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Hauptversammlung ab. * In Prag herrschte am Sonntag vollständige Ruhe. Es mar seit acht Wochen der erste ruhige Sonntag. * Auf dem Bahnhof Adelsbcrg wurden drei deutsche Landbesitzer von Slowenen mißhandelt und beraubt. (§. Letzte Dep.) * Trotz aller offiziösen Dementis dauert die Mobilisierung vrn Truppenteilen in Oesterreich fort, (S. Letzte Tcp.) * Dem Londoner „Globe" wird aus Odessa telegraphiert, daß Rußland im Hinblick auf jede im Frühjahr mögliche Even tualität auf dem Balkan rüste. Im Süden des Reiches wurden Truppen zusammengezogen. Die Flotte wurde in Bereitschaft gesetzt und enormes Kriegsmaterial znsammengebracht. Es seien Befehle zur Ueberführung von Truppen in die südlichen Distrikt« ergangen. „Globe" gehört zur Scnsationspresse, weshalb die Nachricht noch der Bestätigung bedarf. Sächsische Larlnnieirtrrvschs. Der Wochenchronist bat diesmal über eine der bedeutungsvollsten Wochen des sächsischen Parlamcntslebens zu berichten. Seit dein 28. März 1896, wo die Zweite Kammer das Wahlrecht von 1368 aus Angst vor einigen Sozialdemokraten beseitigte, hat der sächsische Land tag vor gleich folgenschweren Entschlüssen nicht gestanden. Wohl waren die Debatten am 4. und 5. Dezember 1907 manchmal erregter als jetzt, aber die diesjährige Diskussion war schärfer. Klar und deutlich richtete der nationalliberale Abg. Hettner-Dresden, der sich in den Debatten nicht allein als ein hervorragend tüchtiger Berichterstatter, sondern auch als ein schneidiger Debattcrcdner bewährte, die Absage au die Konser vativen' „1396 ist der schwerste Fehler gemacht worden, den je die sächsische Versassnngsgeschichtc zu verzeichnen gehabt hat. Damals haben wir den Fehler mitgemacht, aber hente werden wir ihn nicht wieder holen!" Tas war klipp und klar gesprochen, nnd der Beifall ans dem Hause, wie auch von den Tribünen zeigte, daß der Redner damit bei allen Zustimmung sand, die nicht zur konservativen Fahne schwören. Freilich hat alle Schärfe der Debatte das eine nicht verhindern können, daß der Sieg vorläufig der konservativen Mehrheit zngesallcn ist. Wir betonen absichtlich stark das Wort „vorläufig", denn die endgültige Entscheidung steht noch aus, und cs sind viele Faktoren, von denen sic abhängig ist. Zu diesen Faktoren zählen nicht allein Erste Kammer und Re gierung, sondern cs kommen auch noch andere, mehr abstrakter Natur in Frage. Eine verständige Regierung würde ein Gesetz, das mit einer Mehrheit von drei Stimmen zustande gekommen ist, überhaupt nicht akzeptieren, aber Graf Hohenthal hat sich in den Tagen der Wahlrechts debatte sehr wenig energisch gezeigt. Am 14. Oktober d. I. hatte er in der Wablrcchtsdeputation wörtlich erklärt: „Bei ihrem Verlangen einer alle 6 Jahre erfolgenden Jntegralerncuerung der Kammer bleibt die Regierung auch in diesem Eventualvorschlage bestehen." (Drucksachen «der Zweiten Kammer Nr. 549, S. 89.s Trotzdem griff der Minister mit keinem Worte in die Debatte ein, als der Wortführer der Konservativen in dieser Sache, Tr. Spieß-Pirna, beantragte, die Jntegralerncuerung. als eine Vermssungsänderung bedeutend, ans 8 3 des Gesetzes zu ent fernen, nnd dieser Antrag mit 43 gegen 34 Stimmen durchging. Hier mußte der Minister, wenn er überhaupt noch etwas von Konsequenz