferenz zur Beratung der Wege für die Ver wirklichung dieses meines Willens einzusetzen. Gott segne mein gutes Beginnen! Möge Gott Ihnen helfen, dasselbe zum Wohle deS mir von Gott anvertrauteu Volkes erfolg reich durchzuführen! Nikolaus. Die Petersburger Blätter begrüßen das kaiserliche Reskript freudig als den ersten Schritt zur Erfüllung der sehnlichsten Wünsche des Volkes und geben der Hoffnung Ausdruck, die Kunde von der Entschließung des Kaisers werde beruhigend auf die erregten Gemüter einwirken und dem im ganzen Reiche ausgebrochenen Aufruhr ein Ende machen. Ei« interessanter Charakterzug Maxim Gorkis. Maxim Gorki hat in Petersburg durchfeindrutales Verhalten gerechte Empörung erregt. Nachdem er und Poschechonow am Montag von der Haft befreit waren, begab Gorki sich sofort mit dem nächsten Zuge nach Riga, wo die Schauspielerin Andrejewa weilt, mit der ihn zarte Bande verknüpfen. Für seine Frau und seinen Sohn, die hier sein Schicksal zu erleichtern suchten, hatte er nur eine flüchtigeUnterredung übrig. Dieses rohe und unritterliche Verhalten zu seiner Frau raubt dem Dichter die Sympathien der Gesellschaft. Von der Flucht des Popen Gapon berichtet der findige „Pelit Parisien", angeblich nach den Aussagen des Mithelfers der Entweichung, eines Schrift- stellers, folgende Einzelheiten. Danach hätte Gapon mit dem Schriftsteller Petersburg beim Einbruch der Dunkel- heil am 23. Januar verlassen. Sie trugen 4000 Rubel in Gold in ihren Gürteln, die der Schriftsteller von opfer willigen Freunden schon vor den Ereignissen vom 22. Januar erhalten hatte. Der Pope war in schmutzige Bauernkleidung gehüllt und stellte sich bis zur Sinnlosigkeit be trunken. Er lag neben einer leeren Wutkiflasche schnarchend auf dem Bauche in dem Wagen, den der Schriftsteller lenkte. Die Wutkiflasche war der Paß, der das meiste Vertrauen ein- flößte. In Kronstadt, wo sie um 2 Uhr morgens eintrafen, achteten die Wachtposten nicht einmal auf sie. Am nächsten Abend kamen fie, nachdem sie zweimal die Pferde gewechselt hatten, in Wiborg an. Dort wurden sie von dem Gendarmerieoffizier in ein strenges Verhör ge nommen, wobei sie auch gefragt wurden, ob sie wüßten, was Gapon ist. Der Pope erwiderte darauf dem Gen- darmerieosfizier mit blödem Lachen: „Ich weiß nicht hoch edler Herr, es ist vielleicht eine Kuh." — „Die sind ja zu dumm," rief der Offizier aus, „schert euch zum Teufel!" Das ließen sie sich nicht zweimal sagen und fuhren davon. Die Strecke von Wiborg nach Helsingfors, 230 Kilometer in der Luftlinie, legten sie auf einem Segelschlitten zurück, nachdem sich Gapon bei einem Freunde und Gesinnungs genossen in einen ausländischen Edelmann und sein Ge nosse in seinen Bedienten umgewandelt hatte. Die ganze Fahrt dauerte bei dem regelmäßigen Winde von Nordost nach Südwest bei 25 Grad Kälte auf dem hartgefrorenen Boden sechs Stunden. Sie hielten kurz vor Helsingfors in einem kleinen Dorfe an, von dem aus der Schlitten per Eisenbahn zurückgcschickt wurde. Dann ging die Flucht ohne weitere Zwischenfälle über Abo, wo Gapon beinahe von einem bekannten Professor verraten worden wäre, auf einem englischen Dampfer nach Stockholm, von da nach Paris und Genf. Der Krieg