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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nvffen, Sievenleyn und die Umgegenden. Amtsblatt Nr das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 53. Dienstag, den 8. Juli 1873. Bekanntmachung, weitere Vorsichtsmaßregeln gegen die Cholera betr. Aus Anlaß der unweit der Grenzen des hiesigen Gerichtsamtsbezirks noch immer herrschenden Cholera sind außer den in der Bekanntmachung vom 26. vorigen Monats angeordneten Vorsichtsmaßregeln noch weitere zu ergreifen. Seiten des unterzeichneten Königlichen Gerichtsamtes wird daher auf bezirksärztlichen Antrag für den hiesigen Amts« bezirk nicht nur die Abhaltung von öffentlichen Tanzmusiken, Schaustellungen und anderen öffentlichen Volksbe lustigungen im Hinblick darauf, daß wesentlich durch einen größeren Zusammenfluß von Menschen der hier drohenden Ge fahr der größte Vorschub geleistet wird, vorläufig und bis auf Weiteres hiermit untersagt, sondern auch die Einhaltung einer Polizeistunde dergestalt angeordnet, daß die Gastwirthschaften, Schankstätten und Vergnügungslocale jeden Abend von 11 Uhr ab bei Vermeidung der in Z 365 des D. R. Strf. Ges. B. angedrobten Strafen zu schließen sind. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 7. Juli 1873. In Stellvertretung: vr. Gangloff, Assessor. Auf Antrag der Erben des Mühlenbesitzers Ernst Leberecht Winklers in Herzogswalde sollen am 14. Juli 1873 Vormittags 11 Uhr die zu dessen Nachlaß gehörigen Grundstücke Folium 57 und 69 des Grundbuches für Herzogswalde und Folium 127 des Grundbuches für Mohorn, welche ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 14801 Thaler —- —, ge- würdert worden sind, nebst einem Theil des Inventars und am 15. Juli 1873 von Vormittags N Uhr an verschiedene Nachlaßeffecten, Kleidungsstücke, Haus- und Wirthschastsgeräthe in dem Müh- lcngrundstücke Winklers zu Herzogswalde versteigert werden. Erstehungslustige werden hierzu mit dem Bemerken eiugeladen, daß eine Beschreibung des Grundstückes nebst Oblasten- verzeichniß, sowie die Erstehungsbedingungen aus dem an hiesigem Gerichtsbrcte befindlichen Anschläge zu ersehen sind. Wilsdruff, am 30. Mai 1873. Königl. Gerichts-Amt daselbst. Leonhardi. Wilsdruff, 7. Juli 1873. Nachdem, wie auch gar nicht anders zu erwarten war, die Königliche Kreisdirection zu Dresden die Wahl des Herrn Adv. Sommer zum Bürgermeister unserer Stadt genehmigt hat, wird nächsten Freitag Seiten des Herrn Amtshauptmann v. Vieth die Einweisung desselben in sein Amt erfolgen. Hieran wird sich Mittag V-1 Uhr im Weißen Adler ein Fest essen anschließen, zu welchem die Bürgerschaft durch ein zu sammengetretenes Festcomits mittelst Circulair eingeladen Wird; gewiß würde es unsern neuen Herrn Bürgermeister an genehm überraschen, wenn sich eine Anzahl von seinen vielen in der Umgegend habenden Freunden daran betheiligten, zu welchem Zwecke im Gasthof zum weißen Adler bis Donners tag früh eine Zeichnungsliste ausliegen wird. Umschau. Im preußischen CultnSministcrium sind nunmcbr bis auf wenige Einzelheiten die gesummten Ausführungsvorschriften für die kirchlichen Gesetze beendigt. Es steht, wie wir mit Bestimmtheit ver nehmen, binnen Kurzem die Anordnung bevor, wonach diejenigen geistlichen Lehr- und Erziehungsanstalten, über deren Einrichtungen der gesetzliche Nachweis verweigert wird, den ihnen bislang gewährten Zuschuß aus Staatsmitteln verlieren und die Anstalten selbst geschlossen werden sollen. Die kürzlich in Fulda versammelt gewesenen preußischen Bi schöfe hatten dem Papste eine Abschrift des von ihnen gegen die preußischen Kirchengesetze erhobenen Gesammlprotestcs übersendet. Der Papst hat darauf jetzt mit einem Schreiben an den Erzbischof von Köln geantwortet, in welchem er hervorlwbt, daß er das größte Vertrauen in die deutschen Bischöfe setze und überzeugt sei, daß die selben alle der Kirche zustehendcn Rechte zu wahre» wissen würden. Der von Vertretern der Staaten Europas und Nordamerikas zur Berathung eines gemeinsamen Postvertrages zu beschickende Kongreß wird spätestens am I.September d. I. iir Bern zusammen- trcten. Die Räumung der französischen Departements wird Anfangs August beendet sein. Die ersten französischen Truppen werden am 2. August in Nancy erwartet. — Die Zahl der neuerdings verhaf teten Communisten beträgt 89. — Die Berichte, welche die franzö sische Regierung aus den Departements erhält, lallten beunruhigend. — In den Städten wie auf dem Lande wächst die Entrüstung über den clcricalcn Fasching, der jetzt von allen Seiten in's Werk gesetzt wird. Das Landvolk ist besonders erbittert, weil eS schon jetzt von der Geistlichkeit stark belästiget wird, und die, welche sich den Geboten derselben nicht fügen, auf alle mögliche Weise chicanirt werden. Die Bauern befürchten auch, daß man sie wieder unter das geistlichfeudale Joch bringen will, unter dem sie sich bis 1789 befanden. Aus Spanien kommt die überraschende Nachricht, daß die Cor tes eine Anwandlung von politischem Trieb und Verstand gezeigt haben, indem sie der Regierung „für außerordentliche Veranlassungen die weitgehendsten Befugnisse", d. h. mit anderen Worten eine die»