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stiegen ist. 14 Comitsmitglieder sind fast den ganzen Tag beschäftigt, Colli auszupacken, Kleider zu sortiren und aufzuhängen. Nachnrit- tags von 2 bis 4 Uhr werden dann die sämmtlichen früheren Be wohner von je fünf, der Reihe nach folgenden Häuser, richtiger be zeichnet Ruinen, herbcigerufen und herzubestellt, um sich Kleidungs stücke, wie sie solche brauchen, den Bedürfnissen entsprechend auszu- s uchen. Am 20. d. M. ist in Harthau das Haus des Chausseegeldein nehmer Schubert und das darin angebaute demselben Besitzer gehö rige Haus niedergebrannt. Ueber die Entstehungsursache ist zur Zeit noch nichts bekannt. Am 20 d. M. brannte der Gasthof zum Schießhause bei Schwar zenberg ab. Für das benachbarte Dorf Wildenau drohte derBrand gefährlich zu werden, indem die Richtung des sehr heftigen Windes nach dieser Linie war und durch Flugfeuer auf dem Dache eines Gutes bereits gezündet hatte. Der Wachsamkeit der Schwarzenberger Feuerwehr ist es zuzuschreiben, daß daselbst sofort Hilfe geschah und weiteres Unglück im Entstehen verhütet wurde. Ueber die Entsteh ungsursache ist nichts bekannt. Ein äußerst frecher Einbruchsdiebstahl wurde in der Nacht vom 8. zum 9. October beim Holzhändler Höhne zu Schandau verübt. Das „Dr. I." berichtet hierüber: Die Diebe, denn es müssen deren mehrere gewesen sein, drangen, nachdem sie die Eisenstäbe vor ei nem Fenster mittelst eines in der Nachbarschaft mitgenommenen Langbaumes auseinander gewuchtet und das Fenster eingedrückt, durch dasselbe in das Höhne'sche Comptoir oder Kassenzimmer und hatten bereits den 15 Centner schweren Kassenschrank, worin sich gegen 17,000 Thlr. in sofort reatisirbaren Wechseln und Staatspapieren befanden, einige Schritte von feinem Standort aus bis ans Fenster geschafft, um ihn herauszustürzen und höchst wahrscheinlich nach dem nahen Elbufer zu schaffen, als sie durch den Bestohlenen jedenfalls gestört und zur Flucht genöthigt worden sind, freilich nicht ohne Mitnahme von 40 Thlr. Geld und eines Reiterpiftols. Die große Frechheit erhellt insbesondere daraus, daß in dem an die Comptoir stube anstoßenden Zimmer das Höhne'sche Ehepaar schlief, das Zim mer durch Nachtlicht erhellt war, und das Fenster, aus welchem die Diebe den Kassenschrank zu stürzen beabsichtigt haben, nicht 2 Ellen von der das Comptoir von dem Schlafzimmer trennenden Fachwand entfernt ist, dieses Fenster auch ans dieselbe Seite herausgeht, wie das des Schlafzimmers. Man hat bereits einige der That verdäch tige Personen eingezogen, auch sind vom königl. GerichtSamt und vom k. Staatsanwalt aus Pirna Erörterungen am Orte der That vorgenommen worden. Brand. Abermals haben wir von einem Opfer zu berichten das der gefahrvolle Bergmannsberuf gefordert. Auf der Grube „Beschecrt Glück" verunglückte nämlich dieser Tage der Bergarbeiter Carl Schumann aus St. Michaelis dadurch, daß ein Schuß, den er abzubrennen hatte, zu zeitig losging. Der Unglückliche ward von demselben so getroffen, daß das Gesicht verbrannt, beide Augen völlig zerstört, Brust und Unterleib stark verletzt, das linke Knie zerschmettert und die Eingeweide erschüttert waren. Erst den darauffolgenden Tag ward der Arme von seinen Leiden erlöst. Er war 36 Jahre alt. Die von ihm hinterlassene Familie besteht aus Frau und vier unerzogenen Kindern. Zittau, 19. October. Vorigen Sonnabend ist der Dienstknecht Stephan aus Cunnersdorf a. E., welcher sich seit Wochen in der Um gegend hernmgctriebcn, hier anfgcgriffen und an die k. Staatsan waltschaft abgeliefert worden. Die „Zittauer Nachrichten" bringen denselben in Verbindung mit den zahlreichen Schadenfeuern, die