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Am 14. Dezember, genau also nach 13 Monaten, ist der Mann, Gärtner Vogt in der Gasstraße, an der Wasserscheu, die als Folge jenes verhängnißvollen Bisses bei ihm jetzt erst, nach Jahr und Tag, aus- gebrochen war, gestorben. Adelstolz und BürgerLhnm. Culturgeschichtliche Erzählung von E, Heinrichs. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Dieses Schlachtfeld kennen wir hinreichend," lächelte der Kammer herr geheimnißvoll, „wollen Sie mir Ihren Schlachtenplan mittheilen?" „Natürlich, doch nicht früher, bis wir den Feind vor uns haben. Sie geben mir indessen Ihr Ehrenwort, unser Bündniß vor aller Welt geheim zu halten, — kein Mensch darf eine Ahnung davon haben." „Berstäht sich, mein Bester!" rief Pompejus eifrig, „hier meine Hand und mein Ehrenwort, — das strengste Geheimniß, kein Mensch soll eine Ahnung davon haben. O, in solchen Dingen bin ich wie das Grab, hier meine Hand und mein Ehrenwort als Edelmann." Albendyl schlug ein und konnte sich jetzt in der That der Ver schwiegenheit des Kammerherrn versichert halten. Mit siegreichem Lächeln verließ er den Ueberlisteten, der sich nicht wenig auf sein Ge heimniß zu Gute that. Siebentes Capitel. Der 21. April des Jahres 1752 bräch an, ein heiterer, sonniger Frühlingsmorgen. < In der Stadt Hannover herrschte an diesem Tage schon früh ein reges, munteres Treiben; die ganze Stadt sammt ihrer Bevölkerung hatte sich in ein festliches Gewand geworfen, denn König Georg II. sollte heute eintreffen, um seine ihm noch immer so cheure Geburts- stadt mit einem längeren Besuche zu beglücken. Da gab's denn genug zu schauen und zu hören, Lustbarkeiten aller Art, weil dann in der Regel ein Zusammenfluß von fremden Fürstlichkeiten und vornehmen Personen jeden Ranges stattsand. Unter Glockengeläute und Böllerschüssen war am Miltage König Georg, von einem zahlreichen Gefolge begleitet, in die Stadt euige- zogcn. Eine ungeheure Menschenmenge durchwogte die Straßen, wetche der königliche Zug passirte, die Einwohner empfanden auch wohl eine ungeheuchelte Freude., da dieser Besuch ihnen eine Quelle ergwoiger Einnahmen war, wird doch auch noch heute der Egoismus ost für die ächte Münze loyaler Begeisterung gehalten! Wir halten indeß die Beschreibung dieses Einzuges sür durchaus uninteressant und überflüssig, da sich solche Festlichkeiten in der Regel immer gleichen, und das vorige Jahrhundert sich im Vergleich mit der Jetztzeit nur vielleicht durch eine noch größere Uuterthünigkeit gegen die Mächtigen auszeichnete. Es war am Abend desselben Tages, die Stadt hatte sich zu Ehren des königlichen Gastes in ciu Lichtmeer verwandelt, alle Gebäude, alle Häuser bis zur elendesten Hütte herab strahlten im Glanze einer prächtigen Festillumination und schufen die Nacht zum Tage um. Durch die Straßen und Gassen wogte es in jubelnder Schaulust hin und her, stolze Carvssen mit vornehmen Herren und Dame» fuhren langsam durch die Menge, und der Jubel erreichte seinen Höhepunkt, als König Georg durch die Straßen und Gassen fuhr und ferne liebe Heimath begrüßte. Dann strömte Alles dem königlichen Wagen nach aus dem Cleverthor, wo in der Herrenhäuser Masch ein großes Feuer werk anberaumt wurde. An der rechten Seite der königlichen Equipage ritt ein junger, chochgewachsmer Mann in stolzer Haltung. Sein dunkelgebräuutes Gesicht war von antiker Schönheit und trug den unverkennbaren orien talischen Typus, und wie das dunkle Auge mit ernstem, säst finsterem 'Ausdruck über die Menge hinwegschweiste, hastete mancher Bück an der stolzen Gestalt, und man hörte halblaute Ausrufe: „Das ist des Königs Günstling, der Türke Mehemet. Seht, wie die Majestät ver traulich mit ihm redet, — nun, er ist nicht umsonst Königslreu genannt." Der König lehnte sich wirklich jetzt vertraulich aus dem Wagen