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für ilsdruff, Tharandt, Rossen, Sicliculeh» nud die Umacgcndc». Amlsökatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst. 18«S Dienstag, den 5. Hctober Norddeutschen Bundes erfreut es sich einer geachteten Stellung. Mein j entschiedenes Bestreben ist von Anfang an dahin gerichtet gewesen, 1 den Ausbau des Bundes auf dem Grunde seiner Verfassung zu för dern und zu unterstützen; Ich habe auch nicht Anstand genommen, für eine wichtige, in dem Gesammtinteresse des Bundes liegende In stitution Selbst die Initiative zu ergreifen. Aber Ich werde zugleich auch, nach wie vor, dahin wirken, daß die Grenze, welche die Bun desverfassung zwischen den Rechten des Bundes und denen der Ein zelstaaten zieht, aufrecht erhalten und die Linie nicht überschritten werde, jenseits welcher den Einzelstaaten weder Einfluß, noch An sehen genug übrig bleiben würde, um als lebendige und kräftige Mitglieder des Bundes mit Erfolg wirken und zugleich ihre eigenen > Angelegenheiten ihren Bedürfnissen gemäß ordnen zu können. Ich Hosse mit Zuversicht, daß diese Meine Haltung nicht ohne Erfolg bleiben wird, da Ich Mich in dieser Beziehung in voller Ueberein stimmung weiß mit den Auffassungen und Absichten Meiner Hohen Bundesgenossen. Gehen Sie nun, Meine Herren Stände, mit Gott an Ihre Ar beit. Er wird redlichen Bemühungen Seinen Segen nicht versagen. Die von Sr. Maj. dein Könige genehmigte Ericytung eines provisorischen Theatergebäudes (Rundbau) in den Zwingeranlagen wo gegenwärtig der zuvor abzutragcnde Gasometer sich befindet, hat Herr Zimmermeister Victor Richter unter der Bedingung über nommen, dasselbe im Rohbau aus Backstein und Brettern bis zum 18. November auf eigne Kosten fertig herzustellen und der General- direction gegen eine entsprechende Pachtsumme zur Benutzung zu überlassen. Inzwischen werden die Arbeiten zum Baue eines großen Jnterimstheaters, dessen Eröffnung leider wohl kaum noch im Laufe des Winters zu ermöglichen sein wird, eifrig betrieben werden. Die Gencraldircction der norddeutschen Telegraphcnverwaltung empfiehlt dem correspondirenden Publikum, bei Depeschen, welche nach Orten Deutschlands gerichtet sind, sich der deutschen Sprache, im internationalen Verkehr dagegen sich der französischen Sprache, welche allgemein den Beamten bekannt ist, bedienen zu wollen. Löbau, 30. September. Am 28. d. M. Vormittags befand sich das Gescbirr des Fabrikant und Commerzicnrath Preibisch in Reiche nau behufs der Abfuhre von Kohlen in dem Schulze'schen Braun kohlenwerke; dasselbe passirte hierbei über eine, angeblich dem Koh- lenwerksbcsitzer nicht bekannte, früher befahrene Strecke, welche sich noch nicht genügend gesetzt hatte, und brachen beide Pferde dergestalt fünf Ellen tief in den Boden, daß sie bis zu den Köpfen verschüttet waren; vorher gelang es jedoch die Pferde vom Wagen zu befreien. Obgleich nun der zur Stelle gekommene Commerzienrath Preibisch, nm weiteres Unglück zu verhüten, die Tödtnng der Pferde wünschte, wagten sich doch drei entschlossene Männer in die Grube und gelang es denselben auch, beide Pferde unbeschädigt aus ihrer Lage "zu be freien. Plauen, 2. Octobcr. In der Nacht vom Mittwoch zum Don nerstag wurde im hiesigen königl. Gerichtsamt ein Einbruchsdiebstahl verübt und dem Sportelrendanten V. aus seinem Verschlusse, welcher mittelst eines Meisels w. geöffnet worden war, die Summe von 13 Thaler entwendet. . Im Laufe des gestrigen Tages ist der Thäter in der Person eines sogenannten VogenschreiberS Namens H., der im Bezirksgerichte thätig war, ermittelt worden. Derselbe hatle sich des Abends einschließcn lassen und in nächtlicher Weile sein verbrecherisches Werk vollbracht. Er hat übrigens nicht nur diesen, sondern auch einen andern im vorigen Jahre ebenfalls im hiesigen Amt verübten Diebstahl von einigen 30 Thlr. bereits eingestanden. In der Nacht vom 25. zum 26. September ist in dem Dorfe Langenberg bei Schwarzenberg ein Fabrikarbeiter in Folge eines Wirthshausstreites bei Fortsetzung des Zwistes auf dem Nachhause wege dermaßen geschlagen worden, daß er alsbald darauf an den erhaltenen Verletzungen gestorben ist. Er hinterläßt 8 Kinder. Sein neuestes Und bestes Gesundheitsbülletin