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plötzlich sein neben dem Geschirr gehender Sohn von einem Strolch überfallen worden sei und zwei Schüsse aus unmittelbarer Nähe er- ei halten habe, daß er selbst, als er sich über die Plane des Wagens u herausgebogen, um zu sehen, was vorgefallen sei, zwei Schüsse bekam- H men habe, und auf feinen Zuruf an seinen Sohn, das Bei! zu nehmen, L und auf den Räuber losznscblagen, dieser die Flucht ergriffen habe, d ohne seine räuberische Absicht errkicht zu haben. Voigt ist, da die d Nacht sehr finster war, nicht im Stande anzugeben, ob ein oder mehrere Räuber ihn überfallen haben und hat derselbe am Halse eine, glück- r sicher Weise nicht lebensgefährliche Verwundung von einer der auf r ihn abgeschossenen Kugeln erhalten. Der Sohn desselben ist unver- k Wundet geblieben. Allem Vermuthen nach ist es auf Voigt's Geld i abgesehen gewesen, was der Räuber bei demselben vermuthet hat. s — Soldat und Insurgent. r Historische Novelle von E. Heinrichs. Nachdruck Verbote». , (Fortsetzung.) ' Der 15. März war vorüber, die Sturmglocken von Wien heulten , durch Deutschland und fanden überall ein willkommenes Echo, das Zeichen des Aufruhrs war gegeben und eine unheimliche Stille, gleich dem Verkünden eines vernichtenden Sturmes, lagerte sich auf Mailand - schon längst nach der sogenannten Cigarren- und Lotterie-Revolution, am Schluß des Jahres 1847 war eine offene Feindseligkeit zwischen Militär und Civil ausgcbrochen und Ersteres durfte sich nicht mehr . unbewaffnet auf der Straße zeigen. Mit empörender Rücksichtslosig- keit ignorirten selbst die vornehmen Damen die Offiziere, und bald , wurden kleine Hoffeste von dem in Mailand residirenden Erzherzog fast nur des Anstandes halber noch «»geordnet, da die vornehmsten Nobili'S der Stadt sich nach und nach gänzlich zurückzogen und selbst die höheren Offiziere von ihren Kreisen ausschlossen. Der Erzherzog hatte bereits seit einigen Tagen seine gewöhnliche Reise nach Wien angetreten und mit einer Art frohem Gefühl sah der greise Feldmarschall ihn reisen, da sein klarer verständiger Blick mit Sicherheit den Vulkan erkannte, auf dem seine Macht stand, und der bei dem geringsten Ausbruche ihn zu verschlingen drohte. Es war am 18. März, die Revolution hatte in Wien gesiegt, das Ministerium war gestürzt — bürgerliche Minister, vom Volke erwählt, hatten das Portefeuille in den Händen. Da wurden auch den unruhigen Italienern die Früchte des Sieges zuerkannt, große Menschenhaufen standen an den Straßenecken nnd lasen die telegra phischen Depeschen, worin ihnen der Kaiser seine Konstitution, Errich tung einer Nationalgarde rc. versprach. Im Palast Barromeo waren die Häupter der Verschwörung ver sammelt und eine lebhafte Debatte endigte so eben mit dem stürmischen Ruf des Marco Creppi: „Heraus mit den Waffen und der Tricolorc! auf! laßt die Sturmglocken heulen, nieder mit der fremden Tyrannei, hoch lebe die Freiheit! hoch das einige Italien!" „Der Löwe hat sich aus dem Käfig befreit!" rief der Podesta Casati, „jetzt will man ihn locken mit einigen verführerischen Speisen, doch er hat die Freiheit gekostet, darum zertrümmert den Käfig, nieder mit den elenden Wüthern und Knechten, hoch lebe Wien." In diesem Augenblicke wurde rasch die Thür geöffnet und