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158 Räuber ins Gebüsch geflüchtet und es ist bisher eine Spur derselben nicht ermittelt worden. Das Zollparlament in Berlin hat über die neue Tabaks steuer verhandelt. Vielen, namentlich den Süddeutschen erschien die neue Steuer als ein etwas starker und theurer Tabak. Andere mein ten, es sei besser, den Tabak hoch und Salz und Eisen desto niedriger zu besteuern; denn Tabak sei ein Luxus, den sich Jeder abgewöhnen könne. Es war keine Friedenspfeife, die geraucht wurde, aber zuletzt siegten die Vermittler. Das Gesetz bestimmt in H. I, daß die Steuer von je 3 Quadr.-Ruthen mit Tabak bepflanzten Bodens 6 Sgr. jähr lich betrage und kleinere Flächen steuerfrei seien, wenn sie in der Nähe bewohnter Gebäude liegen. Z, 12 erhöhte den Eingangszoll von ausländischem Rohtabak vom U October 1868 an auf 6 Thlr. pro Centner. Diese beiden Hauptbestimmungen des Gesetzes wurden auf Twestens Antrag mit 167 gegen 131 Stimmen ab ge lehnt und die Steuer für je 3 Quadr.-Ruthen mit Tabak bepflanzten Bodens auf 3 Sgr. festgesetzt, Flächen unter 6 Quadr.-Ruthen sind für steuerfrei erklärt und der §. 12, betr. die Erhöhung des Eingangs zolles ist gestrichen. In der Schlußabstimmung wurde das Tabaks steuergesetz nnt den vorstehend mitgetheilten Ermäßigungen angenom men. In derselben Sitzung erklärte Bismarck: Der norddeutsche Bund dränge den Süden nicht, er wolle keine Erweiterung der Rechte des Zollparlaments ohne staatliche Gemeinschaft, aber auch keine Be schränkung. Ein Appell an Furcht vor dem Auslande finde in deut schen Herzen niemals ein Echo. Das Zollparlament hat die Steuer auf Petroleum mit 190 gegen 90 Stimmen abgelehnt. Von den sächsischen Abgeordneten sprach Oehmichen dagegen, Günther dafür. Stettin, 15. Mai. Die Spiritusbrennerei in der Vorstadt Oberwigh steht in Flammen. Eine Explosion des Behälters war die Ursache. Militärische Hülfe ist zum Niederreißen der Mauer requirirt. Gerettet ist wenig, der Verlust an Spiritus wird auf 1h» Million Quart geschätzt. Dreizehn Grundstücke sind vernichtet worden, darun ter ein Schulhaus und drei Spiritusbrennereien (Stahlberg, Ferd. Rückforth, Nachfolger und Radloff). Mehrere Menschenleben sind zu beklagen; der Schaden wird auf über eine halbe Million veranschlagt. Einer weitern Ausbreitung des Feuers ist durch die Anstrengung der Feuerwehr vorgebeugt. Am 12. Mai brach in dem mit der Stadt Beuthen (Pr. Schle sien) zusammenhängenden Dorfe Roßberg durch Kinder, welche mit Streichhölzchen spielten, Feuer aus, das beiden: herrschenden Winde so rasch um sich griff, daß binnen einer Stunde an 50 Häuser und die Kirche niederbrannten. Ein schreckliches Unglück hat sich am 5. Mai Nachmittag in Linz ereignet. Ein losgerissenes Schleppschiff brach einen Brücken pfeiler, und viele Menschen (man spricht von 30) fanden im Hoch wasser ihr Grab. Ganz Linz ist in Bewegung. In Glückstadt ist ein Auswurf der Menschheit, Timm Thode, der Mörder von Vater, Mutter und fünf Geschwistern, mit dem Beile hingerichtet worden. Kalt, wie er die That verübt, blieb er Während der Unlersuchung und bis zum Ende. Kein Menschenauge sieht in solches Herz hinein. Die letzte Nacht verbrachte er schlaflos und in sich versunken, als er auf der Richtstättc entkleidet wurde, sah man deutlich sein Herz schlagen. Ich weiß, was ich gelhan habe, wat- fein letztes Wort. Vom 1. Januar bis 12. Mai siud auf 68 Schiffen 23,756 Per sonen aus Deutschland über Bremen nach Amerika ausgewandert. Die zerrütteten Finanzen bereiten Oesterreich fortdauernd die schwersten Prüfungen und gefährden sogar die neue liberale Aera. Der Finanzausschuß des Reichstags beantragt eine Couponstcuer von 25 Procent; das ist nicht viel weniger als oer Bankerott. Die Mi nister drohen mit ihrem Rücktritt, falls der Reichstag diesen Antrag annimmt. Mancher denkt vielleicht, nur Bankiers handhaben die Couponschecre und können den Verlust tragen; die österreichischen Staatspapiere sind aber in unzähligen Händen, namentlich durch die vielen Zwangsanleihen, und auch alle Cautionen der Beamten, Mi litärs, Mündelgelder rc. sind in ihnen angelegt. 