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für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Lictenlehn und die Umgegenden. Mmtsölall für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ^7 31. Freitag, den 18. April 1873. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Gerichtsamt soll im Einverständniß mit den Erben des Gutsbesitzers Crnst Heinrich Damm in Helbigsdorf das zu dem Nachlasse des letzteren gehörige Einhufengut Fol. 8 des Grd.- und Hhp.-Buchs für Helbigsdorf, welches einen Flächeninhalt von 52 Ackern 10 Quadrat-Ruthen oder 28 Hkt. 79,7 Ar mit 847,5s Steuer-Einh. umfaßt nebst Inventar und Vorräthen verkauft werden. Kauflustige werden deshalb mit dem Bemerken, daß bereits 15,000 Thlr. —- —- darauf geboten worden und die Verkaufsbedingungen an hiesiger Amtsstelle einzusehen sind, veranlaßt, ihre Offerten bis zum 3. Mai d. I. mündlich oder schriftlich hier anzubringen. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, den 15. April 1873. Leonhardi. Tagesgeschichte. Dresden, 15. April. Das „Dr.Irl." meldet den gestern früh erfolgten Tod des früheren Staats- und Kriegsministers v. Raben- horst. Derselbe hat ein Alter von 72 Jahren erreicht. (Staats minister von Rabenhorst hat sich namentlich in den Jahren 1849 und 1866 um die Organisation der sächs. Armee große Verdienste erwor ben. Er trat im December 1866 als Generallieutenant in Warle geld, es wurde ihm aber im November v. I. von Sr. Majestät noch als Anerkennung seiner früheren Verdienste der Character als General der Infanterie verliehen. Seine 4 Söhne dienen sämmtlich in der sächs. Artillerie.) Nach dem „Dr. I." haben die sächsischen Staatsbahnen im Jahre 1872 einen Reinertrag von 5,300,000 Thlr. ergeben, sodaß das An lagekapital sich nahe an 6 «/» verzinst. Infolge ständischen Antrags hat das kgl. Ministerium des In nern neuerdings verordnet, daß die zu Ertheilung der Erlaubniß zum Betriebe der Schankwirthschaft und zum Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus zuständigen Behörden vor der Entschließung auf der artige Gesuche die Bcdürfnißsrage mit größter Sorsalt erörtern, auch an die Beurtheilung der weiteren Frage, ob ein zum Schankbetriebe bestimmtes Local nach seiner Beschaffenheit und Lage den polizeilichen Anforderungen genügt, einen strengen Maßstab anlegen und nament lich in letzterer Beziehung den straßen- und verkchrspolizeilichen Ge sichtspunkt nicht außer Acht lassen sollen. In Betreff der Bedürfniß- frage ist insbesondere angeordnet worden, daß hierüber die Erklär ung der bethciligten Gemeinden und Gutsherrschaften, sowie des Friedensrichters berücksichtigt und bei berechtigten Zweifeln gegen das Vorhandensein eines solchen Bedürfnisses die Erlaubniß zur Gestatt ung des Ausschänkens von Branntwein und zur Errichtung eines Kleinhandels mit solchen versagt werden soll. Habt Acht! In Berlin circuliren eine Menge falscher 20-Mark- stücke. Man hat die neuen '/,-Markstücke, auf deren einen Seite der Adler mit der Neichskrone geprägt ist und auf der andern die Worte stehen: Sechs einen Thaler, gut vergoldet, für 6 Thaler ansgegebcn, sodaß selbst ein Goldschmied angeführt wurde. Die neue Kaiserstadt Berlin ist reich an Schulden. Nach der letzten Rechnung betrugen sie über 14 Mill. Thaler, die jetzt um 6 Mill, gemindert werden. Der Antrag ans Erlaß eines Rcichscisenbahngesetzes wird dem nächst von der nationalliberalen Partei im Reichstage eingebracht werden. Der Wortlaut der Proposition wird sich nicht wesentlich von denen unterscheiden, welche der Abg. Miquel in der Session von 1871 bereits einbrachte und die bekanntlich mit großer Majorität an- genomen wurden. Wie