die Gräfin Rompani trat in Begleitung mehrerer vornehmer Damen in den Saal der Verschworenen, die bei dem Anblick der Damen in ein donnerndes vivo! ausbrachen. Die Gräfin nahm einem ihrer Diener, der ihr gefolgt, eine im schwarzen Trauerflor gehüllte Fahne ab, im Nu hatte sie die Umhüllung abgerissen und die italienische Trieolore wallte rauschend auf die schöne Frau herab. Der Jubel hatte jetzt seinen Höhepunkt erreicht und ernst gebot der Erzbischof Romilli mit einer gebietenden Handbewegung Schweigen; als ringsum Stille herrschte in dem großen Saal, erhob der Diener Gottes die Hände segnend über die Fahne und weihete sie im Namen des Allerhöchsten zum blutigen Aufruhr. „Jetzt vorwärts!" rief mit funkelnden Augen der Podesta, „die Würfel sind gefallen, unsere Losung sei: siegen oder untergehen." „Untergehen mag der Feige!" schrie Marco Creppi in trunkener Siegesfreude, wir lassen nicht vom Siege, nicht von der Freiheit, — Sieg und Freiheit sei darum die Losung!" Und während Graf Carlo Barromeo seiner schönen bleichen Braut, deren Marmorblässe selbst der glühende Schimmer der ersehnten Re volution nicht anzuhauchen vermochte, mil leisem Liebesgeflüster den Arm reichte, setzte sich der Zug der Verschworenen mit dem Erzbischof und dem Podesta Casati an der Spitze, der die geweihte Fahne trug, iu Bewegung, um sich nach dem Rathhause, „Broletto" genannt, zurück zu begeben. Wie eine ungeheure Lawine schwoll die Menge an, je näher der Zug dem Broletto kam und donnernde Viva'«, revolutionäre Stich worte und Lieder schallten mit lärmenden Getöse durch die Straßen Mailands. Ehe eine halbe Stunde vergangen, flatterte die Fahne des Aufruhrs von der Zinne des Rathhauses, und damit war das Zeichen dazu von den verrätherischen Häuptern der Stadt den wilden Massen gegeben. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Revolution in allen ihren Details zu verfolgen, sondern wir wollen nur, soviel uns der Lauf dieser Novelle gebietet, einen flüchtigen Schattenriß davon geben und folglich nur die Hauptpunkte hervorheben. Bon feinem Fenster aus beobachtete der Feldmarschall Radetzky die drohende Gefahr die jede Minute sich wilder gestaltete. „Was meinen Sie zu dieser Bewegung?" frugte er mit ruhigem Antlitz, auf dem man keine Spur einer Furcht las, seinen neben ihm stehenden Adjutanten. ,Zch meine, cs sei die höchste Zeit, Exellenz, lieber auszurücken," entgegnete der Adjutant. Im selben Augenblick sandte der Gubernial-Vicepräsident Graf O'Donell eine Ordonanz an den Feldmarschall mit der dringenden Bitte: „keine militärische Macht zu entwickeln, bis im äußersten Falle, er hoffe fest, Ler Bewegung eine friedliche, versöhnende Richtung zu geben." Der Feldherr schüttelte unwillig das greise Haupt und sagte: „friedlich versöhnend — bis cs zu spät ist, doch werde ich auf der Hochwackt stehen. Gehen Sie, Herr Adjutant und bringen Sie den Befehl, sich zum Ausrücken fertig zu halten, ich kenne den friedlichen Charakter des Italieners." Der Adjutant eilte hinaus, während der Feldmarschall sich wieder an'S Fenster lehnte und aufmersam die lebhaften Straßen beobachtete. Unterdessen hatte die wildeste Bewegung bereits die ganze Stadt ergriffen, und ehe einige Stunden vergangen, war das Volk orgamstrt und General Lecchi, den wir gleich anfangs