in den letzten Wochen Stadt und Umgegend betroffen und noch jetzt die Gemüther in Unruhe erhalten, indem Stephan nicht nur im Besitz von bei dem letzten Brande in Herwigsdvrf vermißten Gegenständen betroffen worden, sondern auch dessen Anwesenheit an den Brandstellen während des Brandes cvnstatirt sei. Dem Vernehmen nach ist Ste phan auch bei den Schadenfeuern, die in den vorhergehenden Mona ten in der Bernstädter Gegend stattgefundcn, meiitenfalls gegenwärtig gewesen. Kamenz, 20. October. Die Fahrlässigkeit mit dem Schießge wehr hat abermals ein Opfer gefordert. Heute wurde zu Oßling im Kaufladen des Herrn Niems der Auszügler Christel von dem Com mis Theodor Lämßer aus Licbenwcrda erschossen. Der Auszügler, ein aufdringlicher, einfältiger Mensch, machte sich im Laden unan genehm und da 'die Ermahnungen, sich zu entfernen, fruchtlos blie ben, griff Lämßer nach seinem Jagdgewehr, um den unwillkommenen Gast zu schrecken. In dem Augenblicke soll das Gewehr losgegan gen sein: der Schuß traf den Christel in die Kinnladen, fuhr oben zum Kopfe heraus und der Tod erfolgte sofort. Zu den stehenden Klagen der Arbeit gehört auch die über die Concurreuz der Znchthausarbcit. Bei uns in Sachsen haben vor einiger Zeit die Cigarrenarbeiter bei der Negierung Klage deshalb geführt und Einstellung der Cigarrenfabrikation im Zuchthanse ver langt. Neuerdings hat das Ministerium des Innern von den Han dels- und Gcwerbckammcrn Gutachten erfordert über den Einfluß, welchen die Znchthausarbcit auf die Lage der freien Arbeiter aus- übt. In Greiz verunglückte neulich bei einer Feuerwchrprobe ein junger Mann, Handlungscommis Gasch aus Waldheim, der ein zige Sohn braver Eltern; der Berunglückte ist erst 20 Jahre alt. Es waren Hebungen im Herablassen durch den NettungSschlauch vor- zunehmcn; soviel bis jetzt d urch Vernehmung der Zeugen feftgestellt worden sein soll, hatte der Verunglückte gewünscht, der erste im Her ablassen zu sein, und, ohne das Gegensignal von unten, das Alles fertig sei, abznwarten, hatte er sich in den Schlauch gestürzt; ein 342 obenstehender Feuerwehrmann habe ihn vergeblich am Fuße festzu. hallen gesucht, und so sei Gasch mit großer Vehemenz durch den Schlauch herabgefahren; der Schlauch wurde, da die übrigen noch nicht bereit waren, nur von einem einzigen Mann gehalten, welcher durch die Gewalt des Sturzes weggeschleudert wurde, Gafch aber schlug mit dem Kopf auf den Boden, um nach kaum 10 Minuten, während welcher er noch sprach, infolge innerer Verletzungen den Geist aufzugeben. Für diejenigen Bergleute, welche sich dem beschwerlichen Ge schäfte der Heraufbeförderung der Verunglückten aus den vonBurak- schen Schächten mit vieler Aufopferung und ohne Ansehung der eig nen Lebensgefahr unterzogen haben, war von Herrn Kaufmann Gersch in Dresden eine Sammlung veranstaltet worden, zu der nicht unan sehnliche Beiträge gesteuert worden sind. Herr Gersch veröffentlicht jetzt die Generalquittung in den Dr. N., aus der man^ersieht, daß im Ganzen 704 Thlr. 28 Ngr. 3 Pf. eingingen. Die Vertheilung des Reinertrages soll bis Anfang nächsten Monats geschehen. Coburg, 19. October. Von einer größeren Anzahl Schuhma chergehilfen ist hier eine Arbeiterstrike im Gange. Nachdem die Schuhmachcrmeister auf die Forderungen der Gehilfen, den Arbeits lohn auf 10—15 Procent zu erhöhen, die Arbeitszeit im Sommer auf 13, im.Wimer auf 11 Stunden zu verringern, nicht eingegangen sind, verlassen die Gehilfen ihre Arbeitsstellen und warnen auswär tige Schuhmacher, hierher zu kommen. Sie hoffen, auf diese Weise ihre Forderungen zu erreichen. Die preussische Regierung wird von der Fortschrittspartei in der