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Wochenblatt für für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich S Mal (Dienstag und Freitag) AbonncmentSpreiS vierteljährlich I Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratrnannabme Montags u. Donnerstag? bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementßpreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet w Pf. — SW- Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 30. Freitag, den 9. April 1880. Bekanntmachung. In vielen Orten des hiesigen Bezirks sind die Gebäudecomplexe theils mit unleserlichen Hausnummern versehen, theils fehlen die Haus nummern an denselben gänzlich. Unter Hinweis , auf die Vorschrift in H 34 der Ausführungs-Verordnung zum Brandversicherungs-Gesetze vom 18. November 1876 werden die Herren Gemeindevorstände hiermit veranlaßt, dafür besorgt zu sein, daß diesem Uebelstande abgeholfen werde und die betreffenden Gebäudecomplexe, insoweit dies noch nicht geschehen, ungesäumt mit Hausnummer-Schildern von dauerhaftem Material und mit deutlichen Ziffern dergestalt versehen werden, daß dieselben bei geschlossenen Gehöften an dem Hauptzugange, bei allen übrigen Gebäuden aber über der Hausthüre, dafern diese vom Wege aus sichtbar ist, sonst an der dem Wege zugekehrten Hausecke befestigt werden. Als die zweckmäßigsten und den Wittcrangseinflüssen nicht unterliegenden HauSnummer-Schilder werden die von Porzellan in ovaler -form, mit schwarzen Ziffern auf weißem Grund empfohlen mit dem Bemerken, daß Porzellanschilder No. 139 a. mit 3 Ziffern zu 1 Mark MPsa. und dergleichen No. 139 b. mit 2 Ziffern zu 1 Mark 20Pfg. pro Stück bei hiesiger König!. Porzellan-Manufactur bezogen werden können. Meißen, am 2. April 1880. Die Königliche Amtshauptmannschast. v. Bosse. Bekauutmachnng. Zur Anbahnung einer Reorganisation des Feuerlöschwesens ist der König!. Amtshauptmannschaft zu wissen nöthig, wie viel druckfpritzen im hiesigen Bezirke, mit Ausnahme der Städte, vorhanden sind. Die Herren Gemeiudevorstände und Gutsvorsteher werden daher veranlaßt, bis Cnde dieses Monats die Zahl der in jedem Orte, bez. jedem selbstständigen Gutsbezirke vorhandenen Handdruckspritzen anzuzeigen oder einen Vacatschein einzureichen. Meißen, den 5. April 1880. Königliche Amtshauptmannschast. von Bosse. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll die dem verstorbenen Gotthelf Ferdinand in Groitzsch zugehörige Gartennahrung Nr. 19 des Katasters und Nr. 4 des Grund- nnd Hypothekenbuches für Groitzsch, Rothschönberger Antheils, welches Grundstück am 12. Januar 1880 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 15,152 Mark -- istwürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 13. Januar 1880. König!. Amtsgericht daselbst. , vr. Gongloff. Friedrich. 1« vt 1« n. Donnerstag, den 13. April dss. Js., Nachmittags 8 Uhr, ^llen in der Wohnung des Bäckers Wilhelm Müller in Neukirchen 1 Kommode, 1 Ausziehtisch, 1 Wanduhr, 1 Spiegel und 1 Kleider- Mank gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Wilsdruff, am 5. April 1880. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. MattheS. Tagesgeschichte. Berlin, 6. April. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: In der ^ Sonnabend stattgehabten Sitzung des Bundesraths fand bei der ststtstellung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erhebung der Reichs- l^nipAabgaben über die Frage, ob die Quittungen über Postanweisungen Postvorschußscndungen einer Stempelabgabe zu unterwerfen seien, Abstimmung statt, wobei die Majorität von 30'Stimmen eine ^evölkerung von 7^2 Millionen, die Minorität von 28 Stimmen eine Avölkerunä von über 30 Millionen repräsentirte; 16 Stimmen kleinerer Paalen befanden sich im Wege der Substitution in den Händen zweier Mitglieder des Bundesraths. In Folge dieser Vorgänge reichte der ^ichskanzler Fürst Bismarck sein Entlassungsgesuch bei dem Kaiser MUH Motivirung, daß er den gegen Preußen, Bayern gefaßten Majoritätsbeschluß weder vertreten, noch in seiner als Reichskanzler von dem Benefizium Gebrauch machen könne, "Hes Artikel IX der Reichsvcrfassung der Minorität gewährt. — ?"s »Berl. Tagebl." schreibt: In allen politischen und par- Kreisen ist man von dem Demissionsgesuche des Reichs- "zlers überrascht worden; selbst dem Reichskanzler nächststehende der v Härten erst in der gestern Abend stattgehabten Fraktionssitzung Neichspartai von dem Fürsten Hohenlohe-Langenberg und dem lüiiu Wühelm Bismarck bestätigen, daß der Reichskanzler seine Ent- nvck H gegeben. Ueber die Vorgänge im Bundesrathe erfahren wir Poin -gendes: Württemberg beantragte, die Postanweisungen und dj.!., Muß-Sendungen von der Quittungssteuer zu befreien. Für "krag s r"g Plaidirten anffaüender Weise die Kommissorien des Ge- ^uffüi "Es Widerspruch mit den preußischen Stimmen und der halb k K Reichsregierung, so daß zweierlei Anschauungen inner- Utivi, * Beichsbehörden zum Ausdruck kamen. Nicht nur die Oppo- > welche die Kleinstaaten unter Führung Württembergs gegen hiyÄs"' Baiern und Sachsen machten, sondern vornehmlich die sich lprechenden Plaidoyers der Reichsbehörden haben den Reichskanzler so aufgebracht, daß derselbe sich zur Einreichung seines Demissions- gesuches veranlaßt sah. Darüber besteht andererseits kein Zweifel, daß noch andere Gründe, die mit der Organisation des Bundesraths, oder, wie andere behaupten, mit der auswärtigen Politik Zusammenhängen, den Kanzler zu dem überraschenden Schritt veranlaßt haben. In allen Fraktionen des Reichstages herrscht darüber nur eine Stimme, daß das Gesuch des Reichskanzlers vom Kaiser abgelehnt werden wird. Gerüchtsweise verlautet, daß das Demissionsgesuch des Reichskanzlers den Rücktritt eines hohen Reichsbeamten zur Folge haben dürfte. In der Rechtschreibungsfrage hat der Magistrat von Berlin eine Vorstellung an den Kultusminister v. Puttkamer dahingehend be schlossen, die Einführung der neuen Schreibweise in den Schulen so bald wie möglich zu sistiren. Anderenfalls würden für viele unsere Schüler die geradezu monströsesten und bedauerlichsten Folgen leicht cintreten. Zu Michaelis dss. Jahres werden z. B. viele der von den städtischen Schulen abgehenden jungen Leute, welche die neue Recht schreibung haben lernen müssen, sich dem Post- und Telegraphen-Dienst widmen, bei welchem die alte Orthographie bei Strafe beibehalten werden soll. Zu welchen Ungeheuerlichkeiten wird dies führen? Aehn- liche Beispiele lassen sich leicht häufen. Auch gewerbliche Störungen im Buchhandel und dem Druckereiwesen, welche durch die neue Recht schreibung erfolgen, werden nicht gering sein. Man erwartet, daß alle preußischen Magistrate dem Vorgänge Berlins nachfolgen werden. Die Nachrichten darüber, ob und welche Fortschritte die im Gange befindlichen Verhandlungen wegen Abschlusses eines neuen Handels vertrages zwischen Deutschland und Oesterreich machen, waren meist sehr spärlich und unbestimmt, so daß die für die Bevölkerung beider Reiche so eminent wichtige Frage in der Schwebe blieb. Jetzt läßt sich nun die Wiener „Deutsche Zeitung" aus Pest melden, daß die Verhandlungen zu keinem Resultat geführt hätten und die österreichisch ungarische Regierung die Verlängerung des provisorischen Ueberein kommens mit Deutschland beantragen werde. Sollte sich diese Mit- theilung bestätigen, so dürfte die allgemeine Freude über den engeren