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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. HerteWrlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnsertionsgcbiihren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeil« 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 37. Dienstag, den 30. Juni 1888. Tagesgeschichte. Wilsdruff, den 29. Juni. Am gestrigen Sonntage wurde das Resultat der 8 Tage vorher stattgefundenen Wahl zum Kirchen- vorstandc von der Kanzel verkündigt. Es war gewählt worden: Herr Kaufmann Engelmann mit 64 Stimmen, Herr Privatschuldir. Lorenz - 60 - Herr Adv. Sommer - 51 - Herr Schneidermstr. Legler - 46 - Herr Gutsbes. Goldbach auS Grumbach mit 5 Stimmen. Nach der Predigt wurden die Gewählten durch Herrn Pastor Schmidt in ihr neues Amt eingewiefcn. — Wie wir aus dem Programm zum bevorstehenden Königs- schicßcn ersehen, erhält dieses Fest diesmal dadurch eine besondere Weibe, daß' die Bürgerschützenabtheilung ihr 25jähriges Jubiläum feiert. Hoffentlich kommt man dem am Schluffe des Programms vom Dircctorium der Schützengsellschast ausgesprochenem Wunsche: die Bewohner der Stadt resp. Gönner und Freunde der Bürgcrschützen- aesellschaft möchten durck entsprechende Schmückung der Stadt dieses Jubelfest verschönern belfen, von allen Seiten in recht lebhafter Weise nach und macht sich dadurch Jeder selbst zum Thcilnchmer am Feste. — Allen Denjenigen, welchen an einem Glase ausgezeichneten und dabei billigen Weines etwas gelegen ist, können wir mit vollem Rechte den vom Conditor Herrn R. 'Sebastian allhier empfohlenen bestens empfehlen. Das bevorstehende Schützenfest dürfte mancher Familie, die vielleicht Besuch bekommt und demselben ein Glas guten Wein vorsetzen will, Gelegenheit geben, sich von der Wahrheit des Gesagten zu überzeugen. — Der am vorigen Donnerstag und Freitag hier abgehaltene Jahrmarkt ist, obwohl' derselbe vom 'schönsten Wetter begünstigt war, so flau verlaufen, daß fast nicht einer der Verkäufer auch nur einiaer- maßcn befriedigt worden wäre; nur ein einziges Geschäft, oas der Erben der verstorbenen Witte Hoffmann, woselbst großer Aus verkauf ausrangirtcr Waaren stattfand, dürfte eine Ausnahme ge macht haben, denn hier sahen wir an beiden Tagen das Verkaufslokal gedrängt voll von Kauflustigen. An dem flauen Geschäftsgang dürfte wohl der Umstand, daß der Markt diesmal so kurz vor dem Dresdner Markt stattfand, einen großen Theil Schuld tragen. — Am 23. d. M. ist der 16 Jahre alte Wirthschastsgchilfe Ernst Louis Schaarschmidt aus Mittweide auf der Chaussee zwischen Scheibenberg und Crottendorf von der Deichsel seines beladenen Wagens, auf welcher er gesessen, heruntergefallen und überfahren worden. Der Tod ist sofort erfolgt. Es' ist zu bewundern, daß nicht öfter derartige Unglücksfälle vorkommen; so sehen wir fast täg lich bei den auf der Nossener Chaussee herein die Stadt passircndcn Fuhrwerken die betreffenden Roffelcnker schlafend in der Schooßkcllc sitzen, ohne zu bedenken, welcher Gefahr sie sich dadurch aussetzcn. — Die Conferenz sächsischer Schuldirectorcn, welche im Juli in Meißen stattfindcn sollte, ist bis zu den Michaelisfericn verschoben. Der „Dresdner Kurier" berichtet aus Dresden über folgende Demonstration: Der Ausflug des hrcsigen Gewerbevcreins nach Tcp- litz ist zu einer politischen Demonstration benützt worden und zwar von Seiten des Herrn Stadtverordneten Walter, welcher den Antrag stellte, ein Bcgrüßungstelegramm an den Kaiser von Oesterreich nach Prag zu senden. Wer dagegen wäre — man muß bedenken, daß eine große Masse von Tcplitzer Bürgern der Versammlung bei wohnte — sollte die Hand erheben. Es hat begreiflicherweise in dieser Umgebung Niemand die Hand erhoben, und so ging das Be- grüßungstclegramm nach Prag ab. Auf Herrn v. Beust wurden mehrere Toaste ausgebracht. — Als Curiosum sei noch angefügt, daß Herr Walter, wahrscheinlich