Kammer aufgefordert, auf eine Verminderung des Mi litair-Etats und auf eine allgemeine Abrüstung hinzuwirken. Virchow wird der Sprecher sein. Gründe: Ohne Mehrbelastung des Volkes ist eine dauernde Ordnung der Finanzen und die Befriedigung der dringend sten Landesbedürfnisse nur zu erzielen durch eine Beschränkung der Ausgaben für das norddeutsche BundeSmilitair; der Zustand der Kriegsbereitschaft hat seinen Grund nicht in der Eifersucht der Völ ler, zondern in dem Verhalten der Kabinette. In Schlesien herrscht große Sterblichkeit unter den Schwei nen. Die Fleischer haben aber dennoch die kranken Schweine ge schlachtet und das Fleisch verkauft. Man ist mit Recht sehr erbittert darüber. Die Wiener müssen Geld haben wie Heu. Sie lasten jetzt ein neues Rathhaus bauen, das zu 5 Mill. Gulden veranschlagt ist. Es soll in der Nähe der kaiserl. Hofburg auf dem Paradeplatz erbaut werden. Dazu kommt, daß die Wasserleitung vom Schneeberger Alpengebiet bis Wien der Stadt etwa 15 Mill, und die Regulierung der Donau 8 Mill, kosten. Mehr als 5000 Commis in Paris haben ihren Prinzipalen er klärt, wir haben vollauf die englischen Wochentage, d. h. Arbeit vom frühen Morgen bis zum späten Abend, wir wollen auch den engli schen Sonntag, d. h. unsere Ruhe haben. — Die Prinzipale Haven geantwortet: Schafftuns nur das englische Publikum, das am Sonn tag nichts kauft. Bis dahin ziehen wir Euch den Sonntag am Ge halt ab oder nehmen uns Laden-Mamsells. Bei der schönsten Musik bekommt Mancher manchmal die trübsten Gedanken. Wird es den Türken und Eg HP lern auch so ergehen. Besuch über Besuch — eine Kaiserin, ein Kaiser, ein Kronprinz rc. uild Fest über Feit am Bosporus und am Suezkanal, ein Glanz und eine Pracht wie in 1001 Nacht: werbezahlt denn all den Pomp? Die beiden fürstlichen Wirthe, der Sultan und der egyptische Vice- tönig, haben seither schon Himmel und Erde, Juden und Christen in Bewegung gesetzt und wucherische Zinsen versprochen, um Geld zu bekommen: was wird denn nun werden? Für die armen Steuerzah ler werden die Feste einen sehr bitter« Nachgeschmack haben. Kaiserin Eugenie hat am Suez-Kanal wirklich eine Mission. Die böse Welt sagt, die französische Politik stocke hinter der schnell beschlossenen Reise Kaiser Franz Josephs nach Egypten. Es solle dort eine Hochzeit cingefädelt werden, eine Heirath zwischen dem kaiserlichen Prinzen in Frankreich und der österreichischen Erzherzogin Gisela, der Tochter des Kaisers. Kaiserin Eugenie werde mit hin reißender Liebenswürdigkeit dem Kaiser die Hochzeits-Ouverture fpie- leii. Kaiserin Elisabeih wird hoffentlich nicht eifersüchtig. Man sieht, es ist Zukunftsmusik; denn Braut und Bräutigam in 8xs sind noch Kinder und die Erinnerungen an früher franze ösisch-östreichische Allianzen sind nicht verführerisch. Kein Glück. Eine Erzählung von Ludwig Habicht. Viertes Kapitel. (Fortsetzung.) ' Der Commerzicnrath war eben, noch berauscht von den auf ihn cindringenden Ereignissen, die in seinem Herzen eine ganze Welt Selbstvertrauen uns Hoffnung wieder ausblühen ließen, mit der Kleinen in seine Wohnung zurückgekehrt, als wieder dieselbe Equi page in den Hof des Gasihofs einfuhr, die schon einmal die Ver wunderung unv Neugier der guten Kleinstädter rege gemacht hatte. Aber neben der jungen Dame saß diesmal noch ein Herr, der heiter lächelnd auf die gaffende Menge blickte, und auch heute suchten die Ankommenden das Zimmer des unheimlichen Fremden auf. Alle drei stürmten freudig erregt in die diesmal geöffneten Arme ihres Vaters . . ." Sie erstaunte augenblicklich über diese glückliche Veränderung des sonst so düster blickenden Ma»nes, der liebend-freundlich zu