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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.12.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190812304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19081230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19081230
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-12
- Tag 1908-12-30
-
Monat
1908-12
-
Jahr
1908
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aebung Messina» sind Zerstört. Der Ministerpräsident Giolitti sandte 100 000 Franken dem Präfekten von Steapel für die Hilfkexpedition nach Messina und Reggio. Die Re gierung trifft eifrig Maßnahmen zur Hilfeleistung und iv-derte auch die SchMahrtsaesellschaftvn aus, der Regierung Dampfer ,ur Verfügung zu stellen. Ein fliegende» Geschwader ist in Messina angekvmmen. Ro«, 29. Dezember. (Telegramm! Der Mariueminister M i r ab e l l o Kat die Linienschiffe „R e g i n a Elena", „Vittorio Emanuele" und .Napoli" angewiesen, nach Messina abzugeben, »m dort die Hilfeleistung zu organi- sieien und fnnkentelegraphische Verbindungen berzu- stellen. Bon Catania sind fünf Dampfer zur Hilfeleistung abge gangen. LyrakuS, 29. Dezember. (Telegramm.! Da» vor Augusta vor Anker lieaende russische Geschwader irwie das englische Geschwader, das vor Syrakus liegt, sind zur Hilfeleistung nach Messina abgegangen. * Aais«- Wilhelm» Vettel-. Berlin, 29. Dezember. (Telegramm.! Kaiser Wilhelm ließ sich im Laufe des Vormittags über alle vrn der Stätte der Katastrophe in Süditalien eingelauscnen Meldungen Bericht erstatten und drückte angesichts der Größe des Unglücks der kiesigen italienischen Botschaft sein tiefstes Mit gei ü k l aus. ferner wird hierzu gemeldet: Der Kaiser und die Kaiserin haben anläßlich der Katastrophe dem König von Italien ein herzliches Beileidstelegramm gesandt. Der Reichs kanzler spürst Bülow drückte dem italienischen Bot schafter sein Beileid aus. Aönig Viktor Lniannel «n- -a» Unglück. Rom, 29. Dezember. (Telegramm.) König Viktor Emanuel erfuhr die Nachricht von der Erd bebenkatastrophe, während er auf der Jagd weilte. Er kehrte sofort zu rück und hatte eine längere Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Giolitti. Der König reiste dann nach Neapel, wo weitere Entschlüsse gefaßt werden sollen. Der König wird entweder auf dem Landwege nach Calabrien oder zu Schiff nach Sizilien fahren, um den Ort der Katastrophe zu besichtigen. Der Papst. Rom, 29. Dezember. (Telegramm.! Der Papst hatte eine Unterredung mit dem Staatssekretär Mcrry del Val, worauf er ein Rundschreiben an die Bischöfe verschickte, zwecks Einleitung einer Hilfsaktion für die Opfer von Kalabrien und Sizilien. * weiter» ALelvungen. Paris, 29. Dezember. (Privattelegramm.) Telegramme, die hier aus Kalabrien eintreffen, geben folgende Schilderung der Erdbebenkatastrophe: Tie Erdbebenbewegungeil in Sizilien und Kalabrien gingen von einem Mittelpunkt in der Tiefe de? Meere» au». Einer gewaltigen Springflut folgten in kurzer Zeit drei Erdstöße, deren dritten der heftigste und folgenschwerste war. Bei Messina wurden die Bahngleile au« der Erde gerissen. Mehrere Eisenbahntnnnel stürzte» ein. Die Panik wurde noch durch die außergewöhnliche Kälte und de» Regen, der wolkenbruchartig niederging, erhöht. Die italienische Regierung bekam aus Messina ein Radiotelegramm, da» die Bestätigung enthielt, daß