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Wochenblatt für Wilsdruf, Tharaud und das Glbthal. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 2. December 1842. Mit König!. Sächs. Eoncession. Verantwortlicher Redaeteur und Verleger: Albert Reinhold. Den Lieser Wochenschrift erscheint alle Freitage eine Stummer. Der Preis für den Viertessahrgang beträgt lO Rgr, Bclannt- machungen aller Art werden ausgenommen. Aussätze, die im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Tharand bis Montag Nach mittags 2 Uhr und in Wilsdruf bis Montag Abends 7 llhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende .Zu sendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckort bcsördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: „an die Redactton des Wilsdruf-Tharandcr Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdner Gasse im Haus- des Herrn Stadtrichi-r Damm-, i Treppe) oder: ,,an die Agentur des Wilsdruf-Tharandcr Wochenblattes ZU Tharand," die Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. In Meisten nimmt Herr Klinkickt jun. Auftrage und Bestellun gen an. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. In Kötzschcnbroda nimmt Herr Kattsmann Iässing Bekanntmachttugen oller Art an. Bis Mittwoche Mittags bei demselben eingehende Zusendungen erscheinen bereits den nächstfolgenden Freitag im Blatte abgedruckt. Dit RtdattivN. Das Wochenblatt und seine Gegner. (Offener Brief an Letztere.) Lasset uns heute ein offenes deutsches Wort mit einander reden; denn unser Wort in Nr. 40. d. Bl. scheint nicht deutsch genug gewesen zu sein. Saget einmal, was Ihr Euch denn eigentlich unter einem Wochenblatte für Wilsdruf, Tharand und das Elbthal denkt. Wir wissen es: ein Blatt, welches auf den ersten Seiten eine „Geschichte," ein halbes Dutzend Anekdoten und Weltbegeben- heitcn und auf den letzten Bekanntmachungen von Edictalcitationen und Wurstschmäußen enthalt. Das wäre allerdings ein „deutsches Wochen blatt," wie sie zu Hunderten existiren, bei denen aber nicht einmal der genügsame Landmann sich langer begnügen will. Ist denn aber nicht eben durch diese Form die ganze Sippschaft der Lokal- Wochenblätter in Mißkredit gekommen? Ist es Euch denn noch nicht vorgckommen, daß man mit demselben Tone und mit derselben wichtigkeitpa- rodirenden Miene von dem Wochenblatte einer kleinen Stadt spricht, wie von der hölzernen Flinte eines Knaben? Schämt sich ein gebildeter Klein städter nicht gewöhnlich, gegen einen Großstädter von seinem „Wochenblattes zu reden? Warum schämt er sich? Weil er nicht läugnen kann, daß ein Wochenblatt sich zu den größeren Zeitungen eben wie eine Kinderflinte zu einer Muskete ver halt. '— Wenn nun unser Wochenblattel auch ein solches Kinderflintchcn wäre, würdet Ihr dann weniger Gegner desselben sein? Mit rächten! dann würdet Ihr erst Ursache dazu haben! Nein, nein! Ihr wollt nur nicht mit vorwärts! Ihr meint, der heillose Zeitgeist sei mit dem Wo chenblatte durchgegangen und in so zügelloser Ge sellschaft dürfet Ihr Euch von dem deutschen Mi chel nicht ertappen, lassen. Der ist ja aber be kanntlich erwacht, und hat gemerkt, daß er Augen zum Sehen und einen Mund zum Reden hat, und indem er jetzt Augen und Mund in Thätig- kcit setzt, so wird er mit Erstaunen inne, daß er das längst hätte thun können, daß ihm das von Denen, die die Macht dazu Härten, gar nicht strei tig gemacht wird. Es geht dem guten Michel so, wie Einem, der lange Zeit schlafend geknebelt gelegen hat. Nachdem er längst von seinen Ban den befreit ist, fühlt er an Hand- und Fußgelen ken noch den Druck der beseitigten Bande, und denkt daher, er trage sie noch, und steht darum nicht auf, um wieder frei einhcrzuschreiten. Seht Euch nur um, überall leuchten die gol denen Strahlen der Morgenröthe der Freiheit, überall weht die milde Frühlingsluft des Ver trauens zwischen Regierern und Negierten; aber dazwischen fahrt hier und da der scharfe Wind-