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von Dulcigno an Montenegro abtreten will. Nur das Eine wird verlangt, daß man in Konstantinopel die Verwirklichung des gemachten Anerbietens fest und bald im Auge behält. Ernstere Besorgnisse flößen uns Gewitter ein, die, mit Wolken brüchen und Hochwasser in Verbindung, in den letzten Tagen aber mals über große Landstriche Preußisch - Schlesiens und Oesterreichs hereingebrochen sind, Der Reichthum tausender und abertausender fleißiger Landbewohner und Städter ist vernichtet. Das Jahr ist leider zu reich an dergleichen verheerenden Naturereignissen, als daß nicht eine hohe Summe an Einbuße des privaten und des allgemeinen Wohlstandes traurige Gewißheit wäre. Dazu kommt, daß, wo nicht gewaltige elementare Ereignisse den Ernteerträgnissen empfindliche Ver luste beibrächten, anhaltende regnerische Witterung hoffnungsvolle Er gebnisse vielfach zerstört hat. Wirthschaftliche Einflüsse so weittragender Natur haben bekanntlich stets bei Bestimmung der Politik wesentlich mitgewirkt, und so kann es auch jetzt kommen, daß die Beschäftigung mit der inner» Gefahr jene mit nns doch ferner liegenden äußeren Angelegenheiten etwas in den Hintergrund drängt. Kaum Jemand wird dabei etwas einbüßen. Wien, 13. August. In dem Thal von Reckawinkel durch wel ches die Elisabethbahn führt, ging heute in den ersten Morgenstunden ein Wolkenbruch nieder, durch welchen die etwas tiefer fließende Wien so park anschwoll, daß sie aus den Ufern trat und große Verwüstungen anrichtete. Alle hölzernen Brücken und Stege bis Wien wurden weg- aenssen. Von den zahlreichen Holzplätzen längs der Wien wurden große Holzmassen fortgeschwemmt, ferner starke Bäume entwurzelt und viel Holzwerk aus den überschwemmten Gürten und Höfen forlgeführt. In Wien war das Flußbett zwischen 9 und 10 Uhr Vormittags wie eine Schwemme ganz mit Balken, Bäumen und Scheitern angefüllt. Man behauptet, daß das Hochwasser der Wien seit vielen Jahren nicht sy stark gewesen fei. Es reichte in Wien bis an die Wölbung der steinernen Brücken. In Purkersdorf sollen mehrere Menschen ertrunken sein. — Auch die Donau ist, wie aus Krems telegraphisch gemeldet wird, stark angeschwollen und auf 3'/, m über dem Normale gestiegen. Die Auen um Krems sind bereits überschwemmt. — Aus Kremsier wird der „N. fr. Pr." gemeldet: Gestern Abend ging ein furchtbarer Wolkenbruch über Freistadtl, Bystritz am Hosteyn und Merseritsch nieder. Die ncuerbaute steinerne Brücke über dic Kussowa auf der Straße von Holleichau nach Prerau ist eingestürzt. Achtzehn Personen sind er trunken und die Leichen unter den Trümmern der Brücke begraben. Ein Gendarm hat sich aus dem Wasser gerettet. An hundert Per sonen standen auf der Brücke, als ein Pfeiler derselben brach und die Wölbung einstürzte. Auf einer Strecke von mehr als 5 Stunden Weges ist alles unter Wasser, die Früchte sind vernichtet und der Schaden ist enorm. — Aus Ischl wird gemeldet, daß durch die Regen güsse der Damm der Rudolphbahn zwischen Ischl und der Station Weißenbach unterwaschen wurde und der Verkehr eingestellt werden mußte. Der Separatzug mit dem Fürsten von Rumänien nahm den Umweg über Amstetten. Gambetta spielte in Cherbourg, wohin er mit dem Präsidenten Grcvy gekommen war, die erste Rolle. Auf den Straßen, durch die er fuhr, rief er der ihn feiernden Volksmenge aus dem Wagen zu: Grcvy, de» Präsidenten der Republik müßt Ihr hochleben lassen! — Die Menge that's und Grevy wurde feuerroth. Auf dem Schiffe, das vom Stapel gelaufen war, stand und ging er sehr spreizbeinig, auch auf dem Lande. Das Volk sieht in ihm nicht nur seine Vergangen heit von 1870 und 71, sondern auch seine Zukunft. Er ist ihm offen bar die Verkörperung des Revanchegedankens. Gambetta balancirt dieRevanche geschickt auf feiner Zungenspitze. So auf einem Bankette, welches am Abend stattfand., — In unglücklichen Zeiten, sagt er in seinem Trinkspruch, müssen di.