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Eine lange Weile starrte ich der entschwunde nen Gestalt nach. Seltsame Gedanken, über die ich mich hier nicht weiter auslassen will, fuhren mir durch den Kopf, und cs ward mir zu Sinne wie noch nie. Endlich ermannte ich mich, orien- tirtc mich nochmals in der Gegend, fand mich end lich zurecht und überzeugte mich genau, daß ich mich auf meinem Revier befand, versah meine Pfeife mit frischem Zündkraut, und schickte mich an, mein Jagdglück auf der sogenannten Suche zu erproben. (Der Beschluß folgt.) I.'.hre großer Dürre. Nach Weck's Dresdener, nach AI. Schnelzcr's Schneeberger Stadt-und Bergchronik, undnachHa- sche's diplomatischer Geschichte Dresdens zeichneten sich folgende Jahre durch ungemeine Dürre aus: Im Jahre >473 brannte der böhmische Wald vier Wochen lang, sowie der Harzwald 4 Meilen Wegs. Die Baume blühten im October zum zweiten Male. — Die Jahre 1504, 1518, 1536, 1563, wo in der Ernte stets Regen siel, führten nicht minder große Hitze mit sich. Im Zahre 1540 regnete es 19 Wochen lang nicht, so daß die Walder, z. B. der Tharander Wald, anbrannten. (Dieses Brennen erfolgte wohl mehr durch Nachlässigkeit, die sich die Menschen zu Schulden kommen ließen, als durch die Wirkung der Hitze.) Der Scheffel Korn galt 1 Fl. Im Jahre 1590 hielt die Dürre 38 Wochen an, so daß der Zellcrwald anbrannte und man unterhalb der Brücke in Dresden durch die Elbe waten konnte. Ein Fuder Heu galt 30 bis 50 Fl., eine Kanne Sauerkraut 14 Gr., ein Schock Stroh 30 Fl. rind eine Schütte 10 bis 12 Gr. Das meiste Vieh mußte verhungern oder verstoßen werden, und ein Rind wurde für 2 Fl. verkauft. Aus Mangel an Mahlwasser mußte man das Korn kochen und mit Löffeln essen. Im Jahre 1599 regnete es ein halbes Jahr nicht, und man mußte das Wasser bezahlen. Im September waren auch Erdcrschüttcrunge^, so daß in Dres den der Hammer auf die Saigerschelle schlug. Im Jahre 1616 mußte das Vieh mit abgestreif- tcm Laub von Eichen, Linden, m s. w. gefüttert werden. Ein Ei bratcte an der Sonne halb und verbrannte auf der einen gegen die Sonne gekehr ten Seite. Das Wasser wurde bezahlt. Die Jahre 1042 und 1678 gewährten eine gute Wein- ärnte und waren sehr trocken. Im Jahre 1684 war eine zwölfwöchentliche Dürre. Ein Fuder Heu galt 14 bis 20 Thaler, ein Schock Stroh 4 Thaler, der Scheffel Korn 5 Thaler. Brannt wein durfte nicht aus Korn gebrannt werden. 2m Jahre 1749 hielt die Dürre 20 Wochen an, so daß man das Malz zum Bwrbraucn ausRoß- mühlen mahlen mußte. Der Scheffel Korn galt 4 Thaler bis 4 Thaler 12 Gr., die Kanne But ter 7 bis 8 Gr., der Scheffel Grütze 13 Tblr. 8 Gr., der Scheffel Eersiengraupen 21 Tbaler, das Pfund des geringsten Rindfleisches 2 Gr. 6 Pf. (Bei allen diesen Preisangaben ist zu bedenken, daß zu den damaligen Zeiten das Geld einen ungleich höhern Werlh hatte als jetzt.) Die Fich tenwälder vertrockneten ganz. Bei der Ziegel scheune oberhalb der Stadt Dresden konnte man die Schafe durch die Elbe treiben. Im Jahre 1746 regnete es 11 Wochen lang nicht, vertrock neten alle Bache, Scc'n und Sümpfe, konnte man die Elbe sicher durchreiten, durchfahren und durch waten. Auf der Wciseritz konnten nur die großen Mühlen, die kleinen gar nicht mahlen. Doch gcricth der Wein außerordentlich. Die Trocken- bcit erstreckte sich durch ganz Deutschland. Ge wöhnlich folgten auf dürre Sommer heftige Winter. Moralischer Eindruck öffentlicher Hinrich tung. Bei der am 23. August d. I. in Gohlis bei Leipzig erfolgten Hinrichtung des Mörders Sey farth aus Altenburg, dem "trotz seiner e.in und zwanzig Jahre 'die nachgesuchte Begnadigung nicht zu Theil wurde, trug sich etwas zu, was je den fühlenden Menschen empören mußte. Als näm lich das Haupt des Unglücklichen auf den ersten Streich gefallen war, erschallte aus der ungeheu ren Masse des zuschauendcn Volkes ein donnern des, wiederholtes Bravo!! Man mußte sich wirk lich recht zusammennehmen, um sich des Gedan kens zu erwehren, daß man unter den Wilden und nicht in dein civilisirtcn Leipzig sei. Wenn man ein Volk in dem Zustande der leidenschaft lichsten Aufregung beim Fall seiner Todfeinde jauch zen hört, so ist'es doch noch psychologisch erklär lich. Wenn aber im Augenblick, wo bas mensch liche Gefühl in fieberhafter Spannung in dem Hin zurichtenden nicht mehr den Verbrecher, sondern den des Mitleids würdigen Menschen sicht,—wenn da der blos mechanischen Geschicklichkeit des Scharf richters auf solche Weise ein Bravo zugerufen wird, so übersteigt das die Grenzen des Begreif lichen. Hätte der Unglückliche dieses noch hören können, wahrlich cs würde ihm noch weher ge- than haben, als die schärfste Scharfe des Schwer tes. Ist das der Eindruck, welchen die Verthei- diger der Todesstrafe vom Gesichtspunkte der Ab schreckung aus vorgebcn? Abgesehen von der Härte der Todesstrafe für unsere Zeit, zeigte sich auch hier wieder die Unzweckmäßigkeit einerseits der spectaculösen Hinrichtung durch das Schwert, statt durch die immer sichere Guillotine, der ein Bravo zuzurufcn dem Rohesten nicht cinfallen würde; — andererseits der unbeschrankt öffentlichen Vollziehung der Todesstrafe. Garantie für die Handhabung der Gerechtigkeit ist wahrhaftig kein stichhaltiger