zwischen Rußland und Japan. Nunmehr steht fest, daß dreJapaner bei den letzten Kämpfen am Schaho auf der ganzen Linie vorge drungen sind. Auch der linke japanische Flügel ist vor gerückt und hat die russische Stellung eingenommen; der rechte japanische Flügel ist bis zu einem Punkt 22 Meilen südlich Bujik vorgerückt, wobei den Ruffen ein Verlust von 3000 Mann zugefügt wurde. Der Korrespondent des „Reuterschen Bureaus" meldet über Fusan: Die Japaner haben die Schanzgräben bei Apatai nach einem verzweifelten Bajonettkampf gegen die Uebermacht genommen. Die Verluste der Armee Okus an diesem Tage betrugen 2000 Mann, die der Russen sind größer. Die Beschießung dauert längs der Eisenbahn noch an. Es herrscht heftiger Schneesturm. — Aus Tokio, 3. März, wird berichtet: Das Bombardement der Japaner auf die Hauptstellungen der Russen wird fortgesetzt. Viele russische Stellungen sind so stark verschanzt und geschützt, daß es notwendig ist, Belagerungsmethoden, wie im Festungskriege, anzuwenden, um sie einzunehmen. Aus dem Hauptquartier wird folgendes gemeldet: Unsere Streik- machl bei Pensihu eroberte die Stellungen auf den östlichen Anhöhen bei Kutulin und Changkon. Auf dem rechten Ufer des Hunho machte der Feind einen heftigen Gegen angriff auf Chenchiapao und das westlich angrenzende Gebiet bis zum Hunho, wurde aber vollständig zurück geworfen. Wir haben den Feind von Changhan und Hsufangtai vertrieben. Eine Skandalaffäre ersten Ranges zieht die St. Loniser Weltausstellung nach sich. Die Ausstellungsdirektion soll nämlich Grundbesitz sowie Bau werke, von denen der vierte Teil des Erlöses der Regierung zustand, weit unter dem Preise verschleudert haben. Insbesondere wurden der Chicaao Housewreäing Company Objekte im Werte von 2 Mill. Doll, für 45000 Doll, übertragen, die bei der Ausschreibung auftretenden Mit bewerber waren lediglich Scheinkonkurrenten. Außerdem wurden ihr noch Grundstücke, die nicht ausgeschrieben waren, unbezahlt zugeschanzt. Die Chicagoer Gesellschaft, die bei diesem Geschäft Teilhaberin gewisser Ausstellungs matadoren war, hatte dabei selbst Millionen Gewinn. Den Löwenanteil steckten die erwähnten Ausstellungs größen ein. Aus Stadt und Lund. Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 6. März 1805. — Der König von Sachsen und die Arbeiter. Während seines BesuLes in Chemnitz sagte König Friedrich August zu den Mitgliedern des Chemnitzer Sängerbundes, er habe sich besonders darüber gefreut, daß in dem Bunde mehrere hundert Arbeiter Mitglieder sind. Er bitte be- sonders darum, daß in jedem der einzelnen Gesangvereine feine volle Anerkennung den Arbeitermitgliedern zum Aus druck gebracht werden möchte dafür, daß sie „bei ihrem nicht leichten Kampfe ums Dasein das Ideal des deutschen Volkes im Gesänge pflegen". — Die Etatsstärke der sächsischen Armeekorps beträgt zurzeit 44371 Mann. Darunter befinden sich 1758 Offiziere, 163 Militärärzte, 53 Veterinäre, 6139 Unteroffiziere und 36258 Soldaten- — Der Bezirksausschuß der König!. Amtshaupt. Mannschaft DreSden-Atlstadt genehmigt eine zum Ausgleiche landwirtschaftlicher Nutzungen vorzunehmende Flurgrenz- veräuderung zwischen der politischen Gemeinde und dem Gutsbezirke