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Wochcnblall 1868 Dienstag, den 19. War Ludwig. an die Gemeinde-Obrigkeiten im Bezirke der Königlichen Amtshanptmannschast Dresden, die Aufzeichnung der vorhandenen Pferde betreffend. - . Nachdem den obengenannten Obrigkeiten zu der iu 4 der Allerhöchsten Verordnung, die Aushebung von Pferden für den Kedars der Armee betreffend, vom 18. vorigen Monats, vorgeschriebenen Aufzeichnung der vorhandenen Pferde die erforderlichen Formulare «rovimLnu zugesendet worden sind, werden dieselben veranlaßt, die Aufzeichnung der Pferde unter Berücksichtigung der Bestimmungen in 4 der angezogencn Allerhöchsten Verordnung binnen der in 2 der Ausführungs-Verordnung bestimmten Frist zu bewirken und sodann vle ausgefüllten Verzeichnisse unterschriftlich vollzogen und mit dem obrigkeitlichen Stempel versehen ungesäumt anher einzureichen. Dresden, am 14. Mai 1868. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t. voi» für Wilsdruff, Tharaud, Rosst«, Sievenlehn und die Umgegenden. A mtsblatt ^ür das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränumerationspreis IO Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. T a g e s g e s ch i ch t e. Die Klagen über die Maikäfcrnoth ertöucn aus den gesegneten Niederungen unseres sächsischen Vaterlandes. Allein so lange man auf die Stimmen der gewichtigsten Naturforscher und Naturkenner, >vie I)r. Gloger in Breslau und Obersorstmeistcr v. Manteuffel in Colditz, nicht hört und die nützlichsten Freunde der Land- und Forst- wirthschaft/darunter den Maulwurf, systematisch verfolgt, die Tod feinde der Maikäferlarven aber, die Dohlen, Saat- und Mandel krähen, Sperlinge, Staarc re. zum Vergnügen fchießt, wird alle Menschliche Mühe nicht ausreichen, das Unheil abzuhalten. So lauge die Natur in ihrem Walten nicht gestört wird, so lange der Mensch durch sogenannte Cultur ihr nicht die Mittel raubt, das Gleichge wicht zu erhalten, so lange eine angemessene Vermehrung der insec- tcnfrcssenden Thiere stattfinden kann, wird die Natur auch dafür sorgen, daß die Jnsectcn nicht übermäßig anwachsen. Nimmt ihr aber der Mensch die Mittel, dann wird alle seine Anstrengung nicht Hinreisen, das Uebel zu beseitigen. Dresden. Nach einem am 15. d. M. in der Kammer cinge- gangeucn allerhöchsten Decrct ist der Landtag, welcher zum 18. Mai geschlossen werden sollte, derart verlängert worden, daß am 28. Mai die letzte Sitzung der Kammern und am 30. Mai die feierliche Ver abschiedung der Stände stattfinden soll. Von dem sogenannten Erucifixpfeiler der alten Elbbrückc in Dresden sprang am Freitag ein Droschkenkutscher in die Elbe. Alle Versuche, ihn zu retten, waren erfolglos. Dem Anschein nach wollte der Mann nicht gerettet sein, da er die ihm gebotene Hilfe, — man warf ihm von einem Kahn aus eiuc Stange entgegen, die er nur anzufassen brauchte — von der Hand wies. Die „Dr. N." berichten: Am 9. Mai d. I. in der sechsten Abendstunde fand in der Anncnkirche eiuc in Dresden vielleicht noch nicht dagewesene feierliche kirchliche Handlung statt. An einem zehn- jährigcn heidnischen Ncgerkuaben aus Ccntralafrika, den der Herr Aaron Otto von Tcttau aus Berlin auf dem Sclavenmarkte zu Da maskus vor längerer Zeit losgekauft hatte, ward mit Genehmigung dcr obersten kirchlichen Behörde das heilige Sacrament der christlichen Danse durch Herrn Pastor Böttger vollzogen. Herr von Tcttau, so wie dessen in Dresden lebende Eltern, vertraten Pathenstelle. In der Zeit vom 3l. Alai bis 14. Juni soll in Oschatz eine ^'Werbeausstellung stattsindeu, mit welcher eine Verloosuug auzukau- ß'nder Ausstellungsgegenstände verbunden werden wird. „Bautzen oderBudissin?" Das ist jetzt endlich entschieden wor- sw, wie sich die Bewohner jener alten Stadt von nun an zu nennen Hatzen. Die unlängst höberen Orts nämlich zur Entscheidung vorgc- Frage, ob diese Stadt Bautzen oderBudissin namhaft zu machen sei, ist zur allgemeinen Befriedigung dahin beantwortet worden, daß fortan „Bautzen" die allein zulässige Bezeichnung sei. In der Richtung über Oberottcndorf und Rückersdorf nach Großdrebnitz haben die Gewitter am II. d. M. durch Schloßen viel Schaden angerichtet. Wie mitgetheilt wird, sollen stellenweise die eisigen Massen über V» Elle hoch gelegen haben. Beim Bahnbau in Hainichen verunglückte am 14. d. M. ein Arbeiter in der Weise, daß er beim Versuche, einer Anzahl von im Gange befindlicher Lowrys auszuwcichen, zum Fallen kam und von den Wagen förmlich zerquetscht ward. Der Verunglückte verstarb nach einer halben Stunde. Berlin. Sämmtliche beglaubigte Nachrichten aus Paris be stätigen die friedlichsten Aussichten zum wenigsten für die nächste Zeit.' Die ministeriellen Blätter geben zu verstehen, ohne Zweifel mit Grund, daß auch der Kronprinz von seiner Reise nach Italien nur die fried lichsten Eindrücke mit heimgebracht hat. Als einen neuen Beweis des friedlichen -Eharacters der gegenwärtigen Situation kann man auch die Nachricht ausehen, daß Graf Bismarck, sobald es die parlamen tarischen Arbeiten erlauben werden, einen mehrwöchentlichen Urlaub zur Erholung nehmen will. Die „Prov.-Corr." schreibt: Der Beschluß des Zollparlamcnts in dcr Adreßfrage hat die Sache der deutschen Einheit mehr geför dert, als durch die Annahme einer Adresse der Fall gewesen wäre. Die Adreßdebatte bekräftigte die Zuversicht, daß der Weg thatsäch- licher Gemeinschaft der wahre Weg der Einigung zwischen dem Nor den und dem Süden ist. Die „Kreuzztg." meint, der Schluß des Zollparlaments werde nicht vor dem 27. oder 28. d. M. erfolgen können. Daß der Reichs tag alsdann wieder seine Beralhungen aufnchmen und noch eine ganze Reihe Vorlagen erledigen wird, bestätigt uch. Ein Theil des Bundesbudgcts, welcher den Etat des Bundes kanzleramts umfaßt, liegt bereits vor. Derselbe fordert als Gcsammt- summe dcr fortdauernden Ausgaben 188,350 Thlr. für das Jahr 1869, gegen die Summe von 70,550 Thlr., welche dcr Etat für 1868 aufweist. Die bedeutende Erhöhung findet zum größten Theil darin ihre Erklärung, daß ein Posten, der erst neu ausgenommen worden, die Ausgaben nämlich au Pension und Unterstützung für die Angehörigen der vormaligen Schleswig-Holsteinischen Armee, 76,000 Thlr. beansprucht. Bei den Besoldungen ist ein Mehr von 7300 Tylru. und für den Dispositionsfonds des Bundeskanzlers zu unvor hergesehenen Ausgaben ein Mehr von 20,000 Thlrn. veranschlagt. Wiener Blätter berichten von einem großen Wolkenbruch, der am 11. Mai in Pozaga bei Alt-Gradiska niedergcgangen; 80 Häuser wurden fortgerisscn, die meisten andern sind unter Wasser. Wie viel Menschenleben zu beklagen sind, ist noch unbekannt. Die Communieationen sind gestört.