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2 gesuchten Fischer zu verwenden, damit dieselben durch diese Fonds in den Stand gesetzt werden, sich neue Fischereigeräthe rc. zu beschaffen. Ans Greisswalde wird berichtet, daß der Postwagen des ver unglückten Eisenbahnzugs durch die Gewalt des stark angeschwollenen Rykflusses auseinandergerissen wurde, und daß der mit den Packeten befrachtete Theil spurlos verschwunden ist. Die andere Hälfte mit den Werthsendungen im Betrage von mehr als 30,000 Thlr. ist da gegen glücklich geborgen und ihr Inhalt unter Leitung des Oberpost directors Gruben aus Stettin mit Kähnen in Sicherheit gebracht. Ein Stralsunder Kaufmann ist dadurch vor einem Verlust von 16,500 Thlrn. bewahrt worden, da er, um Porto zu ersparen, den Werth eines 17,000 Thlr. enthaltenden Briefes nur bis zur Höhe von 500 Thlr. dcclarirt hatte. Die mehr oder weniger zertrümmerten Per sonenwagen stecken noch immer in den sumpfigen Wiesen, welche tief unter Wasser stehen, und von der Locomotive ist nur noch der Schorn stein sichtbar. Die Errettung der 30 Pasiagiere und des Zugperso nals aus den Fluthen des Rykflusses grenzt ans Wunderbare und ist nur der Geistesgegenwart und der Umsicht der Bahnbediensteten zu verdanken, von denen einige leider schwer beschädigt sind. Das geraubte Kind Anna Böckler soll wieder einmal aufge funden sein. Zwei Hausirer, Mann und Frau, kehrten mit einem Kinde im Kruge zu Spcrenhagen in der Mark ein und hielten sich zwei Tage daselbst auf. Der Wirth hat ein Mädchen von gleichem Alter. Beide spielten mit einander und das fremde Kind sagte, sie heiße nicht Marie, sondern Anna und ihre Mama wohne weit von hier. Der Wirth machte beim Schulzen Anzeige, man verglich das Signalement und da es genau zutraf, eilte man den Hausirern nach und ließ sie arretiren. Der Vorfall wurde dem Landrathsamt zu Breskow angezeigt und von da an den Vater telegraphirt, sein Kind zu rccognosciren und in Empfang zu nehmen. (Das klingt uns immer wieder sehr romanhaft! D. R.) England ist zwar eine Insel und mehr als andere Länder und Staaten auf den Handel mit aller Welt angewiesen; dennoch ist es auffallend und bedenklich, wie sehr es in den letzten Jahren von der gesundesten Grundlage eines Staates abgewichen ist; denn als solche gilt ein großer, tüchtiger Bauernstand. Die Bevölkerung von Eng land beträgt in runder Zahl 30 Millionen; von diesem sind nur 3 Millionen mit dem Ackerbau beschäftigt, während die Zahl der in dustriellen Arbeiter auf nahezu 22 Millionen gestiegen ist. Die Zahl der Bauern nimmt bedenklich rasch ab, von 1811—1851 allein um 700,000. Am Ende des vorigen Jahrhunderts gab es noch 250,000 Grundeigcnthümer, jetzt giebt es nur noch 30,000. Zwölf Männer sind Eigenthümer des Grund und Bodens in Schottland und 150 Personen besitzen die Hälfte Englands. * Ueber einen Doppelmord in Berlin meldet der Polizei bericht vom 14. Nov: „Der Mechaniker Theodor Julius Weymar aus Stettin, welcher bei den Gürtler Große'jchcn Eheleuten, Nauuiu- straße Nr. 74, wohnte und mit deren Tochter Klara wieder Willen der Aeltern ein Liebesverhältniß unterhielt, führte am 12. d. M. nachmittags den schon seit längerer Zeit gefaßten Entschluß, seinem Leben und dem seiner Geliebten ein Ende Zu machen, aus. Nachdem die Frau Große auf die Aufforderung des rc. Weymar, ihm Kffee zu bereiten, aus dem Zimmer sich entfernt hatte, Hörle sie gleich darauf zwei Schüsse fallen. Man öffnete die von innen verschlossene Stuben- thür gewaltsam und fand die Leichen der Klara Große und des Weymar ans dem Boden liegend. Im Herzen der erstem stcckre ein mit kräftiger Hand bis an das Heft hineingestoßener Dolch. Der Kopf des rc Weymar war durch Pistolenschüsse zerschmettert. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die Mordlhat verabredet gewesen ist, und daß das Mädchen freiwillig die Brust dem Todesstoße dar geboten hat. Es spricht dafür unter andcrm die Aeußerung, welche sie zu ihren Aeltern, als dieselben das Liebesverhältniß zu lösen be fahlen, gemacht hat: „Ihr werdet sehen, was daraus entsteht!" Wey mar soll schon seit längerer Zeit Waffen und auch Gift bei sich ge führt und das Mädchen hiervon Kennlniß gehabt haben." * Eine interessante Merkwürdigkeit bilden die Orden des Fürsten Bismarck, 47 an der Zahl. Ihre zum Theil colossalen Etuis füllen einen Korb von 4 Fuß Länge. Es sind lauter Sterne mit Bändern und kunstvoll gearbeiteten Ketten von schwerem Golde mit kostbaren Emailarbeiten.' Der elastischen Form nach steht der italienische Stern mit Kette obenan; die Kette des Coburg-Gothaischeu Sternes ist eine besonders kunstvolle und gediegene Arbeit. Der Stern des Osmanlie- Ordcns zeichnet sich durch seine Schwere aus. Eine historische Rarität bildet der Groß-Cordou der Ehrenlegion ; eine Rarität mit komischem Anstrich der Stern der I V- Q.-Meilen großen Republik San Atarino. Selbst der Stern von Persien und ein eben solcher des Königreichs Siam fehlen nicht in der Sammlung. In Brillanten besitzt der Fürst vier Ordensdecorationeu, die preußische, eine baierische, russische und österreichische. Glücklicherweise kommt er nie in Verlegenheit, die ganze Last der Ehrenzeichen auf einmal anlcgen zu müssen. Bericht über die am 14. ds. Mts. abgehaltene Sitzung des Stadtverord neten-Collegiums. Anwesend: die Stadtverordneten Otto Loßner, Heinrich Funke, Louis Bretschneider, Junge, Böhmer, Gerlach, Partzsch, Springsklee und der Unterzeichnete. Das Collegium Wählte 1. in die Deputation zur Vornahme der diesjährigen Stadtver- ordneten-Ergänzungswahl aus seinem Mittel die Stadtverordneten Partzsch, Louis Bretschneider und Heinrich Funke; genehmigte 2. , nachdem die als Parcellenpächter betheiligten Stadtverordneten Louis Bretschneider und Otto Loßner abgetreten waren, die öffent lich erfolgte Verpachtung der links und rechts der Nossener Chaussee gelegenen Communparcellen zu den gclhanen Meistgeboten an die be treffenden Bieter auf weitere 6 Jahre und unter den näher mitge- theiltcn contractlichen Bedingungen, setzte jedoch dabei voraus, daß der Pacht-Contract derjenigen Parcelle, auf welcbe die verehelichte Hastendorn das Höchstgebot gethan, nicht mit dieser, sondern mit deren Ehemann annvch abgeschlossen werde, andernfalls man sich wei tere bezügliche Anträge Vorbehalten müsse; beschloß ferner 3. nach Wiedereintritt der Stadtverordneten Bretschneider nnd Loßner, da sich die Kosten der Beschaffung eines entsprechenden Cande- labcrs zur Erleuchtung des Markles als sehr hoch herausgestellt, eben falls von Beschaffung eines solchen, aber auch in Anbetracht dessen, daß jedenfalls in der Stadt Oertlichkciten vorhanden sind, die jeder Straßen beleuchtung bisher entbehren, von Aufstellung zweier neuen Laternen