in der Freude über die Annahme seines Antrags, sich inTcplitz verloren hatte, — durch den Tcplitzer „Ausrufer" unter Trommelwirbel aufgesucht und an einem Altäre des Bacchus und Gambrinus glücklich gefunden wurde, daß er aber totzdem „sich zum 2. Male verlor" und den Zug nach Dres den versäumte. — Das oben erwähnte Telegramm lautete, wie wir nachträglich erfahren, dahin: „Sr. k. k. Apost. Majestät Kaiser Franz Joseph' von Oesterreich in Prag. Tausend Gewerbtreibende aus Dresden, aus dem Lande, das in Freud und Leid zu Oestrreich ge standen und das in seinem Bürgerthume treu seinem Könige und Vaterlande zur Seite steht, bringen Seinere Majestät dem Kaiser hier in Teplitz wie immer ein dreimal donnerndes Hoch! — Der Gewerbcvercin von Dresden. Walter, Vorstand." Der „Dresdner Kurier" wird von Seiten des Dresdner Ge werbevereinsvorstandes ersucht, zu versichern, daß es dem Verein durchaus fern gelegen habe, mit dem Tcplitzer Bcgrüßungstelegramm eine vorbedachte politische Demonstration ins Werk zu setzen. Die zufällige Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph in Prag habe den augenblicklichen Anlaß zu der Begrüßung als einem einfachen Acte der Höflichkeit gegeben. Auch habe der mitgetheilte Wortlaut des Telegramms vor seiner Absendung noch einige Aenderung erfahren. In welcher Ausdehnung die öffentlichen Speiseanstalten Dres dens frequeutirt werden, zeigt die Thatsache, daß im Monat Mai in der öffentlichen Speiseanstalt zu Altstadt-Dresden 24,303 Portio nen Essen ausgegeben worden sind. Am 21. Juni brannte in Trebsen bei Grimma von der dem Rittergutsbesitzer Baumann gehörigen Waldung circa V, Acker 20 bis 25jähriger Kiefernbestand nieder. — Am 22. d. M. wurde bei Dahlen auf Luppaer Staatsrevier von 3 Acker 80jährigcm Kiefern- bestande die Bodendccke durch Feuer vernichtet. In Maltitz bei Pegau hat sich am 8. Juni der im 14. Lebens jahre stehende Sohn eines Arbeiters in Folge kindlicher Spielerei erdrosselt. Am 23. d. schlug der Blitz während eines heftigen Gewitters in Gr ohböhla bei Oschatz in ein Schäfereigebäude des dasigen Ritter gutes, wodurch mehrere Gebäude in Asche gelegt wurden. In Sadisdorf und Borlas bei Dippoldiswalde ist unter dem Rindvieh die hitzige Biaul- und Klauenseuche ausgcbrochen. Man hat jedoch sofort die nöthigen Vorsichtsmaßregeln getroffen, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu hindern. Lößnitz, 24. Juni. Nach anhaltender Trockenheit traf gestern ein Gewitter auf. Hierorts entlud sich» in woblthätigem Regen; in der Gegend von Streitwald und Beutha aber brachte es theils wol kenbruchähnliche Regcnströme, theils Schloßen uud Hagel, und in Lenkersdorf schlug der Blitz in eine Linde, von wo aus er den Weg in das nahe Seitengebäude nahm, welches auch niederbrannte. In den Thälern von Asfaltcr, Beutha re. breiteten sich die Wasserströme aus den Bächen so weit aus, daß sie Heuhaufen und Wäsche mit sich fortführten. Feld und Gartcnfrüchte, soweit sic nicht durch Schlo ßen oder Hagel gelitten haben, stehen aber da, als sprächen sic: „Uns ist wohl!" Bautzen, 23. Juni. Gestern Nachmittags 4 Uhr ist das Fried rich Hermann Richter in Freiberg gehörige Pulverkerngcbäudc sammt Pulverstampse bei Gnaschwitz durch Explosion gänzlich zerstört und sind hierbei 3 andere Pulverstampfgebäude in ihren Umfassungen er schüttert, zahlreiche Fenster und Ziegel in und auf den übrigen Ge bäuden Richters, ja auch in den ungefähr 2000 Ellen davon entfern ten Mühlengebäuden Lehmann's beschädigt worden. Ein Menschen leben, das des unvcrheiratheten Pulverarbeiters Stiebitz aus Neu kirch, ging verloren. Die zur Zeit der Explosion herrschende Wind richtung und die zur selbigen Zeit cingctretenc Arbeitspause verhin derten, daß das Unglück nicht noch größere Dimensionen annahm. Am Vorabend der Lutherfcier war die ganze Stadt Worms mit Laub, Blumen und Fahnen geschmückt, alle Conscssioncn nahmen