die Opfer in Messina nach vielen Tausenden zählen. Mehrere Kasernen sind eingestürzt. Diele Soldaten und der General Cesat liegen unter den Trümmern als Tote.. Tie italienische Negierung sandte 1000 Manu aus Rom nach Messina, uw die Ordnung aufrechtzuerhalton. Von den italienischen Torpedobooten, die während der Katastrophe vor Messina lagen, ist keinerlei Nachricht eingetroffen. InCatania sind 500 Einwohner getötet, drei großeDampfer untergegangen. Geosa ist fast völlig zerstört. Der Kapitän des Dampfer» „Monte Bello", der aus Messina mehrere Hundert Flüchtlinge nach Catania brachte, gibt folgende Schilderung der Katastrophe: Ter Dampfer „Monte Dello" lag auf der Reede von Messina, als morgens früh drei Erdstöße mit solcher Heftigkeit erfolgten, daß das Schiff furchtbar hin und her geschlendert wurde. Die Mannschaft stürzte erschreckt an Bord. In dem Moment« beob- achtete sie, wie eine furchtbare Meerflui sich auf Messina wälzte. Die Stadt selbst bildete schon einen riesige» Trümmerhaufen, aus dem hier und da Flammen emporzüngelten. Der Hafen von Messina war von Menschen gedrängt voll, die im Wasser wateten, und sich auf die Schiffe flüchten wollten. Wenigen nur gelang e», einige große Boote zu er reichen. Außer dem Dampfer „Monte Bello" habe« noch mehrere Schiffe, die bald den Hafen von Messina verließen, Flüchtlinge an Bord. Eine alte Fran berichtet, daß sie infolge der heftigen Erdstöße au» dem Bett geworfen und mit dem oberen Stockwerk des zusammenstürzcn- den Hauses in die Tief« gestürzt sei. Nur ein Wunder habe sie vor dem Schicksal gerettet, dem Tausende ihrer, Nachbar» in wenigen Sekunden zum Opfer gefallen sind. Besonders die großen, massiv gebauten Kirchen, Paläste und öffentlichen Gebäude haben durch die starken Erdstöße empfindlich gelitten. Der Kapitän des Dampfers „Monte Bello" be richtet noch, daß das Brausen deS Meeres noch stärker gowosen sei, als das Donnern und Krachen der einstürzenden Häuser am Lande. Der Kapitän meint, daß auch sehr diele Schiffe mit Mann und Maus unter gegangen seien. Gerade im Moment der Katastrophe sei der Hafen von Messina mit Dampfer» und Booten gefüllt gewesen, die Ladungen von Südfrüchten an Bord hatte». Pari», 29. Dezember. (Privattelegramm.! Die Exkönigin von Neapel wird, wie anläßlich der Kata strophe von Kalabrien im Jahre 190k, an die Spitze eines Damen komitee» treten, um eine große Aktion für die Not leidenden von Messina »nd Reggio «inzuleiten * Gelehrt» über -ie Aatastrephe. Herr Geheimrat Prof. Dr. Hermann Credner in Leipzig, mit dem wir uns nach dem Eintreffen näherer Meldungen aus dem Schreckensgebiet in Verbindung setzten, lehnte es nach den bisher ein- getrofsenen, für die Wissenschaft gewiß unkontrollierbaren Nachrichten ab, sich über Bild und Ursachen letzt schon näher zu äußern. Woher die Erdbeben kommen, meinte dann etwa der hervorragende Geologe der Leipziger Universität, welche Ursachen sie haben, kann niemand wissen. Sie kommen nur stetig wieder. Im ganzen sind es dieselben Er scheinungen, die wir hier in unserem Vogtland im Kleinen haben, dort in Italien im Großen. . . . Der Direktor des geologischen und paläontologischen Instituts der Universität Berlin, Geh. Bergrat Pros. Dr. Branca, macht der „B. Z." folgende Mitteilung: Ob vulkanische Gewalten bei der gegenwärtmen Kata strophe mitgewirkt haben, läßt sich zurzeit nicht