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374 lungen, selbigen aus seiner fürchterlichen Lage zu befreien. Schwer verletzt ist der Feuermann, während der Hilfsschasfner Wels sofort dem Tode erlegen ist. Nach Kundgebung des Unfalles gingen sofort zwei Hilfsmaschinen und Aerzte nach Langebrück ab. Zwar ist das Gleis und die Telegraphenleitung an dortiger Stelle zerstört, der Verkehr aber nicht gehemmt worden, indem sofort alle Maßregeln zur Herstellung der beschädigten Stelle ergriffen wurden. Das zweite Gleis ist unbeschädigt geblieben. Die Nordd. Allg. Ztg. läßt sich aus Dresden schreiben, daß die Untersuchung wegen etwaiger Verschuldung des traurigen Un glücksfalles bei Potschappel jetzt eingeteitet sei. So viel ging aus den amtlichen Erörterungen, welche das „Dr. I." brachte, und aus den Berichten des Bezirksarztes Ur. Pfaff hervor, daß an dem Un glücksmorgen vor Beginn der Arbeit eine Untersuchung der verhäng nißvollen Schächte auf die Weiter nicht stattgefunden hat und mit gewöhnlichem Geleuchte eingefahren wurde. Stcherheitslampen der neuesten uud besten Construction überhaupt erst später eintrafen. Eine Verschärfung der Bergpolizei dürfte aus einer solchen Untersuchung immerhin als nothwendig sich herausstellen. Die „Augsb. Allg. Ztg." erinnert übrigens daran, daß aus der Untersuchung über den Lu- gauer Fall, bei dem die öffentliche Meinung stark an grobe Fahr lässigkeiten glaubte, nichts in die Oeffcntlichkeit gelangt sei. Ein an derer Punkt, der wie seiner Zeit nach der Lugauer, so jetzt auch nach dieser Burgker schrecklichen Katastrophe wieder vielfach verhandelt wird, ist der, ob nicht eine Reform der Gesetzgebung über die Haft barkeit bei derartigen Unglücksfällen ins Auge zu fassen sei. Denn sollten sich solche Unglücksfälle in solcher Ausdehnung wiederholen, so würde die öffentliche Mildthätigkeit, welche jetzt noch für die Hinter lassenen helfend beispringt, bald erschöpft sein. Die Nat.-Ztg. meint daher, daß zunächst der Bergherr dafür haften müsse, wenn er nicht nachweisen könne, daß der Arbeiter durch eignes Verschulden verun glückte; dagegen könnten die Kohlenwerksbetreiber sich gegen derartige Kosten gemeinsam versichern, so daß der betreffende Versicherungsver- cin etwa 1 Pf. pro Ctr. Kohlen erhöbe. (S. Z.) Im Lande Baden, wo ein frisches und freies deutsches Völk- lein, trotz aller Umtriebe von Pfaffen und weltverbessernder Qeur- köpfe wohnen, haben bei einer Wahlmännerwahl zum Landtage die Anhänger des Anschluffes an den Norddeutschen Bund entschieden den Sieg davon getragen. In Mannheim, das man für ein Hecknest der neumodischen Republikaner verschrieen hatte, sind 97 jener Bun desfreunde und nur 17 Volksparteiler oder Gegner Preußens gewählt worden. Die Badener sind muthige Leute, sie meinen vom nationa len Standpunkt aus müsse die deutsche Einheit erstrebt werden und vom freiheitlichen sei sie nicht zu fürchten. Säßen sie nur einmal in einem ordentlichen deutschen Gesammtparlament, so würden sie der Freiheit Bahn zu brechen wissen. Ulm, 23. August. Bei einer gestern unternommenen Lustfahrt des hiesigen GeseÜenvereins auf der Donau sind 3 Schiffe verun glückt. Es haben 25—35 Personen ihren Tod gefunden. Die Zahl ist noch nicht genau ermittelt. Am 18. August stand der Pfarrer F. I. Mahr von Ebermann stadt wegen Berufs-Ehrenkränkung des Fürsten Hohenlohe als Zoll- parlameutsabgeordneter vor dem Stadtgericht zu Bamberg. Er war angeklagt, in einer Wahlrede den Fürsten einen „Dummkopf" und einen „Landesvcrräther" genannt zu haben. Die Wahrheit der Be schuldigung wurde iu der Verhandlung durch Zeugen erwiesen und der Beschuldigte zu 30 fl. Geldstrafe und Tragung der Kosten verur- theilt. Der Beklagte