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WsHeKÄM für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, SiebciNchn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 38.Dienstag, den 13. Mai 1873. Verfügung an sämmtliche Gemeindevorstände des Gerichtsamtsbezirks Wilsdruff. Nach Z 24 des Gesetzes vom 3. December 1868 sind die von den Gemeindevorständen zu haltenden Landtagswahl listen im Monat Juni jeden Jahres einer Revision zu unterwerfen und es ist nach H 10 der Ausführungsverordnung vom 4. desselben Monates, alljährlich zu Anfang des Monats Juni auf die vorzunehmende Revision der Listen, auf das jedem Betheiligten zustehende Recht der Einsichtnahme von letzteren und auf die Nothwendigkeit, etwaige Einsprüche gegen den Inhalt rechtzeitig anzubringen, durch öffentliche Bekanntmachung im Orte aufmerksam zu machen. Die sämmtlichen Gemeindevorstände des hiesigen Gerichtsamtsbezirks werden daher zur genauen Befolgung dieser Vor- chriften hierdurch noch besonders mit Anweisung versehen. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, de» 8. Mai 1873. Leonhardi. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 12. Mai 1873. Unsere Vürgerschützengescllschaft hielt gestern ihr sogenanntes Auschießcn ab, welche Gelegenheit sie dazu benutzte, ihren alten, sich um die Schützengesellschaft verdient gemachten Hauptmann Köhler in herzlicher Ansprache zu begrüben und für 25jährige treue Dienstzeit als Hauptmann durch ein ihm überreichtes Diplom ihn zu ihrem Ehrenmitglied ernannte; überrascht wurde der Jubilar noch durch ein Geschenk, bestehend in einer Taschenuhr nebst Kette. Der Jubilar war sichtlich bewegt durch diesen Act der kameradschaftlichen Liebe und dankte unter Thräncu in herzlichen Worten. —Die Einrichtungen der Lebensversicherung können dem denkenden Publikum nicht genug empfohlen werden, weshalb wir auch von dieser Stelle aus aus die Annonce in unserer heutigen Nummer auf merksam machen, in welcher die Nationale, Lebens-Lersicherung in Berlin, einen Vertreter für diesen Bezirk sucht. Die Gesellschaft zahlt allen Gewinn an die Versicherten zurück. Aus Anlab der Wiener Weltausstellung wird auf der Sächsisch-Böhmischen Staatscisenbahn nächsten Sonnabend wieder ein Extrazug von Dresden nach Wien abgclasseu werden, welcher seinen Lauf nicht über Prag, sondern über Bodenbach-Jungbunzlau nimmt. Auch hierzu werden Billets mit 40"/« Ermäßigung für Hin- und Rückreise ausgegebcn. II. KK. HH. chcr Prinz und die Prinzessin Georg sind Mitt woch Abend zu einem 8tägigcn Besuche der Weltausstellung nach Wien gereist. Das Musikcorps des königl. sächs. Schützcuregimentes Nr. 108 unter Leitung seines Capellmeisters Herrn Girod wird demnächst wahrscheinlich eine Reise antreten, bis wohin der Glanz sächsischer Umfonncn und der Klang sächsischer Militärmusik noch nicht gedrungen 'N'," m r , ^>cean, nach Amerika.' Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Neuheit der Idee und der vorzügliche Ruf, in welchem die sächsische Munarmunk steht, drüben in New-Jork, Baltimore, Phila delphia, den Künstlern vielen Beifall cinbringen und auch gcwinn- briugeud werden rann. Die Hi», „„d Rückfahrt wird dem Corps vergütet. Das Silberbcrgwcrk Himmelfahrt Fundgrube zu Freiberg vcr- theilt für das verflossene ^ahr eine Ausbeute von 6000 Thaler pro Kux (früher ca. 700 Thlr.), em Resultat, wie es wohl einzig in Deutschland dasteht und bei keinem anderen Bergwerke erreicht sein dürfte. In dnsem