auswärtigen Blättern geschrieben wird, steht diesmal der Reichskanzler den Wünschen der liberalen Parteien in dieser Frage näher denn je, wenn auch nicht zu verkennen, daß der Widerstand der Bundesstaaten kaum geringer sein wird, als in früheren Perioden. In Weißenfels (Prov. Sachsen) hat sich am 14. April der deutsche Kriegerbund constituirt. Es waren 150 Vereine mit ca. 30,000 Mitgliedern, darunter viele süddeutsche, durch Delegirte ver treten, den Vorsitz führte der Generallieutenant von Stockmar. Die Constituirung erfolgte unter einem begeisterten Hochrufe auf den Kai ser und das kaiserliche Haus. Bei dem späteren geselligen Verkehre wurde von dem Delegirten Friedemann dem Kronprinzen von Sach sen ein Hoch gebracht. Ferner wurde auf Vorschlag eines preußischen Kameraden und um den sächsischen Militärvereinen, welche so viele Delegirte — 15 Mann — gesandt und dadurch reges Interesse für die große deutsche Sache an den Tag gelegt, sowie deren erhabenen Protectvr die Ehre zn erzeigen, welche solch' treu-deutscher Gesinnung geziemt, folgendes Telegramm an den Generalfeldmarschall Kron prinzen von Sachsen abgesandt: „Kronprinz Albert, Dresden. Die zu einem Commers versammelten Delegirten des ersten deutschen Kriegertages bringen dein Protector von Sachsens Militärvereinen ein dreifach donnerndes Hurrah." Paris. Kürzlich konnte man auf dem Marsfelde mehrere hun dert Pferde unter militärischer Aufsicht gruppirt sehen, die sichtlich einen weiten Weg gemacht hatten und auch unverkennbar den Typus einer ausländischen Race trugen. Wie man von zuverlässiger Seite erfährt, gehörten dieselben einem Transport aus Rußland an, wo die französische Negierung in den letzten Wochen 15,000 Pferde angckauft hat. Ucberhaupt ist die Reorganisation — darüber möge man sich in Deutschland gar nicht täuschen — in vollem Gange. So sind neulich an einem einzigen Tage durch Decret dcs Kriegsininisters 900 Unteroffiziere zu Sous-Lieutenants befördert worden und ein Offizier versicherte mir, daß die Cadres für eine Armee von einer Million Mann vollständig gebildet wäre. Die Militärschule von Saint-Cyr hatte bisher regleincutsmäßig 500 Zöglinge; nach einer soeben er lassenen Verordnung des Generals de Cissey soll diese Zahl im Oc tober d. I. auf 750 und im Jahre 1874 auf 1000 erhöht werden, welches der normale Bestand dieser Anstalt bleiben soll. Vermischtes. Der Domänenpächter Böckler auf Treuen, dessen 5jährige Toch ter Anna auf so räthselhafte Weise verschwunden ist, erläßt eine Be kanntmachung, in welcher er sich verpflichtet, demjenigen, welcher ihm seine Tochter lebend zurückbringt, oder den zuständigen Behörden Mittheilung macht, die zur Wiedererlangung führen, unter Versicher ung strengster Verschwiegenheit die Summe von 2000Thlrn. zu zah len. Falls die Vermißte nicht mehr am Leben sein sollte, verspricht der Vater demjenigen, der ihm die Leiche derselben nachweist, sobald die Identität festgestellt ist, die Summe von 1000 Thlr. Proben aus einem satyrischen Wörtcrbuche. Armuth ist eine christliche Tugend, nach der Niemand strebt. — Ahnenstolz gleicht den Kartoffeln. Ihr nützlichster Theil liegt unter der Erde. — Friede, der von Europa, ist eine Ruhe unter dem Gewehr, eine Viertelstunde Schlaf im Schilderhause. — Gevatterbriefe sind wie Blitze; beide ziehen sich am liebsten nach hohen Gegenständen. — Knie. Es schadet nichts zu knieen, aber cs ist sehr schädlich, liegen zu bleiben. — Schicksal —, wenn es die Hand auf eines Menschen Haupt legt, so legt es ihm zwei Finger auf die Augen, zwei auf die Ohren und einen auf den Mund. — Schmeichelei — ist wie ein Schatten, sie macht nicht größer und nicht kleiner.