Volltext Seite (XML)
Regierung nicht, nachdem sie all ihre jetzigen Steuervorschläge bewilligt erhalten, schließlich doch noch mit dem Tabaksmonopol angezogen kommt? Sagt doch der Artikel der „Grenzboten" gerade heraus: „Den Weg, eine Mehrheit für das Monopol zu gewinnen, nachdem der jetzige Reichstag den Weg zu anderen Modalitäten versperrt hat, wird der Kanzler schon finden. Das darf man ihm wohl zutrauen." Gewiß darf man das, und eben deßwegen trauen wir ihm auch zü, daß er diesen Weg zum Monopol zu finden wissen wird, selbst wenn der Reichstag ihm „den Weg zu anderen Modalitäten nicht versperrt". Zu dieser Meinung sind wir umsomehr geneigt, als Fürst Bismarck nun einmal das Tabaksmonvpol als sein „letztes Ideal" bezeichnet hat und als der Grenzbotcn-Artikel an anderer Stelle sehr nachdrück' lich betont, der Kanzler sei nicht der Mann, ein nothwendiges Werk unvollendet liegen zu lassen. Eben deshalb! Ist das Tabaksmonopol einmal sein Ideal, so wird er es früher oder fpäter doch zu verwirk lichen suchen, und in dieser Voraussicht müssen wir also zu dem Schlüsse kommen, daß der Reichstag für jetzt nichts Besseres thun kann, als die ihm demnächst vorzulegenden Steuerprojekte rundweg abzulehnen. Das für den 25.—29. Juli dieses Jahres in Frankfurt am Main beabsichtigte „fünfte allgemeine deutsche Turnfest," zu welchem die „Deutsche Turnzeitung" die Einladung des Centralausschusses bereits 'veröffentlicht hat, fcheint besonders großartig gefeiert werden zu sollen. Der 89 Morgen große Festplatz soll 2 Zuschauertribünen mit Sitz plätzen für 5000 Personen, eine 4000 Personen fassende Festhalle und 10 bis 12 Bierhallen erhalten. Der Festzug soll die Entwickelung der Gymnastik von den Olympischen Spielen bis zur modernen Turnerei vorführen. Außerdem find Gesanganfführnngen, Concerte, Feuerwerke u. s. w. vorgesehen. Immer von Neuem taucht wieder die Nachricht auf, daß zwischen Rußland und China der Ausbruch eines Krieges nahe bevorstehe, ja daß chinesische Truppen die russische Grenze im Ussurus-Gebiete (Ussurus ist ein Nebenfluß des Amur) bereits überschritten haben, 'während an der Grenze Kuldschas solche zum Einfalle bereit stehen. Der russische General Küropaskin sei mit 7000 Mann den weit über legenen Chinesen entgegengezogen und hoffe sie bei der schlechten Be- schaffenheit der chinesischen Armee bis auf Weiteres in Schach zu hal ten. Officiell sind diese Nachrichten bisher weder bestätigt, noch in 'Abrede gestellt worden. — Die russische Petersburger Zeitung bestä tigt, nachdem sie verschiedene Gerüchte über den Einfall von 20,000 resp. 2000 gutbewaffneter Chinesen in das Amurgebiet erwähnt, bei denen angeblich deutsche und englische Jnstructoren sich befänden, daß wirklich eine bedeutende Anzahl von Chinesen die russische Grenze im Ussurigebiet überschritten habe, fügt jedoch hinzu, man glaube an com- -peienter Stelle, daß dies nur gewöhnliche Arbeiter seien, unter denen allerdings auch ehemalige Soldaten und einzelne Bewaffnete sich befinnden können. „Volksgunst gleicht der Meereswelle" . . . Als Gladstone im Jahre 1874 in Folge des für die Liberalen ungünstigen Ausganges der englischen Wahlen die Premierschaft niederlegen mußte, wurde er eines Tages, als er mit feiner Gemahlin von einem Spaziergange nach seiner Wohnung zurückkehrte, auf offner Straße in London vom Pöbel tnsultirt und mußte sich zu seiner Sicherheit in das Haus eines Nach bars flüchten. Jetzt bereitet ihm dasselbe London einen Empfang vor, der sich zu einer der großartigsten politischen Kundgebungen, die man kennt, zu gestalten verspricht. Man sagt, der Empfang werde die Ovation, die Lord Beaconsfield bei seiner Rückkehr vom Berliner Kon gresse bereitet wurde, gänzlich in den Schatten stellen. Das Empfangs- Komitee, das fast ausschließlich aus Parlamentsmitgliedern besteht und dessen Vorsitzender Mr. Plimsol ist, erhält von allen Seiten Anerbie tungen, von denen