48 englische Häu ser haben einen scharfen Protest gegen die österreichische Couponsteucr eingelegt und gedroht, die österreichischen Papiere an der Londoner Börse zu streichen. Im Prater in Wien wird an der Festhalle zum deutschen Bundesschießen eifrig gebaut. Der Bau wird so groß, daß 6000 Gäste an: Festbankett theilnehmen können. Die 1120 Fuß lange Schießhalle mit 160 Schießständen wird unter Dach gebracht, der Fest platz wird 30,000 Menschen fassen; von dem Thurm aus übersieht man die Stadt Wien. Die „Patrie" bringt einen Artikel, über den Stand der Saa ten, aus welchen hervorgeht, daß die Ernteaussichten in ganz Frank reich ausgezeichnet sind, sowohl für das Getraide, als für Pie Run kelrüben mW die Kartoffeln. Auch die Weinernte scheint, abgesehen von dein Einträge, den Fröste in einzelnen Districten im Süden ge- than haben, vortrefflich zu werden. Präsident Johnson hat in der Hauptanklage gegen ihn, daß er Stanton an der Führung des Kriegsamtes verhindert und damit die Cvngreß-Gewalt bestritten habe, ein Nichtschuldig erhalten. In dem Gerichtshöfe stimmten 3g Stimmen für das Schuldig, 19 gegen. Es fehlte die gesetzliche Majorität. Was lieben die Frauen am meisten? In einem Männerzirkel warf man die Frage auf: „Was liebt die Frau am Höchsten in ihrem Lebenslauf?" Der Eine sagt: das Putzen; der Andre meint: den Mann; Der Dritte glaubt: das Tanzen; der Viert': die Kaffeekann; Der Fünfte gar: das Spielen; der Sechst': das Raisonniren; Doch wollte keine Meinung zu einem Einklang führen. Ein alter Mann, der schweigend dies Alles an mit hörte, Mit einem schlauen Lächeln sich zu den Streitern kehrte: „Was Jeder hier behauptet," so sprach er, „meine Herr'n, Das liebt wohl jedes Weib und thut's von Herzen gern; Doch was ihr höher gilt, als selbst das Raisonniren, Es ist — der Frauen hat ich vier — es ist das Commandiren!" Und Jeder sprach ganz offen: „Der hat's getroffen!" Was lieben die Männer am meisten? In einem Frauenzirkel warf man die Frage auf: „Was liebt der Mann am Höchsten in seinem Lebenslauf?" Die Eine sagt: das Spielen; ein Paar: die böse Laun', Die Vierte gar: das Schielen nach hübschen jungen Frau'»! Doch wollte keine Meinung zu einem Einklang führen. Ein Mütterchen, das still dies Alles angehört, Mit einem schlauen Lächeln sich zu den Damen kehrt: „Was Jede hier behauptet," so sprach sie, „von den Herr'n, Das liebt wohl jeder Mann und trcibts von Herzen gern; . Doch was ihm höher gilt — Der Männer halt' ich vier — Als selbst das Auswürtslieben, es sind: «lirck L t Da sitzen sie berauscht voll Wonn' und schwadronirtnü Und uns (im Haus muß Ordnung sein) uns bleibt das Commandiren.' Und Jede sprach ganz offen: „Das Mütterchen hat's getroffen!" Vermischtes. Ein amerikanischer Kaufmann vermißte Morgens sein künstlich"- Gebiß und war fest überzeugt, daß er es im Schlafe Verschluß habe. Er spürte erschreckliche Schmerzen im Magen und Darm alle Aerzte und Purganzcn konnten ihn von seinen Schmerzen »ich befreien. Er fiel nicht nur iu schwarze Hypochondrie, sondern vom Fleische und machte sein Testament. Zum Glück fand er Tage vor seinem Tode die Zähne in der Tasche eines bei Seite legten Paares Hosen und — war gerettet. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am Sonntage Exaudi predigt Vormittags Herr Pastor Schmidt, - Nachmittags Herr Diac. Hochmuth. .. - Amtliche Bekanntmachungen und Anzeigen vermischten Inhalts. Bekanntmachung. Das 8. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1868 — letzte Absendung am April d. I. — enthält: No. 58. Verordnung, die Aushebung von Pferden für den Bedarf der Armee betreffend; von: 18. April 1868. No. 59. Verordnung zu Ausführung der Allerhöchsten Verordnung, die Aushebung von Pferden für den Bedarf der Armee i" treffend vom 18. April 1868. No. 60. Decret wegen Bestätigung der Statuten des Vorschußbankvereins zu Glauchau; vvm 27. März 1868. Np. 61. Decret wegen Bestätigung der Statuten der Arbeiter-Begräbnißsparkasse für Zwickau und Umgegend; vom 2. Aprilia No. 62. Decret wegen Bestätigung der Statuten der Braugenossenschaft zu Borna; vom 3. April 1868. No. 63. Decret wegen Bestätigung der Statuten der Hasperschen Begräbnißkasse für Annaberg und Umgegend; vom ' April 1868.