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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das König!. Oerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 29. Kooemker l867 48 Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. von dies» Zeitschrift erscheint all« T""age M« Nummtt.^^r lv Ngr. und ist jedesmal vorauSzubezahl«». ^5"," in ^lLUsdruff sowohl (in der Redaction), al- auch «n»?t-.n, welch, im nächsten Stuck .rschtm.ns-ll^ 8 Uhr «beten, Inserate nur gegen E.... r...... rLi"" Umschau. Der preußische Staat lebt jetzt wirklich auf großem Fuße. Die Einnahmen des Haushalts für 1868 sind aus 169,862,000 Thaler veranschlagt. Unter den Ausgaben erregten Aufmerksamkeit 720,000 für geheime militär politische Zwecke, l Mill. Thaler an den Großyerzog von Oldenburg, 8,891,000 Lhlr. an den Herzog von Nassau, 16 Millionen Thaler an Georg von Hannover. — Am Dienstag flieg im Hotel Royal in Berlin «iu Fremder ab und verlangte 5 Zimmer. Aus die Frage, ob Begleitung folge, wurde die Antwort er» lhetll: „Der Erzengel Michael bedürfe so vie ler Räumlichkeiten." Bald erfuhr man im Hotel, daß der Erzengel Michael die Mission habe, den König am 20. b. M. in der Schloßkapelle zu krönen und daß diesem Acte bis zum 29. d. M. großartige Festlichkeiten folgen sollten. Dem Ministerpräsiden ten Grasen Bismarck gingen feiten des Fremden umfangreiche, daraus bezügliche Schriftstücke zu. Am Mittwoch Vormittag» erschienen in dem Hotel Poli zeibeamte, welche den geisteskranken Gast zur Be gleitung zu bestimmen wußten und ihn mit seinen Reiseeffecien nach bcm Molkenmarlte führten. Wie verlautet, ist der plötzlich erschienene Erzengel Michael ein etwa 25 Jahre alter Fabrikbesitzer Michel aus de< Umgegend von Stuttgart. — Sämmiliche Verwaltungs-Beamte des Nord deutschen Bundes sollen uniformirt werden. Was wird das für eine Pracht werden: steife, bordirte Kragen, lange weiße Schoßweste, Rohrstock mit goldenem Knopf u. s. w. Vorsichtige Geister haben schon vorzearbeitet. — Die Freimaurer in Hannover spüren zu ihrer Ueberraschung, daß auch sie von Berlin an- nektirt worden sind. Sie sollen fortan nicht mehr ihre eigene Großloge haben, sondern unter einer Berliner Großloge stehen. Viele Mitglieder scheiden lieber aus. — Als Beweis, wie wüthcnd die Pfaffen auf Herrn von Beust sind, führen wir zwei Stellen au- . -m. die ganz in ihrem Solde steht: 1) Der Reichskanzler hat sich zum Livrrebe- biensen her Wiener Juden virmielhct; 2) Herr v. Beust geht auf den Ruf der Wiener Blätter apportireno i» In Tirol warnen dir Geistlichen vor einigen Wiener Zeitungen; Gast- wirthe, die diese Blätter halten und auslegcn, ris- kirten ihr Seelenheil. — In Wien ist's jetzt mit dem Straßenraub und den nächtlichen Einbrüchen nicht mehr auszu halten. Obschon die Polizei ein sehr wachsames Auge und bereits eine Diebesbande von 67 Mann eingezogen hat, so wollen doch die Diebstähle kein Ende nehmen. — Im vergangenen Jahre, nach den großen Erfolgen des preußischen Heeres, wollte der Kaiser Napoleon in Frankreich ebenfalls die allgemeine Wehrpflicht einführen. Er hat sich aber anders besonnen und Stellvertretung und Loskauf gelassen. Warum? Wahrscheinlich ist es ihm lieb, wen» die gebildeten Stände nicht im Heere vertreten sind, dann bleibt es ein gefügigeres Werkzeug) und kann auch gelegentlich gegen di« Franzosen ver wendet werden. — Geschickte Aerzte, welche Garibaldi's Feldzug beiwohnten, berichten über die Wirkung der Chasse- pot-Gewehre: „Die große Menge von Geschos sen, welche diese Feuerwaffen in wenigen Minuten über ein Schlachtfeld ausstrcuen, vermag viele Sol daten kampfunfähig zu machen; wegen der außer ordentlichen Kleinheit der Geschosse aber sind die dadurch verursachten Wunden selten tydtlich. Di;