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Wochenblatt für für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigste» Vorgang. Nr. 89. 1889. Dienstag, den 2. November Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abvnnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet-10 Pf. Wilsdruff, Thuruudl, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Bekanntmachung, die Wahl von Bezirkstagsabgeordneten ans den Höchstbesteuerten betreffend. Für die mit Ende dieses Jahres in Folge Ablaufs der gesetzlichen Wahlperiode als Vertreter der Höchstbesteuerten aus hiesiger Be zirksversammlung ausscheidenden Herren Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Choren, Rittergutsbesitzer Gruhle auf Munzig und Ziegeleibesitzer Rudolph in Niederfähre, ingleichen für die in Folge Wegzugs aus hiesigem Bezirke aus derselben Classe dieser Versammlung bereits ausge schiedenen Herren Rittergutsbesitzer von Heynitz auf Heynitz und Fabrikdirector Centner in Questenberg sind die erforderlichen Ergänzungs wahlen vorzunehmen, für welche hiermit Sonnabend, der 4. December dss. Jrs., anberaumt wird. Die stimmberechtigten Höchstbesteuerten des hiesigen Bezirks werden daher hiermit eingeladen, nurgedachten Tages Vormittags IO Uhr im Saale deS Gasthofs zar Soane hier sich einzufinden und die Wahl unter Leitung des unterzeichneten Amtshaupt- manns vorzunehmen, wobei bemerkt wird, daß diejenigen Stimmberechtigten, welche bis Vormittags 11 Uhr des obengedachten Tages in dem Wahllocale sich nicht eingefunden haben, von der Theilnahme an dieser Wahl ausgeschlossen sind. Endlich wird gemäß tz 7 des Gesetzes, die Bildung von Bezirksverbänden und deren Vertretung betr., vom 21. April 1873 noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Liste der obengedachten Stimmberechtigten an hiesiger Canzleistelle zur Einsicht ausliegt und daß etwaige Einsprüche gegen diese Liste bei deren Verlust spätestens bis SO. November -ss. B»S. allhier anzubrinzen sind. Meißen, am 26. October 1880. Königliche Amtshauptmannschast. v. Boffe. Bekanntmachung. Bis spätestens den 15. dieses Monats ist Ler IV. Dermin städtische Mnloge an die Stadtkämmerei znr Abführung zu bringen. Wilsdruff, am 1. Novemoer 1880. Der Stadtrath. Tagesgeschichte. Mit Rücksicht auf die am !. December d. I. stattfindende allge meine Volkszählung und die wünschenswerthe Betheiligung der Lehrer schaft beim Zählgeschäft hat das k. s. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts beschlossen, an dem dem Zählungstage folgen den Tage, d. i. den 2. December dieses Jahres, an welchem vorzugs weise die Wiedereinsammlung, Durchsicht und Vervollständigung der Volkszählungslisten und die Fertigstellung der Zählercontrollisten vor- zunehmcn ist, den Unterricht in allen seinem Ressort angehörigen öffent lichen Schulen aussallen zu lassen. Der Telegraph, der jedes Wort zählen und zahlen muß, ist oft ein kurz angebundener und unhöflicher Burfche. So meldet er z. B., daß Graf Stolberg den preußischen Landtag mit einer „verlesenen Thronrede" eröffnet habe. Sie ist aber nicht „verlesen'', sondern kün digt im Gegentheil an, „daß die Finanzlage des Staates eine erfreu liche Wendung zum Bessern" und „begründete Hoffnung zur Wieder herstellung des. Gleichgewichts zeige, daß 14 Millionen Mark zu einem Steuererlaß vorgeschlagen werden könnten und daß die Regierung hoffe, demnächst „durch den Ertrag neuer oder erhöhter Reichssteuern" die Cvmmunallasten erleichtern zu können. Ferner hofft die Regierung, die Pensionen der Wittwen und Waisen der Elementarlehrer erhöhen zu können. Eine von fachmännischer Feder für den Reichskanzler aufgemachte Rechnung über die Kosten der Einsührung des Tadaksmonopo's und dessen wahrscheinliche Erträge innerhalb der ersten 15 Jahre soll nicht gerade geeignet sein, bezüglich des Monopols einen besondern Optimismus hervörzurufen. Nicht nur, daß die gering augesetzte Ent schädigungssumme von einer halben Milliarde und die Zinseulast von Mehr als 30 Millionen bei einer nur mäßigen Amortisation des Ca pitols die Erträgnisse des Tabaksmonopols auszehren würden, sondern das Reich müßte für solche Zukunstsphantasie auch die sichere Einnahme daran geben, die es aus der gegenwärtigen