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1880. Nr. S2. Freitag, den 12. November Bekanntmachung. Die Schulvorstände des hiesigen Bezirks werden hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß die Anzeige über die für den Fall einer Mobilmachung als unabkömmlich zu bezeichnenden Lehrer bis zum W. dieses Monats anher zu erstatten und dazu das Seite 166 des Gesetz- und Verordnungs-Blattes vom Jahre 1876 ersichtliche Schema zu benutzen ist. Meißen, am 5. November 1880. Königl. Bezirksschul-Jnspection. v. Bosse. Wangemann. Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfoürage betr. Von der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden sind die Durchschnittspreise für Marschfoürage in dem Hauptmarktorte des hiesigen Bezirks, der Stadt Meißen, auf den Monat September dieses Jahres folgendermaßen fcstqestellt worden: 7 Mark 94 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 30 - - 50 - Heu, 2 - 19 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, „„ g. v. Bosse. Bekanntmachung. Behufs der vorzunehmenden Ergänzungswahl des mit Ende dieses Jabres ausscheidenden dritten Theiles der Stadtverordneten und deren Ersatzmänner ist eine Liste der stimmberechtigten und wählbaren Bürger hiesiger Stadt augefertigt worden und hängt dieselbe vom 15. bis Mit 30. dieses Monats im hiesigen Rathhause zu Jedermanns Einsicht aus. Etwaige Einsprüche dagegen sind rechtzeitig und spätestens bis mit 21. dieses Monats bei dem unterzeichneten Bürgermeister an- zubringeu. Nach Ablauf der gedachten Auslagezeit wird die Liste geschlossen, auch werden alle bis dahin in dieselbe nicht eingetragenen Bürger von der Wahl ausgeschlossen, sowie auch etwaige bis dahin nicht erledigte Einsprüche unberücksichtigt gelassen werden. Wilsdruff, am 11. November 1880./ Der Bürgermeister. Ficker. Tagesgeschichte. Berlin, 8. November. Gegenüber den vielfach jüngst verbreiteten Angaben, daß die Ernte von 1880 namentlich in den Provinzen Preußen eine schlechte gewesen, erklärt der Bericht der Handelskam mer in Königsberg: Im Großen und Ganzen können wir nach unsern Erkundigungen die diesjährige Ernte immerhin als gute Mittelernte bezeichnen, und ist dieselbe besonders quantitativ so reichlich ausgefallen, daß der Landmann für den Mangel an Qualität bei einzelnen Getter- dearten reichlich entschädigt wird. Bei dem maßgebenden Einfluß, den der Ausfall der Ernte in der hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht treibenden Provinz auf die Geschäfte namentlich der kleinen Städte übt, darf man hoffen, daß dieselben sich jetzt allmälig heben werden, da der Landwirth im Stande ist, seinen Verpflichtungen prompter nach zukommen, als es in den letzten Jahren der Fall war. Die Gesammtschuld Preußens im Jahr 1881/82 soll etwa 1,935,000,000 Mark betragen. Durch Kartenspielen bringen die Schwaben dem Deutschen Reiche nicht viel Geld ein — oder spielen sie zu lange mit einer und derselben Karte? Während in Preußen der Kartenstempel jährlich und durchschnittlich 686,000, in Bayern 140,000, in Sachsen 87,000, in Baden 65,OM M. embringt, beträgt er in Württemberg nur 85M M. Mit großer Spannung sieht man den wieder begonnenen Ver handlungen der französischen Kammer entgegen, denn es hat sich dort seit dem letzten Beisammensein derselben im Lande so Manches zugetragen, was auf der Tribüne zur Sprache gebracht werden soll. Das^Ministerium wird in der Deputirtenkammer eine Erklärung ab geben, in welcher es die Neubildung der Regierung, sowie die von ihm gethanen wichtigsten Schritte rechtfertigen und seine künftige Po litik darlegen will. Die energische, jetzt vollendete Durchführung der Auflösung der nicht staatlich genehmigten geistlichen Orden, die Be- thciligung an der