hat Appellation eingelegt. In seltener Uebereinstimmung räth jetzt die gesammte englische Presse, den Regierungen Preußens und Oestreichs Halbwegs die Kriegs feder zwischen Berlin und Wien zu begraben. Durch gallige Dinte werde das Andenken an das vergossene Blut nicht hinwcggewaschen, durch bitterböse Depescheu der dauernde Friede, den beide angeblich wünschen, nimmermehr gefördert werden. Wozu der hitzige Feder kampf? Welchem vernünftigen Zwecke könnte dessen Fortführung die nen? Als etwaige Einleitung zu Späterem sei er eben so wenig am Platze wie als Abschluß des Geschehenen. Viel besser dcßhalb, daß der Depeschenstreit eingestellt werde, und zwar je eher, desto lieber. So die englische Presse. Der Rath ist wohlgemeint, denn er stammt aus uneigennütziger Quelle und ist daher der Beachtung nicht ganz unwerth. Auf der Jagd. Erzählung von Ludwig Habicht. Zweites Kapitel. Di- einzige Tochter. (Fortsetzung.) Anna berichtete auf das Drängen der Freundinnen, daß der alte Wildschütz, aus dessen Sohn vergangene Nacht geschossen wor den, ihr einst das Leben gerettet, als sie sich als Kind im Walde herumgetrieben habe und von einem Hirsch beinahe aufgespießt wor den sei. „Seitdem", fuhr sie erzählend fort, „sind wir gute Freunde geworden, und so finster und unheimlich der Mann auch aussieht, gegen mich ist er freundlich und gut ; wenn er mich trifft und ich ihm die Hand schüttele, dann lächelt er stets. Er hat mir, wie gesagt, das Leben gerettet; doch wenn uns Jemand so zusammen sieht, der müßte denken, daß es umgekehrt der Fall sei, so lieb und freundlich ist der Alte. Nun thut es mir doch recht weh, daß ihm sein Sohn so jämmerlich zerschossen worden!" — In dem schönen Ange glänzte eine Thräne. Der Bräutigam küßte sie ihr hinweg und flüsterte: „Du edles warmes Herz; aber sei nur ruhig, vielleicht ist der Bursche noch zu retten." „Nein!" entgegnete das Mädchen bestimmt; „mir ahnt nichts Gutes. Versprich mir, Hugo, und auch der Vater muß cs mir ver sprechen, letzt nicht das Revier zu betreten." „Sorge nicht, Annchen!" lächelte der Förster, „Du bist ja ein Jägerkind, wie kannst Du Furcht haben?" Anna mußte sich beruhigen und wurde in die allgemeine Lust mit hineingezogen, daß sie darüber den drohenden Alten vergaß und endlich ganz ihrer heitern, von dem Vater geerbten Natur den Zü- ; gel schießen ließ. Am andern Tage war Hochzeit und ein festlicher Zug begab sich in die kleine Dorfkirche, die kaum das feiernde, schauende Publikum fassen konnte. Aber es war auch ein herrliches Paar, das dort vor anschritt, in jugendlicher Anmuth strahlend. Wie stand dem Bräutigam die knappe Jägertracht so hübsch, wie leuchteten seine Augen! Wie stolz und glücklich schritt er an der Seite seiner schönen, wunderlieblichen Braut! Man sah es ihr an, daß der Wald sie groß gezogen, daß gar ein frisches, wonniges Leben in ihr Pulsirte, uno daß jeder Herz schlag, voll und kräftig, das ganze, große, unaussprechliche Glück zu verkünden strebte. Da war nichts angeblaßt und angekränkelt von Stadtluft und Bücherweisheit, nur ein frohes, heiteres Kind des Waldes, schritt sie leuchtenden Auges und mit gerötheter Wange ein her und in ihrem weißen Kleide, der grünen Schärpe und mit dem Myrthenkranze im Haar, glich sie einer rosig angeglühten Aepfelblüthe, die leicht unter Blättergrüu versteckt, lächelnd-glücklich in die wunder bare Frühlingswelt hinausschaut. Es war ein schönes Paar, und eine glückliche Zukunft lachte ihnen voll entgegen, und die blühendsten Hoffnungsträume legten sich schmeichelnd um ihre Brust .... Und so schritt es durch die Reihen neugierig gaffender Bauern dem Kirchlein zu, gefolgt von dem Braut züge, unter dem der alte Oberförster mit seiner