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Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsölatt ^ür das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. üücrteljährlichcr Präimmcrationsprcii 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen CorpuSzcile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis M onta g resp Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit großem Danie angenommen, nach Befinden honorirt. 28. Freitag, den S. April 1868. Tagesgcschichte. Wilsdruff, 8. April. Am gestrigen Tage ist im benachbarten Dorfe Klipphausen ein 4 Jahr alter Knabe vom Drainirarbeiter Gottschalk in einem Teiche ertrunken. In Freiberg ist bei der am 31. März stattgefundenen engern Wahl Fritz Mende zum Neichstagsabgeordncten gewählt worden. Ls wurden im Ganzen 10,103 Stimmen abgegeben, davon erhielt Fritz Mende 5615 und Kreisdirector von Burgsdorf 4488. Ein Dresdner Sonderling hat 16,000 Thlr. zur Errichtung ci- aes homöopathischen Lehrstuhles an der Universität zu Leipzig oermacht, der Senat der Universität hat jedoch die Neuerung zurück- Micsen. Die Verwandten des Schenkers schritten gerichtlich ein und sollten beweisen, Letzterer sei bei Feststellung des Testaments geistig ncht zurechnungsfähig gewesen, allein das Ministerium wies diese Annahme zurück und" behielt auch das Geld, indem es erklärte, es könne in späterer Zeit der geforderte homöopathische Lehrstuhl viel leicht doch noch zur Verwirklichung kommen. In Dresden haben die Geschworacn den Localrichter Schindler in Anlvnstadt und den Gerichtsbeisitzer Jeremias, welche der Unter schlagung bei Consignation eines adligen Nachlasses (ein Rechnungs buch der Leipziger Creditanstalt von 400 Thlr. rc.) angeklagt waren, der ausgezeichneten Unterschlagung schuldig erkannt. Schindler ist darauf zu 2 Jahren 5 Monaten und Jeremias zu 2 Jahr 3 Mona ten Zuchthaus verurtheilt worden. In diesen Tagen hat von Dresden nach Meißen eine Velo- cipedes-Wettfahrt zwischen zwei Engländern stattgefunden. Der Sie ger soll die Tour in 1'/« Stunden zurückgclegt haben. Die Dresdner Handels- und Gewerbekammcr hat in ihrer letz ten Sitzung hinsichtlich des Patentwesens folgenden Beschluß ange nommen: „Die Kammer wiederholt ihre bereits am 20. März 1863 in Betreff des Patentwesens gefaßten Beschlüsse und empfiehlt von Neuem, den Patentschutz für Erfindungen ganz fallen zu lassen. Auf dem Neubau des böhmischen Bahnhofes in Dresden stürzte mn 5. d. früh der 24 Jahr alte, unvcrhcirathcte Maurer Teschel aus Semmclbera bei Meißen vom Gerüste, durchschlug im Fallen das über dein Perron befindliche Glasdach und fiel schwer verletzt auf den Perron. Er wurde ins Stadtkrankenhaus gebracht; leider ist kaum anzunehmen, daß er mit dem Leben davon kommen wird. Die Verstärkung der Dresdner Garnison, welche aus dienstlichen Rüchichtcn am 1. Octobcr d. I. erfolgen soll, wird der Stadt Dres den, Falls die Vcrquarticrung der Mannschaften durch deren ander weitige Unterbringung in fiscalischcn Gebäuden nicht noch durch die ^hobcnen Gegenvorstellungen abgcwendct werden sollte, einen jährli chen Aufwand von mindestens 30,000 Thlr. verursachen. Dieser neuen drückenden Belastung würde nur durch Erbauung einer Kaserne oder durch Leistung eines ansehnlichen Beitrages hierzu ein Ende gemacht werden können. Der letzte Sonntag hat aus Men Himmelsgegenden ganze Le gionen von Meßfrcmden nach Leipzig gebracht; zusammen auf 17— 18,000 Personen. Uebcr die begonnene Tuchmesse in Leipzig wird von zuverläs siger Seite berichtet, daß bei lebhaftem Geschäfte Modcsvmmcrstoffe sehr gesucht und wesentlich höhere Preise bezahlt werden. Sprcm- T i"^^, b.^uptet letzte Frankfurter Meßpreise, während schwarze Glauchau, 3. April. Wie jetzt mitgetheilt wird, ist in diesen Tagen bei dem Gcsammt-Consistorium hier die ofsiciclle Bestätigung des am 19. März zu Nom erfolgten llebenritts des Herrn Grafen Carl v. Schönburg zur katholischen Kirche, zugleich mit der Erklärung ^gegangen, daß Sc. Erlaucht Sich fortan aller Mitwirkung in Aus übung der Consistorial- und Episcvpal-Rechte des hohen Gesammt- yauscs Schönburg zu Gunsten der protestantischen hohen HauSmit- guever begeben und Diesen allein deren Ausübung übertragen wollen, Entrüstung erregt die That eines kaum 15jährigcn Kindcr- navchcns, welches nm Charfreitagc Abend ihrem Dienstherr«, dem -oaner Rentzsch