und plauderte mit dem jmigen, schönen Cavalier. „Was meinst Du, Mehemet!" sprach er in heiterer Laune, „es ist in meinem lieben Hannover doch tausendmal besser,' als in dem nebeligen London, wo nichts dem deutschen Geschmack behagen will. Ein ordentlich wie neugeboren, seitdem ich nach zwei Jahren wieder deutsche Luft athme. Sag' selbst, versteht ein englischer Koch auch wirklich nur ein ordentliches Gericht zu kochen? Es hat Mir nach zwei Jahren beute zum erste» Male wieder recht geschmeckt." „Majestät haben Recht," versetzte Mehemet fast träumerisch, „habe ich selbst doch heute nach zwei Jahren zum ersten Male wieder gelacht! Die Hannoversche Luft scheint sich auch an mir bewähren zu wollen." „Siehst Du?" lachte der König außerordentlich vergnügt, „ich sagte es ja, die englische Luft taugt nicht für Dich, hier wirst Du wieder ein fröhlicher Mensch werden. Der Kukuk hole das langwei lige englische Wesen, — was Ordentliches verstehen sie dort Alle nicht. Versteht ein englischer Jockey zu reiten? — mit Nichten. Wie sitzt so ein Bursche zu Pferde, hängt er uicht wie ein Zaunpfahl darauf? Und die englischen Gäule taugen sammt und sonders nichts. Da lob' ich mir meine Hannoversche Zucht, das ist eine Race, - Menschen und Vieh, woran sich ein König baß erfreuen kann. Jst's nicht so, Mehemet?" ' Der junge Reiter schien in dem Getümmel ringsum wenig von den eifrigen Worten des Königs verstanden zu haben, er beugte sich auf die Frage desselben mechanisch auf seinem Rosse zu ihm hinüber und versetzte eintönig: „Ew. Majestät haben vollkommen Recht." „Nimm gar die englischen Kutscher," fuhr der König eifrig in seiner Strafpredigt fort, „fahren die Kerle nicht wie Holzböcke? Schau' mir dort den allen Steffen au, wie stolz" er die Zügel hält, wie sicher und behutsam er die Pferde durch die hin- und herflnthende Menge zu leiten versteht; nur ein Deutscher Kutscher, und vor allen Dingen ein Hannoverscher versteht's, einen König würdig zu fahren. Ach, daß M^Mru verurtheilt bin, mich nur mit Englischer Bedienung und ) MMVesen herumplacken zu müssen. — Wonach schaust Du M-Ach "lüWcr, Mehemet?" ü ' .Mvnc Eigenthümlichkeit an König Georg, daß er jedesmal, . .. M^unover besuchte, wie auch beim Abschiede, der ihm schwer fiel, auf England und Alles, was Englisch WM) Md Daun war auch durchaus nichts Gutes für ihn Jnsclreiche, dessen Herrscher und Gebiete er Mfiuden. Auf die verwunderte Frage des Monarchen, welche düstre laut und barsch hervorsticß, suhr Mehemet fast erschrocken zuM wobei er den Zügel seines Rosses unwillkürlich so heftig anzog, letzteres sich wild bäumte und Miene machte, seinem Reiter ungcho zu werden. Der königliche Wagen befand sich in diesem Augenblick iniw des Cleveiuhores, welches in farbigem Lichtmeer prangte und st bunten Reflex weithin ans zwei Reihen Fackelträger warf, welche Thore ab bis zur Herrenhäuser Allee postirt waren und auch hia Nacht zur Tageshelle umschufen. Z Bei der drohenden Bewegung des Rosses stob die Menge einem wilden Aufschrei zur Seite, und ob der gewandte und ick Reiter auch sogleich wieder Herr seines Pferdes war, so uiichlc i in der Menge ein Unfall dadurch entstanden sein, denn der Ä» konnte nicht vorwärts, der Kurscher mußte trotz alles Fluchens > Wetterns halten, und König Georg beugte sich aus dem Wagcn, nachzusehen, was der Aufenthalt bedeute. „He, Mehemet! was gibt's?" rief er mit lauter Stimme. „Majestät verzeihen," versetzte der Gefragte unruhig, „es u ein Unfall passirt sein, — und da trage ich allein die Schuld, s landen Ew. Majestät guädigst, daß ich vom Pferde steige und ft nachschaue, was da geschehen." „Meinetwegen, wen» wir nur vorwärts kommen," rief der.