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Wilsdruff, Tharandt, RsM, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ^7 94. Dienstag, den 30. Yovember 1869. B elanntmachung, die Einreichung der Stammrollen betreffend. Behufs der nach Z 65, 1 der Militär-Ersatz-Jnstruction vorzunehmciidcn Berichtigung der Stammrollen werden die zu deren Führung beauftragten Behörden des Bezirkes der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft andurch veranlaßt, dieselben nunmehr mit thunlichster Beschleunigung anher einzurcichcn. Dresden, am 24. November 1869. Königliche A m t s h a u P t m a n n s ch a f t. von Vieth. Ludwig. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 29. November 1869. Wie aus verschiedenen Inseraten der letzten Nummern dieses Blattes zu ersehen, haben die Bemühungen des landwirthschaftlichen Vereins zu Danneberg, eine landwirthschaftliche Fortbil dungsschule zu gründen, den besten Erfolg gehabt. In dieser Schule, welche zu Tanneberg gegründet worden ist, wird nachstehen der Unterricht erthcilt: Rechnen mit Berücksichtigung des neuen Maß- und Gewichtssystems, geometrisches Zeichnen, Natur lehre, Naturgeschichte, Geographie, Stylübung und Schön schreiben. Wir sind überzeugt, daß dieses Unternehmen von Sei ten der Herren Landwirthe der hiesigen Umgegend mit Freuden be grüßt und von deren Söhnen recht fleißig benützt werden wird. Wir selbst freuen uns über diesen ländlichen "Fortschritt, können aber bei dieser Gelegenheit wiederholt unser Bedauern nicht zurückhalten, daß es in unserem Wilsdruff an einer ähnlichen Fortbildungsschule (Sonntagsschule) mangelt; mit wahrer Wehmuth gedenken wir der lernenden Handwerker und Oekonomen, welchen alle und jede Gele genheit zur weiteren Fortbildung in ihren Schulkenntniffen entgeht, und doch kann bei den jetzigen Ansprüchen der Zeit der junge Mensch nicht genug lernen. Mögen diese wenigen Zeilen ein erneuter Mahn ruf sein. Würde es z. B. nicht Sache des hier bestehenden Bür- gervcreins sein, sich darüber auszusprechen und die weiteren Schritte in dieser Sache zu thun. Einer Verordnung des Ministeriums des Innern zufolge ist, wie zeither, auch ferner die Veranstaltung öffentlicher Tanzbclustigungen nicht als ein natürlicher Bestandtheil des Gailhofs- und Schankge werbes anzusehen, sondern stets an besondere polizeiliche Erlaubniß gebunden, bei welcher, nach wie vor, die Bedürfnihfrage in Be rücksichtigung zu ziehen ist. Die norddeutsche Postvcrwaltung beabsichtigt nach der „Börsen- Zeitung", dafern aus der Mitte des Handelsstandes darauf gerichtete Wünsche laut werden, nach dem Vorgänge Oesterreichs im Bundes postgebiete ebenfalls Correspondcnzkarten zum Preise von V- Sgr. einzuführen. Da nämlich wohl die Hälfte aller Briefe einen Inhalt hat, der durchaus kein Geheimniß ist, so würde das gesammte cor- respondirende Publikum viele Millionen an Couverten, Sicgellak re. ersparen, wenn es gestattet wird, auf solche von der Post zu liefernde Karten Notizen zu machen und sie als offene Briese zu versenden. Dieselben würden ungefähr halb so groß wie die Postanweisungen sein, auf der Vorderseite Linien für die Adresse und eine Freimarke zu Vs Sgr., auf der Rückseite aber freien Raunt zu kürzeren, insbe sondere geschäftlichen Miltheilungen enthalten. Die Rekruteneinstellung in diesem Jahre war für die Infanterie auf den 16. December, jedoch ausdrücklich mit der Nebenbestimmung gestellt worden, wenn hierüber nicht anderweitige Bestimmungen ge troffen werden sollten, und dürfte dieser Vermerk wohl als auf die in den letzten beiden Vorjahren erst mit dein 2. Januar erfolgte Re- kruteneinstellung bezüglich angesehen werden. Es ist jedoch hierfür der erst bestimmte Termin festgehalten worden, wodurch nunmehr thatsächlich das in Preußen von 1861—1867 bestandene Verhältniß wieder eingeführt, resp. auf die übrigen Bundesstaaten ausgedehnt wird, wie ja denn überhaupt mit diesem Jahre sowohl in