Braunsdorf und die von Herrn Gutsbe sitzer Wünschmann in Braunsdorf beantragte teilweise Oeffentlichkeit eines bei seiner Gutswirtschaft vorüber führenden und auf den Dorfplatz einmündenden Fußweges bis zu einer Breite von zwei Metern- — Konkurse in Sachseu. Von 1895 bis 1901 hat die Zahl der Konkurse zugenommen, im folgenden Jahre ist jedoch ein Rückgang zu verzeichnen. Dagegen ist die in Betracht kommende Schuldenmasse in letzterem Jahre größer als im vorgehenden. Folgende Zahlen illustrieren das Angedeutete. Die Zahl der eröffneten Kon- kursverfahren betrug 1895 850, in dem folgenden Jahre war ein geringes Fallen, dann aber ein langsames Steigen zu beobachten. 1896 wurden 811 Konkurse verzeichnet; in den nächsten Jahren 933,1063 und 1107. Nun macht sich bereits die Krise bemerkbar, denn 1900 stieg die Zahl der Konkurse auf 1104, 1901 wurden aller 1431 gezählt, während 1902 1106 festaest.llt worden sind. — Eine Verdeutschung, und zwar eine besonders „schöne", hat die preußische Eisenbahnverwaltung entdeckt! Mit Beginn des neuen Sommerfahrplans werden nämlich die Stationsvorsteher der preußischen Bahnlinien den Titel „Fahrdienstleiter" erhalten, außerdem bekommen sie aber auch neue Uniformen und bei festlichen Gelegenheiten dürfen sie auch den Dreimaster tragen. Der gewöhnliche Sterbliche wird zwar in der Regel, wenn er das Wort „Fahrdienstleiter" hört, viel eher an eine Leiter denken, die während der Fahrt ihre Dienste leisten soll, als an einen Stationschef. — Zur Kandidatenfrage im Freiberg-Wils druff - Tharandter Laudtagswahlkreise berichtet man dem „Dresdn. Anz." aus Freiberg: „Es steht an geblich zu erwarten, daß die antisemitische Reform partei von Dresden aus einen Gegenkandidaten nominieren wird, den der hiesige Mittelstandsbund sowie die Konservativen unterstützen dürften." Diese Meldung kommt nach unseren Informationen der Wahrheit am nächsten. Nur scheint es, als ob die antisemitische Kan didatur erst dann kommen sollte, wenn der Mittelstands bund einen geeigneten Kandidaten nicht findet. Der Bund hat in einer am Sonnabend abgehaltenen Versammlung beschlossen, die Frage einer eigenen Kandidatur noch offen zu lassen, gegebenenfalls aber eine von anderer Seite auf zustellende Gegenkandidatur zu unterstützen. — Mit Rücksicht auf die jüngst im hiesigen AmtS- gerichtsbeziik erfolgte Gründung eines Pferdeverstcher- u«gsverei« sind folgende Angaben über den ersten derartigen Verein im Bezirk des landw. Kreisvereins zu Dresden, und zwar in Großhartmannsdorf, von Interesse. Der Verein begann am 1. Mai 1904 seine Tätigkeit. Ende 1904 zählte er 32 Mitglieder mit 84 Pferden und einer Versicherungssumme von 48400 Mk. Weitere 32 Mitglieder mit 66 Pferden hatten ihren Beitritt vom Jahre 1905 an erklärt. — Bei der hiesigen städtische« Sparkaffe wurden im Monat Februar 1905 845 Einzahlungen im Betrage von 91291 M. 85 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 599 Rückzahlungen im Betrage von 72017 M, 47 Pfg- — Winter-Tymians Humoriste«, Sänger und Schauspieler verdanken ihre außergewöhnlichen Erfolge vor allem der eigenen schöpferischen Tätigkeit ihres Leiters und dem gesunden, urwüchsigen Humor, der all' ihren