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deren engerer Gesichtskreis eine bcurthcilende Be sprechung wichtiger Weltbcgcbenheiten nicht ohne Gefahr verkehrter Nutzanwendung zulassen würde. Dagegen verlangt ein solcher Leserkreis Nahrung sür seine Wißbcgierde, heitere Unterhaltung in seinen Feierstunden, Nachricht von dem sich dar bietenden Handelsverkehr und er kann auch eine in gedrängter Ferne ihm gebotene Kenntniß von dem im weitern Kreise vorgehenden Weltbegeben heiten verlangen. Bor Allem aber kann er ver langen, daß sein Localblatt ein Sprachsaal sei für Besprechung der Angelegenheiten, Vorzüge, Man gel und Maßregeln der "Commun und deren Ver waltung, der er angehört und um die zu küm mern er nicht nur berechtigt, sondern auch ver pflichtet ist. Die Zeit liegt, Gott sei Dank, hin ter uns, wo der Communal-Angehörige gewöhnt war, die Communal-Behörden wie den lieben Gott walten zu lassen; — wo die doch selbstgcwahlten Communal-Behörden als unumschränkte Herren galten, während es doch nur mit Vollmacht ver sehene verantwortliche Stellvertreter sind; — wo man sich gefallen ließ, nur Pflichten, keine Rechte zu haben. Durch Belehnung mit der Vollmacht hören die Communal-Behörden nicht auf, irrende Men schen zu sein. Es liegt daher nicht nothwcndig ein Vorwurf darin, ihre Verwaltung in einzelnen Punkten zu tadeln; nur wenn sie beharrlich das nothwendige Gute oder Bessere verweigern, trifft sie ein Vorwurf, ein verdienter Vorwurf. Daß solcher Tadel öffentlich ausgesprochen wird, wird von den Betheiligten und ihren unbedingten Ver- theidigern hart gescholten. Sagt es ihnen doch mündlich, oder reicht ihnen Eure Bitten und Be schwerden schriftlich ein! So ruft man denen zu, welche offen sich den Unnahbaren nahen. Nichts ist verkehrter, als diese Zurechtweisung, denn sie zeigt eine große Unkenntniß der Sachverhältnisse und der schwachen Maschine, welche Mensch heißt. Es ist nicht unsere Absicht, Jemand bestimmter zu nahe zu treten, sonst würden wir durch Bei spiele leichtlich darthun können, was solche münd liche und selbst schriftliche Bitten und Beschwer den helfen! Niemand ist, der sich nicht innerlich verletzt fühlte, wenn in seiner Gegenwart zwei Andere heimlich oder in einer fremden Sprache selbst et was, was ihm nichts angeht, besprechen, und eine ganz gemeine Anstandsregel verbietet dieses letztere auch in jeder guten Gesellschaft. Nun, und cs soll gegen den Anstand, gegen Ordnung und Re spekt sein, öffentlich und laut vor aller Welt et was zu besprechen, was aller Welt angeht? Es giebt ein oberstes, unerbittlich streng, aber gerecht und unpartheiksch Recht sprechendes Gericht, wel ches überall seinen Richterstuhl aufschlagt, und Jedweden, Hoch und Niedrig, vor sich fordert; dessen nie irrendes Urtheil von einem altehrwürdi gen Spruche Gottes Stimme genannt wird: Die öffentliche Meinung, des Volkes Stimme. Was seinem Urtheile verfallen ist, das wird nicht aufrecht gehalten durch die List und Gewalt, nicht durch vornehme Geringschätzung und trotziges Behar ren. Darum heraus damit vor die sonnenklareÖffent- lichkeit, was als Gemeingut Jedem angeht, damit es geläutert werde im Feuer des verständigen Ur theils, und damit es dann, rein und geläutert, Jeder lieb gewinne und cs vcrtheidige und dar über wache. Dies ist besser, als wenn der Groll unter sich frißt und Unzufriedenheit, Gleichgültig keit, Raisonnirsucht und Widerspenstigkeit gebiert. Wer unverständig über Dinge, die er nicht gehö rig verdaut hat, im Wochenblatte schwatzt, den werden der gesunde Sinn der Leser und ehren hafte Vertheidiger des Verunglimpften sicherlich bald zurechtwciscn. Die arme Oeffentlichkeit! Sie wird gehaßt wie der Erzfeind, mit sammt ihrem Organe, un serem guten Wochenblatte. — Immerhin! Was und Wer, so gut er sei, erfährt nicht den Haß der Menschen? Darum, Du mein liebes Wochenblatt, geh deiner Sendung ernsten Gang, gehe ihn mit Ruhe und Besonnenheit. Wahrheit sei dein Leitstern und Festigkeit dein Wanderstäb. Heilig und un verletzlich sei dir stets die Person, aber wo du in deinem Gebiete einen dunkeln Flecken sichest, da erhebe hoch deine Fackel, damit man ihn sehe und ihn austilge neben dem reinen Lichte des bestehen den Guten! Der Egidiustag im Jahre 1802. (Fortsetzung.) Alle Jager und Jagdliebhaber werden mir ge wiß beistimmen wenn ich behaupte, daß es ein eigenthümliches Gefühl verursacht, wenn man am ersten September die erste Stoppel, das erste Kraut- oder Kartoffelfeld oder das erste Holz ab sucht. Man betritt die Fluren hoffend oder fürch tend, je nachdem die stattgefundenen Witterungs einflüsse «der auch wohl besondere (W) Verhält nisse zu diesen Gefühlen berechtigen, und ich, der ich doch schon so manches Feld mitgemacht habe, bekenne gern und freudig, daß der erste am Egidiustage von mir abgcfeucrte Schuß ein treues Echo in meiner Brust gefunden und mich stets auf eine ganz eigne, schwer durch Worte zu be schreibende Weise erregt hat. Ich weiß recht wohl, mein Herr Rcdacteur, daß vielen Lesern d. Bl. das eben Gesagte ganz unbegreiflich vorkommen wird, muß aber im voraus bitten, die etwaigen Ansichten hierüber zurückzuhalten, da diese Zeilen nur für Jagdlustige und mit dem edlen Waid werk Vertraute geschrieben sind, wenn sie, wie ich