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C. F. Zehl. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 13. Juni. Eine Kanne Butter 18 Ngr. — Pf. bis 20 Ngr. — Pf. Ferkel wurden eingebracht 134 Stück und verkauft L Paar S Thlr. — Ngr. bis 13 Thlr. — Ngr. an den Meistbietenden gegen baare Bezahlung verauctionirt werden. auch zur Ausführung. Er wanderte, wie einst sein Bruder, zur Werkstatt des berühmten Goldschmiedes, um einen kostbaren Schmuck zu bestellen. — Argentino empfing den Edelmann mit einem finstern Stirn- runzcln. Seinem Schwiegersöhne war es endlich gelungen, dein Alten das Versprechen abzunehmen, daß er solche Aufträge ohne Weiteres zurückweisen wolle, die ihn wieder in die furchtbarste Ver suchung führen und zum Morde treiben mußten. — Kaum war Graf Berquelin eingetreten und hatte seinen Wunsch ausgesprochen, da sah August den Alten mit seinen guten, ehrlichen Augen so mahnend an, daß dieser sich zur Ablehnung des ver führerischen Auftrages aufraffte. Der Graf war aber viel zu sehr Bretagner, um sich so leicht abweisen zu lassen, selbst wenn er hierauf nicht seine Pläne gebaut hätte, würde er eigensinnig auf seinem Kopf bestanden haben. Er wiederholte dringender und fast befehlend seinen Wunsch. Noch ehe der Alte antworten konnte, sagte August ebenso höf lich wie bestimmt: „Es ist rein unmöglich, wir sind mit Aufträgen überhäuft, und wir dürften Sie doch nicht Monate lang warten lassen." Der Graf blickte mit hochmüthiger Verwunderung auf den jungen Menschen, der sich mit solcher Dreistigkeit in das Gespräch gemischt und auf seinem stolzen, strengen Antlitz stand deutlich zu lesen: „Was wagst Du zu antworten, wenn ich Dich nicht gefragt habe." August hatte ihn wohl verstanden und mit einer leichten Ver beugung fuhr er fort: „Als künftiger Schwiegersohn des Herrn Ar gentino bin ich in das Geschäft völlig eingeweiht und deshalb wiederhole ich, daß die Ausführung Ihres geschätzten Auftrages eine reine Unmöglichkeit ist." „Ich werde jeden Preis dafür zahlen und will auch gern einige Wochen warten, nur muß mein Schmuck reich und kostbar ausfallcn." „Auch dann nicht", versicherte der junge Merton eifrig. Argentino konnte nicht länger seine Unruhe bemeistern; sein Athem ging tief und schwer, auf feiner Stirn standen große Schweiß tropfen und er rückte auf seinem Stuhle unruhig hin und her, die Lippen halb geöffnet, als wolle er schon das entscheidende Wort herausstoßen und doch fühlte er sich von den Blicken seines Schwieger sohnes wie gebannt. Dem scharfen Auge des Bretagners entging das seltsame Be nehmen der Beiden nicht. Warum lehnte der junge Mensch, der sich als Schwiegersohn des Alten bezeichnete, den Auftrag förmlich ängstlich ab und warum fügte sich der Alte, wenn auch noch so widerwillig, dem zwingenden Einfluß des Jüngern? Lag hier schon der Schlüssel zu dem Geheimniß, das er entdecken wollte? Aber wenn der berühmte Goldschmied mit den nächtlichen Räubern in irgend einer Verbindung stand, würde er dann den Auftrag abge- lchnt haben? Doch wollte er das wirklich? Fügte er sich nicht bloS dem überlegenen Willen seines Schwiegersohnes, der eine seltsame Herrschaft über den Alten ausübte, wie sie in solchen Fällen höchst ungewöhnlich ist? (Fortsetzung folgt.) Holz Auetivn. Sonnabend, den 21. Juni, von früh 9 Uhr an, sollen itl der 8tratk ru lämbaok S8 Meter LiinmvrspüNne, 4 - 8vI»eitlLl«tteri», 1 M»uLe» LinrinvrspLNue, SV Nekteue 8tämine, von 12 bis 25 Ctm. Mittelstärke, 1 LteNe, 24 Ctm. Mittelstärke, SV 8t»»jxen, von 8 bis 12 Ctm. unterer Stärke 8 LLelerne und NeNtvue IL1üt«vr, von 21 bis 29 Ctm. oberer Stärke und Kirschen Verpachtung. Nächsten Sonntag, den 32. Juni, Mittags 2 Uhr, soll die diesjährige Kirschnutzung des Vutes Xo. 3 ru LirLvu- kain jm dasigen Schanklocale bei der Hälfte Anzahlung meistbietend verpachtet werden. Kroße Wuction in der sechsten Wühle zu Weißen- Geschäftsaufgabe und Wegzugs halber lasse HontLg, ävn 23. unö vikN8iag, äen 24. Ium a. e., jedesmal Vormtitags von 9 Uhr an, sämmtliches lebendes und todtes Inventar, dabei 2 starke Arbeitspferde, 2 