besitzen wollte, sofort erklären, daß die Negierung der Beseitigung der Jntegralerncuerung nicht zustimmen werde, daß vielmehr ohne diese das ganze Gesetz für die Regierung keinen Wert mehr habe. Statt dessen saß Gral Hohenthal ruhig und gelassen da, als bei der Schlußabstimmung der Präsident die Annahme des Gesetzes mit 40 gegen 37 Stimmen ver kündete. Wäre die Kammer voll besetzt gewesen, so wäre das Stimmenver hältnis sogar auf 42 : 40 Stimmen gestiegen, es hätte sich also gerade die denkbar knappste Majorität ll Stimme über die Hälstes für das Gesetz gefunden. Und das läßt ein Bedenken in uns aufsteigen, das nicht nur für diesen einen Fall von Bedeutung ist: wir meinen die Gefahr, die in der jetzigen Fassung des 8 128 Ab'. 4 der Verfassung liegt. Für den Fall der Stimmengleichheit, der bei der Abstimmung über die Wahlrechtsreform sehr leicht hätte eintreten können, und auch fast eingetreten wäre, schreibt die erwähnte Verfassungsbestimmung vor, daß die betreffende Sache in einer folgenden Sitzung wieder zum Vortrag zu bringen ist. Wird auch in dieser Sitzung eine Stimmenmehrheit nicht erlangt, so gibt die Stimme des Präsidenten den Ausschlag. Unter „Präsident" ist hier natürlich zu verstehen der- jenige, der in der betreffenden Sitzung den Vorsitz tatsächlich führt, mag eS nun der Präsident der Kammer oder einer der Vizepräsidenten sein. Da nun die Stellen des Präsidenten und der Vizepräsidenten auf die Fraktionen verteilt zu werden pflegen, so heißt das einfach, die Ent scheidung über die wichtigsten Gesetze unter Umständen dem bloßen Zufall überlassen. Sitzt Dr. Mehnert selbst am Präsidium, so würde z. B. bei Stimmengleichheit das Gesetz über die Wahlreform ange nommen worden sein, wie es jetzt der Fall ist; wäre er dagegen er krankt oder verhindert, so daß im Augenblick der Endabstimmung Tr. Schill den Hammer führte, so wäre bei genau demselben Stimmen verhältnis die Wahlreform abgelehnt worden. Davon, daß die Konservativen zurzeit doppelte Chance hätten, die ihnen genehmen Gc- sehe durchzubringen, weil sie auch den zweiten Vizepräsidenten stellen, wollen wir hier gar nicht reden. Jedenfalls ergibt sich aus dem Ge sagten, daß die erwähnte Bestimmung in der Verfassung eines modernen Staates nicht haltbar ist. Ganz abgesehen davon, daß sic über- Haupt nicht in die Verfassung gehört, sondern in die Geschäftsordnung, leidet sie auch an einer inneren Unwahrheit. Denn jeder Antrag ist eine Frage an die Versammlung: „Ist die Mehrheit dafür, daß dies oder jenes beschlossen wird'?" Bei Stimmengleichheit wird dies« Frage vcr. ncint, und cs ist demnach lediglich konsequent, wenn mau das Ver langen stellt, daß bei Stimmengleichheit ein Antrag als abgelchnt zu gelten hat, wie cs auch im Reichstage der Fall ist. Hier eiuzusetzen und eine Aenderung der Verfassung zu verlangen, die auch in mancher undcrcn Beziehung modernisiert werden könnte — wir erinnern nur au den kürzlich erst von uns erwähnten 8 92 — wäre eine dankbare Auf gabe für den Liberalismus. Verfassungsrechtliche Fragen haben überhaupt bei den Verband- lungen der Zweiten Kammer über die Wahlrechtsreform ein« große Nolle gespielt. Tie wichtigste ist von Tr. Schill- Leipzig angeschnitten wvrdcn, nämlich die nach der Natur des sog. „Eventualvorschlags". Sie wird jedenfalls bei den