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wo wir alle waren, auch der Criminalrichter, und er rief sogleich: „Mich verhaften Sie, mein Herr! ich bin der Mörder des Grafen." Der Richter wollte ihm anfangs gar nicht glauben, aber Wolf schrie sogleich ganz verzweifelt: „Es ist die Wahrheit, ich habe den Grafen ermordet, weil —" die Kammerjungfer stockte und blickte die Gräfin fragend an, ob sie weiter erzählen dürfe. „Ich danke Dir," sagte Helene abweisend und erhob sich, um sich in ihre Gemächer zurückzuziehen; da ging die Seitenthür auf und man brachte den Gefangenen. Mit einem düstcrn Blick streiften die Augen deS Leibjägers den Haufen, plötzlich gewahrte er die Gräfin und mit Riesenkräften sich von seiner Begleitung frei machend, die ihn schon in den bereit stehenden Wagen schleppen wollten, stürzte er auf Helene zu: „Frau Gräfin, er ist frei! ich mochte nicht, daß ein Unschuldiger für mich leiden sollte! Und nun bereue ich nicbts weiter, als daß ich die Treulose nicht mit getödtet, die mich so elend gemacht. Ich Verwünsche —" weiter kam er nicht — die Diener der Gerechtigkeit nahmen ihn wieder in Beschlag und tief erschüttert von all' diesen Ereignissen eilte die Gräfin in's Schloß. Der Leibjäger legte vor Gericht ein rückhaltsloses Bekenntniß ab. Schon längst war seine Eifersucht erregt worden. An jenem verhängnisvollen Abend stand er bereits vor der Mooshütte auf der Lauer. Er hörte die Bekenntnisse Wauda's, den Wortwechsel Stahl's mit dem Grafen und damit war seine Wuth auf das Aeußcrste ge steigert worden. Jetzt näherte sich das Paar — der Gras lachte noch übermülhig, er ahnte wenig, wie nahe ihm die Gefahr, und wie er noch eben Wanda ein Wort zuflüsterte, stieß ihm der Leib jäger den Hirschfänger in die Brust. Lautlos sank der Graf zu sammen. Auch an Wanda halte Herrmann auf der Stelle Vergeltung üben, sie ebenfalls tödlen wollen; aber sie war vor ihm in die Knie gesunken, seine Liebe war doch stärker als sein Haß, er ließ die Waffe sinken. Nur mußte sie ihm ein ewiges Stillschweigen geloben und Hermann glaubte wirklich, daß seine übereilte That in Nacht gehüllt bleiben würde. Da siel unseliger Weise der Verdacht auf Stahl und dies raubte ihm allen Frieden. Wie auch wilde Leiden schaften in feinem Innern tobten, er war doch im Grunde eine ehr liche Natur, die es nicht ertragen konnte, daß ein Anderer für ihn leiden solle. Dennoch kam sein besseres Selbst nicht sogleich zum Durchbruch, er schwankte hin und her. Erst das Gespräch mit der Gräfin rüttelte ihn vollends auf. Wenn sie Wanda's Gemülh er schüttern konnte, dann war er doch verloren und warum sollte er nicht wenigstens den Muth haben, sich selbst anzuzeigen? Der Richter kam er wollte Stahl in das Gefänguiß schleppen und nun galt kein Zögern. Er wußte wohl, es würde seinen Kopf kosten, aber man sollte wenigstens sagen, daß Hermann Wolf kein Feigling gewesen. Und so fest entschlossen blieb er während der ganzen Unter suchung — so ruhig, fest entschlossen büßte er seine übereilte That mit dem Leben. Auch Wanda sollte bald nach der Verhaftung Hermanns ver nommen werden. Sie erschien nicht ain Tage des Termin. Man fand ihre Leiche an jenem Scheidewege, der auch Rudolph's Blut getrunken. Die Kugel war ihr mitten durch's Herz gegangen, das äbqeschossene Pistol hielt sic noch krampfhaft in der Hand. Ein mattes Lächeln spielte um ihre Lippen. Sie war noch im Tode von einer anmuthigcn, rührenden Schönheit. (Schluß folgt.) Vermischtes. Die deutschen Schuhmacher, von denen in diesen Tagen 300 in Leipzig versammelt waren, haben einen Schuhmacherverein gegründet. Sie verhandelten über eine deutsche Schuhmvde und über Hebung ihres Gewerbes und beschlossen, auf einen Verdienst von ZZ'/g Proc. für solide Arbeit zu halten und nicht länger