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und die. eines Seemannes. Drei andere Personen, darunicr ein Belgier werden vermiet. In Bordeaux wüthcte der Orkan auch, ent wurzelte Bäume, riß Dächer herunter und richtete andere Verheerungen an. Viele Personen wurden verwundet. Die Königin von Madagaskar hat durch öffentliche Pro klamation alle Sclaven der Insel in Freiheit gesetzt. Durch einen im Jahre 1865 mit England geschlossenen Vertrag verpflichtete sie sich, den Kauf und Verkauf von Sclaven aufhören zu lasse». Da aber die Madagassen den Vertrag größtentheils umgingen, indem sie vorgaben, ihre Sclaven seien noch vor der Vertragszeit gekauft worden, so hat die Königin obigen energischen Schritt gelhan. Der Khedive von Egypten hat mit England unlängst eine Ueber- einkunfl zur Unterdrückung des Sclavenhandels geschlossen, welche für Egypten den Ex- und Import von Negersclaven, die Verstümmlung von Kindern und den ganzen Handel verbietet, und englische wie egyptische Kreuzer zur Durchsuchung der Sclavcnschiffe ermächtigt. Zugleich verpflichtet sich der Khedive, den ganzen Privathandel mit Sclaven, einschließlich der Weißen, im eigentlichen Egypten binnen 7 Jahren, im Sudan und den Grenzprovinzen binnen 12 Jahren gänzlich abzuschaffen. Der Emir von Afghanistan, welchen bekanntlich eine falsche Nachricht den heiligen Krieg gegen England erklären ließ, scheint ein wunderlicher Heiliger zu sein. Jüngst wagte es sein Sohn, Jakub Kahn, der im vorgerückten Jünglingsalter stand, dem Fürsten Vor würfe über dessen despotische Negierung zu machen, worauf sein Vater ihn in's Gefängniß werfen ließ, in dem er schon einige Tage nachher plötzlich starb. Auch ein Neffe des Emirs, Nuaz Khan, wurde bald darauf verhaftet, und auch dieser starb plötzlich im Kerker. Wenige Tage nach dem Tode dieser zwei Prinzen wurden dann der Obcr- richter von Kabul, Abd-ul-Kader, und noch einige andere Afghanen, weil sie so unpatriolisch waren und an den natürlichen Tod dieser zwei Prinzen nicht glauben wollten, öffentlich enthauptet. Auch zwei Korrespondenten indischer Blätter, die es gewagt hatten, in ihren Korrespondenzen die Politik des Emirs zu tadeln, wurden unlängst, wie telegraphisch gemeldet wurde, öffeutlicht enthauptet. Ostindien. Die Hungersnoth in Bengalen droht arlar« mircnde Dimensionen anzunchmen. In Madras fürchtet man, daß Millionen von Menschen dem Hungerlode erliegen werden. Ein in den „Times" abgedruckter Privalbrief aus Bangalore vom 19. August äußert sich über das Unglück wie folgt: „Diese Hungersnoth ist ein fürchterliches Unglück, und warum die Bevölkerung Englands nicht irgend welche Hülfe sendet, ist im Süden Indiens ein Wunder für Alle. Man kann sich keinen Begriff davon machen, was ein Regcn- mangel in drei Saisons Indiens bedeutet. Es bedeutet einfach Tod für viele Tausende. Die gegenwärtige Hungersnoth ist eine zehnmal schlimmere, als irgend eine der bis jetzt dagewcsenen. Tausende sind bereits verhungert, und wenn der Regen ausbleibt, wie dies leider zu befürchten ist, werden Millionen sterben. Ich glaube nicht, daß die Negierung den Druck, der auf ihre Hülfsquellen ausgeübt wird, er tragen kann. Cs scheint ein grausamer Spott zu sein, daß England für die Bulgaren und Andere Geld sammelt, während seine eigenen Uuterthanen zu Tausenden Hungers sterben. Ein Flächenraum, größer als ganz Frankreich, ist mit Entvölkerung bedroht. OertlicheS und Sächsisches. Groitzsch. Am 21. August brach beim Gutsbesitzer Albrecht in Schnaudertrebnitz in einer Scheune, in welcher man vorher beschäftigt gewesen war, Feuer aus, in Folge dessen beide ihm ge hörigen Güter, aus 7 Gebäuden bestehend, in Asche gelegt wurden. Leider sind dabei sämmtliche Ernlevorrälhe ein Raub der Flammen geworden. Johanngeorgenstadt. Nach hier ist kürzlich, wie das „Leipz. Tagebl." meldet, ein Chemnitzer sozialistischer Agitator gekommen und hat hier eine Volksversammlung