Darbietungen innewohnt. Man darf von dieserHerren- gesellschaft ein gediegenes, dezentes Programm erwarten, in dem sich künstlerische Gestaltungskunst, Humor undSatyre in glücklicher Weise paaren. Bekannt ist, daß Winter-Tymians Humoristen in Dresden und anderwärts oft monatelang allabendlich vor vollbesetztem Saale auftreten und daß die Gesellschaft infolgedessen nur selten Abstecher nach der Provinz unternimmt. Deshalb ist ein zahlreicher Besuch des morgen, Dienstag, abend im Hotel goldener Löwe stattfindenden Konzertes dieser Herrengesellschaft sicher zu erwarten. - Keffelsdorf, 5. März. Der hiesige Kirchen- Vorstand wird sich in nächster Zeit mit der Frage einer Vergrößerung unseres „neuen" Friedhofes zu befassen haben. Die alljährlich zunehmende Seelenzahl unserer Parochie und andere mit den Bodenverhältnissen zusammenhängende Erscheinungen lassen die Beschaffung eines neuen Friedhof- Areals dringend notwendig erscheinen. Es liegt sehr nahe, daß man hierbei die Errichtung einer Parentationshalle und die Beschaffung von Erbdegräbnisplätzen ins Auge fassen wird. — Von 16 Gestellungspflichtigen unseres Ortes wurden am Sonnabend 5 Mann aktiv, davon 2 nach Metz, zum Militär ausgehoben; die übrigen 11 Mann wurden zurückg-stellt. — In Brau«sdorf ist die Frage nach einer Wasserversorgung immer brennender geworden. Be reits zwei Gutachten vom technischen Bureau Salbach- Dresden liegen dem Gemeinderat vor. Das Wasser will Herr Rittergutsbesitzer Oekonomierat Andrä aus seinen Rittergutsquellen liefern. — Die Gemeinde Cossebaude erhebt an Gemeinde anlagen in diesem Jahre 200 Prozent der Staats einkommensteuer. — Glückliches Wilsdruff, das sich bei 70 Proz. sehr wohl befindet! Ans Sachsen. Wilsdruff, 6. März 1905. Das Meißner „Tagcbl." schreibt: Den Anschein ganz bedeutender Leistungsfähigkeit gibt sich heute das „Großenhainer Tageblatt", indem es seinen Lefern einen etwa 230Zeilen langen „telegraphischen" Bericht über den Empfang Seiner Majestät des Königs in Chem nitz bietet. Diese „Leistung" ist so — außerordentlich, daß wir uns nicht versagen können, ihr Zustandekommen etwas zu beleuchten. Dieser schwungvolle „telegraphische" Bericht hat nämlich dem Telegraphen nicht das mindeste zu schaffen gemacht, sondern er ist — wir wissen bas, da er auch unS angeboten worden ist — längst, und zwar als Brief einfachster Art versandt worden, ehe Seine Majestät der König seinen Fuß in das sächsische Manchester gesetzt hatte, er ist also im voraus auf Grund des Programms gearbeitet worden. Wenn es Blätter gibt, die ihre Fixigkeit auf solche Art beweisen wollen — wir gehören nicht zu ihnen —, so haben wir nichts dagegen. Wenn aber dann ein solches Machwerk auch noch, um dem Leser zu imponieren, als Telegramm bezeichnet wird, fo geht das doch über das Erlaubte hinaus. — Sehr richtig! In der ordentlichen Hauptverfammlung des Allge meinen Mietbrwohnervereins zu Dresde«, welche dieser Tage stattfand, gab gelegentlich des Referats über das vergangene Geschäftsjahr des Vereins dessen Vor sitzender Rechtsanwalt Türk der Ansicht Ausdruck, daß in kommunalen Angelegenheiten ein Zusammengehen mit den Sozialdemokraten wohl zu rechtfertigen sei. Es würde auf diesem