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Wochenblatt für Wilsörnf, Tharan- und das Elbthal. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 30. December 1842. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Rcdactcur und Verleger: Albert Reinhold. Don dieser Wochenschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Diertcl)ahcgang betragt 10 Ngr. Bekannte mittags 2 Uhr und in WilSdruf bis Montag Abends 7 Ithr Migcnemmcn. ?tuch können bis Mittwoch Mittag eingehende Zu- sendtmgen auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns di-sklb-n unter dm Adressen: „an Lie Redaclion Les Wilsdruf-TharanLer Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdner Gaffc tm Hanjc d-s Herrn Stadtrichter Dumme, r Treppe) «der: „an die Agentur des Wilödruf-Lharander Wochenblattes zu Tharaud," die Herr Buchbinder Lauscher üb-rnemm-n hat. In Meißen nimmt Herr Klinkicbt jun. Auftrage und Bestellun gen an. Etwaige Bctträgk, welche der Tendenz dei Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Dante angenommen werden. In Köbschcnbroda nimmt Herr Kausmann Jassing Bekanntmachungen aller Art an. Bis Mittwoche Mittags d-i demselben eingehende Zusendungen erscheinen bereits den nächstfolgenden Freitag im Blatte abgedruckt. Die Redaktion. Der Christabend. Zn trübe, feuchte Wolkcnschleier gehüllt warf der hereindämmerndc Weihnachtsabend des Jah res 18^2 seine weiten riesigen Schatten über die Gefilde, die, des letzten Herbstschmucks ledig, matt und einförmig dem Auge sich darstelltcn, das in der weiten Oede vergebens nach einem Ruhepunkt, sich zu erfreuen, umherspähtc. Nur her grüne Fichtenwald drüben blickte, seiner Na- dclzier müde, nach dem Elbstrom herüber, dessen Fluthen, die des Winters starre Hand noch nicht mit eisigen Banden gesegelt, wie träumerisch durch das Thal dahinwogten, über welches der stoßweise daherbrauscnde naßkalte Westwind schwere Regen wolken führtel Doch das alte Jahr mit seinem verdrießlichen Antlitz und seinen mürrischen Ge- berden kümmerte den Wanderer nicht, denn er ritt eben in ein stattliches Gehöfte ein, und das Rei seziel war erreicht. Ich warf mich vom Pferde und dem lieben trauten Jugendfreunde in die Arme, der den An kommenden erspäht haben mochte und seiner be reits im Hofe harrte. Zwei muntere Knaben mit blühenden Wangen rissen und zerrten an meinen Kleidern, um sich möglichst bemerklich zu machen und die Begrüßung von meiner Seite schneller herbeizusührcn; ein dienstwilliger Knecht nahm mir die Zügel des Gauls aus der Hand, und am Ar me des Gastfreundcs betrat ich, von den jubeln den Kindern umschwärmt, das wohnliche nette Haus, in dessen Flur des Freundes Gattin mich gleichfalls herzlichst willkommen hieß. Eine Vier telstunde darauf saß ich, die dampfende Cigarre von Havanna's fernem Boden im Munde, die mir zu Ehren der Wirth aus dem verborgensten Schreine herbcigeholt, in plaudernder Behaglich keit mit den beiden Gatten am warmen Ofen," von den Mühseligkeiten des weiten Rittes mich zu er holen, und meinen Geist und Körper durchstromte jenes so überaus wohlthuendc Gefühl, das der Mensch empfindet, wenn er nach den Anstrengun gen einer mehrtägigen Reise, zumal im Winter, im Kreise einer glücklichen Familie, rings umgeben von den sprechendsten Zeugen eben dieses Glücks, der ersehnten Ruhe sich überlaßt. Mein Freund ist der Besitzer eines reizend ge legenen und dabei sehr einträglichen Landgutes un Elbthal. Als Knaben hatte uns das Schicksal in einer Pensionsanstalt, der ein würdiger Geistlicher Vorstand, zufammengeführt, und der dort geschlos sene Freundschaftsbund hatte weit hinaus über das Knaben- und Jünglingsalter seine Kraft undDauer bewährt, denn die Herzen der gereiften Männer schlagen noch eben so innig und warm für einan der, wie in den Tagen ihrer Kindheit. Nachdem