Tabaksteuer bezieht und die sich noch um ein Bedeutendes steigern wird, sobald mit dem Jahre 1882 der volle Steuerfuß in Kraft tritt. Wenn darum die Osficiösen das Thema a<1 aotL gelegt haben, so ist es erklärlich. Dagegen ver lautet, dem „Berl. Tagebl." zufolge, daß es nicht ausgeschlossen sei, daß dem Bundesrathe noch im Laufe dieses Jahres ein Gesetzentwurf behufs Erhöhung der geltenden Steuersätze vorgelegt werden wird. Eine für die Consumenten immerhin nicht sehr erfreuliche Aussicht! Auf dem volkswirthschaftlichen Congresse in Berlin waren von besonderem Interesse die Betrachtungen, welche die Bericht erstatter über die Bedeutung Amerikas im wirthschaftlichen Leben Europas anstellten. Es klang durch diese Betrachtungen mitunter ein Klageton, als werde Europa auf die Dauer nicht im Stande sein, der Uebermacht der jungen Cultur der großen Republik jenseits des Meeres zu widerstehen, als gehe das alte Europa dem Schicksal entgegen, mit der Zeit wirthschaftlich unterjocht zu werden. Einer der Berichter statter glaubte dieser sorgenvollen Aussicht das tröstlichere Bild ent gegenhalten zu können, daß wir immer mehr zu einer friedlichen und für beide Theile ersprießlichen Arbcitstheilung mit Amerika insofern gelangen könnten, daß wir Getreide dorther beziehen und die Erzeug nisse unseres Gewerbefleißes abgeben. Freilich scheint dabei die wach sende Bedeutung, die Amerika auch als Industriestaat gewinnt, nicht hinlänglich gewürdigt zu sein. Es sind ungemein ernste und weit reichende, viel Stoff zum Nachdenken bietende, wenn auch noch ent fernte Gefahren, die wir ins Auge zu fassen haben. Wie nach der „Weser-Zeitung" in Parlamentarischen Kreisen ver kantet, hätte der Reichskanzler den Staatssekretär im Reichsjustizamte mit der Ausarbeitung eines Gesetzes zur Bekämpfung der Trunk sucht beauftragt. Um den Kölner Dom dem Kostenanschläge entsprechend in allen Theilen zu vollenden, bedarf es nunmehr noch der Fertigstellung der Rcstaurationsarbeiten im Bereiche der unteren Geschosse des im Mit telalter erbauten Theils des südlichen Thurmes und der Aufbringung eines neuen Plattenbelags im Innern, welche Arbeiten voraussichtlich bis zu Ende des Jahres 1881 zum Abschluß gelangen dürften. Eine längere Arbeitszeit ist für die Modclliruug und den Guß der Bronze- thüren des Wcstportals, wie für die Beschaffung der großen Glasgemälde der Fenster in der Thurmhalle in Aussicht zu nehmen. DerGcsammt- aufwaud an Baumitteln für Erhaltung und Fortbau des Kölner Dvm's beträgt ca. 20 Mill. M., von welcher Summe ca 7 Mill. M. aus der Generalstaatskaffe als Staatszuschuß gezahlt worden sind. Aus Berlin wird geschrieben. Das Gerücht von der in Ruß land ausgedrochenen Rinderpest, das sich gestern hier verbreitet hatte, bestätigt sich leider. — Nach den hierher gelangten authentischen Mit- theilungen ist dieselbe zuerst auf dem Gute Jgnalki bei Bialystock im russischen Gouvernement Grodno, ca. 90 Kilometer von der diesseitigen Landesgrenze aufgetreten. Weitere Nachrichten besagen, daß auch be reits andere der Grenze noch bedeutend näher liegende Läuderstriche von der entsetzlichen Seuche betroffen seien. Seitens unserer Sanitäts- pvlzei sind die umfassendsten Vorkehrungen getroffen worden, um einer Verschleppung nach Deutschland vorzubeugen. Auf dem hiesigen Vich- hof wird allem aus Ostpreußen entkommenden Rindvieh ganz beson dere Aufmerksamfeit geschenkt. (Ein Stück Rinderpest, das fehlte uns gerade noch zu den übrigen Calamitäten, von denen jetzt Deutschland heimgesucht ist.) § Ueber die Stadt Hamburg und Umkreis ist der kleine Belager- ungszustand vom 39. October an auf ein Jahr verhängt worden. Seit acht Tagen abwechselnd Schnee und Regen, Wind und Sturm überall in Deutschland. Unser Sturm ist aber fast noch ein Zephir gegen die Bora, die an dem Küstenland der Adria nud na mentlich am Karste braust. Eine Woche lang seufzte dort Mensch und Thier unter der schwülen Siroccoluft, aber am 25. October Nachmit tags war der Umschwung da, in etwa 10 Minuten. Ein Hochge witter furchtbarster Art und von phantastischer Pracht brach los und ! hinter dem Gewitter brauste die Bora einher, alles vor sich nieder werfend. — Drüben in Argentinien und Montevideo gabs furchtbare