Hinsicht der Recrutirung wie der Beurlaubung die früher gültigen Bestimm ungen wieder in Kraft treten sollen. Wie die „Dr. N." wissen wollen, wäre nun definitiv bestimmt, daß das abgebrannte Hoftheater in Dresden nicht mehr auf dem alten Platze aufgebaut, sondern weiter zurück in die Zwingeranlagen, gerückt wird. Freilich geht damit ein Theil der Zwingeranlägen sowie der Zwingertcich, letzterer jedoch nur zu Hälfte, verloren, trotz dem ist es im Interesse des Museums nur anzuerkennen, daß man sich zu dieser Verlegung des Theatergebüudes entschlossen hat. Das Petitum des städtischen Vereins in Leipzig in Sachen des Dresdner Hofthcaters geht dahin, „jedes Postulat der Staatsregie rling für die Erbauung eines Hoftheaters aus Landesmitteln ganzlich abzulchnen. Der Erklärung des Kirchenvorstandes der Leipziger Thomaspa- rochie in Betreff des ökumenischen Concils waren bis zum 15. Nov. 209 Kirchenvorstände des Landes beigctretcn und noch täglich gehen neue Zustimmungen ein. Aus dem Plauenschev Grunde. Montag, den 22. Novem ber, verunglückte der Bergarbeiter Büsch aus Weißig dadurch, daß er mit einem Hunde ca. 80 Ellen tief in den Freiherrlich vonBurgk- schen Augustus-Schacht hinabstürzte und augenblicklich seinen Tod fand. An demselben Tage wurde in Deuben bei einer armen Wittfrau ein Einbruchsdiebstahl begangen und unmittelbar darauf in deren Wohnung Feuer angelegt, so daß Feuerlärm entstand und ein Theil der wenigen Habseligkeilen der Beschädigten verbrannte. Ein der nichtswürdigen That dringend verdächtiges Individuum ist schon verhaftet und dem königl. Gerichtsamte Döhlen überliefert wordcw Den 25. November Nachts sind aus dem Stalle des Schünk- besitzers Hamisch in Elb Häusern bei Königstein ein Paar schwarz- braune , mit kurzgeschnittenen Schweifen und linken Hinteren weißen Füßen versehene, reichlich 11 Viertel hohe Pferde, und zwar Stute und Wallach, mit aufgelegtem Geschirr gestohlen worden. Die Spur führte durch Thürmsdorf, Struppen nach Pirna zu. Niederlichtenau, 25. November. Heute früh kurz nach 2 Uhr brach in dem nach, den: Gottesacker zu liegenden kleineren Schcunen- gebäude des Gräflichen Vorwerks Feuer aus. Da dasselbe einen Vorrath von ungefähr 500 Schock Hafer und Waizen und zur an deren Hälfte eine beträchtliche Masse Heu barg, so hatte das Feuer in diesem Vorrathe und dem dichten Strohdachs eine solche Nah rung, daß es in großer Schnelligkeit sich über das ganze Gebäude verbreitete, in ungeheuren Flammen emporloderte und dasselbe total in Asche legte. Außer dem bedauerlichen Verluste an den schönen Erntevorrüthen, die dem Vernehmen nach bei der Dresdner Feuer- versicherungsgescllschaft versichert waren, erstreckt sich der Schaden nur noch auf einige Ackergeschirre. Man vermuthet böswillige Brand stiftung. In Zwickau hat sich ein Städtischer Verein gebildet, der die Bürger zu einer lebhaften Theilnahme an den städtischen Angelegen heiten anrcgen soll. Dieser Verein erfreut ffich zahlreicher Bethei ligung. In dem bereits am 21. Nov. von einer schweren Feuersbrunst heimgesuchten, bei Riesa am linken Elbufer gelegenen Dorfe Leute witz ist in der Nacht vom 22. zum 23. November das Wetzig'sche Gut ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer griff so schnell um sich, daß nur mit Mühe das Vieh aus den Ställen gerettet werden konnte. Das noch am Donnerstag aus den Trümmern auf- loderude Feuer hatte in Dresden zu der sich schnell verbreiteten Nach richt Anlaß gegeben, Schloß Jahnishausen stehe in Brand. Thum. Zur Warnung für manche Eltern möge folgender traurige Fall dienen. In dem benachbartem Dorfe Jahnsbach hatte ein dreijähriger Knabe ein Messer in der Hand, nm Kartoffeln ein zuschneiden. Er geht damit, stolpert, kommt zum Falle und stößt sich das Messer durch den rechten Augenwinkel in den Kopf, und so fest, daß der schnell herbeigerufene Arzt nur mit Kraftanstrengung das selbe wieder herauszuziehen vermochte. Das Kind befand sich am