eiuberufcn. In derselben fanden in dessen die Sozialisten einen energischen und gewandten Gegner in dem Neichstagsabgevrdneten Holzmann, welcher die von dem Sozialisten vorgetragenen Phrasen und Beschuldigungen unbarmherzig zerzauste und dem Agitator so gründlich heimleuchtete, daß derselbe unter dem Vorgeben, es sei ihm unwohl geworden, ans der Versammlung verschwand. Leisnig, 23. August. Am 17. August Nachmittags bei einem Gewitter wurde auch Leisnig und Umgegend von „Schloßen" heim gesucht und ist, abgesehen von den Feldfrüchten, welche meistens ein geerntet waren, besonders die Zahl der zerbrochenen Fensterscheiben in der Stadt immerhin beträchtlich — über 1000 Stück. Ier Wahrspruch des Kerzens. Erzählung von E. Heinrichs. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Dort an jenem Baume lehnte die Flinte, welche Karl vorhin vorsichtig abgelegt. Der junge Mann sah sie jetzt in seiner Auf regung ebensowenig wie der Senator, welcher innerlich fluchend keine Spur von der Nolle, die in einen Weißen Bogen Papier cingcwickclt war und also leicht entdeckt werden konnte, zu finden vermochte. Starr, nur mit dem Schmerz und dem Grimme, die wechselnd seine Brust durchwühlten, beschäftigt, blickte der Jäger vor sich hin. Er sah es kaum, welche Mühe sich der stolze Kaufmann mit dem Wiederfinden des Geldes gab und wie dieser sich dem Baume näherte, an dessen Stamme die geladene Flinte lehnte. » Hilberg war bei dem nutzlosen Suchen immer aufgeregter ge worden; halblaute Worte hervorstoßend, ergriff er achtlos die Flinte, die er für ein Stück Holz halten mochte, während er im selben Mo ment, mit dem Fuße umhersuchend, das Schloß derselben berührte. Da donnerte der Schuß durch den Wald lautlos sank der Senator durch die Brust getroffen zu Boden. Entsetzt stürzte Karl zum ihm hin, um ihn aufzuheben, gegen das Mondlicht zn halten und dann ausschrciend mit ihm zusammen- zubrcchen. Wieder raschelte es im Gebüsch, — bleich vor Schrecken kam der Apotheker aus seinem Versteck hervor. Nur einen Blick warf er auf die beiden Feinde, die jetzt so ruhig dort beisammen lagen, und eilte dann flüchtigen Schrittes der Stadt zu, um der Behörde zu melden, daß er soeben, als er seinen Freund, den Senator, gesucht, diesen im Taimenforst mit dem Jäger Walde anscheinend todt gefunden, nach dem er kurz vorher einen Schuß gehört habe. Man möge doch so gleich hcrausscnden, ob sich ein Unglück oder Verbrechen zugetragen habe, da er sich trank bis zum Sterben fühle. Als man draußen im Tanncnfvrst die Unglücklichen fand, packte man Beide, den Todten und den Ohnmächtigen zusammen in einen Wagen und brachte den Ersteren in sein Haus, den Letzteren in's Gefängniß. 3. „Ist der Karl wieder einmal nicht nach Hause gekommen!" sprach am nächsten Morgen der alte Förster Walde zu seiner Gattin, deren trüben Augen man die durchwachte Nacht ansehen konnte. „Mit der Jagd war's nichts, die Hunde sind alle daheim gewesen, er hat nicht einmal seinen steten Begleiter, den alten Sultan, mitgehabt. Muß arg genug sein, daß uns gestern der Senator selber in's Haus kommt. Weiß nicht, Mutter, aber mir ahnt nichts Gutes; wollte, weiß Gott, er willigte ein und ging nach Amerika, damit die Geschichte endlich aus wäre!" „Ja, ja, es ist ein Unglück, daß unser einziges Kind die Tochter des Senators lieben muß," seufzte die Frau, just des Mannes, der seinen Haß und seine Feindschaft uns nie verhehlt hat. Aber schreck lich auch, wenn wir deshalb ihn von uns lassen sollten, — ich kann den Gedanken nicht ertragen." Sie verstummte, als in diesem Augen blick gcklopst und die Thür geöffnet wurde. „Herrgott, Fräulein Meta!" rief die Försterin überrascht. „Was verschafft uns so früh die Ehre?" „Sie bringen eine UnglückSbotschast von meinem Sohne!" sprach der Förster erbleichend und mil sichtlichem Erschrecken in das entstellte Antlitz des jungen Mädchens blickend. Meta Hilberg ließ sich erschöpft auf