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2 Der Versaffungsausschuß des Bundesraths hat sich für Ablehnung der Reichs-Diäten ausgesprochen, aber für die Gewährung freier Fahrt auf den Staatseisenbahnen, welches Verfahren die Privalbahnen voraussichtlich ebenfalls befolgen werden. Die Voß'sche Zeitung in Berlin will wissen, daß aus Anlaß der in jüngster Zeil erhobenen Klagen einer Reihe von Kleinstaaten, namentlich der thüringischen, über die finanziellen Opfer, welche ihnen die Verfassung des deutschen Reiches auferlegt, die Neichsregierung jetzt ernstlich gewillt sei, baldmöglichst die Matricularumlagen abzuschaffen und durch Reichssteuern zu ersetzen. Am Rathhaus in Neustadt in Schlesien ist folgende telegraph. Depesche angeschlagen: „Berlin 17. Mai 73. An Director Raczek. Friedrich Graf Stolberg hat zu Schloß Falkenberg die in der Schles. Zlg. seinerseits bestrittene Aeußerung: „Wenn Graf Bismarck ge hängt werden soll, so ziehe ich mit am Strick" in meiner Gegenwart gethan. (Gez.) Graf Frankenberg (Tillowitz), Reichstags abgeordneter." Diesen Graf Stolberg haben soeben die Ultramontanen in Neustadt rc. zum Neichstagsabgeordneten gewählt. In Carlsbad macht folgender Vorfall unangenehmes Aufsehen. Im Speisesaale des Hotel Hannover setzte sich der (frühere) öster reichische Finanzminister vr. Brestel an einen Tisch, an welchem drei preußische Offiziere saßen. Da rief einer der Offiziere: Kellner, wir fitzen nicht mit Jedermann an einem Tisch, schaffen Sie diesen Herrn da fort! — vr. Brestel stand sofort selber auf, nahm seinen Teller in die Hand und setzte sich an einen anderen Tisch. — Die Offiziere sollen sofort Carlsbald verlaffen haben, nachdem sie Brestels Namen erfahren. Man schreibt der „K. Z." vom 25. Mai aus Paris: Wer am meisten mit dem Ergebnisse der Abstimmung vom 24. Mai zufrieden ist, das sind die Bonopartisten. Gestern Abend sckon ließen Offiziere iit Civil, mit anderen Bonopartisten im Caso Hills versammelt und halb betrunken, den Kaiser hoch leben. Die Rufe tönten durch die halbgeöffneten Fenster über den Boulevard, doch gab es keinen Auf lauf. Die einsichtigen Legitimisten fangen an, einige Unruhe zu em pfinden. Sie begreifen, daß die Orleanisten des rechten CentrumS, in der Absicht, einige Ministerportefeuilles zu erhaschen, sie verleitet haben, den Bonopartisten in die Hände zu arbeiten. Die Offiziere, welche dieser letzter» Richtung angehören, find außer sich vor Freude über die Ernennung des Marschalls Mac Mahon. Mag derselbe immerhin versichern, keiner Partei anzugehören, so ist er im Grunde seines Herzens Bonopartist. Er steht mit der Kaiserin in gutem Ein vernehmen. Eine einfache Thatsache, gestern noch von gar keiner Be deutung, als der Marschall noch keine politische Rolle spielte, verdient heute alle Beachtung. Sie ist wenig bekannt, aber durchaus verbürgt. Als die Prachtwagen des kaiserlichen Hofes verkauft wurden, gab die Exkaiserin Jemanden in Paris den Auftrag, vier derselben unter einen angenommenen Namen anzusteigern. Und dieser Jemand war eben Marschall Mac Mahon. Derselbe trug einem seiner alten Ad jutanten auf, das Geschäft auszuführen. Die Wagen stehen noch in Paris, und der angedeutetc Adjutant äußerte gestern in einer bono- partistischen Gesellschaft: „Mit diesen Wagen wird die Kaiserin mit dem kaiserlichen Prinzen ihren