Volltext Seite (XML)
geklagten und seine Anhänglichkeit au seinen gefeierten Lehrer Lassalle gelten, als erschwerenden Umstand, daß er vor Arbeitern gesprochen habe, die nicht im Stande wären, durch eigenes Nachdenken die Jrrthümer des Redners zu berichtigen." Strafantrag 15 Tage Ge- fängniß. — Die Vertheidigungsrede Fritzsche's war kurz. Er er klärte seine Verwunderung über eine solche Anklage in unserer Zeit, über eine Anklage, in der sich die Behörde als Beschützerin eines Dogmas aufwerfe. Wenn man hier verurtheile, so dürften fortan in Preußen weder Juden noch freie Gemeinden geduldet werden. Schon aus dieser allgemeinen Erwägung — auf theologisch-dogma tische Speculation wolle er nicht eingehen — erwarte er seine Frei sprechung. Dieselbe erfolgte denn auch wirklich nach kurzer Berathung, da das Gericht wohl den Thatbestand, nicht aber die strafbare Ab sicht der Gotteslästerung als erwiesen ansah. Es sind falsche Zehngulden-Noten der süddeutschen Bank in Umlauf. Es ist bereits eine große Zahl confiscirt worden. Die falschen Noten sind daran kenntlich, daß die Worte Regierungscom- missär und Director fast ganz unleserlich sind und aus der Rückseite der vielfache Eindruck der Ziffer 10 fehlt. Aus Oesterreich, 2. Juni, wird der „K. Z." geschrieben: Das Treiben der Camarilla in Hietzing am Hofe des früher» Königs von Hannover ist der Art, daß es alle einsichtsvollen Öesterreicher mit Verachtung erfüllt. Unbekümmert um das grenzenlose Elend, welches jeder Krieg allen Völkern bringt, suchen viele dieser sich jetzt in Hietzing um den Exkönig Georg sammelnden und von seinen reichen Revenüen im verschwenderischen Müßiggänge mitzehrendcn ausge wanderten hannöverschen Edelleute nicht allein die Franzosen, sondern auch alle übrigen fremden Nationalitäten auf Deutschland zu Hetzen, blos von dem frivolen, selbstsüchtigen Gedanken geleitet, den neuge gründeten norddeutschen Bund wieher zu zerstören und ein vergrößer tes Welfenreich mit möglichst vielen vornehmen Sinecuren (Acmter ohne Arbeit) auf den Trümmern des preußischen Staates zu gründen. Da der jetzige Reichskanzer v. Beust in klarer Einsicht es erkennt, daß Oesterreich vor Ällcm auf das Dringendste des Friedens bedarf, wenn es seine inneren Zustände wirklich resornnren will, so hat sich dieser Hietzinger Hof mit einem Theile der reaktionären österreichischen Aristokratie auf das Engste verbunden, um durch persönliche Einwir kungen auf den Kaiser womöglich das jetzige Ministerium zu stürzen und ein Ministerium Windischgrätz an dessen Stelle zu setzen. Daß die jetzt in Paris und München erscheinenden, zum Kriege auffor dernden Broschüren größtentheils mit Geld aus der Schatulle des Königs Georg erkauft sind, ist hier ein offenes Gehcimniß, wie man denn überhaupt nicht müde wird, jedes Mittel anzuwenden, um den Preußenhaß zu schüren! Paris, 3. Juni. In Pont üMousson ist eine scheußliche Mord geschichte passirt. Ein neunzehnjähriger Seminarist hat einem jüngern Genossen mit einem Rasirmesser den Hals abgeschnitten und, um die Mordthat zu verbergen, das Bett in Brand gesteckt. Die Untersuch ung hat schlimme Dinge an den Tag gebracht. Die stehenden Heere verursachen den europäischen Völkern jährlich eine direcle Ausgabe von 500 Mill. Gulden. Rechnet man dazu den Verlust an entzogener Arbeitskraft