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286 Wie die Neue Preußische Zeitung berichtet, tritt demnächst eine Conferenz der einzelnen Ministerien in Bertin zusammen, um über die Instruction wegen Ausführung des Gesetzes, betreffend die Auf hebung der Portofreiheiten für die Behörden, zu berathen. Aus Frankreich wird eine empörende Gewaltthat gemeldet. Ein Soldat vom 11. Dragonerregiment bat in Esternay seinen Ober sten um die Erlaubniß, seine Familie in Fontainebleau besuchen zu dürfen. Der Oberst versagte diese Erlaubniß und der Soldat ent fernte sich dennoch vom Corps und ging nach Fontainebleau. Als er zurückkam ließ ihn der Oberst an einen Wagen binden, der mit Gepäck beladen war, und verurtheilte ihn, den Wagen nach Sezanne (4 Stunden) zu ziehen. Bei der furchtbaren Hitze versagten dein Soldaten bald die Kräfte, er wurde auf den Wagen gelegt, und starb nach einigeir Stunden. Eine fürchterliche Strafe hat unlängst ein Weib in Osaka, Japan für ein schreckliches Verbrechen erleiden müssen. Um vor ihrem Gatten, einen ehemaligen Wittwer, ihre ehebrecherischen Jntriguen besser verbergen zu können, hatte sie dessen beide Kinder im Alter von 5 und 3 Jahren in eins der heißen Bäder, die sich in jedem japanischen Hause vorfinden, geworfen, in welchem die Aermsten elen diglich umkamen. Ehe die ruchlose Mörderin die Spuren ihrer Schuld vertilgen konnte, wurde ihr Verbrechen entdeckt und schleu nige Flucht allein schützte sie vor der Wuth ihrer entsetzten Nachbarn. Aber, indem sie einem schnellen und sichern Tode entging, harrte ihrer ein viel schrecklicheres Loos. Von der Behörde verfolgt, wurde sie ergriffen und dazu verurtheilt, in siedendem Oel langsam zu Tode gesotten zu werden. Das barbarische Urtheil wurde buchstäblich voll streckt und als Warnung für Andere mußten sämmtliche Stiefmütter von Osaka jede eine Kanne Oel zur Hinrichtung der Verbrecherin bcisteuern. Zum ErntcdMkscstc. Du sprachst, Unendlicher, Dein mächtig Werde, Und eine Welt voll Leben wand sich aus dem Nichts; Ein Strahl des ew'gen, unerschaffnen Lichts Erleuchtete auch diese Erde. Da keimten Blumen, Aehrcn, Bäum' und Reben, Auf Fclsengipfeln, in der tiefsten Höhlen Schlund, Da regte sich ein tausendfaches Leben; Doch nur der Mensch kennt seine Milde, Nur ihn erschufst Du Dir zum Bilde, Nur unser Auge blickt empor zu Dir, Gerührt von Deiner Macht uud Güte beten wir: Unser Vater, der Du bist im Himmel! Wir ahnen Dich, den nie ein Äug' erschaut! Dein Alhem wehet durch der Schöpfung Räume; Der Gärten Pracht, der Aehren Gold, des Waldes Bäume, Der Adler, der sein Nest auf hohem Felsen baut Und sich im kühnen Fluge über Wolken schwinget, Die Sängerin, die in des Haines stiller Nacht Ihr Glück und Deine Lieb', o Vater, singet, Sind Zeugen Deiner Weisheit, Huld und Macht, Geheiliget werde Dein Name! Du bist der Seele würdigster Gedanke; Des Herzens heiligstes Gefühl bist Du; Doch ach! vergebens fliegt der Geist Dir zu, Umschlossen von des Erdenlebens Schranke? O, mach' uns von der Sinne Sclaverei, Vom schnöden Dienst des Erdengeistcs frei, Daß wir im Glauben uns zu Dir erheben, Und Dir, der Wahrheit und der Tugend leben, Zu uns komme Dein Reich! Du winkst, und aus dem Flammenmeere Im Osten steigt des Tages Königin! Du winkst, und unzählbare Heere Von Sternen zieh'» am Abendhimmel hin; Du tränkst die Flur mit mildem Regen, Es heult der Sturm, von Dir gesandt, Der. Blitz, die Schloße fällt aus Deiner Hand, Und was Du thust, o Herr, ist Segen, Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel! Du nährst mit milder Hand den Wurm im Staube, Den Löwen, dessen Zorn wie ferner Donner brüllt, Den Schmetterling, die bunte Raup' am Laube, Den räuberischen Aar, die sromme Taube, Den Menschen, Deiner Gottheit Ebenbild. Wie dürsten wir denn für den nächsten Morgen Mit bangem Zweifelmuthe sorgen? Dir, Allerharmer, trauen wir Und beten hoffnungsvoll zu Dir: Gieb uns unser tägliches Brod! Allein was sind wir, daß Du unser denkest? Unwürdig dessen, was