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2 Linden, ging nach den Kuhstall nnd tödicic dort 1 Ochsen und 3 Kühe, während die 25-jährige Tochter des Besitzers, die sich mitten im Stalle befand, mit einer kurzen Betäubung davonkam. Die sonst so friedliche Handelsstadt Frankfurt a. M. war in den letzten Tagen der Schauplatz wüsten Aufruhrs eines auf gehetzten Pöbels, der sich mit wahrhaft vandalischer Lust der Zer störung fremden Eigenthums hingiebt, dann Einschreiten der Polizei, und als diese die beihörten Masten nicht zur Raison bringen kann, Aufgebot des Militärs, welches beim Ordnungsstiften auf Widerstand stößt und mit blanker Waffe einschreiten muß, wobei es ein Dutzend Todte und viele Verwundete giebt. Am Scheidewege. Novelle von Ludwig Habicht. (Schluß.) Man klagt über den wilden Strudel, in den das Heben und Treiben der Residenz unaufhaltsam hinabrcißt und doch kann man nirgends so tief einsam leben, als eben da. Ja selbst die anmuthigste Idylle kann sich derjenige verschaffen, den das Schicksal nur mit Glücksgütern reich genug gesegnet. Oder giebt es wirklich etwas Herrlicheres, als eine Villa in einer jener vöm mächtigen Parke ein- gcfriedcten Straßen, mit ihren Balkons und Säulenhallen, die eine Aussicht auf eine stets bunt bewegte farbige Welt eröffnen, mit den schattigen Gärten, den Blumenwcgen, plätschernden Springbrunnen und all' den süß umschmeichelnden Lebeusgütcrn, die daun oft ihren unglücklich-glücklichen Besitzern so werthlos erscheinen. Auf dem Balkon eines dieser reizenden, comsortablcn Garten häuser saß eine alte bescheiden gekleidete Frau, emsig über eine Hand arbeit gebückt, als brauche sie deren Erlös schon in den nächsten Tagen. „Warum gönnst Du Dir keinen Augenblick Erholung, liebe Mut ter?" fragte ein stattlicher Mann, der eben aus dem Balkon heraus- trat und aufmerksam auf die Straße hinausblickte. „Lasse cs nur, ich bin es so gewöhnt." „Du könntest Dir doch jetzt Ruhe gönnen. Der süßeste Traum meines Lebens war es stets, Dir ein behagliches Dasein zu verschaffen und jetzt wo ein unerwartet Glück mir mehr, weit mehr gewährt, als ich je zu hoffen gewagt, bückst Du Dich über Deine Arbeit, als ob immer noch die Noth an nnstcre Thür klopfte." „Und ich begreife gar nicht, wie Du so müßig gehen kannst; mir würde die Zeit lang werden. Warum schreibst Du nicht wieder ein Drama? jetzt, wo Du so viel einflußreiche Freunde hast, würde man es schon aufführcn, oder versuche es doch einmal mit einem Roman. Eagle nicht der berühmte Schriftsteller, den Ihr gestern bei der Abend- tafel hattet, daß er für sein neuestes Werk mehr als 10,000 Thaler erhalten? Das ist doch eine hübsche Summe und die könntest Du Dir leicht verdienen." „Nein, das könnte ich nicht," lächelte Rudolph. „Nun, hast Du nicht auch so viel Talent, wie All' die Andern, die einen Roman nach dem andern in die Welt schicken?" „Nein, liebes Mütterchen, das habe ich nicht, und es macht mein reichstes Glück aus, daß ich dies früh erkannt und mich bescheiden gelernt habe, denn ich kenne nichts Qualvolleres, als dies unnütze, unfruchtbare Mühen der mittelmäßigen Begabung, die um jeden Preis nach Lohn und Anerkennung ringt. Ich begnüge mich damit, alles Schöne und Große in mich aufzunchmen, was auf dem Gebiete der Kunst und Poesie hcrvorgebracht wird und sowohl ich wie meine theuere Helene, haben längst erkannt, das es neben Lem Glück, großes Un vergängliches schaffen zu können, kein reineres giebt, als dies Ge schaffene zu würdigen, zu verstehen, und in seine Seele aufzunehmen." „Ja, Du hast Recht lieber Rudolph," und ein weicher Arm um schlang ihn zärtlich. Es war Helene, die sich geräuschlos genähert. „Wir suchen unser Leben harmonisch zu gestalten und cs hat mein reichstes Glück ausgemacht, daß Du stolz genug warst, den Musen zu entsagen, weil sie Dir doch nicht ihre vollste Gunst ge schenkt." „Aber dieser Müßiggang!" schaltete Frau Stahl ein, die, durch eine harte Schule gegangen, sich mit diesem äolos tar Wente ihres Sohnes nicht befreunden konnte. „Widmet er nicht seine regste Aufmerksamkeit den Knaben, die ihm noch immer den besten Theil ihrer Erziehung zu verdanken haben?" vertheidigte Helene lebhaft ihren Gatten, und nimmt er nicht den wärmsten Antheil an