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WschezMst für für Nr. 67. 188V. Dienstag, den 17. Angust Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mart. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnscratenannabme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshlmptmanuschast zu Meißen, da^Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Hahrgang. Erscheint wöchentlich 8 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Juseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Bekanntmachung. Die Besorgung der Straßenbeleuchtung in hiesiger Stadt auf das Jahr 1880/81 soll nächsten Freitag, den 26. dieses Monats, Nachmittags Va? Uhr, auf dem hiesigen Rathhaus im Sessionszimmer an den Mindestfordcrnden jedoch mit Auswahl unter den Bietenden anderweit auf ein Jahr öffentlich vergeben werden. Die Bedingungen, welche im Termine mitgetheilt werden, können schon zuvor in der hiesigen Nathsexpedition eingesehen werden. Wilsdruff, am 13. August 1880. Der Stadtgemeindcrath. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung, Erlaß an der gesetzlichen Schulzeit betreffend. Gesuche um Erlaß an der gesetzlichen Schulzeit sind spätestens bis Ende September jedes Jahres bei dem Herrn Schuldirector anzu- bringen und von demselben, mit seinem Gutachten und einem Schulzeugniß des betreffenden Classenlehrers versehen, unverweilt an den unter zeichneten Schulvorstand abzugeben. Wilsdruff, am 16. August 1880. Der Schulvorstand. Ficker, Brgmstr. kommen, den kämpfenden Brüdern beizustehen, die allzuweitgehende Selbstständigkeit der einzelnen Compagnien und das zu langsame Ein greifen der Artillerie die Verluste, namentlich bei St. Privat und Marie auxChaines schwerer werden, als es nothwendig gewesen wäre. Die deutsche Heeresleitung hat sich dieser Einsicht nicht verschlossen, schon in der späteren Zeit des Krieges ihr gemäß gehandelt. Dies ist uns die sicherste Bürgschaft dafür,' daß das deutsche Heer nicht auf den Lorbeern des französischen Krieges einschlase, wie einst das preußische auf den Lorbeern Friedrich's des Großen. Die Heldenkämpfe bei Mars-la-Tour aber gaben das beste Zeugniß dafür, daß die deutschen Truppen auch in ungünstiger Stellung ^en Angriffen weit überlegener Feindesschaaren todesmuthig die Spitze zu bieten verstanden. Die Schlachten bei Metz waren die ersten großen Kämpfe seit Jahrhunderten, in welchen das deutsche Heer nicht seine Landsleute im Dienst der Feinde zn bekämpfen hatte, sie waren die Bluttaufe für die Einheit des deutschen Volkes; Hunderttausende werden in diesen Tagen mit Wehmuth und Dankbarkeit der dort Gefallenen und später ihren Wunden Erlegenen gedenken. Ter Schwede Nordcnskiöld, der mit seinem selbstgebauten Schiffe „Vega" das nördliche Eismeer befahren und einen neuen Han delsweg aufgesucht hat, und vr. Schliemann, gleichsam der Entdecker von Troja und Mykene, waren in Berlin und sind hochgefeiert worden. Alles was hoch, gelehrt und berühmt ist in Berlin, hatte sich um sie versammelt, zuerst im Nathhaussaal und dann zum Festmahl im Kaiser hofe, wo's gelehrte Trinksprüche regnet. Auch Se. Hoheit der Erb prinz v. Meiningen nahm am Festmahle Theil und brachte seinen Tnnkspruch auf „Frau Schliemann", die tapfere und unermüdliche Gefährtin ihres Mannes. Schliemann war in seiner Jugend ein blut armer Haudelsgehülfe, aber voll Begeisterung für Homer und das klassische Alterthum; er knauserte und sparte, bis er sich ein kleines Vermögen erworben hatte, um die Städtegrüber von Troja und Mykene ausznsuchen. Die Stockphilologen lachten den närrischen Kauf mann aus, der von Homer re. mehr verstehen wollte, als sie; er siegte aber und förderte an den klassischen Stätten Götter- und Menschen bilder, Waffen und Gerüche der alten Zeit zu Tage und ist nicht nur. ein gemachter, sondern auch ciu weltbekannter Mann. Heuer zum letztenmal wollen die Börsenherren in Berlin am 2. September zum Scdausestc ihren Tempel schließen, künftig aber haben sie keine Zeit und Lust mehr dazu. Dieselben Tempelherren hgben 1870 bei der Nationalanleihe auch ihre Börsen vorsichtig ge schlossen gehalten, während das Klein-Volk sein Bentelein weit aufge- 4han hatte. Frankfurt a. M., 12. August. Der Feuerwerker Dunges ist am Dienstag aus dem Spital entlassen, aber sofort in Untersuchungs- ! Haft genommen worden. Er trägt den Arm noch in der Binde. Die > gegen ihn eingeleitete