Beratungen der Ersten Kammer eine große Rolle spielen und wird dann -näher erörtert nnrdcn können. Heute sei hier nur soviel gesagt, daß man eine Regierungsvorlage im Sinne des 8 85 nicht wird in ihr erblicken können. Denn Regierungsvorlagen sind mit königlichem, gemäß 8 43 der Verfassung von mindestens einem Minister gegengezcickiieten Dekret an den Landtag zu bringen. Das ist bei der Eventnalvorlage nicht geschehen, sondern die Regierung hat lediglich erklärt, sie werde einem ans Grund der Beschlüsse der Wahlrechtsdeputation ausgcarbeitetcn Gesetzentwürfe zustimmen. Jedenfalls war cs, um den Zusammenhang des Eventualvorschlags mit dem Dekret Nr. 12 zu wahren, notwendig, daß die Deputation wenig stens einen Paragraphen des ursprünglichen Entwurfs, wenn auch in redaktionell veränderter Fassung, zur Annahme empfehle, damit sie am Schluß beantragen konnte, „dem vorgelegten Gesetzentwürfe mit den be schlossenen Abänderungen" die Zustimmung zu erteilen. Ob diele Ab änderungen 99l4 Prozent des gesamten Gesetzentwurfes ausmachten oder weniger, war dann gleichgültig. Dadurch, daß die Deputation beantragte, den Gesetzentwurf im ganzen abzulehncn, gab sie den Zusammenhang mit Dekret Nr. 12 auf und schuf eine neue, vom Landtage ausgehende Vor lage, die nun nach 8 152 Abs. 2 der Verfassung von zwei aufeinander folgenden ordentlichen Landtagen angenommen sein muß, um nach Zu stimmung der Regierung Gesetzeskraft zu erlangen. Das hätte die Depu tation auch wissen müssen und können, ist doch ihr Vorsitzender, Abg. Ovitz, selbst Verfasser eines Werkes über sächsisches Staatsrccht. Nebrigens scheint nns die ganze Abstimmung über das Wahlgesetz hinfällig. Nicht nur, weil der Präsident die zu § 38 eingebrachten, eine Aenderung des 8 71 der Verfassung enthaltenden Anträge Dr. Brückners für angenommen erklärte, obwohl keine Zweidrittelmehrheit, sondern nur eine knappe, einfache Mehrheit vorlag, sondern deshalb, weil der Prä sident über den 8 38 selbst in der Hitze des Gefechts gar nicht hat ab stimmen lassen! Der in einigen Tagen erscheinende amtliche stenogra phische Bericht wird das beweisen. Die übrigen Verhandlungen des Landtags in voriger Woche boten kaum besonderes Interesse. Diese Woche wird es freilich anders. D!e ostsrverchrs he Situation. (Von unserem Wiener Or.-Korrespondenten.) Wien, 6. Dezember. Das österreichische Abgeordnetenhaus, das aus Grund des all- gemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts erstandene Volkshaus, ist jedenfalls ein interessantes Parlament. Die alte Koalition ist machtlos geworden: das Kabinett Beck stürzte und mit ihm zerbrach der Block; ein Bcamtcnkabinett kam und das Haus ist zufrieden. Die tschechische Ob struktion im böhmischen Landtag wurde als Grund der Verabschiedung des Koolttivnslalnnetts Beck angegeben; die Tschechen sind Leiter schlimme Buben, aber das Parlament tagt. In Prag wird das Stand recht verkündigt, aber das Parlament tagt. Roch mehr, es bostrcbt sich, fleißig zu sein. Und für die Erhaltung des Parlaments beanspruchen zwei Parteien den Dank: die Ehristlichsozioien und die Sozialdemo kraten, die sich immer spinnefeind gegcnübcrslandcn! Wieio kommt das? Tas ist ja die Ouadraiur des Zirkels im parlamentarischen Leben! Die Cbristüchsozia'en bemühen sich das Parlament zu erhalten, um eine neue