einige Zeugniß von dem für den liberalen Staats mann herrschenden Enthusiasmus ablegen. Ein Bewunderer Gladstones erbietet sich, ein riesiges Vouqet, gebildet aus Blumen aller Länder, zn liefern, das der Gattin des Ex-Premiers überreicht werden soll. Ein anderer Liberaler will einen eleganten Landauer stellen, der Herrn und Frau Gladstone vom Bahnhofe abholen und nach deren Wohnung in Harleystreet führen soll. Nachdem der Wagen diesen Dienst geleistet, si'oll er nach Mr. Gladstone's Stallungen gebracht und dort als „ein Zeichen der Achtung und Bewunderung für den ausgezeichneten Staats mann" gelassen werden. Der Tag der Ankunft Gladstone's in London ist noch nicht festgestellt; sobald er aber bekannt ist, beabsichtigen die Einwohner und Geschäftsleute von Eustonroad und der Straße auf der Route nach Harleystreet ihre Häuser mit Fahnen, Bannern, Guir- landen u. s. w. zu Ehren der Gelegenheit zu schmücken, um den Einzug Mr. Gladstone's in London zu einem wahren Triumphzuge zu gesta^ len. . . Wenn Beaconsfield nicht so bejahrt wäre, könnte er vielleicht dasselbe Schauspiel noch einmal an sich erleben. Vaterländisches. — Zum Vorsitzenden des Landesobstbauvereins für das Königreich Sachsen ist an Stelle des verstorbenen Generallieutenant v. Abendroth in einer am 23. v. M. vom Ausschuß des gedachten Vereines abgehaltenen Sitzung Herr Amtshauptmann v. Bosse in Meißen gewühlt worden. — Nossen, 3. April. Ein schwerer Unfall ereignete sich heute in unserer Stadt. Der Knecht des Fuhrwerksbesitzers Schmidt aus Waldheim fiel von dem mit Sandsteinplatten beladenen Wagen, wurde überfahren und blieb auf der Stelle todt. Der Verunglückte, der sich in trunkenem Zustande befunden haben soll, trägt jedenfalls selbst die Schuld. — Man glaubts, daß die Leipziger ein Stück auf ihre Oster messe halten. Der letzte Sonntag hat auf den Eisenbahnen der Stadt 50,000 Fremde zugeführt; die Leipzig-Dresdener Bahn brachte 12,500, die Magdeburger Bahn 12,000, die Thüringer Bahn 11,000, die andern Bahne» von 5000 — 8000. — Bereits am 20. März war aus der Capstadt am Cap der guten Hoffnung von der dortigen evangelisch-lutherischen St. Martins gemeinde mit Filiale Wynberg (Weinberg) an Herrn Superintendent Körner in Zwickau di« Summe von über 400 Mark für die Hinter bliebenen der am 1. Dezember v. I. im 2. Brückenbergschachte Ver unglückten gesendet worden. Das war gewiß um so anerkennenswerther, als die Gemeinden nach ausdrücklicher Versicherung des den Betrag einsendenden dortigen Laotor xrimg,rius, Herrn Dr. pll. Hahn, aus meist unbemittelten Leuten bestehen und sie doch diese reichliche Spende als kleines Opfer betrachteten, das sie aber als Deutsche — denn die Gemeinde besteht eben aus Deutschen, meist Hannoveranern — gern gebracht hätten. Aber nicht genug: Schon wieder kommt von derselben Gemeinde, einschließlich der anderen Filiale Paarl, zu denselben Zwecke eine, wie Herr Pfarrer vr. Hahn schreibt, „kleine Nachlese" von über 170 Mark, wozu allein zwei Gemeindemilglieder 100 Mark beige tragen haben. — Meerane. Seit Monaten trieb eine Einbrecherbande ihr Unwesen ringsum; die Zwickauer, Kirchberger, Glauchauer, Meeraner und Crimmitschauer Gegend fühlte sich in keiner Nacht mehr sicher, denn bald hier bald da geschah auf freche Weise ein Einbruch, und hier war es Getreide und Brod, dort waren es Kleidungsstücke und Wäsche, dort wieder Fleisch oder Viktualien, welche der verbrecherischen Clique als Beute zugefallen waren. Die Polizeibehörden aller bethei« ligten Ortschaften waren unausgesetzt in der Verfolgung der Bande begriffen. Das benachbarte Tettau hatte wiederholt den Besuch dieser nächtlichen Gäste zu beklagen gehabt; in der Nacht des I. April war bereits zum dritten Male in der dortigen Mühle eingedrochen und stets eine größere Quantität Getreide aus derielben gestohlen worden. Im Laufe des 2. April wurde seitens der Bewohner des Dorfes, welche durch wiederholten