Kühe (neumilchend), mehrere starke Wagen, 1 Kutschwagen, Geschirre, Ketten, 1 Wurfmaschine, große Decimalwaagen u. s. W. u. s. w., ferner verschiedenes Mobiliar, Sopha's, Schränke, Kommoden, Tische, gute Rohrstühle, Betten, Schank- und Backutensilien, sowie viele Haus-, Küchen- und Wirthschaftssachen gegen baare Zahlung in gangbaren Münzsorten meistbietend versteigern, mit dem Bemerken, daß das Vieh Montag Mittag 12 Uhr zur Versteigerung kommt. — 3 Höllenqualen, die ihn heimlich folterten, war das Glück nicht zu theuer erkauft, dies engelsgleiche Geschöpf zu besitzen. . . Graf Henri Berquelin war nicht der Mann, einen einmal ge- saßlen Vorsatz so leicht aufzugeben. Comtesse Clemence hatte ihm ihre Hand zugesichert, wenn er den Mörder Eduards wirklich ent decke und nun galt es, alles dran zu setzen, um an dies Ziel zu ge langen. Gerade das die geistreiche junge Gräfin für die Erfüllung ihres Wunsches einen solchen Einsatz gewagt, entflammte ihn noch mehr. Er mußte Clemence bewundern, die sich stets so eigenthümlich zeigte und mit ivren romantischen Neigungen sein höchstes Interesse erregte. Das Fremdartige in ihrem Wesen zog ihn mächtig an. Während er kühl und besonnen seines Weges ging, war sie stets feurig, enthusiasipch, leicht für irgend eine Idee entzündet, die sie dann mit glühendem Eifer verfolgte, um sie endlich wieder mit einer ander,: zu vertauschen. Er bedurfte einer solchen Anregung, um sein träges Blut in Wallung zu bringen, das dann freilich, einmal er hitzt, nicht so leickt abzukühlen war. Und wenn er wirklich Comtesse Rivöre für sich gewann, welch' ein Triumph für ihn! — Ihr Geist, ihre Schönheit erregte überall die höchste Bewunderung und durch ihre Schwermuth war sie jetzt noch interessanter geworden. Man hätte ihr gar nicht eine solche Herzenswärme zugetraut; aber wie glühend mußte sieden jungenBerquelin geliebt haben, daß sie seinen Verlust so tief betrauerte und ihn noch immer nicht verschmerzen konnte. I» seiner nüchternen, vcrstandesklaren Weise trug sich Graf Henri nicht blos mit Illusionen; er wendete auch all' seine Kraft und seinen Scharfsinn dran, um sein Ziel zu erreichen. Keine Mühe ließ er sich verdrießen, um sich über die kleinsten Umstände bei den früheren Mordansällen zu unterrichten. Dabei erregte ein seltsamer Umstand seine besondere Aufmerksamkeit. Warum waren gerade Diejenigen ermordet worden, die ans der Werkstatt Meister Argen tino'» einen Schmuck empfangen?! — Freilich war er der berühmteste Goldschmied, bei dem vorzugsweise die vornehme Welt ihre Arbeiten bestellte; aber für den argwöhnischen Bretagner blieb die Sache immerhin auffällig und er' beschloß, ihr auf den Grund zu gehen. Vielleicht stand der alte Juwelier mit den nächtlichen Räubern in irgend einer Verbindung und jedenfalls mußte er hier die Fäden an- knüpfen, um dem furchtbaren Geheimniß auf die Spur zu kommen. Wenn er ganz wie all' die Liebenden verfuhr, die den Mördern in die Hände gefallen waren, dann konnte er wohl am sichersten darauf rechnen, sie in dieser Weise ebenfalls herbeizulocken und mit ihm sollten sie nickt, wie mit all' seinen unglücklichen Vorgängern, so leichten Kaufes fertig werden. — Wie er genau ermittelt, war stets das arme Opfer niederträchtiger Raublust mitten in's Herz getroffen worden; — die Mörder hatten sich also auf diesen Stoß eingeübt und damit bisher den sichersten Erfolg gehabt. Der Angesallene war stets lauilos zusammengebrochen und hatte auf der Stelle sein Leben ausgehaucht. Darauf hin baute Graf Henri seinen Plan. Hatte er nur erst die nächtlichen Mörder herangelockt, dann sollten ihre Dolche nicht so leicht den Weg zu seinen Herzen finden und sein gutes Schwert konnte schon mit ihnen fertig werden, war er doch durch seine Tapfer keit und Kühnheit allgemein gefürchtet. Wohl halte sein Bruder dieselben Tugenden besessen; aber ihm fehlte jene Ruhe und Umsicht, die den älter» Berquelin zu einem so gefährlichen Gegner machten. Die nächtlichen Mörder sollten erfahren, daß sie endlich ihren Mann gefunden. Kaum war Graf Henri mit seinem Plane fertig, so schritt er