Untersuchung^ geht auf fahrlässige Tödtung. — ! Die Abrechnungen der Einnahmen beim fünften Deutschen Turnfeste hat als Resultat die Summe von 249,454,M. ergeben. Der Rein gewinn an Wein beträgt 15,600 M., an Bier l 8,700 M. Lübeck, 13. August. Heute früh 8 Uhr fand auf dem im Hafen liegenden Dampfer „Hansa" ein Benzin-Explosion statt. Das Schiff ist verbrannt, 7 Feuermänncr und 5 Mannschaften sind verwundet. Die Gewitter, welche sich am Himmel der Orientpolitik zusanimen gezogen hatten, erscheinen so ziemlich zerstreut. Die Nachgiebigkeit der Pforte in der montenegrinischen Frage wird durch Entgegen kommen der Berliner Konferenzmächte belohnt, welche ihr freien Willen darüber zu lassen erklärt haben sollen, ob sie das Zemgebiet, oder das Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm ist frisch und gesund in Babelsberg cingetroffcn. Die Bade- und Erholungskur von sieben Wochen in Ems, Mainau und Gastein ist ihm vortrefflich bekommen. Im ganzen deutschen Reiche zirkulirt gegenwärtig ultramontauen Blättern zufolge eine an den Reichskanzler und Ministerpräsidenten Fürsten Bismarck zu richtende Petition, welche die ernsten Gefahren schildert, die nicht allein den wirthschaftlichcn Verhältnissen und dem Wohlstände des deutschen Volkes, sondern auch seiner Kultur und Religion von dem Ueberhandnchmen des Judenthums und dessen steigendem Einflüsse drohen sollen, und, um diesen Gefahren zu be gegnen, die Reform und Ergänzung jener Gesetzgebung als nothwen dig bezeichnet, welche die Ausbeutung und Verderbung des deutschen Volkes durch die Juden und die von jüdischen Anschauungen angcstecktcn Deutschen ermöglicht habe. Es wird daher die Bitte ausgesprochen, „der Reichskanzler wolle zur Verhinderung weiterer Zunahme des 'jüdischen Volkselemeuts und jüdischen Einflusses den gesetzgebenden Körpern des deutschen Reiches und Preußens baldmöglichst Vorlagen machen, die 1. die Masscneinwanderung der Inden, besonders von Osten her, erschwert wird; 2. diejenigen Geschäftszweige, welche, wie Börsen, Banken und Zeitungswesen, von den Juden und den zu jüdischen Anschauungen verführten Individuen zur Ausbeutung des deutschen Volkes benutzt werden können, kontrolirt und möglichst hoch besteuert werden; 3. die amtlichen Berufskreise, deren Autorität durch das Ein dringen jüdischer Anschauungen gefährdet wird, etwa mit dem Rechte der Wahl, ähnlich wie es sich bei dem Osfiziercorps schon längst be währt hat, ausgerüstet werden; gesetzliche Garantien für die völlige Ausschließung aller Juden von obrigkeitlichen Aemtern und Befugnissen geboten werden." Vor nun zehn Jahren, vom 14.—18. August 1870 wurde in blutigem Riugeu das französische Hauptheer, das zur Invasion in Deutschland bestimmt gewesen war, bei Metz znrückgehalten und schließlich in die nächste Umgebnng der gewaltigen Feste znrückgeworfen. Eine erfolgreiche Offensive der Franzosen war fortan unmöglich, fast durchweg beschränkten sie sich auf Dttrchbruchsversuche aus den festen Lagern von Metz und Paris, auf Anstrengungen zum Entsatz derselben Und auf Bertheidigung ihrer Festungen. Selbst die Katastrophe von Sedan ging aus einem Versuch im größten Maßstab hervor, das bei Metz belagerte Heer zu befreien und sich mit ihm zu vereinigen. In der Zahl der Kämpfenden, in der Menge theurer Opfer, mit welcher der Erfolg bezahlt werde» mußte, glichen die Schlachten vor Metz der Schlacht bei Leipzig. Daß die Moselfestung den Franzosen einen fast uneinnehmbaren Rückhalt bot, und daß die für den Angriffskrieg auf gehäuften Vorräthe das französische Haupthccr auf Monate hinaus zu ernähren vermochten, ließ den schließlichen Erfolg der Schlachten, die Vernichtung der großen Armee, erst nach längerer Zeit emtreten. Aber nach Sedan war dieselbe nur noch eine Frage der Zeit. Konnte bis zu den Schlachten vor Metz trotz der Siege bei Weißenburg, Wörth und Saarbrücken der Ausgang des Krieges noch zweifelhaft erscheinen, so handelte es sich sortan für alle Unbefangenen nur noch um das Maß der Zugeständnisse, die Frankreich werde machen müssen. — So großartig die Ergebnisse der Schlachten waren, so meisterhaft der Plan, der zu so großen Siegen führte, so stand doch die deutsche Kriegführung noch nicht auf der vollen Höhe, die sie im Laufe des Krieges erreichte. Noch kannte man nicht vollkommen die Ueberlegen- heit des Chassepotgewehrs, noch ließen der Wunsch, an den Feind zu