Du uns im reichen Maaße schenkest! Wir sündigen und häufen Schuld auf Schuld; Du trügst die Sünder mit Geduld, O Gott, auf treuen Vaterarmen: Gerührt von diesem göttlichen "Erbarmen Naht unser Geist sich Dir im kindlichen Gebet, Gelobt Gehorsam Dir und fleht: Vergieb uns uns're Schuld, wie wir unsern Schuldigem vergeben! Beivahr' uns Herr vor Ueberfluß, Daß nicht der sinnliche Genuß Das Herz von Dir und seinem Heil entferne; Behüte uns vor Dürftigkeit, Daß nicht im Kampf mit Noth und Leid Daß Herz Dir treu zu sein verleMe; Und in dem Kampfe, den die Pflicht gebeut, Hilf uns durch Deine Gnade siegen, Laß uns der Sünde nicht erliegen. Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen! Wenn einst des Lebens Schranke bricht, Und unser Auge sich im Tode schließet, Dann tnnkt der Geist das reine Himmelslicht, Das ewig Deinen Thron umfließet. Auf dunkeln räthselhaften Wegen Durch Todesgrau'n, durch Grabesnacht, Führst Du uns, Gott der Huld und Macht, Einst diesem hohen Ziel entgegen. Denn Dein ist das Reich, und die Kraft, und die Herrlichkeit, Von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen! 6. 6l. Löolrel. Jas Hrab öei Johlen. Es graut der Tag im Osten; das Glccklein ruft zur Schicht; Der'Bergmann greift zum Kittel, der Bergmann säumet nicht. „Mein Weib, mein Kind, schlaft weiter! Ich hab noch einmal Nacht. Für uns ist Brod und Leben doch nur im finstern Schacht. Sacht schleicht er an die Schwelle; doch wie aus einem Mund Klingt nach ihm ein treulicbend: „Komm wieder nur gesund!" Und fort gehts in den Morgen, den frischen, froh hinein. Die Schicht, sie muß wie immer auch heut verfahren sein. Im stillen Morgcnfricdcn liegt da die weite Welt Und aus den Wolken schauet das Auge, das sie hält. Ringsum nur Gottessegen auf Fluren und auf Au'n — Soll da die Knappenseele nichl freudig auch vertrau'»? Und sie vertraut; im Hoffen ward sic und wird sie groß, Und wenn auch Schätze mitten in Schätze» nicht ihr Loos. Und sie vertraut auch heute, und immer mehr und mehr Nah'n, die wie sie vertrauen, von allen Seiten her. Im stillen Huthaus sammelt sich ernst die Knappenschaar Und viele Seelen werden zu einem Betaltar. Auf gold'nen Morgenlüften zieht feierlich empor Aus Herzen unterm Kittel der schlichte Morgenchor. Sie fahren in die Tiefe und bald sind sie vor Ort. Da oben hoch zu Tage, da klingt ihr Lied noch fort. Hat er's denn auch vernommen, der Bergherr in den Höh'n? Wird denn ihr Auge wieder das Licht der Sonne sehn? Horch! wie aus Feucrschlimden, aus tausenden, ein Schlag, So dröhnt es markerschütternd ans Ohr herauf zu Tag. Was war's! Die „bösen Wetter," zu Feuer wurden sie, Dem jetzt die Macht der Blitze der Berge Geist verlieh. Der Schlag, er ist verklungen, sowie ihr Morgenlied, Und durch den Morgcnfrieden im weiten Thalgrund zieht Vom Unglück tief im „Hoffnungs- und Gottes-Segenschacht" Die Mähr. — Hielt denn da drinnen gar niemand heute Wacht? ? Sei still! Du sollst nicht meistern, mein Herz, die Gotteshand, Die Tod da und Verderben hinab so jäh gesandt. Du kannst und wirst ergründen doch nimmer jenen Nath, Der also, und nicht anders, an deinen Brüdern that. Wirf hin das eitle Grübeln; sieh an nur, was geschah, Und sei als Samariter der Unglücksstätte nah. Hörst Du nicht aus der Ferne den lauten Jammerschrei? O gieb der Liebesregung durch Liebesthun die Weih'! Die Tonne sinkt und steiget im altgewohnten Lauf; Jetzt aber bringt nur Leichen zu Tage sie herauf. Da ächzt heran sie wieder aus dem nachtschwarzen Schlund Und ringsum Todtenstille. Sie bringt den neuen Fund. Ein Vater ist's, der fröhlich von Weib und Kindern schied, Ein Vater, der voll Hoffnung mitsang das Mvrgenlied. Da liegt er eine Leiche, verstümmelt und verbrannt, Und kält ist die getreue, die einst so warme Hand. Ein Schrei, und Weib und Kinder, sie fallen über ihn. Das theure Herz noch einmal ans ihrige zu ziehn. Wer soll für sie nun sorgen? Zerreißt's das Herz dir nicht? So mache für die Armen denn deines Wohlthuns Schicht!