in Liebenau, das Gehöfte anzündcte, und zwar aus un elenden, von sittlicher Verwahrlosung ohne Gleichen zeugenden wwe, „damit sic keine Kinder mehr zu warten habe." Falkenstein. Am Montag ist der 37 Jahre alte Kofferträger August Geipel aus Falkenau von' einem bereits im Gange befindlichen Eisenbahnzuge aus dem Packmeisterwagcn heraus und auf die Schie nen gefallen. Der Zug ging über ihn hinweg und hat ibn so schwer verletzt, daß sein Tod augenblicklich erfolgte. Der Unglückliche hin terläßt eine Frau und 5 Kinder. Ain 30. März wurde der bei dem Gastwirth Wobst in Putzkau bei Bischofswerda im Dienst stehende F. W. Hübner, welcher an die sem Tag ein Fuhrwerk leitete, ans der Straße zwischen Neukirch und Ningenhain von einem Unbekanilten gcmißhandelt und mit einem Messer gestochen, auch hierbei seiner Mütze beraubt. Obwohl Hüb ner über die Person des ThülerS nur unzugängliche Mittheilungen machen konnte, so ist es doch schon am 1. April der Umsicht und unermüdlichen Thätigkeit des Gensdarm Kotsch gelungen, denselben in der Person des in Tautewalde geborenen, gegenwärtig in Neu kirch aufhältlichen Reservisten C. Ä. Ritscher zu ermitteln und zu ver haften. — An demselben Tage ereignete sich in Niederneukirch ein ähnlicher Vorfall; ein löjähriger Knabe stach in einer fremden Wohn stube einen 16jührigen Burschen ohne besondere Veranlassung mit einem Messer in den Unterleib, und fügte demselben eine gefährliche Wunde bei. In Burkhardtswalde bei Weesenstein sollte am vorigen Charfrei- tag ein Begräbnis; stattfinden. Davon benachrichtigt, eilt der Ge meindevorstand zum Pfarrer und veranlaßt denselben, die Leiche nicht ain Charfreitag, sondern den darauf folgenden Tag zu beerdigen, weil sonst wieder solche trockene Zeit werde, wie im Vergangenen Jahre. O Aberglaube in jetziger Zeit. Fast aus allen Staaten Deutschlands ertönen Klagen über recht merklichen Lehrermangel. So berichtet man z. B. ans Preußen, daß im gcsammten preußischen Staate gegenwärtig mehr denn 1200 Leh rer, und im Regierungsbezirke Oppeln allein 350 Vvlksschullchrer fehlen. Auch in Sachsen macht sich dieser Mangel, und namentlich in größeren Städten, wieder einmal recht fühlbar. Berlin. Die Zeidlersche Eorrespondenz rnst die Negierungen der europäischen Großmächte, namentlich Frankreich und Oestreich, zur Einigkeit mit dem norddeutschen Bunde, behufs gemeinsamer Be kämpfung der „allen Regievungen gleichmäßig gefährlichen Elemente" auf, und empfiehlt den norddeutschen Bund als den festesten Punkt innerhalb der allgemeinen Bewegung. Berlin, 6. April. Die S. Z. schreibt: Die in der Eröffnungs rede des Reichstags angckündigtcn Vorlagen zur Erhöhung der eige- > nen Einnahme des Bundes dürften in den nächsten Tagen definitiv festgcstcllt sein und darauf ohne Verzug dem Reichstage zugehen. Dieser Feststellung wegen dürfte der Bundeskanzler hauptsächlich sei ner Aufenthalt in Varzin so abgekürzt haben. Es ist bekannt, daß der Bund nur einen Theil seiner Bedürfnisse aus eigenen Mitteln deckt, den übrigen Bedarf aber aus Matricularbeiträgen entnehmen muß. Eine richtige Finanzpolitik muß darauf hiuarbeiten, daß die Matricularbcitrüge endlich wegfallen können, da das im Interesse al ler Bundesmitglieder liegt. Es ist ebenso unwahr als unpatriotisch, zu behaupten, daß eine Lage der Finanzen des Bundes, die alle Be dürfnisse aus eigenen Mitteln zu docken gestattete, nur Preußen zu Gute kommen wurde. Ebenso unrichtig ist die Behauptung, daß es dem Bunde noch ganz an einer orgamsirten Verwaltung sowie an einer verantwortlichen Regierung und Contrvlc des Rechnungswesens fehle. Sind denn das Bundeskanzleramt, der Bundeskanzler und der Qberrcchnungshof Nullen? Berlin, 7. April. Die „Krcuzztg." meldet: Der Bundesrath nahm den Antrag Sachsens, betreffend die Errichtung eines obersten Gerichtshofes in Leipzig an. Herr v. d. Heydt gebeult im Norddeutschen Bunde eine Bor« scnsteuer eiuzuführen. Es sind zwar alle Steuern Börscnsteuern, denn sie gehen alle unserer Börse an, aber unsere Portemonnais sind ihm auf die Dauer zu klein, er nimmt zu der Börse aller Börsen, zu den neumodischen Tempeln in Berlin, Frankfurt, Hamburg rc. feine Zuflucht, wo die großen Geldgeschäfte zusammenlaufen und täg- > lich Millionen umgcsetzt werden. Diese Börsengeschäfte sollen be- j steuert werden, Weils besser flutscht, doch hat die.Sache noch einen