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178 Neber die in Leipzig noch immer herrschende Pockenepidemie giebt das „S. Wchbl." folgende Mittheilung: Die Zahl der seit An fang der Epidemie (4. Febr.) im Jacobshospital aufgenommenen Pockenkranken beträgt bis jetzt 103. Hiervon sind 7 gestorben, 27 noch in Verpflegung, 69 geheilt entlassen. Man kann nicht sagen, daß die Epidemie schon ihr Ende erreicht habe, denn noch in den letzten Tagen sind neue Kranke eingetreteu. Olbernhau, 1. Ium. Heute während des Vormittagsgottes dienstes bei einer überfüllten Kirche brachen einige Balken der rechten oberen Empore und drohte ein Herabsturz derselben. Man denke sich hei dem Geprassel des Gebälks und dem vernommenen Ruf: „Feuer" Iven Schreck und. die Aufregung der Menge; Alles strömte nach den Thüren und suchte sich mit Gewalt Ausgang zu verschaffen. Doch ist ein Unglück dabei nicht vorgekvmmen. Im Getreidehandel ist während voriger Woche eine förmliche Zerrüttung eingetreten. Die Preise gingen sturzweise und überall bedeutend zurück, am meisten jedoch in Holland, am Rheine, in Nord deutschland, in Oesterreich und Ungarn. Jeder wollte verkaufen, Niemand kaufen und nur der unabweisliche Bedarf hat zuletzt wieder einigen Halt gebracht. Heftige Gewitter und Hagelschlag jhaben in den letzten Ta gen einen jgroßen Theil von Mittel- und Norddeutschland hcimge- fücht. Aus Pommern, Posen, Schlesien, dem Anhaltischen, aus Halle, . Leipzig, Altenburg, Apolda, Weimar, Gerstungeu, vom Rheim, aus Aschaffenburg w. liegen Berichte vor, wonach daselbst zum Theil viel Schaden angerichtet ist, — auch Menschenleben sind an verschiedenen Orten zu beklagen. — Uebcr Gladbach schwebte das Gewitter fast eine Stünde laug und fielen dabei die Schloßen in der Größe von Taubeneiern, während der Regen in Strömen floß und im Nu die Bäche iu reißende Ströme verwandelte. So erreichte der Bach, der vom Räuthale aus in die Aschaff sich ergießt, eine Höhe von 16 Fuß. Am vernichtendsten waren die Verheerungen, die der von Johannes berg kommende und durch das enge Gladbacher Thal fließende Bach Überall auf seinem Wege im Gefolge hatte. In der Gladbacher Mühle wurde von dem hereinstürzenden Wasser der unter der Scheuer befindliche Balkenkellcr sofort gefüllt, das verheerende Element, das -bedeutende Eismassen mit sich führte, hob die Balken in die Höhe und zerbrach die Wände. Unglücklicherweise hatten bei dem plötzlich hereinbrechenden Gewitter in der Scheuer 7 Personen Schutz gesucht. Mit Ausnahme eines 12jährigen Knaben, welcher von dem Strome auf das Land geschleudert wurde, fanden alle sofort ihr Grab in den Wellen, und auch der Gerettete starb, nachdem er noch 5 Stunden gelebt hatte. Ain Pfingstsonntag hat ein Hagelwetter der gräßlichsten Art die Stadt Olmütz und Umgebung beimacsucht und einen Schaden an gerichtet, der manche Bewohner der Umgegend zu Bettlern gemacht hat. So dicht wie Schneeflocken bei dem heftigsten Schneegestöber flogen die Hagelkörner, aber es waren nicht mehr Hagelkörner, son dern Eisstücke, von denen die meisten der Größe eines Hühnereies hatten, viele sogar die Größe einer Knabenfaust erreichten. (?) Eine - halbe Stunde fast wüthete das Unwetter, gräßlich war die Wirkung desselben. Air 80,000 Fensterscheiben wurden nach der Berechnung von Sachverständigen zertrümmert, und der Schaden mag sich an näherungsweise in der Stadt auf 25,000 fl. belaufen. Ungleich größer aber ist der Schaden, welcher in der Umgebung angerichtet wurde. Die Matricularbeiträgc, welche von den Negierungen des Norddeutschen Bundes für das Jahr 1869 aufgebracht werden müssen, betragen 22,256,858 Thlr., mithin 2,419,291 Thlr. mehr als im Jahre 1868. Die Repartition dieser Summe auf die einzelnen Regierungen stellt sich wie folgt: Es haben zu zahlen Preußen 18,629,437 Thlr., Lauenburg 37,381 Thlr., Sachsen 1,819,953 Thlr., Hessen 206,833 Thlr., Mecklenburg-Schwerin 422,817 Thlr., Mecklen- burg-Strelitz 78,184 Thlr., Sachsen-Weimar 84185 Thlr., Oldenburg 116,955 Thlr., Braunschweig 227,593 Thlr., Sachsen - Meiningen 56,320 Thlr., Sachsen-Altenburg 40,907 Thlr., Anhält 60,676 Thlr., Schwarzburg-Rudolsiadt 23,378 Thlr.,, Schwarzburg-Sondershausen 21,307 Thlr., Waldek 16,528 Thlr., Reuß ält. Linie 13,267 Thlr., Reuß jüng. Linie 26,635 Thlr., Lippe 34,071 Thlr., Schaumburg- Lippe 9210 Thlr,, Lübeck 10,903 Thlr., Bremen 84,503 Thlr. und Hamb"i-g 235,835 Thlr. — Infolge der bestehenden bekannten Ver- hältn sse ist Sachsen-Koburg Gotha für jetzt von der Vertragspflicht noch oesreit. Dem Reichstag des norddeutschen Bundes giebt die Kreuzztg. den guten Rath, sich nunmehr kurz zu fassen und die Vorlagen schnell zu erledigen. Die Jahreszeit werde von Tag zu Tag unbequemer für das parlamentarische Leben, da die Hitze die erforderliche geistige Frische nicht aufkommen lasse und die Bundesländer des Parlamcn- tirens gründlich überdrüssig geworden wären. Die spartanische Rede- Enthaltsamkeit sei jetzt ganz am Platz. Dazu komme, daß das Bud get und die Pensionirung der ehemal. Schleswig-Holsteiner Offiziere nicht viel Zeit in Anspruch nehmen würden. Nur die Gewerbeord nung verlange etwas meljr Zeit, um gründlich berathen zu werden. Ob die Herren 'wohl den guten, wohlgemeinten Rath zu Herzen nehmen? Twcsten, der müthige und unerschrockene Kämpfer im preußischen Abgeordnetcnbause, hat den Staatsdienst quittirt. Er ist ein wohl habender Mann, vollständig unabhängig und im hohen Maße begabt. Er wird nun ganz dem politischen Leben angehören können. In Cassel hat man seine liebe Noth, die vielen SchulmM unterzubrinaen, die zur allgemeinen deutschen Lehrerversaminlmu kommen. Man hatte auf 1500 gerechnet und. so viel Quartiere U sorgt, es haben sich aber über 1900 angcmeldet. In Oesterreich ist die amtliche Verkündigung der das Koncft dat ui schädlich machenden Gesetze erfolgt und damit ein walnlchl großartiger Fortschritt in der Entwickelung Oesterreichs geschchA Nun liegt noch die finanzielle Frage wie ein Alp auf OesterrM aber auch sie geht einer Lösung rasch entgegen, nach den neu-D Nachrichten allerdings einer solchen, welche "die Staatsgläubiger M stark heranzieht. Ein unter dem Vorsitze des Kaisers abgehackter Minifterrath hat beschlossen, das Project betreffs der VermögenssttB fallen zil lassen und dem Anträge-der Minorität des Budgetär schusses auf eine Couponsteuer im Betrage von 20 Procent M stimmen. „Friede durch den Krieg." So heißt die neueste Losung Broschüre der französischen Scörenfriedä Mit der Theilung Deutjib lands sind sie auch schon fertig. Westphalen bis an den "Rhein u hält der Welfenkönig, das querköpfige Baden soll mit Württemb^! vereinigt werden, Sachsen wird mit den kleinen Herzogthümcrn al' gefunden und Preußen soll bis zur Elbe gebieten und Magdeburg als Grcnzort behalten, die beiden Mecklenburg aber in den Kaus d kommen. — Es ist nur gut, daß die Bäume nicht bis in den tW mel wachsen. — In Frankreich zirkulirt eine Prophezeiung, wclcbe auf s-- Jahr 1869 den Sturz des Bonapartismus ankündigt. Dieselbe M sich zum Theil auf gewisse myftiscbe Zahlen der Geburts-und Steck'' fahre von Mitgliedern der Familien Orleans und Bonaparte, Z's Theil auf eine mathematische Segel, nach welcher zu bestimmten^ rioden politische Revolutionen einzutreteu hätten. Das erste Kaißs reich mit Zurechnung des lebenslänglichen Konsulats Napoleon? k und seiner Anerkennung als Herrscher von Frankreich Seiten? dl fremden Mächte habe 12 Jahre gedauert; die Zeit der restauriN" Bourbons 15 Jahre, die Regierung Lonis Philipps 18 Jahre. D* nach würde das 2. Kaiserreich nach einer 21jährigen Herrschaft E stürzt werden und die darauf folgende Friedensperiode würdet Jahre dauern. Dann werde es einen allgemeinen europäischen geben, der mit der Verbrüderung der Völker und einem woojähW Frieden enden werde. Von einer Ueberb rücknng des Canals zwischen FrauMs und England ist wieder viel die Rede. Die Kosten sind auf di--b i nigkeit von 10 Millionen Pfund Sterling (70 Nlill. Tbtr.) bercckttck Amerika. Neber die Aussichten für die nächste GctreU'Z Ernte laufen aus allen Theilen der Union so erfreuliche Ben^j ein, daß man nicht ansteht, ein lebhaftes Herbstgeschäft zu pnst^ zeicn, zumal der Süden aller Wahrscheinlichkeit nach weit mehr ' seinen eigenen Bedarf an Brodftoffen ziehen, auch für BauME ein mindestens eben so großes Areal wie voriges Jahr unter lckb ' genommen hat und über Mangel an Arbeitskraft nicht mehr in Maße klagt, wie früher. Selbst diejenigen südlichen Blätter, »E l die Emanzipation der Neger noch immer nicht gut heißen wollen, sft' s stehen zu, daß diese jetzt überall, wo sie ihres Lohnes sicher, Z»r-^ beit bereit sind. B crmischte s. Die Krupp'sche Gußstahl-Fabrik in Essen hat einen Flää'ck gchalt von 920 Morgen, wovon die Fabrikgebäude 240 Morgen decken. Für den Verkehr der Fabrik bestehen 2^Z Meilen Eisenbn^; auf welcher 6 Locomotiven und 150 Waggons den Verkehr vcrnA telu; außerdem werden 60 Pferde für kleinere Transporte verwenUG Die Zahl der Gasflammen beträgt 9000, der Gasverbrauch bettel 200,000 Kubikfuß. Die Zahl der Arbeiter beträgt 10,000, die ks Arbeiter in den Bergwerken, bei den Hochöfen rc. ca. 1200; die AG beitslöhne betragen jährlich 31,000,000 Thlr. In Gang sind Hf Dampfmaschinen niit 6000 Pferdetraft. Der Kohleuverbrauch ft'' die Kessel beträgt 12,500, der Gesammwerbrauch an Kohlen sch Coks 22,500 Scheffel täglich, der Wasserverbrauch 200,000 EnbiW' In Erfurt scheinen die Frauen zum starken Geschlecht Z" ch i hören; denn ihrer vier sind in einer Nacht aus dem Gefängnis; ain" gebrochen. In Elberfeld wurde am 25. v. M. eine Schuhmachersft^ im Bette erdrosselt vorgefundcn. Die Unglückliche war, wie I „Elbers. Ztg." bemerkt, durch ihren Ehemann, welcher der schwach haften Handlung verdächtig sein soll, für 300 Thlr. in einer 2^' bensversicherüngs - Gesellschaft versichert, und es liegt der Gn»h nahe, datz des schnöden Gewinnes halber der Mord vollzogen wur^' Obersten;, 25. Mai. Nccbdem vor acbt Tagen schon drciM suiten hier sich eingenistet hatten, um öffentliche Predigten zu HM' > und General-Beichte vorzunehmen, ist der Unwille der B. Völkern^ hier und in der Umgegend in dem Maaße gestiegen, daß schön ö", Freitage eine Bürger-Versammlung stattfand," um zu beratben, w'j dieselben hier weggeschafft werden könnten. Es wurde von der sammlung eine Deputation gewählt, die sich ins katholische Pf'^ bvus begab, um den Pfarrer in Güte zu veranlassen, die G'M '