Koalition za schaffen, in der sie die Primgcige spielm; die Sozial demokraten wissen, daß sie durch ihre bisherige opportunistische Taktik im Ansehen als radikale Partei bei den Wählcrmasscn verloren haben, wie einige Stichwahlen der letzten Zeit deutlich dargetan haben. Sie fürchten als-, die Auslösung des Parlaments, Neuwahlen, die Möglichkeit, in ein neues Haus dezimiert cinzichen zu müssen. So reimt sich das zusammen! Originell ist cs. Wer aber noch etwas auf Prinzipientrcue hält, wer aber so altmodisch ist, politische Grundsätze als maßgebend in der parla mentarischen Taktik anziffchen, der wird finden, daß die Haltung der Majorität des österreichischen Abgeordnetenhauses vielleicht praktisch ist; schön ist sie nicht. Und die deutschen Parteien? Auch die Führer dieser Parteien sind angekränkelt von der Sehnsucht nach der Macht! Sie verkennen gründlich die Stimmung in der deutschen Bevölkerung, die mit dem Gange der inneren Politik, mit der fortschreitenden Klerisierung absolut nicht zufrieden ist — wie lange währte es, bis man sich endlich entschloß, den tschechischen Mob mit dem Standrechte zu schrecken? — und möchten allzugern wieder als Minister in einem Koalitions kabinett sitzen. Oder ahnen sie, daß sic bei Neuwahlen nicht mehr ge wählt werden und wollen retten, solange das Gewitter noch nicht her- aufgezogen ist, was ihr Ehrgeiz erstrebt? Die auswärtige Lage ist nichts weniger als ireundlich. Immer größer wird die Zahl derer, die mit der Politik Frhrn. v. Aebrrntbals nicht zufrieden sind und erklären, daß dessen Rücktritt eine Besserung erzielen würde. „Oben" beginnt man schon etwas nervös zu werden. Tie Annexion Bosniens und der Herzegowina ist ausgesprochen worden — Oesterreich-Ungarn wird aber doch die internationale Konferenz besuchen müssen, obwohl Aehrentbals Partisanen vor einigen Wochen sich noch in die Brust geworfen haben und stolz und pathetisch erklärten: Niemals! Tie Rede, die der Minister des Acnßcrn Tittoni gestern in der italienischen Kammer gehalten hat, verstärkt die Mißstimmung. Wie? Rußland nnd Italien sind eine Entente eingegangen? Rußland? Man hatte doch gedacht, daß Frhr. v. Aehrcnthal in das Palais auf dem Ball- olatze die Freundschaft des Zarenreiches, wo er so lange als unser Bot schafter geweilt hatte, als Morgengabc mitbringe? Diese Extratouren sangen an, sehr ungemütlich zu werden. Der Kreis der so genannten Ententen ist nun vollständig um Deutsch land und Oesterreich-Ungarn geschlossen: England. Frankreich, Spanien, Italien und Rußland. Ist die Annexion Bosniens diese Neugestaltung der Beziehungen der Mächte I wert? Herr Tittoni hat erklärt, daß die Räumung des Sand'chaks von Novibazar ein Gewinn für Italien sei, daß der Weg nach Antivari ein Erfolg für Italien sei, und Italien verbindet sich mit Rußland in der Balkanpolitik? Ja. wozu in aller Welt hat denn die auswärtige Politik Oesterreich-Ungarns den Santuchak geräumt und Antivari Italien geöisnct? Dem österreichischen Patriotismus fällt es wirklich schwer, nickt Zeter und Mordio über den neuen Kurs in der auswärtigen Politik zu schreien; selbst die cnragiertesten Freunde Aebrenthals, auch jene, die es natürlich gerne seben, wenn die alte habsburgische Monarchie ihr Prestige stärken will, wenn sie es unternimmt, ihren Willen zum Lebe:, kräffig