Gewinne ist indcß ein Theil des schon lange überschrittenen Reservefonds mit enthalten. Die Grube hat ihre Thätigkeit einstmals mit einem Eapitale von nur 22000 Thaler er öffnet und seit ihrem Bestehen ca. 3 Millionen Thaler Ausbeute vcrtheilt. Altenberg. Eine tragi-komische Anction, eine Art Menschen handel, welcher die Noth unc landwirthschastliche Arbeiter recht drastisch beweist, hat kürzlich in einem Dorfe unsrer Nachbarschaft (Lauen- steiner Bezirk) stattgefundcn. Vier Gutsbesitzer stellten um den Besitz eines tüchtigen Knechtes ein Mcistgebvt an und blieb der Eine Sieger, welcher weit über 100 Thaler Jahreslvhn — die wahre Summe getrauen wir uns gar nicht mitzutheilen, um die dienenden Herr schaften nicht zu stolz zu machen! — geboten batte. (Bote v. G.) Von vielen Seiten werden Klagen darüber geführt, daß die Lohnerhöhungen und Verkürzung der Arbeitszeit in den gewerbtreibendcn Volksklaffen bisher nicht die segensreichen Folgen gehabt, die man hätte davon erwarten sollen. Wenn ein besonders fleißiger, oder in seinem Fache Vorzügliches leistender Arbeiter einen verhältnißmäßig höheren Lohn erringt und denselben, ebenso wie seine arbeitsfreie Zeit, zu besserer Pflege und Kräftigung des Körpers, zur Erweiterung der geistigen Ausbildung für sich und seine Familie, überhaupt vernunftgemäß als Mittel zu weiterem Vorwärtskommen anwc>dct, so verdient derselbe nicht nur die erstrebte Verbesserung seiner Lage, sofern auch mit vollem Recht Anerkennung und Achtung. Dagegeit macht man jetzt die Wahrnehmung, daß im Großen und Ganzen die arbeitsfreie Zeit vorwiegend dazu benutzt werde, die höheren Löhne einem verderblichen Luxus, einer maßlosen Vergnüg ungssucht zu opfern, ja, daß auch in vielen Geschäftszweigen die Arbeit lässiger betrieben wird und ein bedenklicher Rückgang der Leist ungen schon nicht mehr zu verkennen ist. Die Leichtigkeit, mit der es gelungen, binnen wenigen Jahren den Lohn neben einer wesentliche» Herabsetzung der Arbeitszeit oft um mehr als das Doppelte zu er höhen, hat den Glauben erweckt, als ob das immer so fort gehen könne, während durch so hoch hinaufgeschraubte Arbeitslöhne natürlich auch die Absatzartikel übermäßig vcrlhcuert und dann von den Ab nehmern da ausgesucht würden, wo sie wohlfeiler zu haben seien. Beispielsweise wird auf das einst so blühende Lijouteriegcschäft in Genf hingewicsen, dessen Ruin nur durch die wiederholten künstlichen Lohnsteigerungcn herbcigeführt worden sei. So komme Eins zu dein Andern; unmäßige Steigerung der Bedürfnisse verursache Unzufrieden heit, der Unzufriedene sei ein willkommener Fang für die Agitatoren der Massenherrschaft und damit eine Bahn betreten, die überallhin, nur zu nichts Gutem führe. Wer ein schneller wirkendes Mirtel kennt, als Erleichterung und möglichste Verbreitung einer gesunden Volks bildung, um diesem, einem wüsten Traum ähnlichen Zustande ein Ende zu machen, der nenne cs bei Zeiten, damit nicht ein zu spätes schmerzliches Erwachen erfolgt. Berlin. Wie auswärtigen Blättern von hier gemeldet wird, beabsichtigt die Regierung, dem Reichstag noch in dieser Session einen Gesetzentwurf, betreffend Einziehung des Papiergeldes und Aus gabe von Neichspapiergeld im Betrage von 2 Mark pro Kopf NeichS- bevölteruug vorzulegen. Bon angeblich gut unterrichteter Seite wird die Nachricht mit- getheiit, daß die reaetioräre Partei in Preußen alle Hebel in Be wegung setze, den General Manteuffel wieder in die Nähe des Königs