auf dem Markle abzusehcn, vielmehr zu beantragen, daß nur eine Laterne und zwar ungefähr in derMitte zwischen der Laterne in der Nähe des Gast hofes zum goldnen Löwen und dem Fritzschescheu Hause und da, wo die frühere Laterne gestanden, nur etwas mehr nach dem Schnitt gerinne der Straße zu errichtet werde und den Stadtrath zu ersuchen, andere Vorschläge wegen Aufstellung der zweiten Laterne zu machen. Die schenkweise Ueberlasiuug zweier Laternensäulen Seiten des Herrn Stadtrath Aurich an die Commun acccptirt man mit Dank und beantragt, dieselben bei den beiden Markllaternen der bereits vorhandenen in der Nähe des Löwen und der an obengcschriebener Stelle neu zu errichtenden zu verwenden; nahm 4. Kcnntniß von der Erklärung des Stadtrathes, daß er nicht außer Acht lassen werde, entsprechend bekannt zu machen, daß der Weihnachtsmarkl dieses Mal noch zu derselben Zeit, zu welcher er früher abgehallen worden, abgchalteu werden werde, und beschloß auf die jenseitige Motivirung dieser Erklärung zu bemerken, daß man diesseits die betreffende Veröffentlichung um deßwillen beantragt und für erforderlich erachtet habe, weil in den im hiesigen Wochenblatte erscheinenden Berichten über die Sitzungen der Stadtverordneten be kannt gemacht worden ist, daß diesseits beschlossen worden, beiden! Stadtnahe zu beantragen, den sogenannten Weihnachlsmarkt von diesem Jahre an am ersten Donnerstage des Monat November jeden Jahres abzuhaltcn, und daß der Stadtrath sich mit diesem Anträge der Stadtverordneten einverstanden erklärt, man aber nicht blös vorauSfetze, sondern wisse, daß die Bürgerschaft mit Jutereste den Vcrhandlungsberichlen ihrer Vertreter folge; beschloß 5. von Ausschreibung der Stadtmusikdirectorstclle mit höherem Gehalte, als bisher verwilligt worden, abzusehen; und dem Stadtrath 6. zu erklären, daß man sich durch die von demselben auf die Anfrage bezüglich der Einrichtung einer Raths-Expedition im alten GcrichtSamtsgebände gegebene, vom Herrn Stadtrath Funke gezeich nete Antwort in keiner Weise befriedigt erachten könne, vielmehr die selbe theils als eine Meinungsäußerung des Herrn Stadtrath Funke über mit dem Unterzeichneten gehabten persönlichen Verkehr, die die sem zu beantworten, anheim zu geben sei, theils als eine solche be trachten müsse, die im directcsten Widerspruche mit allen einschlagen den Bestimmungen der Stüdteordnung stehe; und deshalb bei dem Stadtrath zu beantragen, dem Collegio nunmehr Vorlage über Art und Weise der Ausführung des, wie man aus im hiesigen Wochen blatte enthaltener Bekanntmachung ersehen, allerdings ausgcführtcn Baues einen Kostenanschlag und insbesondere darüber, welche Miethe Herr Bürgermeister Kretzschmar, der diese Lokalitäten bereits ohne Genehmigung des diesseitigen Collegiums als Raths-Expedilion be nutzt, bezahlen soll, alsbald zugehen zu lassen. Wilsdruff, am 16. November 1872. Das Stadtverordneten-Collegium durch Adv. Ernst Sommer, d. Z. Vorsitzender. — — -- . Der bereits vorgeladene Handarbeiter Christian Friedrich Weichelt aus Lößnitz bei Freiberg wird hiermit an derweit geladen, spätestens den 23. Dezember 1872 zu seiner Vernehmung an hiesiger Gerichtsamtsstelle sich einzufinden. Gleichzeitig bittet man, den p. Weichelt im Betretungsfalle anher zu weisen und vom Erfolge Nachricht anher ge langen zu lassen. Gerll1)tönm^ Ä^ilödrnfs, am 21. November 1872.