«,, Völker in Ruhe und Ueberlegung, frei im Gebrauch ihrer Hände und Waffen, sowohl im Innern wie nach außen sich abwartend verhalten. „Große Reparationen" (Wieder herstellungen) können nur dem Rechte entspringen; wir oder unsere Kinder können auf dieselben hoffen, die Zukunft ist Keinem verboten.. -- Als man ihm vorwarf, er bevorzuge die Armee allzusehr, antwor tete er: es geschieht nicht aus kriegerischem Geiste, sondern aus Nvlh- wendigkeit, Frankreich wieder in seinen ersten Platz in der Welt einzu- fähren. „Wenn unsere Herzen schlagen für Erreichung dieses Zieles, so handelt es sich nicht um das Streben nach einem blutigen Ideal, sondern um die Erhaltung des Ganzen, was von Frankreich übrig bleibt, damit wir auf die Zukunft rechnen und wissen können, ob es hienieden eine Gerechtigkeit giebt, welche zur geeigneten Stunde her- beirommt." Das ist fast nicht mehr balancirt, sondern kokettirt, Herr Gambetta. Wer ein großes Geheimniß trägt, darf es nicht auf feiner Zunge tragen und nicht so viel sprechen. Mit herzlicherer Freude haben wir wohl selten ein Dementi be grüßt, als dasjenige, welches besagt, daß die Nachricht von dem Un tergänge des Pilgerschiffes „Jeddah" falsch gewesen. Die Rc-chrichi hat ihren Ursprung in der Aussage des Kapitäns, der sein Schiff gewissenlos verlassen, gewissenlos unbegründeten Schrecken ver breitet hatte. Die „Jeddah" ist inzwischen, vom Dampfer „Antenos" im Schlepptau geführt, im Hafen von Aden eingetroffen. An Bord befand sich Alles wohl. — Die 953 Pilger athmen noch im rosigen Licht, und der „grüne Turban" winkt ihnen nach überstandenen Fähr- lichkeiten aus nächster Nähe als schönster Lohn für jedes mohameda- tnsche Herz. Eine amerikanische Dame, die selbst Arzt ist, erklärt vr. Tanners Hungerkur für Schwindel; seine Wächter seien bestochen gewesen, er habe heimlich mittelst Röhrchen Kraftbrühen u. s. w. zu sich genommen. Vaterländisches. W ilSdruff. Nicht ohne Grund ertönen aus landwirthschastlichen Kreise» immer lautere Klagen über die großen Schäden, welche die fortdauernden Niederschläge im Gefolge haben. Ucberreif steht oder Netzt das Getreide auf dem Felde, theils frischen Wuchs bekommend, Lhsls schon in Fäulniß übergehend, denn feit neun volle» Tagen war cs 8ts jetzt eine reine Unmöglichkeit, an Erntearbeiten denken zu können, da der Himmel immer wieder neue Fluthen herabschickte; gleich schlimm steht cs auch mit den Kartoffeln, die vielfach schon in Fäulniß über- zugchen drohen. Mit heute (Montag) schien ein Umschlag der Wit terung eintreten zn wollen, leider aber erfolgt im Laufe des Tages säst aus Hellem Himmel ein Regenschauer nach dem andern. Möge der Ailgütige uns einige Wochen freundliche Witterung beschecren, damit von dem reichen Erntefegen, mit dem Er unsere Fluren ge schmückt, noch so viel als möglich gut eingeerntet werden kann. . r — Wieder einmal rückt Deutschlands nationaler und höchster Festtag, der ewig denkwürdige Tag von Sedan heran und überall im Deutschen Reiche