von 150 Mill., so kommt auf jede europäische Familie ein Capitalverlust von 225 fl. Rewyorks gchmne Polizei. Die Falschmünzer. Im Jahre 1848 war der Westen Amerika's init falschem Gelde überschwemmt; es zeigte meist ein so täuschendes Gepräge, daß es leicht von Hand zu Hand ging. Das Uebel wurde immer ärger; die Regierung beschloß daher, einen geschickten Polizeibeamten auszusen den, damit er das Nest der Falschmünzer aufspüre. Die Wahl fiel auf mich. Anhaltepunkte hatte ich nicht; der Umstand aber, daß in Chicago das meiste fatsche Geld im Umlauf war, brachte mich auf die Vermuthung, die Werkstätte müsse sich in diesen Mauern befinden, weshalb ich meine Schritte zuerst nach der Hauptstadt des Westens richtete. Fünf Wochen waren bereits seit meiner Ankunft verflossen und ick hatte nicht die geringste Spnr entdeckt. Eines Tages schrieb meine Fran, sie sei in Geldverlegenheit. Ich ging sogleich auf die Bank, um einen Wechsel auf Newyork zu verlangen. Als ich die betreffende Summe bezahlte, wies der Cassi rer drei halbe Dollars zurück und sagte: „Gefälscht." „Warum nicht gar!" rief ich ärgerlich. „Sie werden doch nicht behaupten wollen, daß dieses Geld falsch ist?" „Es ist falsch!" „Sind Sie Ihrer Sache sicher?" „Vollkommen. Die Münzen sind ausgezeichnet gemacht, aber nicht vollwichtig. Ueberzeugen Sie sich selbst." Der Cassirer bewies die Wahrheit seiner Behauptung mit der Wage. „Das ist wirklich das beste falsche Gold, das ich je gesehen habe," sprach ich erstaunt, indem ich es sorgfältig betrachtete. „Sind alle falschen Münzen, die hier im Umlauf, gleich gut gemacht?" „Bewahre, das ist die Arbeit von Ned Willet, dem berühmten Falschmünzer in Newyork; aber hier sind Geldstücke, wie sie in der Umgegend ausgcgeben werden." Der junge Mann nahm einige Mün zen aus einer Schublade und zeigte sie mir. „Sie sehen," fuhr er fort, „das Gepräge ist bei weitem nickt so sckarf, und dock ist es glich kein schlechtes Machwerk." ten der Meine ganze Antwort war wieder lautes Lachen. „Der Mensch ist verrückt!" „Oder betrunken," riefen die Galgenstricke unter einander. „Aber, meine Herrn," begann ich lachend, „das ist des Spaß, den ich mit angesehen habe. Hat man je gehört, daß einen Kameraden hängt?" „Einen Kameraden? Ihr ein Kamerad?" „Nichts Ailderes." * ^Habt Ihr schon von Ned Willet gehört?" „Natürlich, das ist ja unser Altmeister." „Nun, ich bin Net Willet." „Ihr wäret Net Willet?" riefen Alle erstaunt. sich erstaunt an. „Der nimmts kaltblütig," lachte der Eine. „Er glaubt eben nicht, daß wir Ernst machen," sckrie ein „Komm, Fremdling, sag Deine Gebete, die Zeit vergeht," Mann, der zuerst gesprochen hatte. Die Ansicht des Cassirers war vollkommen richtig; ich ersetzte die falschen Geldstücke durch echte und legte erstere wieder ist meine Börse. Wenige Tage später sah ich mich veranlaßt, einen Ausflug nach einem etwa dreißig englische Meilen entfernten Dorfe zu machen. Es war bereits Nacht, als ich das einzige Wirthshans des Lrlck betrat. Meine Frage, ob ich hier übernachten könne, wurde aus die griesgrämigste Weise von der Welt beantwortet. Der Wirst blickte sein Weib bedeutungsvoll an und brummte mürrisch: „Ja, Sie können ein Bett haben." Es war im Leben oft mein Loos, daß ich mit den elendesten Einrichtungen fürlieb nehmen mußte: die erbärmliche Kost, die mir vorgesetzt und das noch erbärmlichere Lager, das mir angewiesen; wurde, brachte mich also nicht außer Fassung. An frischer Lust fehlte es allerdings nicht; denn ich sah die Sterile durch die Dast sparre blinken. Das Bett bestand aus einem Bunde Stroh, das man ohne Leintücher oder Teppiche in einen Winkel geworfen hatte! Es war jedoch Sommer und sehr heiß, und so hatte das nicht' zu sagen. Das Wirthshaus stand in einiger Entfernung von dB übrigen Gebäuden und bald uingab mich eine tiefe, nur von da« Quaken der Frösche unterbrochene Stille. Der Mond leuchtete silbcst am tiefblauen Horizont; lange stand ich am Fenster und schaute in si schöne Nacht hinaus. Endlich wurde ich müde, warf mich aast Stroh und sank in einen tiefen Schlaf, aus welchem mich ein dumpfe Geräusch weckte, das einem fernen Hämmern glich. Die EigenthD lichkeit des Lautes mochte mich geweckt haben; es war, als ob mand Eisen init einem umwundenen Hammer bearbeite. Sch'" stand der Mond tief am westlichen Himmel, ein Zeichen, daß dkl Morgen nahe sei. Das Geräusch ließ sich deutlich vernehmen schien aus einem vielleicht zweihundert Schritte entfernten Gebaut zu kommen. Die Sache reizte meine Neugierde und ich beschloß, ihr auf Grund zn kommen. Nachdem ich mich angekleidet hatte, schlicht die Treppe hinab, öffnete ohne von Jemand bemerkt worden sein, geräuschlos die Hausthür und sah mich im Freien. Der E wurde immer stärker, je mehr ich mich dein Gebäude näherte. war ein langes, schmales Haus, aus welchem mir rother FeuerE entgegenleuchtete. Behutsam schlich ich an die Thür und blickte durch Schlüsselloch. Ein halbes Dutzend athletischer Gestalten in Hemdes mein waren auf verschiedene Weise beschäftigt. Die Einen arbchf ten an einer Esse, die Andern schmolzen Metalle oder prägten E zen. Hier war also das lange gesuchte Nest der Falschmünzer. 7' Wirth und die Wirthin gehörten mit dazu; er polirte die GeldiM' und sie verpackte die fertigen Münzen in Rollen. I Ich hatte genug gesehen und wollte mich eben fortschleichcN, eine schwere Hand sich auf meine Schulter legte. . „Was thut Ihr hier, guter Freund?" so lautete die griwE Anrede eines vierschrötigen Kerls. M „Ich mache einen Spaziergang im Mondschein," erwicdcrtc'" so ruhig wie möglich. „>L0 — —! Nun so macht einmal einen Spaziergang hinein!" rief der Gauner und stieß mich in die Werkstätle. . Alle Anwesenden ließen ihre Arbeit liegen und eilten uns gegen. „Wer ist das?" schrieen sic durch einander. „Ein Spion, den ich eben erwischte," antwortete der Mann, mich festgenommen hatte. üW „Es ist der Frunde, der bei mir übernachtet," bemerkte Wirth; „als ich ihn zuletzt sah, schlief er ganz prächtig." Die Männer zogen sich in eine Ecke zurück und hielten , Ich hatte noch keine Shlbe gesprochen, denn jedes Wort konnte mehr schaden als nutzen. Endlich schienen sie einen Entschluß zu haben, der größte und stärkste der ganzen Gesellschaft trat " ! und sagte: „Du mußt sterben, Fremdling." Ich bewegte keine Muskel. „Dil Haft unser Geheimniß ausgespürt, und nur die » plaudern nicht." Ich schwieg. „Wir gönnen Dir 10 Minuten, um Deine Gebete zu sagem, Du magst wählen, ob Du gehängt oder erschossen werden willst Ein Gedanke durchzuckte mich, er bot die Möglichkeit meiner tung. Ich brach in ein lautes Gelächter aus. Die Falschmünzer r ;