triumphirenden Einzug in Paris halten." So groß ist die Siegeszuversicht schon in diese» Kreisen. Einige Royalisten, die weniger verblendet sind, als die »reisten ihrer Partei genossen, werden schon bedenklich über die Worte, die Casimir Perier gestern nach seinem Sturze aussprach. Er sagte nämlich mit Bezug auf die Gruppen der bonopartistischen Deputieren: „Wer hätte ge dacht, daß eines Tages diese vierzig Stimmen in Wirklichkeit die Kammer darstellcn werden. Wenn wir das gewußt hätten!" Aber es ist zu spät, und die Beamten deS zweiten Kaiserreichs, die durch Picar, Perier und Victor Lefranc in ihren Stellen erhalten worden sind, werden bald dieselbe Siegesgcwißheit zeigen, wie heute schon die bonopartistischen Offiziere zu Paris. Der stille Wunsch der Gegner der Republik wäre eine sofortige Vertagung der Kammer. Man fürchtet eine starke republikanische Opposition im Schooße der Versammlung unter der Führung von Männern, wie Thiers, Grevy und Casimir Perier. Man möchte in aller Stille das Land bearbeiten, ohne die Kritik der parlamentarischen Opposition, welche den republikanischen Gedanken im Lande wach halten würde. Einstweilen haben die Verhaftungen bereits begonnen. Gestern Abend haben die Stadtsergeanten, meist alte Bonopartisten, noch ohne höher» Auftrag gehandelt. Sie glaubten aber bereits ihren Eiser zeigen zu muffen, indem sie die Arbeiter verhafteten, welche sich auf der Straße etwas zu lebhaft unterhielten. Herr, es will Abend werden! seufzt PiuS IX. Im Vatican in Nom kommt er sich wie ein Gefangener vor, weil ihm Italien den weltlichen Scepter über Rom und den Kirchenstaat entwunden hat und nun rückt man auch in seiner nächsten Nähe seinen geistlichen Hülfs- truppen zu Leibe. Das italienische Parlament in Rom verhan delt in stürmischen Sitzungen über die Klosterfrage; es sollen 500 Klöster mit etwa 8000 Mönche» und Nonnen aufgehoben werden und es scheint, daß die betr. Vorlage angenommen wird. Ein Antrag Mancini's, die Jesuiten aus Italien anszuweisen, wurde zwar ver worfen, dagegen ein anderer Antrag angenommen, den Jesuiten- General von den Benefizien der anderen Ordcnsgenerale (Jahresrente von 400,000 Lire) anszuschließen. Der Papst hat sich schon erhoben, um über Minister und Abgeordnete den Bannstuch anszusprechen und alle Käufer von Kirchengülern zu excommuniciren. Vermischtes. * Von der Schneekoppe schreibt man, daß der genannte Berg vom Gipfel bis zum Fuße mit einer so großen Maffe Schnee bedeckt, wie solche im Monat Mai dort noch nie erlebt worden. Die Bäume und Sträucher gucken nur hier und da aus der Schneehülle hervor. Selbst im December und Januar hatte es im Riesengebirge nicht so viel Schnee gegeben als im jetzigen „Wonnemonat." * Paderborn, 19. Mai. Das „W. Vbl." schreibt: Gestern (Sonntag) Nachmittag 6'/« Uhr entlud sich über unserer Stadt mit heftigen Donncrschlägen ein Gewitter. Kurz darauf verbreitete sich die Kunde, daß in dem benachbarten Flecken Neuhaus der Blitz in die Kirche, woselbst die Gläubigen gerade zur Andacht versammelt waren, geschlagen sei; zwei Personen, die in der Thurmhalle standen, sind sofort getödet und drei bis vier andere schwer verletzt. * Die deutschen Zeitungen in den Vereinigten Staaten Amerikas haben sich seit den, Jahre 1840 von 40 auf 347 vermehrt, von denen 65 im Staate Newyork, 63 in Pensylvanien, 37 in Ohio, 