rüstet man sich, denselben würdig zu begehen; auch unser Wilsdruff wird sicher nicht Zurückbleiben, hat es doch stets die Fahne des Patriotismus hoch gehalten, es wird eingedenk sein des Jubelsturmes, welcher vor 10 Jahren sich auch bei uns in groß artiger Begeisterung erhob, als die Kunde von Napoleons Gefangen nahme eintraf. Gewiß wird man auch bei uns diesmal den Geburts tag des jungen demschen Reiches nicht spurlos vorübergehen lassen. Behörden und Vereine werden sicher wiederum zusammentreten, und so durch vereinte Kraft wiederum eine würdige Sedanfeier herbei- führcn. — Dresden. Das Ministerium des Innern hat in Berücksich tigung der Cassenverhältnisse bei der Landes-Brandversicherungs- Anstalt genehmigt, daß auch für den zweiten Hebetermin im Monat Oktober d. I. bei der Abiheilung der Gebäudeversicherung der Erlaß eines Dritttheiles der ordentlichen Brandkassen-Beitrüge eintritt. Dieselben werden daher nur nach Höhe von Einem Pfennig von jeder Beitrags-Einheit erhoben werden. Dagegen bewendet es in der Ab- theilung der freiwilligen Versicherung bei den gesetzlich geordneten Beiträgen. — Dresden. Dem auch außerhalb unseres engeren Vaterlandes bekannten Metall- und Erzgießer Christoph Albert Bierling in Dresden, welchem Dresden insbesondere den Guß der Brunnenfiguren auf dem Ferdinandsplatze verdankt, ist in Anerkennung seiner vorzüg lichen Leistungen auf diesem Gebiete des Kunstgewerbes von Sr. Maj. dem König das Ritterkreuz zweiter Klasse des Albrechtsordens verliehen und am Mittwoch in seiner Werkstatt durch den hiermit beauftragten Oberbürgermeister behändigt worden. — In Meerane hat bekanntlich eine Anzahl Weber dem Könige bei dessen Anwesenheit eine Petition um Verbesserung ihrer Lage über geben. Dieselbe ist dem dortigen Stadtrathe zur näheren Berichter stattung übersandt worden. Der Petition der Weber ist eine Lohn statistik beigefügt gewesen, welche die ^eit dem letzten Halbjahr von 21 dortigen namentlich aufgesühnen Fabrikanten gezahlten Löhne nebst der dafür gelieferten Waare aufsührt, und ist daraus zu ersehen, daß ein tüchtiger fleißiger Weber durchschnittlich nicht mehr als 1 Mark täglich verdient! Der Stadtrath hat nun mittelst gleichlautender Schrei ben an diejenigen Fabrikanten, welche in jener Lohnstatistik nicht mit aufgeführt sind, das Ersuchen gerichtet, ihrerseits eine gleiche Statistik einzureichen, damit festgestellt werden könne, welche Durchschnitslöhne im Allgemeine» während des letzten halben Jahres gezahlt worden sind. Vielleicht ist es möglich, mit Hilse der Regierung einen anderen Industriezweig einzuführen, denn die Handweberei wird unter den gegenwärtigen Verhältnissen niemals wieder lohnend werden. — Radeberg. Auf dem Kirchhofe zu Seisersdorf wurden am 9. August auf gerichtliche Veranlassung drei Leichen ausgegraben, da der Verdacht einer Leichenbcraubung ausgesprochen worden war. Der Befund bestätigte die Vermuthung, da sich heranssteUte, daß die Leichen ihrer Kleider beraubt worden waren. Ein ähnliches Verbrechen ist übrigens bereits vor einigen Jahren auf demselben Kirchhofe ver übt worden, ohne daß man den Thäter entdeckt hätte. — Königstein. Vor Einführung der weittragenden gezogenen Hinterladergeschütze konnte die Festung Königstein nur von einigen wenigen, überdies schwer zugänglichen Höhen direkt beschossen werden; gegenwärtig aber liegen die Verhältnisse anders, und der Fall, daß die dortige Festungsartillerie in einen ausgedehnten Geschützkampf bei einer, etwaigen Einschließung verwickelt werden kann, erscheint nicht mehr ausgeschlossen. Nach der „D. H.