Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Ticbenlchn »nd die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. 82. Dienstag, den 10. Kngust 1868. Bekanntmachung, die Juterimsverwaltung der Amtshauptmannschast zu Meißen betr. Nachdem das Königliche Ministerium des Innern beschlossen hat, die Juterimsverwaltung der Amtshauptmannschast zu Meißen während des dem Herrn Amtshauptmann von Egidy auf die Zeit vom 11. dieses bis 25. künftigen Monats bewilligten Urlaubs dem Herrn Regierungs-Assessor von Harttmann zu übertragen und demgemäß das Nöthige verfügt worden ist, fo wird Solches für Alle, welche mit gedachter Amtshauptmannschast in ge schäftlicher Beziehung stehen, hierdurch bekannt gemacht. Dresden, am 3. August 1869. Königliche Kreis-Direction. von Wvl»vr. Schnell. Bekanntmachung. Infolge eines von dem 20. dieses Monats an beginnenden Umbaues der auf dem Wilsdruff-Sachsdorfer Commu- nicationstvege befindlichen, über die Saubach führenden Brücke kann von dem genannten Tage an diese Brücke bis auf Weiteres von Fuhrwerk nicht passirt werden, was zur Nachachtung andurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 5. August 1809. Königliche Amtshauptmannschast. von Vieth. Voigt. Tag esgeschich te. Wilsdruff, am 9. August 1869. Vorüber ist nun der von vielen Hunderten von Kindern sehnlichst erwartete Tag der Freude und Lust. Sah man auch am Sonnabend Abend bangend und sorgend nach den regnerischen Wolken empor mit den Worten: die armen Kinder sollten uns dauern, wenn ihnen das morgende Fest zu Wasser würde; um so fröhlicher erwachten wohl fast alle Bewohner Wilsdruffs am Sonntag Morgen, als ihnen die herrlichen Strahlen der Morgensonne zum Fenster herein schienen und unter Vorantrilt mehrerer munterer Knaben mit Fahnen das -tadtmusikchvr den Festtag durch eine Reveille einweihete. Mittags kurz nach 12 Uhr versammelten sich gegen 500 festlich geschmückte Knaben und Mädchen vor dem Gasthof zum goldenen Löwen und wurden zu einem Zuge formirt; um 2 Uhr setzte sich der Zug unter Vorantrilt des Musikchores in Bewegung, durchzog einige Straßen der Stadt nach dem Festplatze zu; wahrhaft imposant sah der Zug dieser fröhlichen Kindcrschaar aus, das Ganze war ein Blumen- und Fahnenflor. Auf dem Festplatze angekommen, wurden die Kinder ab- thcilungswcise mit Kaffee und Stöllcken regalirt, worauf sie sich zu 12 verschiedenen Spielen vertheilten; später wurden sie mitBrodchen, Knackwürstchen und Bier gestärkt; war auch die Zahl der Menschen an diesem Nachmittage auf der Restauration eine vielleicht noch nicht dagewesene, so konnten sich doch die Kleinen bei ihren Spielen ungenirt bewegen. Groß war die Freude der Kinder bei der späteren Verloo- sung und Vertheilung der im Saale ausgelegten Gewinngcgcnstände und wir dürfen behaupten, daß nur Wenige unbefriedigt den Saal verließen. Gegen 9 Uhr erfolgte der Einzug, welcher in ebenso tact- voller Weise wie der Auszug erfolgte, nur mit dem Unterschiede, daß, ohne Ausnahme bis zum kleinsten 5jährigen Kinde, eine außerordent liche Lebhaftigkeit in Gesang und Hochrufen sich kundgab, welche ih ren Gipfelpunkt erreichte, als von vielen Bewohnern der Stadt die Straßen mit bengalischer Beleuchtung und durch Illumination erleuchtet wurden; auf dem Marktplatz angekvmmen, wurde ein Kreis formit und zu den Kindern einige ermahnende Worte gesprochen: daß der ihnen bereitete Festtag für sie ein Sporn sein möge zum Fleiße und zur Folgsamkeit in Schule und Haus; hierauf sprach Herr Assessor Dürisch im Namen des Comitees den Dank für die vielen Geschenke wie überhaupt für die rege Betheiligung und Unterstützung aus; zum Schluß sprach noch ein Herr aus der Menge speciell dem Militär verein, welcher der leitende Faden des Ganzen war, im Namen aller Betheiligten den herzlichsten Dank aus, mit einem Hoch auf den Ver ein schließend, in das die Kinder mit nicht enden wollenden Jubel eiustimmten. Hierauf wurden die lieben Kleinen entlassen. War auch die Arbeit des Comitees eine große, gewiß aber haben Alle ihre Kräfte und Zeit mit Freuden geopfert. Mögen sie ihren Dank und Belohnung in den liebevollen Dankcsblicken der Kinder gesunden haben. Aus Dresden 7. August schreibt man: Die Zahl der im Plau- enschen Grunde bis heute früh zu Tage geförderten Leichen betrug 131. Die Verbindung zwischen den beiden Schächten hofft man heute herzustellen. — Wie das „Dr. I." meldet,-hat die Königin Augusta von Preußen 100 Thlr. gespendet und ihre weitere Betheiligung am Unterstützungswerke für die Hinterbliebenen der verunglückten Berg leute zugesichert und die Königin-Wittwe Elisabeth von Preußen 200 Thlr. zu diesem Zweck an den Albert-Verein gesandt. Die Gemeinde Deuben hat bei den in den beiden Schächten Verunglückten 55 Todte, darunter 40 Familienväter, 3 Wittwer, ei ner jedoch davon mit 3 Kindern, und 12 Unverheirathete. Hinter lassen sind von diesen 40 Wittwen mit 102 unerzogenen Kindern. I. Potschappel, 6. August. Heute beehrte mit JhremBesuch K. Hoh. die Frau Kronprinzeß in Burgk und Deuben mehrere Fami lien und nahm sich der Kinder, auf ihre Arme nehmend, sehr lcidvoll an. Die Zahl der Todten ist noch nicht gewiß anzunehmcn. Bis heute Mittag wurden 110 herausbesördcrt. Im Ganzen sind 12 Todte von ihren Familien in ihre Wohnungen abgcholt und 31 von den Schächten aus nach Döhlen, gegenwärtig aber nach Zutageför derung sofort eingesargt und in die Nähe des Gottessegenschacht be erdigt werden. Unterm 6. August berichtet das Dr. I.: In Bezug auf das Gru benunglück im Plauenschen Grunde liegt uns heute die Meldung vor, daß die Zahl der Verunglückten, welche von mehreren Seiten noch viel höher angegeben wurde, als sie von uns zuerst angeführt war, glücklicherweise noch hinter unserer Angabe zurückbleibt, indem jetzt constatirt ist, daß am Tage der Katastrophe in beiden Schächten nicht mehr als 270—272 Bergleute angefahren seien (nach andern Angaben wäre die Zahl der Angefahreuen positiv auf 269 festgestellt) die sämmtlich den Tod gefunden haben. Die Zahl der zu Tage ge förderten Leichen betrug bis heute Mittag 117, die sämmtlich beerdigt sind. Die Luftströmung ist jetzt für die Arbeiter günstiger. Bei der Expedition des „Dr. I." waren am 5. d. M. bereits 3500 Thlr. für die Familien der im Plauenschen Grunde Verunglück ten eingegangen.