zu bekunden, erklären hente bereits, daß die Annexion Bosniens vielleicht doch nickt das richtige Mittel war, daß die ganze Affäre nicht gut vorbereitet, nicht wohlüberlegt inszeniert war. Es wird der größten Ltaatsknnst bedürfen, daß das bosnische Abenteuer in Ruhe sein glatt.'s Ende finde! Sächsischer Ingenieur und Architekten-Verein. Gestern hielt der Sächsische Ingenieur- und Architcktcnoerein in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder aus allen Gauen Sachsens selne 65. Hauptversammlung in unseren Mauern ab und führte, ehe die Gesamtsitzung in den Gesellschaftssälen des Zentral theaters begann, seine Mitglieder zunächst in den Abteilungssitzungev im Johanneum des Universitätsgebäudes zusammen. In der ersten dieser Sitzungen gab Herr Finanz- und Baurat Toller-Leipzig Mitteilungen über den Stand der Bahnhofsbauten in Leipzig. Nach den ausführlichen Darlegungen des Redners be stimmen drei große Bauabschnitte die Anlage des Hauptbahnhofes in Leipzig und ihre Ausgestaltung in der Peripherie der Stadt. In der erften dieser Etappen, vom Jahre 1902 bis 1907, wurden unter anderem im Anschluß an den Rangierdahnhof der Werkstättenbahnhos in Engels- dt-rc. das Elektrizitätswerk im Kurvendreieck bei Connewitz geschaffen, der Rangierbahnhof bei Gaschwitz, der Freiladebahnhof fertiggestellt, die Verbindungsbahnen mit Wahren, Schönefeld und Plagwitz geschaffen, der Ausbau der Leipzig-Dresdncr Linie und die Verlegung des gesamten Uebergabeverkchrs auf die neue Bahnhofsanlage vorgenommcn, so Laß die für dieses Baustadium berechneten Arbeiten tatsächlich auch voll endet wurden. Es gelangten dabei 2 156 000 Kubikmeter Massen erdbewegung, 52 500 Kubikmeter Brückenmaucrwerk, 5000 Tonnen Eisen konstruktionen für Brücken und Dächer, 571 Weichen, 147 700 Meter Gleisobcrbau, 17525 Meter Schleusen verschiedener Profile, 143 Ge bärde verschiedener Gattung und Größe zur Ausführung. Gegenüber dem mit 135 Millionen Mark eingesetzten Gesamtauf wand wurden in den ersten sechs Jahren 38 185 000 .« verausgabt, so daß nach Abzug der Kosten für den Grundcrwerb <11868 700 .<> im Durchschnitt 4 100 000 Ausgaben auf das Jahr entfallen. Im zweiten Bauabschnitt — 1908 bis 1912 — soll die Fortsetzung der Arbeiten in der Art erfolgen, daß mit dem Bau der ersten Hälfte des neuen Emp- sengsgcbäudcs und einem Teil der Bahnsteighallen begonnen, sowie die Fertigstellung der Güterbahnhöfe herbcigefübrt wird. Von den 26 Bahn gleisen, wovon 13 auf Preußen, 13 auf Sachsen, jene den Verkehr nach Thüringen, Eilenburg, Magdeburg und Berlin vermittelnd, diese nach Hof, Leipzig-Dresden und Geithain-Chemnitz führend, entfallen, werden zrr.ächst die preußischen Linien fcrtiggestellt werden. Im ganzen er reichen Empfangsgcbäude und Bahnsteighalle die doppelte Größe des Augustusplatzcs, während die Bahnsteighalle eine Länge von 220 Meter ir.it Bogenspannweitc von 45 Meter erhalten soll. Der Vortragende verbreitete sich weiter eingehend über die geplanten Tunnelanlagen, Brücken- und Straßenbauten nnd wies darauf hin, wie die Arbeit vom Jahre 1912 ab sich auf den anderen sächsischen Teil des Empfangs- gebäudes konzentrieren und mit dem Abbruch des jetzigen Dresdner Bahnhofes beginnen werde. Es ist nickt ausgeschlossen, daß bei dieser Auloae eine künstliche Gründung ins