feststellen. Der Aetna ist zwar nicht allzu weit entfernt, aber eine Entscheidung zu treffen, wäre völlig verfrüht. Lr-bede«. Nach der Verschiedenheit ikrer Ursachen (soweit unsere Forschun gen auf diesem Gebiet bisher gelangt sind! unterscheidet men drei Arten von Erdbeben: die Einstnrz-Erdbeben. verursacht durch da» Zusam menstürzen unterirdischer Hohlräume, ferner die Explosionsbeben, nach Alexander von Humboldt» Ansicht entstanden durch „die Reaktion des Erdinnern gegen die erkaltete Erdkruste", und drittens tektonische Erd beben, die ihre Ursachen wahrscheinlich in dem Uebergang des GaseS im Erdkern in den flüssigen oder festen Rindenzustand baden. Neben den Ursachen ist der Stärkegrad und die Form der einzelnen Erdbeben verschieden: ein kurze», geringes Zittern der Erdoberfläche, oder eiu schwanken, oder eine wellenartig fortschreitende horizontale Bewegung. Da» AuSdehnnngSgebiet ist meistens ein verhältnismäßig kleiner Be zirk, manchmal werden die Wirkungen aus Hunderte von Meilen verspürt. Bei uns in Europa sind es zumeist die drei südlichen Halbinseln, die vom Erdbeben heimg,sucht werden. Ihnen folgt statistisch Ungarn und dann die Gegend am Mittelrhein. In den anderen Erdteilen steben die Westküste Amerikas, besonders Südamerika, nnd die Ostküste Asiens, besonders Japan, an der Spitze. Unter den vielen Erdbeben, die im Laufe der Jahrtausende unsere alte Mutter Erde »mgestaltet haben, sind von den historisch festgestell ten besonders einige zu einer traurigen Berühmtheit gelangt; ich er innere nur an die Namen Pompeji und Herkulanum. San Jago, Lima, Lissabon, Valparaiso, Tokio, Ischia, Laibach. Die Verschüttung Pompejis und HerkulanumS im Jahre 79 nach Christus durch den Ausbruch des Vesuvs hat nnS Plinius überliefert und Bulwer anschaulich geschildert. Die Zerstörung von San Jago in Chile im Jahre 1647 wählte sich unser unvergeßlicher Heinrich von Kleist zum Vorwurf einer Novelle, in der er die Schrecken des Tages ausführlich beschreibt. Ungefähr 5000 Menschenleben kostete dieses Erd- beben. Weit größere Opfer forderte das Erdbeben von Lima in Peru am 28. Oktober 1716, bei welchem über 6000 Einwohner unter den Trümmern ihren Tod fanden. Peru ist überhaupt von Erdcrschütte- rungen heimgesucht: über 20 bedeutende Erdbeben haben dort in den Jahren 1582 biS 1828 stattgefunden. Doch diese beiden an und für sich schon so gewaltigen Erdbeben wer den durch eines um die Mitte deS 18. Jahrhunderts weit in den Schat ten gestellt: ich meine das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755. Seine Wirkungen waren furchtbar, und nach seiner Ausdehnung war es das größte bisher vorgekommene; nicht weniger als 30 000 Menschenleben wurden dadurch vernichtet, nnd die Erschütterung um faßte den dreizehnten Teil der gesamten Erdoberfläche. Der berühmte Geograph Karl Ritter berichtet uns darüber: „Das Erdbeben am 1. November 1755, das seinen furchtbarsten Schlag an der Südwcstspike von Europa, von den Mauern des Es- curial bis Lissabgp tat, aber auch gleichzeitig die atlantischen Küsten von Madeira über Marokko, Tctuan, Algier bis Tunis umlief, Korsika und das Wallis beben und alle Seen durch die Mitte Europas, vom Züricher, den Rbeinwasserzug hinab bis in die Niederlande über das Meer durch die britischen Inseln bis zum Loch Nuß, in Skandinavien, selbst bis Fahre und Abo in Finnland schwanken