Diebstahl auf's Höchste aufgebracht waren, im benachbarten Steinbruche, und zwar mit großen Steinen sorgsam zugedeckt, das Objekt des neuesten Diebstahls, mehrere Säcke Getreide, vorgefunden. Es war kein Zweifel, daß die Diebe ihre Beute hier niedergelegt hatten, um dieselbe in nächster Nacht abzuholen. Ein Theil der Dorfbewohner, kräftige, mit Knitteln bewaffnete Leute, legten sich in der Nähe des Steinbruchs auf die Lauer. Gegen 3 Uhr Morgens sahen sie zwei Männer, welche einen Handwagen hinter sich Herzogen, daherkommen und beim Steinbruche Halt machen; dieselben hoben vorsichtig leise die Getreidesäcke unter den Steinen hervor und begannen ihren Wagen damit zu bepacken. Plötzlich stürzten die Dorfbewohner aus ihren Verstecken hervor, warfen sich auf die Böse wichter, banden denselben die Hände nnd ließen ihre derben Knoten stöcke mit voller Wucht ans die Rücken der Gefesselten niederfallen. Dann zwang man die Beiden, sich vor den von ihnen mitgebrachten Wagen zu spannen, und nun begann die Fahrt nach Meerane; woraus die beiden Einbrecher mit auf den Rücken gebundenen Händen und mittelst eines um die Brust geschlungenen Gurtes den Wagen hinter sich herziehend, ihnen folgend die Dorfbewohner. Die Verbrecher wurden heute dem hiesigen Amtsgerichte übergeben; beide sind Kirch berger Einwohner; ihren dritten Spießgesellen, der bei der Tettaucr Affaire fehlte, haben die beiden nicht verrathen. — Ein drolliger Vorfall ereignete sich dieser Tage in einem Dorfe bei Chemnitz. Das dortige Gemeindearmenhaus bewohnten u. Ä. zwei alte Männer, die gern einen „Schnappus" zu sich nahmen. Plötz lich stirbt der eine davon, ohne daß er vorher besonders krank gewesen. Seitens des Gemeindeverwalters werden die Vorbereitungen zum Be- gräbniß getroffen. Die Leichenfrau tritt ein und wird von den übrigen Bewohnern die Treppe hinaufgewiesen, wo der Todte in der Kammer liege. Kaum hatte das Reinigungsgeschäft begonnen, kaum hatte der erste kalte Wassertropfen die Stirn des Todten benetzt, als diefer sich erhob und sie mit großen Augen ansah. Die Frau war starr vor Schreck, dann fing sie an zu schreien und als der Todte gar aufstand, ergriff sie entsetzt die Flucht. Der Mann lief ihr fluchend und schimpfend in bloßem Hemde nach. Schließlich klärte sich der Jrrthum auf. Der Todte lag m einer Nebenkammer. Der Wiederauferstandene war sein überlebender College, der eben einen Rausch ausgeschlafen hatte. Die Frau ist leider vor Schreck krank geworden, doch zum Glück nicht be denklich, da sie bereits wieder ihrem Geschäft nachgehen kann. Frisch geröstete Caffee's, Wiener Mischungen, das Pfund zu 110, 120, 130, 140, 105 160, 170, 180, 200 und 210 Pfg. bei Dresden, Freibergerplatz 25. MuSzuleihen sind sofort oder bis Michaeli 1880 Casscngrldcr in bclicbign Bctragshvhe bei entsprechender Sicherheit zu 4'/, "/» Jahreszinsen. Nachweis durch in Hainichen. / 'kvoUnivum Nlttncelck». /(8»cMea.)— Uüdere k»cl>s«kule /Mr «»sekinen - In-enteure uoul Herkmeirtsr. VoruntrrrioUt frei.N XutnLiimvn: LMte LprN v. Ootokor M Schöne Speisekartoffeln sind abzugeben bei Ilerm. LretL8eUm»r, Grumbach. Knecht - Gesuch. Ein ordentlicher Pferdeknecht wird für sofort oder später ge sucht auf Nittvrjxut Iälippl»«,i8«n in Folge plötzlicher Erkrankung des bisherigen ein christlich gesinntes, kräftiges und arbeitsames Haus mädchen zu sofortigem Antritt. Anzumelden in der I'tLil'ro LIL 8OI7IL. Cine Brille, Klemmer, ist von Wilsdruff bis Röhrsdorf den 6. April verlöre« worden; gegen Belohnung bei ll. Asmuth in Lökrsckork abzugeben. Hw-t mit Küche, Keller, Bodenkammer PUUtUtslUVUl und großem Holzschuppen stehen zu vermietheu und Johanni zu beziehen No. 2V in «Laufbach- / Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 7. April. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 10 Pf. bis 2 Mark 20 Pf- Ferkel wurden eingebracht 169 Stück und verkauft L Paar 18 Mar' ' — Pf. bis 33 Mark — Pf.