als 3 Monat Credit zu geben. In Bingen am Rhein liegt ein katholischer Mann auf dem Sterbelager und verlangt sehnsüchtig nach dem letzten Viaticum der Kirche. Der herbeigerufene Kaplan verweigert ihm aber die Spendung der h. Sacramente beharrlich, bevor er folgende Erklärung schriftlich oder mündlich vor Zeugen erhalte: „Ich bereue es, daß ich gegen die Grundsätze meiner Religion zugegeben habe, daß seither meine Kinder nicht katholisch wurden. Es ist mein herzlichster Wunsch, daß dieselben katholisch erzogen werden. Wenn ich wieder gesund werde, will ich thun, was ich thun kann und was recht ist, damit sie katholisch werden." Ganz Bingen begleitet den Kampf zwischen dem Sterbenden und dem fanatischen Pfaffen mit einem Sturm der Entrüstung. In einer Gesellschaft von Aerzten wurde hin und her debattirt, welches wohl das gefährlichste Gist sei. Der eine rieth dies, der andere jenes. Aber alle Antworten schienen einen der anwesenden Aerzte nicht zn befriedigen. Und als man ihn nach seiner Ansicht fragte, antwortete er: „Opium." „Opium!" schrieen alle. „Wieso?" Der Arzt begann: O — Orthodoxen, P — Pietisten, I — Jesuiten, U — Ultramontane, M — Mucker. „Bravo!" schrieen alle, „ja dies ist gewiß das gefährlichste Gist." Husten- und Brustverschleimung. s rr s' s 3 Jcb bescheinige hierdurch der Wahrheit gemäß, daß mir der aus der Niederlage des Ludw. Lipp dahier bezogene weihe Brust-Syrup von G. A. W. Mayer in Breslau gegen eine hart näckige Brustverschleimnng und den damit verbunde nen starken Husten vortreffliche Dienste geleistet hat. Pfarrkirchen, Nieder-Bayern. Falkner, Kgl. bahr. Pens. Oberstlieutenant. Von dem O tU. W. «vlivn Nrn«t- halten Lager in Flaschen zu I Thaler und 15 Ngr. die Herren Th. Ritthausen und Bernhard Hoyer in Wilsdruff und C. E. Schmor! in Meißen. öunmttMaratznrE gun ustzng- Dresdner Getreidebörse, 18. April. An der Börse. pro 1000 Kilogramm Weizen weiß 86 Thlr. — Ngr. bis 93 Thlr. — Ngr. Weizen braun 84 - — - - 89 - — - Korn 55 - — - - 62 - — - Gerste 56 - — - - 70 - — - Hafer 45 - 15 Auf dem Markte. - - 47 - 15 - xio Hektoliter. Hafer 2 - - - 2 - 20 . Kartoffeln 1 - 15 - - 1 - 20 . Heu L Ctr 1-10 - - 1 - 20 - StrohLSch. 7 - 10 - - 7 - 20 - Die Kanne Butter 26 bis 30 Ngr. Die Hagelschäden-Bergütungs-Gesellschast zu Leipzig besteht seit 1824 ohne Unterbrechung und hat während der Zeit ca. 365'/- Millionen Thaler versichert und über 4'/, Millionen Thaler Schäden vergütet. Nach der Gefährlichkeit der Gegenden und der Fruchtgattungen werden die Prämien alljährlich festgestellt. Die Verwaltung geht hierbei selbstverständlich von dem Prinzip der Gerechtigkeit und Billigkeit aus. Versicherungen einzelner Fruchtgattungen ist gestattet. Die Versicherungen können mit und ohne Stroh erfolgen; im Falle der Mitversicherung von Stroh werden die Prämien L Groschen von 100 Thaler Versicherungssumme billiger berechnet. Die Schäden werden binnen Monatsfrist nach deren Feststellung und Genehmigung durch die Direktion baar und voll bezahlt. Auch ncubcitretende Mitglieder nehmen Theil an dem Nesevefond von ca 30000 Thlr. Die Verwaltung ist fortwährend bestrebt, alle Hagelschäden nach strengster Gerechtigkeit den Thatsachen gemäß zu reguliren, damit Nachschüsse möguchü vermieden werden. Im Jahre 1872 schloß die Gesellschaft abermals ohne Rachschuß wie 1871 ab. Zur Annahme von Versicherungen empfiehlt sich 0. ^NgvlMLNN M WÜZäfUlf. Norddeutsche Kagel - Versicherungs - Kesellschaft. 1872. Viertes Geschäftsjahr 12,401 Mitglieder. 33,238,683 Versicherungssumme. Zur Annahme von Versicherungen ihrer Feldfrüchte bei obiger durch billige Prämien und coulanteste Schadenregulir- ung ausgezeichneten größten Gegenseitigkeits-Anstalt empfehlen sich die Gesellschaftsvertreter k. Zeises in Wilsdruff, v. L. Lev in