machte, setzte ganz Europa in Schrecken." Eine, wenn ich sagen darf, gute Wirkung hatte dieses Erdbeben allerdings auch, daß sich nämlich Fachmänner aller Nationen von diesem Zeitpunkt an eingehender mit der Erforschung und Beobachtung der Erdbeben befaßten. Daß Portugal, und besonders der Boden von Lissa bon, stets von Erdbeben heimgesucht wurde und voraussichtlich auch ferner gefährdet sein wird, beweist der Umstand, daß dort in den Jahren 1060, 1146, 1579, 1722, 1796, 1807 und 1858 gleichfalls Erschütterungen stattfanden. Doch wir Menschen lieben unsere Heimat, mit der wir verwachsen sind: deshalb findet man auch in jenen Gegenden, wo Erdbeben-Kata strophen sozusagen an der Tagesordnung sind, die Bewohner sich trotz der Verwüstungen und der Gefahren immer wieder ansiedeln. Japan, Südamerika, Süditalien und die Riviera geben uns den besten Beweis dafür. Die Bewohner dieser Gegenden stumpfen gegen die Gefahr, durch die Beständigkeit ihres Vorhandenseins ab. So erklärt sich auch, daß die oftmals beobachteten schwächeren Erdstöße, die größeren Erd beben vorausgingen, also Anzeichen, durch welche die Bewohner hätten gewarnt werden könne», unbeachtet blieben. Gerade bei dem Erdbeben aus Ischia, das am 28. Juli 1883 das herrliche Casamicciola völlig zer störte, läßt sich dieses nachweisen. Hier machten sich bereits seit März 1881 geringere Erderschütterungen bemerkbar. Gerade die Erdbeben der letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhun derts haben die Wissenschaft überaus lebhaft in Bewegung gesetzt. Nicht nur die Natur, Ursachen und Wirkungen der Erderschütternngen wur den zum Gegenstand ernsthafter Forschung gemacht, sondern man be faßte sich auch mit der Aufgabe, Möglichkeiten und Hilfsmittel zu fin den, um Erdbeben-Katastrophen vorher bestimmen und ansagen zu können. Diese Aufgabe ist allerdings noch ungelöst, aber die wichtigste Erfindung dieser Zeit war der Seismograph, ein überaus empfind licher, feinfühlender Apparat zur Bestimmung von Beginn, Richtung und Stärke her Erdbeben. Derartige seismogravhische Stationen sind auf dem Vesuv und Aetna eingerichtet, in Deutschland ist die bekannteste das seismographische Institut bei Göttingen. Auch Leipzig besitzt ein solches seismographisches Institut in der Königlichen Sternwarte in der Talstraße. Die Erdbcbenforschung ist heute international, nnd im Jahre 1901 wurde in Straßburg i. E-, wo die „Erste internationale Erdbeben-Kon ferenz" stattfand, eine Assoziation aller Staaten gegründet. Hoffen wir, daß die Wissenschaft im Zeitalter der Entdeckungen und Erfindun gen auch auf diesem Gebiet recht bald Erfolge zu verzeichnen habe, zum Nutzen der ganzen Menschheit. (S. auch Letzte Dep.) Deutscher Reich. Leipzig, 30. Dezember. * Tie Erste Tcpu1a1:ou der Erste» Kammer hat am Dienstaa von 1V Uhr vormittags b'S 6 Uhr abends mit nui einilünviger Unter- breckung über die Wahlrechtsreform beraten, ohne jedoch vamit zu Ende gekommen zu sein. Der für beute angekündigte Bericht über den Ver lauf der Schlingen ist auf Mittwoch vertagt worden. An diesem Tage soll von vormittags 10 Uhr an eine neue Sitzung der Deputation stattfinden. * Teilnahme »eö Kaisers an sen sächsische» KorpSmanövern. Wir lesen im „DreSdn. Iourn.": „Aus zuverlmsiger Quelle erfahren wir, raß die Manöver der sächsischen Armeekorps im nächste» Jahre idren Ab'chluß finden solle» in