Auge gefaßt werden muß, denn der Baugrund der ehemaligen Gerbcrwiesen wird dieser angesichts der zu tragenden Bauwerke bedürfen. In den Jahren 1914/15 soll der Hanptbabnhof vollendet sein. In der zweiten Fachabteilung sprach Herr Obcringenieur Kurt Krumbiegel - Lauchhammer über die neuen Kraftanlagen der Aktiengesellschaft Lauchhammer. Redner führte aus, wie die wirtschaftlichen und lokalen Verhältnisse der 4 Werke der Aktiengesellschaft in Lauchhammer, Gröditz, Riesa und Burghammer an die Kraftanlagen ganz spezielle Anforderungen stellen, io daß in jedem der Werke andere Kraftmaschinen zum Antrieb der Dvnamomaschincn gewählt wurden. In Lauchhammer befindet sich ein Elektrizitätswerk von 2500 Pferdestärken Leistung unter Verwendung von Dampfmaschinen, deren Abdampf zum Trocknen in der Brikett- fabrik weiter verwendet wird. In dem Gröditzer Werk sind 2 Dampf- turbincn von je 520 Pferdestärken aufgestellt und auf dem Riesaer Werk werden zwei Gasmaschinen von je 350 Pferdestärken und zwei solche von je 700 Pferdestärken betrieben, wobei das KraftgaS aus Lauchhammer-Brikctts hergcstcllt wird. Für das kleine Werk in Burg- Hammer wird der benötigte elektrische Strom von einer ca. 1>4 Kilo- mctcr entfernten Wasserturbincnanlage erzeugt. Die verschiedenen An lagen zeigen, welchen großen Wert die Elektrizität u. a. auch für alle Betriebe und Zweige des Hüttenwesens gewonnen bat. Deshalb ver urteilte zum Schluß Redner den Entwurf des Elektrizitälssteuer- gcsches. Einem Referat des Herrn Bergdirektor S t r a u ß - Hohndorf in der vierten Fachabteilung über „Betrieb und Ergebnisse der Banmschen Kohlenwäsche bei dem Stein-, kohlenwerk Bockwa-Hohnbors" folgte ein Vortrag des Herrn Architekt Regierungsbaumeister a. D. Dr.-Jng. Dietrich-Leipzig über „Der Barockstil an den bürgerlichen Wohnhäusern Leipzigs." Bekanntlich bewirkte der Einfluß des italienischen Barockstils wie in Dresden so auch in Leipzig ein erneutes Aufblühen der Bautätig, leit. Eifrige Förderer waren der damalige Bürgermeister Conrad Romanns und der Bankier Hohmann, von aussüyrenden Künstlern sind vor allen Gregor Fuchs und Georg Werner zu nennen. In Dresden blieben die Architekturkormen mit Rücksicht auf den meist zur Verwendung kommenden Sandstein im allgemeinen strenger, und als besonders charakteristisch für diese Stadt sind die mit so phan- tasicvollcn, die klassischen Ordnungen verleugnenden Kapitälen ver- sehenen Pilaster an den Enden der Fassaden, sowie die zu ganzen Reihen zusammengezoaenen Dachfenster zu nennen, die den Eindruck des jetzt allgemein üblichen Mansardcndaches oft ganz verwischen. In Leipzig schließt sich Georg Werner dieser Dresdner, durch Pöppel- manns Zwingerbau beherrschten Richtung mehr an, seine nach der Neichsstraße gerichtete Fassade von Kochs Hof, deren Entwurf nach den erhaltenen Kupferstichen zu schließen wohl Schmiedlcin zuzusckreibcn ist, zeigt sogar die für Dresden typischen Eckpilaster; und auch die Fassade des von ihm in den Jahren 1<R und 29 erbauten Hobmann- scken Hause in der Petersstraßc stehen entschieden unter dem Einfluß der Dresdner Richtung. Gregor Fuchs zeigt sich bei seinem 1701—09 erbauten Romanus- scken Hause noch addängig von den Formen des dolländisckcn Klassizis mus, die wir an der alten Börse sehen. Bei dem Ban des Hobmanniche«