^ unwirsch. „Gieb Dein Pferd dem Christopher, der hinterdrein Mehemet v. Königslreu schwang sich rasch vom Pferd, lvö er dem Reitknecht übergab. Der Leibkuticher hieb wieder auf die Pferde ein, die Jockeys ten ihre Schuldigkeit, und nach kurzem Aufenthalt konnte der b wieder vorwärts. Als sie bas Thor erst hinter sich hatten, M wieder rascher, der König schien den jungen Mehemet vergesst» haben, er lehnte sich zuruck und erfreute sich des Anblicks seine! treuen Bürger, welche durch Fackelglanz seinen Weg erleuchteten! Der Reitknecht mit dem Handpferde des Rittmeisters v. treu wußte nicht, wem er in diesem Augenblicke zu gehorchens da er keinen bestimmten Befehl empfangen. Ihn lockte auch das st' werk, welches bei der Ankunft des Königs sogleich beginnen ohne Zögern solgte er deshalb dem königlichen Wagen. (Forsts Vermischtes. „ Ueber die Arbeitsleistung des Publikums bei der Volksza.» hat Lem „Berl. Tagebl." ein Statistiker folgendes Necheuexeit zugestellt: Rechnet man die Bevölkerung zu ruud 40,0M,0i<Ü wvhnern und die Familie zu 5 Personen, so kommt inan auf s Haushallungsvorstände. Nimmt man an, daß zur Ausfulluni Zählkarten ä, sowie der Hau?haltungs»erzeichmsse li seitens Haushaltuugsvorstandes nur eine Viertelstunde erforderlich ist, st dies für die 8 Millionen Haushallungsvorstände 2 Millionen Ars stunden. Bei IO ständiger täglicher Arbeitszeit und 300 Arbeite Pro Jahr, also 3000 Stunden pro Jahr sür eine Person, u' demnach etwa 660 PoMen ein Jahr lang mit dieser Arbeit z» haben. Rechnet man die Besoldung einer solchen Person PW zu 1500 Mark, so würde diese Arbeit einen Kostenaufwand vo» 1 Million Mark verursachen, eine Summe, deren Bewilligung ft gedachten Zweck wahrscheinlich beanstandet werden würde. Dai serm genialeii Statistiker Engel, ans dessen Vorschlag die ZW' mauierzuerst 1867 eiugeführt wurde, wird diese ganz außerord- Leistuug unentgeltlich vollbracht wobei die aus den Einzelnen < lende Arbeit als eine verschwindend kleine Größe angesehen » kann. In der That ein schönes Resultat der Selbstverwaltung Friedrich Spielhagen, der mit seinem letzten Werke 1 sana" wieder e>uen glänzenden Erfolg erzielte, hat, wie wüs ein neues Werk unter der Feder, welches einer baldigen entgegenreift. „Htngela" betitelt, ist dasselbe gleichsam cinjl zu .Lluisisana", — eine echte und rechte Herzensgesch»^ doch biidct diesmal cine Frau die Hauptfigur und den lWi des Romanes, auch gestaltet sich die Entwickelung in ihren KoiM tragischer und ergreifender. Das „Berliner Tageblatt" hat das Werk des bc^ Dichters zur ausschließlichen Veröffentlichung in Dd r erworben und ist in der bevorzugten Lage, diese llteraris^ seinen Leser» darbiete» zu keimen. Anfang des nächsten D»") beginnt die interessante Dichtung im Feuilleton des „Äst, Tageblattes" zu erscheinen, worauf wir schon jetzt aft^ mache». Abonnemeiits werden jederzeit bei den Reichspost') cntgegengenommen. Eine möglichst frühzeitige Bestellung^ falls geboten, damit der Empfang des Blattes vom Beginn deslst ab gesichert sei. Die sonstige Reichhaltigkeit, Vielseitigkeit und Gediegen^ anerkanntermaßen den Inhalt des „Berliner Tageblatt" aus' sowie die werthvollen Beiblätter: die belletristische Wost „Deutsche Lesehalle", das illustrirte Witzblatt „Ulk" „Mittheilungen über Landwirthschast, Gartenbau mst wirthschast", bei dem billigen Abonnements-Preis von ö 25 Pf. pro Quartal (für alle vier Blätter zusammen), Hs Leserkreis stetig vermehrt, so daß das „Berliner Tagt gegenwärtig ca. Abonnenten besitzt. Kirchtilimchrichten aus Wilsdruff. Morgen Mittwoch früh 9 Uhr Wochen communis Wochcnmarkt zu Wilsdruff, am 17. Dezenck Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 40 Pf. bis 2 Mals Ferkel wurden eingebracht 167 Stück und verkauft ü Paar > — Pf. bis 27 Mark — Pf. Grvßkörmgeu Rei das Pfund 16 Pfennige empfiehlt OorseLal I) r « 8 üeu, kroiberFvi-Mtr Gewerbeverein. Verein 8g! Bücbcrwcchsel, Ballotage, Verst-igerung ausrangirtcl und Schriften. Der Vol