einem zweitägige» Manöver der beiden Korp» gegeneinander. Die Manöver werde» »nter Leitung de« General- inkpckteurS der II. Armeeinspektion, zu der die beiden Armeekorps ge hören, Sr. Hoheit des Erbpiinzen Bernhard von Sachsen-Meiningen abgehalten Werve», wahrscheinlich am 20. und 21. September. Da die Kaisermanöver meist schon Mitte September ihre« Abschluß finden, ist es nicht ausgeschlossen, daß S«. Majestät der Kaiser auch diesen Manöver« beiwo bnen wird, wie er eS auch im Jahre 1908 bei den unter Leitung des Generals v. der Goly, Gcneralinspekteur» der VI. Armeeinspektion, stattgesundenen Manöver» de< Ö gegen das XVII. Armeekorps getan hat. * Al» Helles Nachfolger und ^aussichtsreichster Kandidat" für den Posten des preußischen Kultusminister» wurde von einer Berliner Korrespondenz der jetzige preußisch« Handelsminister Delbrück ge nannt. Der Handelsmiaister erklärte dies« Meldung für erfunden. Er habe keinen herzlicheren Wunsch, al« sei» Ressort -n behalte». * Kiderlen bleibt in Bukarest Neuer« Pressemeldungen besagen, daß Herr v Kiderlen-Wächter, der deutsche Geiandte iu Bukarest, nicht aus seinen Posten zurückkehren werde, sondern dauernd im Auswärtigen Amt Verwendung fiaveu solle. Demgegenüber wird der „Ins." an unterrichteter Stelle mitgeteilt, daß diese Meldung nicht zuirifft. Herr v. Kiderlen wird am 3. Januar von Stuttgart aus in Berlin ein treffen, um zunächst im Auswärtigem Amte zu arbeiten. Wie lange diese Bcschäftrgung bei der Behörde dauern wird, ist noch unbestimmt. Bestimmt ist aber, daß Herr v. Kiderlen nach Ablauf dieser Tätigkeit im Auswärtigen Amt sich wieder auf seine« Posten nach Bukarest be geben würde. * RetchstagSnbgeerbneter Help, der früher der nationalliberalen Fraktion augehörte, hat iusolg« de» AuSgangeS seines letzte» Prozesses sein Mandat niedergelegt. Um da« Mandat de» von Held vertretene» Wahlkreise» Syke-Hotz» wird, wie wir bereit» vorgestern des Näheren darlegten, von den Naiienalliberale» »nd de« Welfe» gekämpft werden. * Zur Nachlaststener. -ine Anzahl von Professoren der Berliner Universtlät und von Mitglieder» der Akademie der Wissenschaften will eine Petiiiou an de» Reichstag richte«, daß von der Nachlaßsteuer Kunstwerke aller Art, Manuskript«, Urkimde« nnd selten« Bücher frei gehalten werre». * TaS vaukgesetz. Wie die „Berk. Univ.-Korr." zuverlässig hört, ist die Novelle zum Bankgesetz vom BnndeSrat« den beide« Ausschüssen sür Rechnungswesen sowie für Handel und Verkehr überwiesen woreen. Das neue Bankge'etz dürfte noch in dieser Session vor den Reichstag gelangen, da das Bankprivilegium bis zum 31. Dezember 1909 gekündigt oder verlängert werden muß. * Berliner tschechische Vereine beabsichtigen, wie ei« Prager Blatt meldet, in Berlin ei» tschechische» BereinShauS zu gründen. * Präsident Castro hat die Privatklinik deS Professors Israel ver ¬ lassen «uv ist nach dem Hoiel Esplanade übergesievelt. Der Präsident wird von Professor JSrall weiter behandelt werden. Eine Operation hat dieser nicht lür notwendig befunden. Castro wird sich wahrschein lich dauernd m Berlin uiederlasse», jedoch har er einen definitiven Entschluß noch nicht gefaßt. G * Geschwaderchefwechsel in Ostasierr. Konteradmiral Coerper, der Chef des deutschen Kreuzergeschwaders in Ostasien, ist jetzt nach zweijähriger Tätigkeit in die Heimat zurückberufen worden. Coerper war 1896/97 