einen Stuhl nieder; sie ver suchte zu sprechen, aber die Stimme versagte ihr; angstvoll legte die Försterin den Arm um die zarte Gestalt, während der alte Waidmann ein Glas Wasser hcrbeiholte und mit zitternder Stimme sie leise bat, nur gleich Alles zu sagen, was sie von seinem Sohne wisse. „So wissen Sie noch gar nichts, Herr Förster?" fragte sie kaum hörbar. „Nein, nein, Fräulein, spannen Sie uns nicht länger auf die Folter. Gestern Abend war Ihr Vater hier, um Sie zu suchen und mit unserem Sohne zu reden." „Er war hier?" widerholte Meta starr vor sich hin blickend, „o wären Sie doch mit ihm gegangen, Herr Förster! — Aber trifft mich nicht die meiste Schuld bei dem Unglück? Warum ging ich fort und ließ den Vater mit Karl allein im Taunenforst?" „Er hat meinen Sohn und Sie beisammen getroffen? Großer Gott, hätte ich eine Ahnung davon gehabt! Erzählen Sie, Fräulein, ich bin auf Alles gefaßt." — „Mutter" wandte er sich zu seiner Frau, „Du hörst es nachher besser von mir, besorge uns mittlerweile ein Frühstück." „Nein, laß mich Alles mit anhören, Vater," versetzte die Försterin leichenblaß; „ich bin stark und gefaßt, auch das Schrecklichste zu hören. Ist mein Sohn todt?" Meta schüttelte den Kopf und erzählte dann mit tonloser Stimme, soviel sie von dem Drama im Tannenforst wußte. Unbeweglich Hörle» die beiden alten Leute die furchtbare Mit- thcilung an. „Mein Sohn ist kein Mörder!" sprach die Mutter, als Meta ihre Erzählung geendet, „was auch vorgesallcn sein mag, er Hal den Senator nicht erschossen. Oder glauben Sie au seine Schuld, Meta?" „Wie könnte ich das?" versetzte diese unter hervorstürzenden Thränen. „Und wenn Karl cs selber gestände, ich vermöchte doch nicht an seine Schuld zu glauben — mein Herz spricht ihn frei." Der Förster ging mit starken Schritten auf und nieder. „Wissen Sie nichts Näheres darüber, Fräulein Hilberg?" fragte er, plötzlich stehend bleibend, hat mein Sohn seine Schuld bereits eingestanden?" „Ich kann Ihnen darüber nichts sagen, Herr Förster. Nachdem ich die ganze Nacht hindurch au der Leiche meines Vaters gewacht, drängte cs mich hinaus in den Wald, zu Ihnen, denen ich dcu Sohn geraubt." „Sie sind mit uns im gleichen Unglück verbunden, mein Kind!" sprach der Förster traurig. „Wir können und wollen Ihnen keinen Vorwuri machen; nur eins sagen Sie mir noch," setzte er mil festerer Stimme hinzu, „ist mein Sohn ohnmächtig bei der Leiche gefunden worden?" „So hörte ich von dem Apotheker Oderstedt!" „Und wer hat die Unglücksstclle zuerst betreten?" fragte der Förster hastig Weiler. „Der Apotheker, welcher meinem Vater nachgcgangen und ihn dort gefunden hat." „Der Apotheker Oderstedt also, der um Ihre Hand geworben hat?" „Derselbe!" Der Förster starrte einige Minuten düster vor sich hin und schritt dann nach der Thür. „Ich muß hinein nach der Stadt, um meinen Sohn zu sehen und zu sprechen; Gewißheit will ich haben, ob und wie er zum Mörder werden konnte; er hat stets die Wahrheit gesprochen!" „So gehe ich mit Ihnen, Herr Förster!" sprach Meta sich erhebend. „Rein, mein Fräulein, vermeiden wir Alles, was irgendwie die unheimliche Geschichte noch mehr verwirren, vielleicht wohl gar uns selber in einen Zusammenhang damit bringen könnte. Die ganze Stabt kennt ja leider das Verhältniß zwischen Ihnen und meinem unglücklichen Sohn." Meta senkte das Haupt wie unter dem Gewicht einer furchtbaren Anklage und verbarg ihr Antlitz weinend an der Brust der Försterin, die, selber des Trostes so sehr bedürftig, die Arme noch zu trösten suchte. Nach kurzer Zeit verließ der Förster das Haus und schritt nach jener Stätte, wo sich das Fürchterliche zugclragen. Wohl hatte er den Schuß gehört, ohne weitere Notiz davon zu nehmen, in der Vor aussetzung, daß sein Sohn irgend ein Stück Wild erlegt haben werde. Lange stand er in der vcrhängnißvollen Tannenlichtung; dort an jenem Baume mußte das Unglück geschehen sein, noch befanden sich