allen Erscheinungen des öffentlichen Lebens? Nein, liebes Mütterchen, wer wie wir als echte Lcbcnsgourmands von Allem den Rahm abschöpfen will, der hat niemals Zeit." Jetzt machten die herciustürmenden Jünglinge dem Gespräch ein End. Sie kamen aus dem Colleg: beide besuchten jetzt die Uni versität. Unter der tüchtigen Leitung Midolphs hatten sich die Kna ben wunderbar entwickelt. Arthur's geistige Fähigkeiten ließen wohl noch etwas zu wünschen übrig, aber dennoch besaß er, eine Menge tüchtiger Kenntnisse und die Professoren waren sehr mit ihm zufrieden. Seine Hcrzensgüte und Herzenswärme bürgt dafür, daß er einmal als der Besitzer der Güter seines Vaters die humanen Anschauungen verwirklichen wird, die Rudolph in seine Seele gepflanzt. Während Arthur sich noch immer voll unendlicher Zärtlichkeit an seine Mama anschmiegt, ist Heinrich der Liebling Stahl's geblie ben, der förmlich stolz auf seinen Zögling. Aber wie hat sich auch die junge, glühende Seele des Knaben entfaltet und mit Feuereifer sich des reichsten Wissensschatzes bemächtigt! Alle großen, erhabenen Gedanken finden ein Echo in seiner Brust und Stahl hofft von seinem Schüler, daß er sich einen bedeutenden Wirkungskreis erringen werde, auf welchen Platz ihn auch das Schicksal einmal stellen möge. Auch die Schwestern Stahl's kehren jetzt zurück, nach denen der Bruder vorhin schon ausgeschaut. Sie haben sich sehr entwickelt und versprechen große Schönheiten zu werde»; die beiden jungen Grafen schwärmen für sie. Trotz ihrer nüchternen und dem Praktischen zugc- wandtcn Lebcnsanschauung verliert sich doch Frau Stahl in die schön sten Träume, wenn sic sieht, wie die jungen Grafen für ihre Töchter eine solch' ungewöhnliche Aufmerksamkeit haben. Die Besitzer der Villa arbeiten freilich nicht, wie es Frau Stahl so gern sähe und wie diese zuweilen noch immer kopfschüttelnd be merkt, langweilen sie sich nicht einmal bei ihrem Müßiggänge; sie schlürfen mit süßem Behagen aus den goldenen Schalen, die sich zu ihnen herabneigen. Nach all' den Stürmen haben sich die Glücklichen in einen Hafen gerettet, der ihnen den reichsten Frieden gewährt. Briefkasten. Herrn Anonymus von hier! Der Wunsch vieler Bürger, daß es einmal nöthig sei, den Herren Bäckern hier von wegen des Brod-Gewichtes auf den Pelz zu rücken, dürfte wohl bei unserer städtischen Behörde am besten angebracht sein. Wir möchten uns da nicht gern hineinmengen. Kirchcuuachrichten aus Wilsdruff. Sonntag Miseric.: Vormittags predigt: ' Herr k. Schmidt. Nachmittags predigt: Herr Diaconus Canitz. Den Herren Schuhmachern voll Wilsdruff und Uingcgcild erlaube ich mir hierdurch ergcbenst anzuzeigen, daß ich vom I. Mai ab meiner Lohgerberei einen Lederhandel incl. Lederausschnitt beifügen werde und halte mein Lager von verschiedenen 8obl- leäern, LraucksollHeckor, ruLIIsäer, sok^aris uuä braune Lixa, LaldksHe, Duelrlecker, bunte uuä braune 8vbskke11s, sowie verschiedene andere in den Lederhandel einschlagende Artikel bestens empfohlen. Hochachtungsvoll kruno 8r6i8ekn6id6r, Lohgerbermeister. H.QQ0H66. Ein noch in gutem Zustande befindliches Wasserrad, 12 Ellen hoch, mit einer 6 Ellen langen eichenen Welle ist auf dem Kalkwerk zu Schmiedewalde bei Wilsdruff zu verkaufen. Wohnungsveränderung. Einem geehrten Publikum von Stadt und Land zeige ich hierdurch ergcbenst an, daß ich von jetzt an im Hause des Herrn Maurermstr. Vüläuer über der Brücke, Dresd. Str., wohne. Für das bisher geschenkte Vertrauen bestens dankend, bitte ich mir dasselbe auch hier zu Theil werden zu lassen. Gleichzeitig empfehle ich von jetzt an alle Sorten Schul bücher und Schreibmaterialien, sowie alle in's Buchbin derfach einschlagende Artikel. Wilsdruff, 17. April 1873. Hochachtungsvoll verw. E Peschel. Ein größeres Quantum Speise- und Samenkartoffeln (Zwiebeln) als auch rothe Futterkartoffeln liegen zum Verkauf bei Unkersdorf. Mehrere Mädchen, welche gesonnen sind, das Schneidern, Maßnehmen und Zu schneiden nach dem neuesten Modejournal gründlich zu lernen, können sofort antreten bei 6br. VMK. Lörner. Kalk - Empfehlung. Seit circa 14 Tagen ist wieder frisedgsbrannlsr Lau- uuä vünMakk auf dem zum Rittergut laudsnlwim gehörigen Kalkwerk in kurkkarltts^aläe zu haben. L. kosbderg, Pachter.