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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 7. Februar l868. tz. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljrhrgang beträgt lv Rgr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), al- auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bi» längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Dank« angenommen, nach Befinden honorirt. ^ie Medaction Umschau. Wieder und immer wieder sind Kriegsbefürch tungen für die nächste Zeit im Munde der Leute. Woher sie stammen, kann Niemand sagen, denn zwischen Frankreich und Preußen ist die Spannung gewichen, Wien nähert sich Berlin mehr und mehr, selbst Rußlands Sprache ist viel friedlicher, als vor dem neuen Jahre. Daß in Frankreich fort und fort gerüstet wird, hat seinen Grund darin, daß Kaiser Napoleon fürchtet, Preußen werde den nord deutschen Bund über ganz Deutschland ausdchnen und dadurch eine Macht erlangen, die Frankreich gefährlich werden könne. Die neue Anleihe von 440 Mill. Franks deutet auch nicht auf Krieg, da diese Summe größtentheils vorgegessenes Brod ist. Leute, die Frankreichs Finanzen genau kennen, be haupten, es brauche für 1868 im Frieden wenig stens 700 Mill,; wohin sollten dann 440 Mill, für den Krieg reichen? Auch darin stimmen alle Berichte aus Paris überein, daß die Unzufriedenheit mit dem Kaiser im Wachsen begriffen ist. Der Kriegs minister läßt die Forts um die Hauptstadt in bes sern Stand setzen. Man weiß, daß die Kanonen dieser Forts nicht nach Außen gerichtet sind. Wir sind fest überzeugt, das Jahr 1868 verläuft eben so friedlich, wie 1867. Die nächste Gefahr liegt auch nicht am Rheine, sondern an der Donau.— Dem sächsischen Landtage ist von der Regie rung ein Gesetzentwurf zugegangen, der die Todes strafe aufhebt. Man kann, da die Todesstrafe noch immer viele Anhänger in allen Ständen zählt, lebhafte Debatten erwarten. — Es geht das Ge rücht , die Regierung wolle eine Anleihe im Betrage von 8 Mill, zu 4°/o machen, um damit die Hand darlehne einzuziehen, die es. 6 Mill, betragen und 0Zinsen zahlen. Die Regierung wird wohl ein sehen, wie viel dem Lande durch so hohen Zinsfuß geschadet wird. Wenn man sieht, wie hoch die Sprocentigen Papiere stehen, so sollte man glauben, der Staat habe auch zu billigeren Zinsen Geld erhalten. — Der preußische Landtag beschäftigte sich in dieser Woche mit Lerathung über die Abfindungs summe für den ehemaligen König von Hannover und den Herzog von Nassau. Die Abgeordneten zeigten wenig Lust, dem König Georg die verlang ten !6 Mill. Thaler zu bewilligen, weil ste glaub ten, daß das Geld doch uur gegen Preußen verwendet werde. Bismarck beruhigte ste dadurch, daß er sagte, nicht das Capital, sondern nur die Zinsen würden auSgezahlt. Trotzdem wäre die Vorlage wahrscheinlich verworfen worden, wenn der Minister nicht mit seinem Rücktritt gedroht hätte. So sagte die Mehrzahl, obwohl mit schwerem Herzen Ja. — Die Stürme des Januar haben aus der See Ungeheuern Schaden angerichtet. Mehr als 400 Schiffe giebt man verloren. Leider hat der Febr. ebenso stürmisch begonnen und es ist zu fürchten, daß die Unglücksliste noch lange nicht geschloffen werden kann. — Unsere Leser werden sich des Scheusals Timm Thode erinnern, das Eltern und 6 Geschwister kalt blütig ermordet und dann das Gehöft angebrannt hatte. Da Timm Alles zugestand, wurde ohne Geschworene über ihn geurlheilt. Er hörte da» TodeSurtheil mit der größten Ruhe aussprechen. — Die so ost besprochene Geschichte, daß in Eng land Ehemänner ihnen nicht mehr paffende Frauen mit dem Stricke um den Hals auf den Markt nach Smithfield führen und ste dort zu einem Spott preise „losschlagen", scheint auch heute noch nicht ganz in Vergessenheit gerathen zu sein; denn am 1t. Januar im Jahre de» Heil- 1868 hat irr