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Wochenblatt 1873. Freitag, den 16. Mai für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlchn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den SLadtrath daselbst. Verordnung, das Erlöschen der Rinderpest in Niederösterreich betreffend. Nachdem die Rinderpest in Niederösterreich erloschen ist, so werden die unter dem 14. November vorigen Jahres gegen dieses Kronland ungeordneten Verkehrsbeschränknngen hiermit wieder aufgehoben. Dresden, den 9. Mai 1873. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Jochim. Bekanntmachung, die Stellvertretung des Bezirksthicrarztcs Rossderx in Räcknitz betr. Nachdem dem Bezirksthierarzte Roßberg zu Räcknitz die aus Gesundheitsrücksichten erbetene dreimonatige Dispensation von seinen Dienstobliegenheiten bewilligt und dessen Stellvertretung während dieser Zeit dem Amtsthierarzte vr. pbi1. Meißner hier übertragen wor den ist, so wird Solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 3. Mai 1873. Königliche KreiSdirection. Stelzner. Stenz. In das Handelsregister für den Bezirk des Königlichen Gerichtsamtcs Wilsdruff hat man heute folgende neu angemeldete Firmen und zwar laut Anzeigen vom 5. dsS. MtS. I ., die Firma: LV LV Zrossdvrx in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Carl Friedrich Roßberg daselbst auf Fol. 17, 2 ., die Firma LV in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Carl August Schönig daselbst auf Fol. 18, ferner lt. Anzeigen vom 6. dss. Mts. 3 ., die Firma in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Carl Traugott Kirscht daselbst auf Fol. 19, 4 ., die Firma »s H in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Johann Heinrich Uhlemann daselbst aus Fol. 20, s . die Firma LLüIru« in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Johann Albert August Kühne daselbst auf Fol. 21, 6 ., die Firma ^Vvl»i»vr in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Wehner daselbst auf Fol. 22, 7 ., die Firma LveKvr in Wilsdruff und als deren Inhaberin Frau Anna Elisabeth verehel. Beeger daselbst auf Fol. 23, und lt. Anzeigen vom 7. dss. Mts. 8 ., die Firma 8trvnI>vL in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Hermann Streubel daselbst auf Fol. 24 und 9 ., die Firma Flvrit« in Wilsdruff und als deren Inhaber Herrn Moritz Patzig daselbst auf Fol. 25 eingetragen. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, den 13. Mai 1873. Leonhardi. Tagesgeschichte. Zu Niederwartha siel von der dortigen Dampfschifflandungs- brücke am vorigen Sonntag Abend, kurz vor Ankunft des nach Dres den fahrenden Dampfbootes, der 10jährige Sohn des Dresdner Schuhmachermeisters Kutschke, gebürtig aus Zitzschewig, in den Strom und mußte ün dieser ungemein ticsen Stelle rettungslos ertrinken. Ausreichende Hilfe war augenblicklich nicht zur Stelle, denn der mit anwesende Lehrling lief vor Angst nach dem Dorfe, um Leute herbei- zuholen und der ältere 12jährige Bruder des Verunglückten vermochte trotz gewagtester und eigner lebensgefährlicher Anstrengungen seinen armen Bruder dem nassen Grabe nicht zu entreißen. Beide konnten nur den bedauernswerthcn Eltern bei ihrer Heimkehr statt ihren Lieb ling die schreckliche Todesnachricht überbringen. Laut Bekanntmachung des Naths zu Dresden wird der dies jährige zweite, in Neustadt-Dresden abzuhaltendc Jahrmakt aus nahmsweise am 9., 10. und II. Juni, infolge dessen auch der Vor markt der Tischler, Polstermöbelhändler und Böttcher bereits am 5., 6. und 7. Juni stattsinden und der Grossvverkauf für wollene, baum wollene und leinene Manufacturwaaren, desgleichen für erzgcbirgischc Schachtel- und Spielwaaren am 6. Juni d.J. seinen Anfang nehmen. Mit diesem Jahre wird Dresden wieder um eine Eigenthüm- lichkcit ärmer werden. Die Väter der Stadt haben nämlich beschlossen, der Bogenschützengilde die Genehmigung zur Abhaltung des weit und breit bekannten Vogelschießens auf dem bisherigen Platze nur noch für dieses Jahr zu crtheilen und den jetzigen Vogelwiesenplatz als einen höchst wcrthvollen Baugrund zu veräußern. Der Stadtrath von Dresden hat in Folge des auf dem Neubau der Strehlener Straße vorgekommenen Unglücks eine Be sichtigung angeordnet; dieselbe ist von dem Baucommissar und tech nischen Mitgliedern der Baupolizeibchörde auch vollzogen worden, und das Resultat ist nach einer erst jetzt erlassenen Bekanntmachung, daß der Bau vorschriftmäßig und solid ausgeführt und in keiner Weise dabei gegen die Regeln der Baukunst verstoßen worden ist, daß auch das Material sich als schadhaftes oder fehlerhaftes nicht erwiesen hat. Es find Erörterungen von der Dresdner Staatsan waltschaft angestellt worden, ob das Unglück ein verschuldetes über haupt ist und wen etwa die Schuld trifft. Zur Zeit haben diese Erörterungen zu einem Erfolge noch nicht geführt. Döbeln, 12. Mai. Seit heute Morgen haben wir in unserer Stadt eine in der gegenwärtigen Zeit üblichen Arbeitseinstellungen. Es sinken sämmtliche Schuhmachergehilfen, um einen höhern Arbeits lohn zu erzwingen. Den „Dr. N." zufolge steht es nunmehr fest, daß die preußische Regierung dem Bundesrathe ein Gesetz über Schaffung von Reichs papiergeld vorlegt. Alles Staatspapiergeld soll eingezogen, Neichs- papiergeld gedruckt werden, jedoch nicht mehr, als daß 2 Mark auf den Kopf der Reichsbevölkcrung kommen. Diese Einziehung unserer Kassenscheine wird uns Sachsen eine Summe von jährlich 4—500,000 Thlrn. kosten, die wir in Form directer Steuern aufzubringen haben. Dieser üble Beigeschmack kann uns loyalen Reichsbürgern die Freude an der Münzreform recht sauer machen. Wie Abg. Ackermann im Reichstage auseinander setzte, laufen in Sachsen an sächsischen Silber und Scheidemünzen, Kassenanweisungen und Banknoten nahe an 70