29 in Illinois, 22 in Missouri, 24 in Wisconsin, je 15 in Indiana und Jawa, 13 in Newjcrsey, 9 in Texas, 8 in Kentucky, 7 in Cali-1 formen, 6 in Maryland, 5 in Minnesota, 4 in Louisiana, Michigan und Tennessee, 3 im District of Columbia und je 1 in den übrigen Staaten der Union erscheinen. * Die hübsche Tochter eines Schullehrers aus Wisconsin wollte auf der Eisenbahn fahren, versäumte aber den regelmäßigen Passa- gierzug und mußte deshalb eine Strecke weit im nächsten Frachtzug ' fahren. Weil sonst kein Passagier dabei war, bekam sie ihren Platz neben dem Schaffner. Dem gefiel die hübsche SchullehrerStochter und er raubte ihr halb mit List, halb mit Gewalt nach und nach vier Küsse. DaS Mädchen verließ bei der nächsten Station zürnend und aufgeregt den Wagen und trat, weil der Schaffner kein CrösoS ist, klagend gegen die Bahngesellschaft auf und forderte für jeden Kuß 1000 Dollars Entschädigung. Sie gründete ihre Klage darauf, daß die Gesellschaft keine Schaffner anstelle» dürfe, mit denen man nicht sicher reisen könne, jedenfalls aber gehalten sei, begangene Unarten und Tactlosigkeiten derselben zu vergüten. . Äirchennachrichten aus Wilsdruff. Am I. Pfingstfeiertag: Vormittags predigt: Herr k. Schmidt. Nachmittags predigt: Herr Diaconus Canitz. Am 2. Pfingstfeiertag: Vormittags predigt: Herr ?. Schmidt. Nachmittags predigt: Herr Diaconus Canitz. Kirchenm usiken: Am 1. Feiertage: Pfingstcantate: Singt Jesu Dank — Am 2. Feiertage: Pfingstcantate: Herr der Lebens — von A. Bergt. Im Monat Mai 1873. Getaufte: Mar Hugo, Andreas Wollmanns, Hanvarbeitcrs hier, Sohn; — Gustav Adolph, Karl Fried. Otto Melzers, Handarb, hier, Sohn; — Augusta Clara, Karl Robert Täuberts, Korbmachers hier, Tochter; — Marie Emma, Friedrich Wilhem Fröd^S, Handarbeiters hier, Tochter; — Ida Hewig, Karl Heinrich Schuberts, aus. Bürg, u. Tischlermeisters hier, Tochter; — Ida Ernestine, Karl August Jlschners, Bürg, und Fuhrwerksbesitzers hier, Tochter; — Gustav Friedrich Alfred, Karl Anton Be schorners, genannt Regers, Tischlers u. Eiiuv. hier, Sohn; — Gustav Kurt, Karl Gustav Adams, aus. Bürg. u. Mehlhändlers hier, Sohn; — eine unehel. Tochter in Grumbach. Getraute: 3uv. Hr. Ernst Eduard Junghanns, Pfarrgutspachter in Taubenheim, mit Jgfr. Clara Amalia Winkler hier; — ^uv. Julius Wilhelm Krippenstapel, Leimfabrekant hier, mit Jgfr. Louise Preußer hier; — 3uv. Hr. Gottfried Eduard Borberger, Bürg. u. Gastwirth in Dresden, mit Jgfr. Emma Theresie Müller in Grumbach. Beerdigte: Frau Johanne Wilhelmine Auguste Wiche, geb. Hübner aus Dresden, Mstr. Fried. Wilhelm Wiches, Bürgers u. Schlossers hier, Ehefrau, 58 Jahr M Monate 16 Tage alt; — eine todtgeb. Tochter des Landbriesträgers Fried. Moritz Emmerichs hier; — Frau Friederike Wilhelmine Brehme, geb. Rost hier, weil. Mstr. Moritz Emil Hermann Brehmes, Bürg. u. Schneiders hier, hinter!. Wittwe, 48 Jahr 5 Mon. 13 Tage alt; — Arthur Alfred, Karl Gottlieb Dörings, Bürg. u. Maurers hier, jung, ^ohn, 15 Tage alt; — Frau Johanne Caroline Hoyer, geb. Laatz aus Haibau b. Sorau, weil. Mstr. Gottlieb Heinrich Hoyers, Bürg. u. Klempners hier, hinter!. Wittwe, 79 Jahr 3 Mon. IO Tage alt; — Anna Bertha, Mstr. Iuliu- Moritz Weldes, Bürg. u. Schneiders her, jüng. Kind, 9. Mon. -t Tage alt; — außerdem 2 unehel. Tochter. 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