schon kennen lernten, zum Anführer desselben ernannt und jetzt sah der vertrauensvolle Graf O'Donell, wie thöricht er gehandelt, als das Gubernialgebäude von den Rebellen in Besitz genommen und er felbst als Gefangener behan delt wurde. Bleich wie der Tod trat der Rittmeister in's Zimmer des Feld marschalls, um die näheren Befehle für seine Husaren entgegen zu, nehmen. Bereits seit einigen Tagen wußte er durch eine Verlobungs karte, die Graf Barromeo ihm höhnisch zugesandt, daß Rosalie für ihn verloren und nur stärker tobte nach dieser Gewißheit die Leiden schaft in ihm, die Liebe zu der schönen Frau und die Rache, seinem Nebenbuhler zu begegnen; er sehnte die Revolution herbei, um mit dem Verhaßten, der ihm heimtückisch die Geliebte geraubt, einen Kampf auf Leben und Tod zu wagen, und diese tödtliche Seelenmarter machte den jungen blühenden Mann zum finsteren, bleichen, dämonischen Rächer. Er hatte Rosalie nicht wieder gesehen, wie oft er sich auch mit rasender Tollkühnheit in die Nähe ihres Palastes gewagt, der Banditendvlch war an sein Herz gezückt, daß wußte er, doch seine Leidenschaft war stärker als die Furcht, durch Meuchelmord zu fallen. „Graf O'Donell ist von den Rebellen gefangen genommen und auf dem Broletto weht die Fahne des Aufruhrs!" sagte der Rittmei ster in hoher Aufregung, „Excellenz mögen entschuldigen, aber es ist nicht mehr möglich, die Husaren im Zaum zu halten." „Nun dann möge das Schicksal, das der Graf felbst über sich heraufbeschworen, walten!" erwiderte Radetzky ernst und ruhig, „eine Stunde früher und die Stadt läge gebändigt zu meinen Füßen — vorwärts drum, für Kaiser und Vaterland!" Der Rittmeister eilte hinaus und bald rückte das Militär langsam in die düster drohenden Massen hinein; wie blitzendes Wetterleuchten sprengten die Husaren mit ihrem kühnen Rittmeister an der Spitze hinaus in den gefährlichen Kampf; — da knallten Plötzlich Schüsse, Rosse bäumten sich — Sterbende wanden sich im Todeskampfe — das Signal war gegeben, das Morden hatte begonnen. Im Nu heulten die Sturmglocken von allen Thürmen, wuchsen Barrikaden aus der Erde empor — es war ein fürchterlicher Kampf, nicht Auge in Auge, nein von den Dächern, durch die Schießtöcher der Barrikaden, aus den Fenstern flog das tödtliche Blei in das Herz der Streiter, und mancher fchloß sein Ange, dessen letzter Hauch noch von Pferdeshufen zertreten wurde. — Die Nacht brach herein, der Donner der Geschütze verstummte, um am nächsten Morgen mit ver doppelter Heftigkeit wieder zu beginnen, während in der Nacht keine« Augenblick die Sturmglocken schwiegen. Mit heiterer Ruhe, die den todcsmuthigen Greis vor Allem charak- terisirt, leitete der Feldmarschall die schwierigen Operationen, denn der Straßen- und Barrikadenkampf waren für den Soldaten ein neues und unbekanntes Feld. „Das Rathhaus muß genommen werden," lautete fein Befehl, „wir müssen das Haupt der Hydra haben." Vom Broletto aus wurden die Befehle ertheilt, hier war der Sitz der provisorischen Regierung, die aus dem Präsidenten Casati und sieben beisitzendcn Mitgliedern, worunter die Grafen Barromeo und Creppi sich befanden, bestand: junge Herren des sogenannte« Jokeyklubcs, der nur aus Adeligen bestand und im Cafe Cora seine Versammlungen hielt, waren in einer fortwährenden