Wege möglich gewesen sein, Ver treter in das Stadtparlament zu entsenden, welche sich auch der Interessen der Mieter annehmen. — Das sind ja recht loyale „Mieter"! Düstere Sittenbilder aus der Artistenwelt entrollte eine Gerichtsverhandlung, die vor der dritten Strafkammer des Landgerichts Dresde« stattfand. Die in Dresden ihr Domizil habende Sänger- und Humoristen- gescllschaften Höcker nimmt junge angehende Artistinnen auf, um selbige zu „Sängerinnen" auszubilden. Sie werden während ihrer Ausbildungszeit „Lehrmädchen" ge nannt, müssen mit dem Impresario von Stadt zu Stadt, von Ort zu Ort ziehen, um auf der Bühne tätig zu sein- Vor Jahresfrist hatte sich die bildschöne, aus Breslau gebürtige Minna Lutz, ein Waise, welche von einer reichen Breslauer Dame protegiert wurde, bei dem Institut Höcker in Dresden als „Artistin-Novize" gemeldet und wurde mit einem Monatssalär von — 9 Mk. engagiert! Das junge Mädchen, ein ganz weltfremdes Ding, das jetzt bei mitleidigen Leuten in Döbeln eine Zuflucht ge funden hat, mußte nun mit der Sängergesellschaft auf die Reise ziehen. Die letztere erstreckte sich insbesondere auf die Städte Breslau, Görlitz, Bautzen, Zittau, Döbeln Leipzig, Chemnitz, Plauen i. V. usw. Dieses Herumziehen war für das junge Mädchen eine Höllenpein. Die aus fünf Personen bestehende Sängergesellschaft belegte in Hotels manchmal nur ein Zimmer und alle fünf schliefen in diesem gemeinsam. Wenn es nur die Sängerinnen gewesen wären, könnte man vielleicht nichts dagegen ein wenden. Aber der „Humorist" mußte doch auch ein Obdach haben, und diesem ein besonderes Zimmer ein räumen — nun, dazu langte es wohl nicht. Man steckte den Komiker einfach mit in das Schlafzimmer der Arti stinnen. Diese Verhältnisse veranlaßten die Artistin Lutz, ihre Entlassung zu fordern. Der Impresario aber ver langte bei vorzeitiger Auflösung deS Kontraktes die vor her vereinbarte Konventionalstrafe von 50 Mk. Natürlich war das junge Mädchen nicht in der Lage, diesen Betrag zu bezahlen. Als nun am 2. Dezember v. I. die gastlichen Hallen des Höckerschen Sängerheims hier verlassen wollte, stellte sich ihm die Gattin des Impresario, die Sängerin Elise Minna Höcker geb. Walter aus Gera, in den Weg und sperrte das Mädchen einfach ein. Die alte Artistin hatte sich wegen dieses Vorfalles wegen Freiheitsberau bung zu verantworten. Sie wurde zu einer Woche Ge fängnis verurteilt. Zwangsversteigerungen wurden im Monat Febr- beim König!. Amtsgerichte Dresden zusammen 34 ab- gehalten. Mangels Deckung fielen 360,935 Mark an Hypotheken aus. Am Sonnabend morgen ist ein anscheinend den besseren Ständen angehörender Unbekannter im Hospitalwald bei Freiberg an einem Uebergang der Bahnstrecke Chemnitz— Freiberg mutmaßlich von einer Vocspannmaschiue, die von Flöha kam, überfahren worden. Der etwa 40 Jahre alte Mann war mit einem dunklen Anzuge bekleidet. Der graue Mantel und ein Stock fanden sich an einem Stoß Schwellen. Der Hut lag im Graben. Der Leichnam ist nicht verstümmelt. Ob Selbstmord vorliegt ist noch nicht erwiesen. Die näheren Umstände lassen aber darauf schließen. Ein Muster von Inkonsequenz scheinen die in Freiberg erscheinenden „Neuesten Nachrichten" zu sein