Kommandant deS Kreuzers „Seeadler" auf der ostaffika- nischen Station und dann über 6 Jahre hindurch Marineattachö bei der Botschaft in London. Dieses Kommando wurde nur unterbrochen durch ein etwa einjähriges Kommando deS Klottenslaggschiffesw,Kaiser Wilhelm II.". Im Mai 1907 übernahm Coerper das Kommando als Chef des ostasiatischen Kreuzergeschwaders. Da Coerper der älteste Konteradmiral ist, wird er vor seiner Heimkehr noch zum Vizeadmiral befördert werden. — Sein Nachfolger, Konteradmiral Jngenobl, war während des chinesisch-japanischen Krieges 1894/95 Kommandant des später untergegangencn Kanonenbootes „Iltis" und nahm als solcher nachdrücklich die deutschen Interessen wahr. Nachdem er die Kwenzer „Kaiserin Augusta" und „Hertha" befehligt hatte, war er von 1904 bis zum Herbst dieses Jahres Kommandant der Kaiserjacht „Hohenzollern" und seitdem zweiter Admiral deS I. Geschwaders der Hochseeflotte. Das ostasiatische Kreiuergeschwader besteht zurzeit aus dem Panzerkreuzer „Fürst Bismarck, sowie den Kreuzern „Leipzig", „Arkona" und „Niobe". Dem Geschwaderchef unterstehen ferner vier Kanonenboote, zwei Torpedoboote und drei Flußkanonenbovte. * Ter Verkauf van TtamantenfelScrn in Drtttschsndwest. Zu der Meldung von dem beabsichtigten Verkauf dc« Diamantenfeldes KolmanSkop erfährt die „Inf." an zuständiger Stelle, daß amtlich bisher eine Meldung, die hierüber eine Bestätigung bringt, nicht eingetroffen ist. Wenn auch zunächst Private, die ein Diamantenfeld erworben baden, an dem Ver kauf nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen seitens der Regierung nickt gehindert Werden können, so ist man selbstverständlich entschlossen, die Interessen deS Reichs in solchen Fällen eneraiscb zn wahren. Sicher ist, daß weder die Kolonialgesellschaft nock der Fiskus die Abncht haben, Diamantenfelder abzugeben. Nickt unwahrscheinlich ist es, daß dieselben Interessenten, die, wie gemeldet wurde, in Lüd.ritzbucht sich gegen DiamantenauSstlbrzoll erklärten, auch diesmal mit diesen Gerüchten zu> Inn haben, da ibucn eine Preissteigerung der Diamanten nur willlommcn sein kann. Ausland. Oestcrrerch'Unffarn. " Die Stellung des NriegSminifterS Schoenaich erschüttert. Aus Pest wird gemeldet: Die Stellung deS Kriegsministers Schoenaich wird hier als erschüttert angesehen Sein Sturz würde hier umiomchr be dauert werden, weit dadurch auch die Lage ter ungarischen RrgiekUNst sehr erschwert werden würde. Ich erfahre über die Vorgänge folgendes^ Schon seit Monaten ve>handeit Schoenaich mit der ungarischen Regierung unter ausdrücklicher Bewilligung deS Kaisers und mit dessen Wissen über die militärischen Fragen. Die Berichte über den Fortgang dieser Verhandlungen wurden vom Kaller stets zur Kenntnis genommen, doch behielt er sick die Entscheidung für eine spätere Zeit vor. Als nun vor einigen Tagen durch eine Mitteilung deS KriegsmintsterS bekannt wurde, daß dieser geneigt sei, als Gegenleistung für die Genehmigung deS er- hvkten Truppenkontingents und der Vermehrung der Munition sowie sür andere Neuerungen in dem zn revidierenden Wehrgesetze den Ungarn gewisse Zugeständnisse hinsichtlich ibrer nationalen militärischen Forderungen zu macken, eilte der Throniolger Erzherzog Franz Ferdinand, der damals in wichtigen Privatangelegenheiten in Italien weilte, schnurstracks nach Wien zurück und erklärt«, er werde mit seiner