Bewegung, um die Befehle von einem Orte zum andern zu tragen, Priester, bis au die Zähne bewaffnet, liefen umher und reizten das Volk durch fana- tifche Reden zum Kampf, und als erst der Erzbischof Nomihi auf den Straßen erschien und mit salbungsvoller Rede die Barrikaden einweihte und segnete, da waren alle Banden gelöst, der Aufruhr hatte in de» Augen des verblendeten Volkes die Sanktion des Höchsten erhalten und alle Heiligen nickten ihnen Beifall zu. (Forts, folgt.) Vermischte». * Ein», schreckliche That wird aus Morschen a. d. Fulda berichtet: Dort gerieth dieser Tage ein mit Roggenschneiden beschäf tigtes, noch junges Ehepaar in Streit, infolge dessen der zornige Mann ferner Frau den Kopf mit der Senfe abschlug. Der Misscthäter er griff nach der That die Flucht. * Karlsbad. Die Versendung deS Karlsbader Mineralwassers, welche bekanntlich eine bedeutende Einnahmequelle der Stadt bildet, ist bis Ende 1886 der Firma Löbel Schottländer aus Breslau in Pacht gegeben. Mit der stetig steigenden Frequenz des Kurortes hält die Wasferversendung gleichen Schritt, und die Aussicht auf ganz be deutende Vergrößerung dieser Einnahmequellen hätte die bisherige Lei tung im Monat Mai — also 5 V, Jahre vor Ablauf deS PachteS — bewogen, um Verlängerung des Pachter vom Jahre 1887 angefangen mit bedeutend höherem Angebote bei der Stadtvertretung sich zu be werben. Das Stadtverordnetenkollegium hatte jedoch abgelehnt, schon jetzt auf eine Pachtverlängerung einzugehen und beschlossen, im letzten Pachtjahre einen öffentlichen Konkurs zur Vergebung der Mineralwasser versendung auszuschreiben. Vor Kurzem nun reichte die Apollinaris- Compagnie in London ebenfalls eine Offerte um Uebergabe des Karls bader Mineralversandts ein nnd bot für die ersten 10 Jahre 1,000,000 fl. und für die folgenden 10 Jahre 1,200,000 fl. In der diefer Tage stattgehabten Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums wurde jedoch Uebergang zur Tagesordnung beschlossen. * Feiertagskonsum. Der Alexandrapalast, das große Ver gnügungslokal im Norden Londons, wurde am Bankseiertag, vorletzte» Montag, von über 100,000 Personen besucht. Was diese ungeheure Menschenmenge verzehrte, darüber bringt ein Londoner Blatt folgende Statistiken: Es wurden verkauft: 720 Dutzend Flaschen Spirituosen, 700 Dutzend Flaschen Wein, 2350 Dutzend Flaschen Ale und Stout, 4900 Dutzend Flaschen Limonade, Jngwerbier, Sodawasser und Selters- ' wasser, 350 Fässer Bier, 30,000 Tassen Thee und Kaffee, 12,600 Portionen Thee » 1 Schilling, 240 Centner Fleisch, 60,000 Stück s feines Gebäck, 12 Wagenladungen Salat, 140 Centner Kartoffeln, > 6700 Mahlzeiten und 42,000 Brote, Früchte im Werthe von 440 , Pfd. Sterl, und Zuckerwerk im Werthe von 175 Pfd. Sterl. — Der t Werth des zerbrochenen oder abhanden gekommenen Geschirres wird auf 100 Pfd. Sterl, geschätzt. : * In der Nähe von Kayna bei Weißenfels mnßten dieser Tage c zwei Ochsen erschossen werden, weil sich bei ihnen Symptome der Toll- l wuth zeigten. Beide Thiere waren von einem wuthverdächtigen Hunde t gebissen worden. . * Hübsche Adresse. Vor einiger Zeit wurde in Forst eine r Sendung unter folgender Bezeichnung zur Post gegeben: „An Frön- . lein Rosamunde Schachtel, p. Adr. Henn Rath Schachtel in Posen. Anbei eine Schachtel, signirt Schachtel."