Flottendemonstralion in der Dulcignofrage und An deres werden darin voraussichtlich im Vordergründe stehen, sicherlich aber die Hauptrolle in dem Angriffsplan der extremen Partei von rechts spielen. Zu dem wird Gambetta seine versprochene Rechtfer tigungsrede kaum schuldig bleiben. Ueber Langeweile wird man sich in Paris also nicht zu beklagen haben. Am 5. November hat die Polizei hie bisher verschonten Klöster in Paris geschlossen und die Mönche ausgetrieben. Es war keine ganz leichte Arbeit. Die Garnison wurde consignirt und Reiterpa tronillen durchzogen die betr. Straßen und Plätze. Ausgetrieben wurden aus ihren Klöstern die Dominikaner, die Franziskaner, die Oblaten, die Maristen, die Väler unserer lieben Frau von Sion, die Väter der Himmelfahrt Mariä und mehrere kleine Männerklöster. Bewaffneter Widerstand hat nirgends slattgcfnnden, Widerstand aber viel, namentlich bei den Dominikanern; die Polizisten mußten die Thore und Thüren meist mit den Beilen cinschlagen und unter den Mönchen und ihren zum Theil sehr vornehmen Freunden und Gönnern Viele Verhaftungen vornehmen; viele Mönche und Nonnen warfen sich auf die Erde und mußten weggctrageu werden. In jedem Kloster wurden die Polizisten rc. excommunicirt und der Fluch des Himmels auf sie herabgerufen. Die Bevölkerung blieb ganz ruhig. Der gegenwärtige Präsident der Vereinigten Staaten, Hayes, stattete am 4. November dem General Garfield einen Besuch ab. Er kam Abends in Cleveland an und hielt eine Revue über einen Fackelzug. In einer Anlprache an die Volksmenge beglückwünschte der Präsident das Land dazu, daß der Erfolg General Garfields ein so großer sei, um die Präsidentenwahl zu einer unbestrittenen zu machen und verlheidigte den General gegen die falschen Anschuldig ungen, welche feine politischen Gegner gegen iyn in Umlauf gesetzt hatten. Er zollte dem öffentlichen und Pnvat-Charakter des Generals das höchste Lob, und prophezeite, daß seine Verwaltung eine weise, feste, gemüßigte und grvßmüthige sein würde, unter der die Parteien im Lande, des Südens wie des Nordens, unparteiisch behandelt wer den würden. Präsident Hayes verlangte von den Bewohnern des Südens nur Gehorsam gegen die Verfassung und Gewährung gleicher Rechte an jeden Bürger. Wenn dies geschehe und die Eintracht in der ganzen Union und unter allen Klassen wieder hergestellt sei, dann würde der Sieg am Dienstag sich als ein Segen sowohl für Repub likaner, wie für Demokraten, für den Norden, wie für den Süden er weisen. Die Sympathie der Deutschen hat sich Garfield neulich durch eiue aufsehenerregende Rede gewonnen. Die Dulcignofrage macht wieder Miene, einen Schritt vor wärts zu rücken, nnd es bleibt abzuwarten, ob die Nachrichten, welche bezüglich dieser Angelegenheiten soeben eingelanfcn sind, sich bestätigen werden. Derwisch Pascha soll angewiesen sein, den Platz binnen drei Tagen zu übergebe»; so wird dem „Daily Telegraph" gemeldet, wäh rend die „Ag. Hav." wissen will, seitens der Älbaucsen werde jetzt er klärt, daß sie Dulcigno unter keinen Umständen an Montenegro über lassen würden, wohl aber bereit seien, dasselbe an Oesterreich zu über geben. Die größte Schwierigkeit bei der Ausliefcrungsfrage dürfte darin bestehen, daß der Sultan einen Landestheil abtreten soll, deren Bewohner unter allen Umständen türkisch bleiben wollen.— Griechen land zeigt sich mit seinen Grenzregulirungsabsichten noch immer ab wartend, hält aber die ans den Kriegsfuß gebrachte Armee unter Hen Fahnen. Wochenblatt für für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Vahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonnementsprcis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. M-S Wilsdruff, TlMmdt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden