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166 Sie bei uns Bruderherzen und Bruderhände finden werden in jeder Lage des Lebens, — daß jedes neue Beisammensein dies Ver- hältniß stärken wird; lassen Sie uns dies deutsche Familienverhältniß pflegen. — Der bayerische Minister Fürst Hohenlohe bezeugte, daß Süd- und Norddeutschland sich durch das Zollparlament genähert haben und brachte einen Trinkspruch auf Einigung der deutschen Stämme aus. Der Bayer Völk: Das einige Deutschland wird er arbeitet, wir Zollparlamenter arbeiten an der Herstellung des deutschen Reiches und seiner Kraft und Größe. Ein Hoch auf die Zukunft dieses Staates! Bayer Marquard Barth: Jedes Jahr hundert hat seinen Mann, der ihm Gestalt und Richtung gibt; für unsere Zeit und die Austragung der deutschen Sache ist Bismarck dieser Mann. Er lebe hoch! An Stelle der oberirdischen Telegraphenleitung im norddeut schen Bunde sollen unterirdische treten. Man glaubt dadurch den größten Theil der jetzt oft den Telegraphenverkehr hemmenden Stö rungen zu beseitigen. Die General-Telegraphen-Direktion beabsich tigt zu dem Zwecke beim Bunde eine Anleihe von 2 Mill. Thaler zu beantragen. Als die electo-magnetischen Telegraphen vor ca. 20 Jahren eingeführt wurden, hatte man bereits unterirdische Leitungen, welche sich damals aber nicht bewährten und nach wenigen Jahren durch oberirdische ersetzt wurden. Die Erfahrungen, welche seitdem in der Legung von Leitungsdrähten gemacht sind, haben zur Besei tigung der Uebelstände geführt, welche damals zum Aufgeben der unterirdischen Leitungen bewogen. Dem Vernehmen nach soll der in München wegen Mitschuld an dem Morde seiner Gattin verhaftete Graf Chorinsky nicht unbedeu tend erkrankt sein, so daß es zweifelhaft ist, ob die Schlußvcrhand- lung gegen denselben in den Tagen vom 17. bis 21. Juni zur Durch führung gelangen wird. In Bayern verkaufen die Innungen wegen der Gewerbefrei heit aus. Ein Antiquar hat die Herrlichkeiten der berühmten Gold schmiedestube in Augsburg für 6000 Gulden an sich gebracht. Möhrenbach b. Gehren im Thüringerwald, 25. Mai. (Dztg.) „Barmherziger Gott, sei uns gnädig! Erbarme Dich unserer Fluren!" So haben gewiß viele Herzen unseres Ortes zum allgewaltigen Lenker der Schicksale gefleht, als in den Morgenstunden des heutigen Tages über den größten Theil unserer im schönsten Schmucke prangenden und eine reiche Ernte in Aussicht stellenden Flur ein schreckliches Ge witter sich entlud, begleitet von einem furchtbaren Hagelwetter; Blitz auf Blitz erfolgte, es war, als ob Alles am Himmel in Flam men stände, Hagelsteine, von der Größe einer Flintenkugel, zertrüm merten die Fenster. Durch alle Gassen des Orts rauschten die Wasser- fluthen und brachten Steine sund Erde von den Bergen und Aeckern mit sich. Haufenweise lagen nach beendetem Unwetter die von den Wassermassen zusammcngetriebenen Hagelsteine auf den Aeckern, Wie sen, sowie in den Gärten und haben eine schreckliche Verwüstung angerichtet. Da lagen die schönen Halme der prächtigen Wintersaat zerknickt am Boden, dort hatten die Fluchen den fruchtbaren und erst jüngst bearbeiteten Boden der Kartoffeläcker, Sommersaatfelder und Flachsstücken zerrissen und hinweggeschwemmt, und in den Gärten fand man unter den Hagelstücken abgeschlagen, die schönen Baum- blüthen und angesetzten Früchte, Zweige, Blätter, zerknickte Blumen, Pflanzen rc. wie hingesäet. Bedeutend ist der Schaden, den die ent fesselten Elemente hier und in den Fluren der Nachbargemeinden an gerichtet haben. Die klingendste Ehrengabe bringen die deutschen Schützen in New-Mork nach Wien — einen Prachtflügel von Steinway, der feine 1500 Dollars kostet. England gibt sich Mühe, eine Friedenserklärung der eu ropäischen Mächte zu Stande zu bringen. In welcher Weise das ge schehen soll, ist nicht klar. Das Beste wäre, wenn jede Großmacht 20,000 Soldatenpferde verkaufte; dieser Verkauf wäre das sicherste Friedenszeichen. Während die Auswanderung nach Nordamerika in diesem Jahre eine ungeheure, ist, wird aus New-Mork berichtet, daß von dort aus eine massenhafte Auswanderung nach Californien, China und den Ländern am stillen Meere stattfindet. — Die Staatszeitung von Tenesse warnt die deutschen Auswanderer vor Verlockungen nach den Südstaaten; sie würden dort von Vielen wie wilde Thiere betrachtet und demgemäß behandelt werden. Bis die Absicht, die Ein wanderer an Steile der befreiten Sklaven zu verwenden, aufhört, und sich das Volk des Südens nicht bereitwillig zeigt, den Einwan derer als völlig gleichberechtigt zu vetrachten, kann Niemand denselben zur Wahl einer südlichen Heimath rathen. Die amerikanischen Zeitungen enthalten furchtbare Berichte über eine Reihe von Erdbeben, die vom 27. März bis in die ersten Tage des April auf den Sandwich-Jnfeln große Verheerungen ange richtet haben. Nicht weniger als 2000 Erdstöße sollen, wie schon mitgetheilt, zwischen dem 28. Marz und 13. April verspürt worden sein. In Waischina öffnete sich der Boden auf mehren Stellen, und eine 60 Fuß hohe Fluthwelle, die eine Viertelmeile weit ins Land hineindrang, riß Alles mit sich fort. Hundert Menschenleben nebst vielen tausend Stück Pferden und Hornvieh gingen zu Grunde. Aus verschiedenen Kratern wälzten sich 5—6 Meilen lange glühende Lava ströme mit einer Geschwindigkeit von 10 Meilen per Stunde dem Meere zu, verwüsteten alles, was ihnen in ihrem Laufe begegnete, und bildeten eine neue Insel im Meere. Aus einem neugebildcten, 2 Meilen im Durchmesser haltenden Kratee flogen feurige Felsstücke 1000 Fuß hoch in die Luft, so daß dessen Feuererscheinungen 50 Meilen in der Runde sichtbar waren. Der Jammer und das Elend ist furchtbar. .1 Eugeni e. (Schluß.) , Anderthalb Jahre waren verflossen. Alexis hatte promovirt M als Arzt sich in der Hauptstadt niedergelassen. Ein wolkenloser Himmel lag über dem bayerischen Hochgebirge, über dem friedlichen Thale, darin das Waldgut sich versteckte. Stall der warmen Sommerlüfte strichen kalte über die Fluren. Gäste ka men zum Waldgute gezogen; die feurigen Rappen kamen mit wobl- bepacktem Schlitten unter Hellem Geläute von der nächsten Station. Sie brachten Alexis Eltern und Schwester. Ein Reiter sprengte voran. Es war Ernst, der es nicht erwarten gekonnt, bis die lieben GO kamen. Mutter und Vater Alexis hatten ihn wohl weniger als Linn Waldek ruhelos gemacht. Hochzeit gab es auf dem Waldgute, Doppelhochzeit. Alexis O Anna, Ernst und Lina waren die Paare. Ernst hatte besser ab' Alexis seine Liebe zu verbergen gewußt. Hatte er doch zuvor seinen Vater bewegen müssen, daß er seine Lieblingspläne mit ihm aufgel'6 hatte er doch sich zuvor als Lehrer der Naturwissenschaften zuvor eine Stellung verschaffen müssen, die ihm ebenfalls in der Hauptstadt wurde. Er war Gymnasiallehrer mit dem Prädicat Professor ge worden. Zwar hatten diese vielseitige Bemühungen, Zeit und Ge duld gekostet, doch nun wars glücklich überstanden und der heutige Freudcntag lohnte seine Mühen genugsam. Beim Mahle erhob sich Ernst's Vater und sagte: „Kinder! Ihr geht Alle von uns hinweg, wie wird's ciuM sein, doch ich will hier im Erbe meiner Väter bleiben. Geld sO Ihr soviel bekommen, daß wir uns alljährlich einmal oder auch zweimal sehen können. Nächstes Frühjahr komme ich zu Euch, wäh rend der Sommerferien Ihr zu uns. Und wenn ich einmal gestorbcU bin, gebt Ihr das Gut dem armen Vetter in Pacht, der es E'O redlich verwalten wird. Ihr selbst aber sollt an der schönsten StO des Thales ein neues Gebäudchen erstehen sehen, das Ihr dann be wohnt. Das ist mein letzter Wunsch, damit nicht sobald die schönt Einsamkeit vergessen werde, wo einst Euer Urgroßvater, so gut O Ihr, sein Glück gefunden hat. Seit Ihr das zufrieden?" „Jawohl Papachen! Jawohl!" riefen die Kinder. Und sic habeu Alle sein Wort gehalten. Alexis, um auch Ferien zu haben, O wohl auch sein Wissen mehr nach Geschmack verwerthen zu können, habilitirte sich an der Universität L... als Docent, hoffend, daß noch bis zum Professor bringen werde. Doch brachte ers zum SckM' steiler. ' ' Alljährlich wandelten nun die Familien nach Bayern. Gar bale mit Gefolge. Zwei Jahre darauf noch eine dritte Familie mit, bik Familie Hartmann, ebenfalls im Gefolge eines kleinen Krauskopfs Die drei Familien hielten die festeste Freundschaft unter M Wieburg hatte sich, nachdem sein Duell und dessen Veranlassung bf kannt geworden war, versetzen lassen; kam aiso nie wieder in die Familie Hartmann. Jubel herrschte im neuen Hause zu Friedensthal, wie man Ernsts und Anna's Geburtsthal genannt hatte. Hartmann, der ganz ver jüngt schien, ergriff das Glas und rief: „Friedensthal, ich trinke Dir zu Ehren: Dein Name schon be zaubert meine Seele. O, daß doch überall des Friedens Engel sE nend ginge, wie unter uns. Von mir wollte er sich wenden, da O ben ihn drei Worte festgehalten, sie nenn' ich auch, mög' keiner f^ im Ehestand, im Leben je vergessen: „Pflicht... Vertrauen... Thätigkeit!" , Noch manches schöne Wort sprachen diese Glücklichen. EigentE sollte ich sie Alle aufzählen, weil sie uns lehren würden, wodt^. man zum Glücke kommt, und worin das Glück besteht. Doch de^ ich, in den drei Worten lag Alles, was gesagt werden muß, geftr werden kann. Vermischtes. Was der Geist vermag. Mit Dampfschiff und Eisenbahn O es der Mensch dahin gebracht, daß er die ganze Erde in 104 TaO umschiffen kann, und zwar werden dabei noch große Umwege gemacht, indem regelmäßige Dampfbootverbindungen benutzt werden. WN höre. Von Marseille in Frankreich bis'Alexandria in Aegypten v Tages, von Alexandria bis Suez am rothen Meere 10 Stunden, von Suez bis Aden am indischen Meere 6 Tage, von Aden bis PoO de Galle auf der Insel Eeilon 11 Tage. Von Point be Galle bis Melbourne in Australien 21 Tage, von da bis Sidney in Austr. 3 Tage, von da bis Wellington auf Neu-Seeland 7 Tagh Nun ist man gerade bei unseren Gegenfüßlern, dahin gelangt in 5s Tagen. Von Wellington nach Panama in Mittelämerika 28 TaO von da nach der Insel St. Thomas 5 Tage, von da nach Southamp ton England 14 Tage, quer durch Frankreich nach Marseille 2TaO Macht 104 Tag. Die Reise kostet etwa 1850 Thlr. Man kann da bei auch Ausflüge nach China, Japan, Kalifornien machen, die »W gar viel Zeit kosten. — Und nun erst die Telegraphen. Im vorigem Jahre rechnete man deren Linien bereits auf 45 tausend MeileM Eisenbahnen auch schon auf 19,639 Meilen. In einer Linie gedacht, würden alfo die Eisenbahnen beinahe viermal rund um die Erds reichen, die Telegraphen über achtmal. — Ei, was wird der Gem vermögen, wenn er einmal seine volle Kraft beharrlich auf seine eigM allseitige Ausbildung richtet!