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„Saldern", sagte er, wenn Du mir täglich eine Stunde lang solche Instructionen ertheilen willst, wie Deinem Burschen soeben, so zahle ich Dir sür jede Stunde einen Louisd'or; aber ich muß fle auch aufschreiben dürfen! Haha! Köstliche Instruction!" Der Lieutenant drehte nachlässig seinen gefärb ten Bart. „Sie sind immer noch besser, als Deine schlechten'Witze, Doctor", entgegnete er mit gleich gültiger Miene, obschon ihn die Störung und das Lachen ärgerte. „Uebrigens berühren sie mich nicht weiter, und wenn Du nur gekommen bist, um nach meinem Befinden zu fragen, — ich fühle mich sehr wohl!" „Das heißt so viel, als: dort ist die Thür und Du kannst gehen", lachte der Doctor, indem er einen Stubl berbeizog und sich gemächlich nieder ließ. „Du giebst Dir mit dem Burschen unendlich viele Müde, Deine besten Gedanken verschwendest Du an ihm, der Kerl begreift sie nur nicht. Sal bern, ich will Dir einen guten Rath geben. Schaff' Dir einen Hund an, einen sehr großen. Solch ein Thier ist gelehriger, alS Dein Bursche, und wenn Du ihn allzu sehr quälst, so beißt er zum wenigsten." Der Lieutenant blickte den Doctor prüfend an. Er wußte nicht, ob seine Worte Ernst oder Spott waren. DaS ernste, ruhige Gesicht desselben täuschte ihn. „Auf Ehre, Du hast Recht, Doctor!" rief er endlich, indem er lebhaft aussprang. „Ich werde mir einen großen Hund anschaffen, entweder eine Dogge oder einen Newfoundländer. Und waS das Beißen anbelrifft, sei obne Sorge, dagegen giebt es Respekt und Maulkörbe. Ich lasse mich über haupt nie beißen, nickt einmal von dem Major." Er zündete sich eine Cigarre an, setzte Cigarren und Licht neben den Doctor und warf sich wieder auf das Sopha. Auch der Doctor zündete eine Cigarre an, um das Lachen zu verbergen, das er nicht mehr zurück zuhalten vermochte. „Was hast Du denn wieder mit dem Major?" fragte er. Er hatte den Vorfall bereits durch Sal- dern's Kameraden erfahren. „Pah! Nichts Habrich mit ihm, aber der Mensch mischt sich in alle Sachen", erwiderte der Lieutenant. „Kümmere ich mich doch nicht darum, daß er seine Töchter in abgewaschenen Kleidern geben läßt und die Hälfte seiner Gage vertrinkt. Kommt er mir noch einmal so, so werde ich ihm den Standpunkt klären. Auf Ehre, ick thue eS!" „Was hast Du denn mit ihm?" wiederholt« der Doctor noch einmal. „Kennst Du die kleine Treumann?" fragte Saldern. „Ich meine die Tochter des Rentiers, dort, — dort hinten an der Straßenecke," „Ich kenne sie, aber für ihre achtzehn Jahre ist sie vollkommen groß genug. Sie ist so groß, als Du." „Mensch, so widersprich doch nicht immer!" rief Saldern, der sich einmal in einer gereizten Stimmung befand, „Ich weiß, daß Du klüger 27 bist, als ich, weil Du Medicin studirt hast, allein von Pferden und Mädchen verstehst Du nichts. Klein nenne ich jede Person, die hübsch ist, ob sie nun nebenbei groß ist, ist ganz Nebensache." „Nur weiter", warf der Doctor ein. „Ich habe es auf diese kleine Treumännin ab gesehen", fuhr der Lieutenant fort. „Noch ist es mir nicht gelungen, an sie zu kommen, denn der Alte, nämlich der Rentier, bewacht sie wie ein Drache. Ich wollte ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken, sie sollte einmal sehen, wie famos meine Stute springt. Als ich gestern spazieren ritt, saß sie am offenen Fenster. Sie sah mich. Obne Zö gern gab ich der Stute die Sporen und setzte über das niedrige Stacket weg. Sie schrie laut auf. Ich grüßte hinauf, warf das Pferd herum und setzte wieder zurück. Es ging superb. Die Licse ist seit einem Jahre nicht so wundervoll gesprungen, hat aber auch eine Ration Hafer mehr bekommen. In dem Garten hat sie indeß ?im'ge Blumen, welche der alberne Rentier gerade an dieser Stelle gepflanzt hatte, zertreten, und nun ist er zum Major gelaufen und hat geklatscht. Der bat sich nun nach der Parade ein schreckliches Dienstgesicht vorgeschnallt, ries mich zur Seite, zupfte an seinen drei langen Schnauzbarthaaren und brachte so etwas wie eine Art Zurechtweisung vor. Das hat mich geärgert von dem Menschen, und nun will ich es gerade auf die kleine Treumännin abseben, — ikm und dem Alten zum Trotz!" (Fortsetzung folgt.) Kirchen-Nachrichten von Wilsdruff im Monat December 1867. Getaufte: Georg Alwin, Mstr. Karl Heinrich Ritter's, Bürg, und Schneiders hier, Schn; — Karl Alfred, Karl Gottlob Müller's, Bürg, und TuchbändlerS hier, Sohn; — Otto Richard, Fried rich Otto Weißbach'«, Partikuliers u. Einw. hier, Sohn; — Clara Martha, Ernst Louis WegerKt'S, ans. Bürg, und Gutsbesitzers hier, Tochter; — Otto Theodor, Mstr. Ernst Julius Krause's, Bürg, u. Schuhmachers hier, Sohn; — Anna Martha, Karl Gottlob Barth's, ans. Burg. u. GutSbesitzers hicr, Tochter; — Moritz Richard, Ernst Heinrich Moritz Hoyer's, ans. Bürg. u. Baumeisters hier, Sohn; — Marie Antonie, Gottfried Rudolph Samuel Reichel'«, Erbgerichls- u. Gasthoisbesitzers in Grumbach, Tochter; — Clara Franziska, Trau- - gott Leber. Bellmann's, Handelsmanns u. Einw. in Grumbach, Tochter; — Außerdem ein unehel. Sobn und eine unehel. Tochter. Getraut: Vscsl. Beerdigte: Pauline Hedwig, August Hermann Schönherr's, Bürg-, Kauf- u. Handelßherrns hi-r, Tochter, 5 I. 7 Bk. 4 T. alt;—Oda Angelika, Hin. Johann Christoph Heinrich Beck's, Rectors und 1. Knabenlehrers hier, cinz. Tochter, 2 M. 15 T. alt; — Frau Emiln Pauline verw. Glaser- meister Kretzschmar hier, geb. Tamme, 51 I. 3 M. 22 T. alt; — Mstr. Karl Friedrich Lehmann, Bürg-, Schuhmacher und zuletzt Hospitalit hier,