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Wochenblatt für Wilsdruff Tharand, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Äml 8 ktatt für das Königl. Oerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath da^lbff -fceitag, den 6. März l868. 10. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lore uz. Don dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrs ans beträat 10 Ngr. und ist jedesmal vor auszu bezahlen. S-mmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an Anzeigen, welche lm nächsten Stuck erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaktion», als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bi- längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur aeaen sofortige Bezahlung besorgt etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blatte» entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. ' Die Medaetinn Umschau. Schon seit längerer Zett gingen Gerüchte darüber, daß Oesterreich an Sachsen noch bedeutende Forde rungen aus dem Kriege von 1866 geltend mache. Balv sprach man von 600000, bald von 2,000000 Gulden. Sicher ist, daß sich in Dresden ein höhe rer österreichischer Offizier aushält, der mit unserer Regierung über die Höhe der Summe verhandelt, die noch nach Wien gehen soll. 10 Mill, nach Berlin, und nun auch noch nach Wien? fragen sich die Sachsen verwundert. — Es heißt, daß der sächsische KriegSminifler, v. Fabrice, das Commando eines preuß. Armee- corps erhalten und der bisherige Militärbevoll mächtigte in Berlin, Oberst v. Brandenstein, KriegS- mmtster werden solle. — In West- und Ostpreußen, besonders in der außerordentlich fruchtbaren Gegend von Murtenburg und Elbing, leben mehrere Tausend Mennontten, denen ihre Religion verbietet, Blut zu vergießen. Preußen hat sie als stille, friedliche Leute und flei ßige Landwirthe geschätzt und ihnen gestattet, für den Militärdienst eine Geldsumme zu erlegen. Seit Gründung des norddeutschen Bundes geht das nun nicht mehr, denn andere Staaten dürfen auch keine Ausnahme machen. Die Mennontten beabsichtigen nun, nachdem eine Petition in Berlin fruchtlos geblieben ist, nach Rußland auszuwandern, wo man sie mit offenen Armen aufnehmen wird und wo sie sehr viele Glaubensgenossen finden. — Die preuß. Regierung ist fest entschlossen, von den 16 Mill., die der König von Hannover erhal len sollte, keinen Thaler wegzugeben, bi» der König Georg sich rn seine Absetzung fügen wird. Der Graf Pmten, der am Hofe in Hietzing die Fäden spinnt, die Preußen erwürgen sollen, wird wegen Hochverraths vor dem StaatSgerichtShofe angeklagt werden. — Die Thatsache, daß ein preußischer General, v. Beyer, in Baden zum Kriegsmtnister ernannt worden ist, hat in Paris und Wien stark ver schnupft. Man will darin einen Druck von Ber lin aus sehen. — " Bei der Berathung des Budgets in Wien stellte sich heraus, daß Oesterreich sür seine Ge stüte an Ländereien über 200000 Acker und an Gelb über 13 Millionen Gulden braucht. Jeder Hengst kommt dem Staate über 6000 Gulden zu stehen. Viele Abgeordnete find sür gänzliche Aufhebung des GestütwesenS, andere wollen nur die kostspielige Verwaltung ändern. — Am 28. Febr. starb in Nizza, wo er sich die Gesundheit wieder holen wollte, König Ludwig 1. von Baiern im Alter von fast 82 Jahren. Die Stadt München hat ihm viel zu verdanken; eine große Zahl der schönsten Bauten rühren von ihm her. Als Dichter hat er sich einen Namen gemacht. Auch der LudwigScanal, der die Verbindung zwi schen Rhein und Donau herstellt, legt Zeugniß da für ab, daß König Ludwig da» Beste seines Volkes iw Auge hatte. Wenn trotzdem sein Andenken nicht überall gesegnet wird, so liegt das darin, daß er die Pfaffenpartei, die ohnehin in Baiern sehr mäch, tig ist, auf eine Weise begünstigte, daß alle Macht in deren Händen ruhte und die Protestanten aus jede Weise znrückgefetzt, hier und da sogar verfolgt wurden. Das Jahr 1847 führte die berüchtigte Lola Montez nach München, die bald einen so ge waltigen Einfluß aus den König ausübte, daß bas verhaßte Ministerium fiel. Das Betragen der spa nischen Tänzerin wurde aber bald so anstößig, daß Unruhen ausbrachen; der König legte die Regie rung in die Hände seines Sohnes und zog sich in'-