-Ztg." werden daher jetzt ein Theil der dortigen Wallgänge mit Traversen und denjenigen bombensicheren Räumen ausgcstattet, die zur zeitweisen Unterkunft der Geschütze und Mannschaften bei der heutigen verheerenden Wirkung der Artillerie nicht mehr entbehrt werden können. Auch andere als nothwendig er kannte Verbesserungen behufs vermehrter Vertheidigungsfähigkeit der wichtigen Sperrsestung, die 1866 ihre Ausgabe bestens erfüllte, sind in Aussicht genommen. Für das laufende Etatsjahr sollen 15,000 M. zum Behufe der baulichen Ausführung auf der Festung Königstein ausgesetzt sein. — Die diesjährige Jagdsaisou wird, wie ans verschiedenen sonst sehr wildreichen Distrikten verlautet, aller Wahrscheinlichkeit nach wenig ergiebige Resultate erzielen. Namentlich in Bezug auf Rebhühner dürfte die diesjährige Ausbeute sehr bedeutend gegen früher Zurück bleiben und auch hinsichtlich der Hasen sind nur schwache Hoffnungen ans reichlichen Abschluß vorhanden. Die Ursache dieser wahrscheinlichen Jagdkalamität soll in der Hauptsache darin bestehen, daß gerade zur Brutzeit die orkanartigen Gewitterregen die Feldmarken überflutheten und Eier und junge Brut wcgspieltcn. Selten macht sich ein altes Rebhühnerpaac an das beschwerliche Geschäft, von Neuen: eine Familie zu begründen, und so geht die diesjährige Nachkommenschaft für viele hundert Paare meistens verloren. Auch der zweite Satz, der Hase» hat von der Ungunst des Wetters sehr, zu leiden gehabt, so daß ein nicht unerheblicher Prozentsatz derselben eingegangen ist. Es ist somit für dieses Jahr keine große Hoffnung auf reichliche Befriedigung der edlen Jagdpassion und — auf billigen Hasen- und Rebhühnerbraten vorhanden. — Zittau. Ein abscheuliches Verbrechen ist, wie die „Z. M.-Z." berichtet, am 12. hier verübt worden. Eine auf der Friedrichstraße wohnende Frau hatte ihr 12jähriges Töchterchen nach der neuen Ka serne geschickt, um Commisbrot kaufen zu lassen. Ein Soldat, welchen^ das Mädchen ansprach, wußte darauf durch die Vorspiegelung, er habe billiges Brot daheim, die unschuldige Kleine hinaus auf die Straße und durch die Hälter- und Feldgasse nach den Kaiserfeldern zu locken. Hierselbst that der Unmensch dem Kinde Gewalt an. Der nichtswürdige Bube hatte dem Kinde außerdem noch das Geld abgenommen und durch die Drohung, er werde es niederstechen, abgehalten, nach Hilfe zu rufen. Nach vollbrachter That entsprang der Soldat, das arme Mädchen weinend und verzweifelnd zurücklassend. Das Kind, fürchtend, mit zerissenen Kleidern, ohne Brot und ohne Geld zur Mutter heim- Mehren» suchte endlich Obdach bei einem ihr bekannten Lohnfuhrmann. Dieser brachte das Kind sofort der Mutter heim und erstattete noch in derselben Nacht Anzeige bei der betreffenden Behörde. Hier wurden auch sofort strenge Untersuchungen anggestellt und der muthmaßliche Verbrecher soll sich bereits in Haft befinden. — Zwickau, 13. August., Zuverlässigen Mittheilungen zufolge, ist der Handelsmann Friedrich Voigt aus Falkenstein in der ver gangenen Nacht auf. dem Woge nach Zwickau, wohin er -sich zum Be< suche des Markttages begeben wollte, räuberisch überfallen worden. Derselbe traf hierselbst heute früh mittelst Eisenbahn ein und erzählte,, daß in der letzten Nacht gegen 1 Uhr, als er mit seinem Planwagen durch das zwischen Rodewisch und Abhorn gelegene Gehölz gefährd,