ganzen Kraft gegen diese Zugeständnisse ankümpfeu, auch wenn eS die Stellung des Kriegs- ministerS kotieu sollte. Dem Ilwonfolger stimmt der weitaus größte Teil der höheren Generalität zu, so daß Schoenaich nahezu vereinsamt Ist. Tie Aktion des Thronfolgers richtet sich aber nicht gegen die ungarischen nationalen Forderungen, denen er durchaus nicht abgeneigt ist, soweit sie nicht dir Einheit ter Arme« zu gefährde» drohen, er bat sogar eigen- händig eine neue Marinrfahne in Farben nuSgesührt, die der staatsrechtlichen Stellung Ungarns entsprechen würde, nur will er diese Zugeständnisse als Grgenleistuug nicht für die Erhöhung de- Truppenkontingents mache», »veil di« jetzige uugaristke Koalitionsregierung i« Staue de» bekannten Paktes, den sie, al« sie »ur Regierung gelaugt», mit der Kron« abschloß, hierzu ohnehin verpflichtet ist, «eua die Notwendigkeit hierfür Antritt, was ja ange sichts der orientalischen Wirren heute zweifelsohne der Fall ist. Infolge dek EingreisenS deS Thronfolgers sind nur di« Verhandlungen d«S KriegsministerS mit der ungarilckrn Regierung ins Stocken geraten, und dir ungarische Regie rung weigert sich, die Forderungen der Krieg-Verwaltung bezüglich der MunitionSergänzung zu bewillige«. Frankreich. * Tie Zustände in» Heer. An« Tonlon wird gemeldet: Belm 22. Ko- lonial-Jiifanterle-Regimrut haben sich in der letzten Zett die Vergehen gegen die Disziplin in solchem Maße gemehrt, daß der Oberst i» Einvernehmen mit dem Brigadegeneral beschlossen hat, aus den besonder» Undisziplinierten Mannschaften eine Strafkompanie zu bilde». * Zn» Kall Thalawa» wird an« Part», 2S. Dmewbe^ «etter ge meldet: Die nattanaltfttscheu and rotzaltfttschen vereint»»»««» hielten gestern abend unter dem Vorsitz Nochefart« eine von mehrer«» Tausenden be tuchte Versammlung ab, in der die Entrüstung über de» BeschichtSprofcsfor Thalamas zum Ausdruck kam und deo patriotischen Studenten, welche die Junpfrau voo Orlran« gegen die Verunglimpfungen diese- Professor« verteidigt hätten, dir Glückwünsche »nd Bewunderung der Versammlung anSgrjprochev wurden. Rußland. " Freiwillig« für Serbien. Amt Belgrad wird gemeldet: Hiesige Blätter veröffentlichen eine Preklawatie» de« rassisch«» Generals Lippowae in Odessa, die an da« russische Volk gerichtet ist. I« dieser Proklamation werden alle dieirnige» Russen, welche sich al- Freiwillige sür Serbien gemeldet haben, ausgefordert, am 1b. Januar allen Stils sich in Odessa einzustellen, wo sie bewaffnet und dann von dort nach Serbien befördert werden solle». Perfierr. « * Zur Situation wird aus Teheran gemeldet: Endlich ist der Staats- rat zusammengetreten, um im Stadtpalait dreimal wöchentlich seine Sitzungen abzuhalien. Die Sitzungen sind vollständig nrheim. Vorsitzender ist Nez,» El Molk. Aoßertem ist genern wieder der Erlaß de« Schabs über die Aushebung de« Parlaments öffentlich angeschlagen worden. Englands Einspruch bat also nicht viel genützt. Es ist hier sehr bemerkt worden, daß der Ion der englischen Zeitungen in letzter Zeit umgeschlagrn ist, und daß darin die persischen Verhält nisse recht schies dargestellt werden. Man vermutet wohl nicht mit Unrecht, daß England einer russischen Okkupation nicht mehr abgeneigt ist und nur daS englische Volk mit dieser Sinnesänderung langsam vertraut gemacht werden soll
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