kräftigen, straffen Gestalt hervorragte, der heute ein fröhliches, herzliches Auflachcn kaum unterdrücken konnte. Der Zug war endlich in der Kirche angelangt, das Brautpaar trat an den Altar und der Priester hielt seine ein segnende, zum Herzen gehende Rede. Das Sonnenlicht spann durch die Hellen Kirchenfenster seine goldnen Fäden um den Altar und, was noch lieblicher war, gerade um den Kopf der jungen Braut, daß sie es wie ein freundlich-milder Heiligenschein umgab und Jeder fast in Ehrfurcht auf die Knieende blickte. Der das Kirchlein umgebende Kirchhof war wie rein gefegt, Al les hatte sich in die Kirche gedrängt. Die Worte des Priesters, die Glück und Erdenleiden erwähnten, das die jungen Leute gemeinsam tragen sollten, schallten über die grünen Hügel, unter denen so viele schlummerten, die einst dieselben Worte gehört und auch heißklopfen- den Herzens in das Leben und die dünkte Zukunft geschaut hallen. Es ist eignes Ding um eine Dorfkirche, die so wunderbar-ma gische Kreise um sich zieht, daß all' die Dörfler, wenn sie Pflug und Spaten für immer aus der zitternden Hand gelegt, ihr Haupt dort zum ewigen Schlummer hinlegen, wo sie schon immer die stille Herz und Gemüth erquickende Sonntagsruhe feierten, und weil Kanzel und Altar dadrinnen für die noch Athmenden, so suchen sie stille, schattige Plätze an ihrer Mauer, und eine alte Linde oder ein Ahorn hält seine leise, monotone Predigt, gerade wie es der Herr Pfarrer an heißen, müden Nachmittagen auch gemacht, und streut dann welke Blätter, wie zum Segen, ans die schweigend, horchenden Hügel. Heute aber waren es gewählte, schöne Worte, die aus dem Munde des.Priesters kamen und von mancher rauhen, braunen Wange perlte eine Thräne, die man rasch zu zerdrücken in dem Ge dränge keine Zeit und Gelegenheit fand. Der Priester war mit seiner Rede zu Ende und fragte jetzt das Brautpaar um sein „Ja." Der Bräutigam sagte das seine mit freudig erregtem Herzen. Anna bewegte die zitternden Lippen, ihr „Ja" zu lispeln, da fuhr es wie ein Blitz durchs Fenster, ein lauter Donner rollte über den stillen Kirchhof und Anna sank zum Tode getroffen am Altar zusammen. Eine Kugel hatte ihr das Herz durch bohrt. — (Forts, folgt.) Ln das Brudervolk. Wie gern, wenn dir nur es gefiele Reicht ich zum Bunde dir die Hand, Und labte mich, trotz Herrn von Thiele, Wohl an „der blauen Donau Strand." Wie gern erschloß' ich sonder Hehle Dir meine Brust trotz Herrn von Beust! Mich schmerzt, was dir bedrückt die Seele, Mich sreut, woran auch du dich sreust. Ich trage Nichts von Neid und Grimme, Auch du trägst Arges nicht im Sinn. Des Herzens Zug — des Schicksals Stimme, Sic ziehn mich mächtig zu dir hin. Versöhnt sind wir, die einst Entzweiten, Durch Manneswort — ein Wort — ein Mann! Laß doch die Diplomaten streiten, Wer damals blut'gen Streit begann. Frag nicht, wer zu dem Ungcmache Les Kriegs den Flammenbrand geschürt. Jst's nicht derselben Mutter Sprache, Die traulich uns zusammenführt? Jst's nicht die gleiche Schmerzcnsfrage. Die gleiche Sehnsucht, leichtbeschwingt, Die hoffend bis zum heut'gen Tage Aus Lied und Rede hell erklingt? Und standen wir nicht einst geschlossen Im Feld der Ehre, Schild an Schild? Ist unsrer Väter Blut geflossen Umsonst auf Leipzigs Schtachtgesild? Du nennst mich kühl? — O laß dir rathen: Glaub' nicht, was freche Lästrung spri ht: Blick' nicht auf kalte Diplomaten — Schau' mir in's offne Angesicht Ach, was auch sinnen mag und spinnen Der Kanzler dort, der Kanzler hier — Schau' mir in's Äug', sieh', wie es drinnen Im Herzen glüht und — folge mir : Laß uns aus Lethe's Fluthen schöpfen Und lach' die Diplomaten aus! Komm her, und über ihren Köpfen Stotz an! und Smoilis, altes Haus! Kiackckeraäatsoll.