hat Kaiser Napo leon selber ausgcgeben, er zeigte sich in eigner Person bei dem Wettrennen im Boulogner Hölzchen und sah ziemlich frisch aus. Seine Gemahlin, Frau Eugenie, ist bereits nach Italien und Grie chenland abgereist; ibre Diamanten bat sie nicht versetzt, sondern mit- Tag esgeschich te. Wilsdruff, am 4. Octobcr 1869. Ein in Zschopau zusammengctretener Hilfscomite erläßt nach stehenden Hilferuf: Die alte Bergstadt Zschopau läßt ihre Bittstimme in schwerer Prüfungszeit an alle" Menschenfreunde ertönen. Am 29. Sept, in der 7. Abendstunde erhob sich in noch nicht aufgeklärter Weise die Feuerflamme an der allergefährlichsten und darum zur Ver sicherung nicht angenommenen Stelle der Stadt. In wenig Minuten waren 31 Scheunen mit dem ganzen Jahresseaen gänzlich vernichtet. Die furchtbare Gluth zündete ringsum, machte Menschenhilfe fast unmöglich und zerstörte außerdem noch 41 Häuser. 148 Familien mit ungefähr 700 Seelen sind obdach- und brodlos. Die rasende Schnelligkeit der Flamme ließ Viele nichts als das nackte Leben retten. Die Unterzeichneten wollen, unterstützt von ihren von dem Unglück verschont gebliebenen Mitbürgern, Hilfe bringen, aber wer den es nur vermögen, wenn der treue Gott liebevolle Herzen und Hände von auswärts eröffnet. Die Arbeit ist knapp, der Winter vor der Thüre, darum die Bedrängniß groß. In dieser Noth lassen wir unsern Hilferuf ins Land erklingen: Gedenket unserer im Ge birge und helft uns. Der Gott der Liebe wird erzeigte Liebe gnädig lohnen. Der Hilfscomite. (Folgen die Unterschriften^ Ein am Sonntag Mittag ausgegebenes Extrablatt zum CH. Tgbl. bringt uns leider abermals die erschreckende Kunde von einem be deutenden Feuer, welches fast eine ganze Stadt eingeäschert hat. Das Extrablatt berichtet: Seit heute (Sonntag) früh 1 Uhr steht Frauenstein*) in vollen Flammen. Bis V»6 Uhr, wo die letzten Nachrichten von dort abgingen, waren vier Fünftel der Stadt ein Raub der Flammen geworden, worunter sich die Kirche, das Rath- hauS und die Schulen befanden. *) Die Bergstadt Frauenstein zählt circa 1300 Einwohner, es sind also vorausslchtlich weit über 1000 Menschen durch diesen Braud obdachlos geworden. Auch in Stollberg sind am 30. September zwei Häuser ab gebrannt. Lichtenstein, 30. September. Heute früh 7 Uhr war hier Feuerlärm. In Callnberg brannte das einem gewissen Winter gehö rige Haus ab. Außer dem abgebrannten Gebäude wurden noch 3 eingengen. Ein Junge von 6 Jahren, den Miethleuten gehörig, hat es auf dem Dachboden mit Streichhölzchen verwahrlost. Die Großmutter des gedachten Jungen hat sich beim Netten so verbrannt, daß ihr Aufkommen in Zweifel steht. Dresden. Die feierliche Eröffnung des Landtags durch Se. Maj. den König, welcher Vormittags ein Gottesdienst in der evan gelischen Hofkirche vorausgegangen war, hat am 30. Sept. Mittags 12 Uhr im hiesigen königlichen Residenzschlosse stattgefunden. Aus der Thronrede heben wir die Anfangs- und Schlußsätze hervor. Dieselbe beginnt: Meine Herren Stände! Ich heiße Sie heute zum ersten Mal in der neuen auf den Gesetzen vom 3. Deccmber 1868 beruhenden Zusammensetzung herzlichst willkommen. Stets habe Ich die Üeberzeugung festgehalten, daß es Pflicht der Negierung sei, der Stimme der verfassungsmäßigen Volksvertretung die gebührende Be achtung zu schenke». Von diesem Grundsätze werde Ich Mich auch gegenüber einer aus weiteren Kreisen des Volkes hervorgegangencn Sländeversammlung leiten lassen, und bei der Treue und Anhäng lichkeit, die Mir das sächsische Volk stets bewiesen hat, glaube Ich auch Ihrerseits auf ein vertrauenvolles Entgegenkommen rechnen zu können. In gegenseitiger Achtung und Offenheit wird es uns gewiß gelingen, unsere gemeinschaftliche Aufgabe zum Besten des theuern Vaterlandes zu lösen. Die reich gesegnete Ernte dieses Jahres hat die minder günstige des vorhergegangcnen ausgeglichen; auch hat sich, bei der Fortdauer friedlicher Zustände, das Vertrauen im Verkehr allmählich wieder be festigt, so daß wir uns der Hoffnung der Wiederkehr einer dauernd günstigen Gestaltung dieser Verhältnisse hingcben dürfen. Der Schlußsatz lautet: Sachsen fährt fort, von den auswärtigen Negierungen Zeichen der Achtung und des Wohlwollens zu erhalten. Auch innerhalb des